S_252_ddeutsche_Zeitung_-_11_09_2019

(vip2019) #1
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von harald freiberger

E

s ist eine der großen Herausforde-
rungen für die Politik in Deutsch-
land, den Geringverdienern mehr
zu geben und dafür die Besserverdiener
anzuzapfen. Umverteilung ist ein Thema
geworden, da die Schere zwischen Arm
und Reich in den vergangenen 20 Jahren
bedenklich auseinandergegangen ist.
Wer hat, dem wurde gegeben, weil die
Preise für die Immobilien und Aktien der
Vermögenden enorm gestiegen sind, wäh-
rend die Ersparnisse vieler Geringverdie-
ner wegen der niedrigen Zinsen nichts
mehr abwerfen.
Die SPD diskutiert, per Vermögensteu-
er umzuverteilen. Aber das würde zu
kurz greifen. Wichtiger ist etwas Grundle-
genderes: Gerade Leute mit geringen Ein-
kommen sorgen falsch für das Alter vor
und drohen deshalb in Altersarmut abzu-
driften, während die Vermögenden ei-
nem immer behaglicheren Ruhestand
entgegenblicken. Es wäre die Aufgabe
der Politik, diesem Zustand entgegenzu-
wirken.
Doch das SPD-geführte Finanzminis-
terium macht genau das Gegenteil: Statt
gerade Leute mit weniger Geld anzure-
gen, stärker auf dem Kapitalmarkt mit
Aktien und Anleihen für das Alter vorzu-
sorgen, schreckt sie diese davon ab. Die
Folge ist, dass sie ihr Geld weiter unver-
zinst auf dem Sparbuch, in Festgeld und
Tagesgeld liegen werden lassen. Konkret
geht es um mehrere Gesetzesvorhaben,
die von Januar 2020 an in Kraft treten sol-
len. Anlegerschützer sind dabei auf eine
Reihe bedenklicher Punkte gestoßen. Sie
rufen nun im Internet unter dem Stich-
wort „Steuerirrsinn“ zu einer Unterschrif-
tenaktion auf, mit der Bürger SPD-Fi-
nanzminister Olaf Scholz ihren Unmut
kundtun können.
Drei Beispiele: Eine Finanztransakti-
onssteuer war nach Ausbruch der Finanz-
krise eigentlich dafür gedacht, hochris-
kante Spekulationen einzudämmen. Nun
steht sie nur noch allgemein im Gesetz-
entwurf, und sie soll in erster Linie auf Ak-
tien und Aktienfonds erhoben werden.
So, als wäre die Beteiligung an Unterneh-
men ein großes Übel. Dabei ist sie lang-
fristig die sinnvollste und rentabelste
Art, Geld anzulegen, die zudem der Volks-
wirtschaft nutzt, weil sie dieser Kapital
für Investitionen zur Verfügung stellt.

Dann der Solidaritätszuschlag: Das
Bundesfinanzministerium will ihn be-
kanntlich abschaffen, nur für Vermögen-
de soll er erhalten bleiben – es ist der Ver-
such der Umverteilung, bei dem sich erst
zeigen muss, ob er mit dem Grundgesetz
vereinbar ist, vor dem ja alle gleich sein
sollen. Bisher fast unbemerkt soll der Soli-
daritätszuschlag aber nicht nur für die
Reichen erhalten bleiben, sondern für Ka-
pitalerträge aller Art, und zwar unabhän-
gig von der Höhe des Einkommens. Auch
das ist ein sicherer Weg, um normalen
Sparern das sinnvolle Anlegen zu verlei-
den, das solche Kapitalerträge abwerfen
würde.
Und schließlich die Verlustanrech-
nung: Fällt eine Aktie oder Anleihe, etwa
wegen Insolvenz des Unternehmens,
komplett aus, sollen Anleger dies künftig
nicht mit Gewinnen aus anderen Wertpa-
pieren verrechnen dürfen, so sieht es der
Gesetzentwurf vor. Betroffen davon sind
besonders Investoren zahlreicher notlei-
dender Mittelstandsanleihen – ein Bör-
sensegment, das vor Jahren geschaffen
wurde, um gerade normalen Anlegern Zu-
gang zum Kapitalmarkt zu verschaffen.
Sie verbrannten sich damit die Finger,
weil Unternehmen unkontrolliert Anlei-
hen ausgaben, die schon am Rande der
Pleite standen. Als ob das nicht genug wä-
re, sollen die Anleger nun auch noch vom
Fiskus geschröpft werden.
Jeder dieser Punkte aus dem Gesetz-
entwurf ist dazu angetan, Sparer zu ver-
schrecken, die vom Sparbuch wegkom-
men wollen. In ihrer Kombination sen-
den die Pläne ein fatales Signal aus: Es
lohnt sich für viele Sparer nicht, sich auf
dem Kapitalmarkt zu engagieren. Die
Bundesregierung sollte alles fördern,
was Sparern hilft, in Aktien und Anleihen
zu investieren. Und sie sollte alles vermei-
den, was dies verhindert.
Dies ist auch eine Frage der sozialen
Gerechtigkeit. Denn die Vermögenden
wissen schon, wie sie ihr Geld gewinn-
bringend anlegen. Verschrecken lassen
sie sich nicht so leicht.

Frankfurt – Das mit dem vegetarischen Es-
sen ist ein guter Gradmesser dafür, wie ein
Gastgeber wahrgenommen werden will.
Bei Festen der Grünen gibt es oft Tofubäll-
chen, jedenfalls selten Fleisch. Wir sind
nachhaltig, ist da die Botschaft. Bei der
wichtigsten VW-Party des Jahres wurden
Burger mit einem Tofu-Bratling serviert.
Es ist zumindest stimmig zum Gesamt-
konzept dieses Konzernabends. Volkswa-
gen 2019, das ist eine Unternehmung, die
den alten Dreck hinter sich lassen will, das
Dieselthema vor allem. „Hat VW etwas zu
verbergen?“, fragt die Moderatorin. Aber
diesmal ist nur der riesige Vorhang ge-
meint, der den Messestand zunächst ver-
hüllt. Weiß ist er, das erinnere an den Neu-
anfang, sagen die Marketingmenschen an
diesem Abend, an ein weißes Blatt Papier.
Dreieinhalb Jahre haben sie an ihrem ers-
ten Elektroauto gebastelt, dass sie ID 3 nen-
nen und das sich hinter dem Vorhang ver-
birgt. Nach dem Käfer und dem Golf soll
dieses elektrische Modell nun die Geschich-
te fortschreiben, sogar das VW-Logo ha-
ben sie dafür irgendwie modernisiert. All
die juristischen Zwistigkeiten, die Kosten
des Aufräumens, das schlechte Ansehen,
der große Ernst soll endlich mal weichen:
An der Wand taucht in Übergröße sogar
auf: „Sense of humor“ – die Automen-
schen hier wollen jetzt ernsthaft lustig wer-
den, offenbar.
Der Schwung erreicht für den Moment
sogar die großen Elektroauto-Zweifler im
Konzern, von denen es viele gibt. Wolfgang
Porsche, 76 Jahre alt und vorderster Vertre-
ter der Eigentümerfamilien, hatte vor weni-
gen Monaten noch arge Bedenken ange-
meldet, ob die Kunden wirklich so viele
Elektroautos wollen. An diesem Abend legt

der seine Stirn nicht so sehr in Falten. Über
die möglicherweise kurz bevorstehende
Anklagen der Staatsanwaltschaft gegen
Konzernlenker Herbert Diess und gegen
Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch im
Zusammenhang mit der Dieselaffäre wolle
er gerade nicht nachdenken. Letzterer
steht ein paar Meter weiter, sagt zu seinem
juristischen Problem, mit durchgedrück-
tem Rücken: „Jetzt warten wir mal an, was
es für Post gibt.“ Er lobt Herbert Diess
(„gibt der E-Mobilität ein Gesicht“) und
Bram Schot, den Chef der Konzerntochter
Audi („gute Arbeit“) – und behauptet dann
sogar, dass die Proteste der Klimaschützer
draußen vor den Toren das Unternehmen
motivieren würden.
Da geht es dem Eigner dann doch ein
bisschen anders. Er wolle auch nicht über

die Proteste der „Freitagsleute“ gegen die
wichtigste Industrie Deutschlands spre-
chen, sagt Wolfgang Porsche: „Jetzt sind
wir hier und schauen den ID 3 an!“ Der ge-
fällt ihm offenbar, jedenfalls habe er bald
keine Angst mehr, von Stuttgart nach Mün-
chen zu fahren mit einem Elektrowagen.
Das schaffen die ja offenbar, sagt er. Und
das sei nötig, jetzt schaut der freundliche,
weißhaarige Herr sehr bestimmt. Volkswa-
gen habe „nicht mehrere Schüsse“ bei der
Neuausrichtung: „Das muss sitzen.“
Und er scheint daran zu glauben, dass es
so kommt. Jedenfalls mag er einen Ein-
stieg beim E-Auto-Pionier nicht ausschlie-
ßen. „Tesla?“, sagt er lächelnd, „der ist im
Moment viel zu teuer.“ Was kein Nein ist.
Aber vielleicht doch Ausdruck des neuen
VW-Humors. m. hägler, c. kunkel

Elektro-Mobilität. Das E-Wort ist bei vie-
len Autobauern ein Synonym für bevor-
stehenden Umsatzrückgang, Gewinnein-
bruch, Jobabbau. Kurz: für Krise. Aber
ausgerechnet der Hersteller von schnel-
len, durstigen und lauten Turbo-Flit-
zern sieht in der Batterie eine Chance
statt eine Gefahr: Porsche hat am Mon-
tag in Stuttgart seine neue Fabrik für das
erste reine Strom-Modell „Taycan“ eröff-
net. Dort werden 1500 neue Arbeitsplät-
ze geschaffen. Das ist dann doch so be-
merkenswert, dass auch Bundesver-
kehrsminister Andreas Scheuer (CSU)
und Baden-Württembergs Ministerprä-
sident Winfried Kretschmann nach Zuf-
fenhausen kamen.
Der Landesvater lobte den Sportwa-
genhersteller in einer für einen grünen
Politiker überschwänglichen Weise: „Da
ist ihnen ein Kunststück gelungen“, sag-
te Kretschmann in der Montagehalle
über den 761 PS starken Batterieflitzer.
Der Taycan zeige, dass „E-Mobilität
auch Spaß macht“.

Porsche-Chef Oliver Blume spricht
vom Beginn einer „neuen Ära“. Der Tay-
can definiere nicht nur die E-Mobilität
neu, sondern auch das Unternehmen
Porsche (das bisher vor allem von soge-
nannten Petrol-Heads verehrt wird). Die
Beschleunigung von null auf 100 km/h
in 2,8 Sekunden wird die Traditionalis-

ten wohl zufriedenstellen, auch der Preis
passt in die Porsche-Welt: Los geht’s ab
150 000 Euro. Dennoch liegen bereits
30 000 Vorbestellungen vor, die Ausliefe-
rung in Deutschland startet Anfang
2020.
Wolfgang Porsche, Enkel des Firmen-
gründers Ferdinand Porsche und Chef
des Aufsichtsrats, preist den Taycan als
„sensationell“. Weniger emotional fällt
sein Blick in die Zukunft der Industrie
aus: Die basiere „langfristig nicht auf
Verbrennern.“ Nach der Eröffnung der
Taycan-Fabrik fuhr an dem S-Bahn-
Halt vor der Porsche-Zentrale ein ICE
vor. Er brachte alle Porscheaner nach
Frankfurt. Porsche fährt mit dem Zug
zur IAA – die Zeiten scheinen sich wirk-
lich zu ändern. stefan mayr

Automesse IAASo politisch war das Branchentreffen lange nicht – neue Fahrzeuge werden aber auch noch gezeigt


von max hägler, christina
kunkel und stefan mayr

Frankfurt – Ein dicker, neongelber Strich
auf dem Boden trennt die zwei Welten. Auf
der einen Seite: Die kleinen, elektrischen
Smart-Wagen, am äußersten Rand des
Daimler-Messestands. Im Zentrum: Gro-
ße, dicke Brummer. Wie das SUV-Coupé
GLE, das auf der IAA 2019 seinen ersten
großen Auftritt hat. Fünf Meter lang, fast
zwei Meter breit, mehr als zwei Tonnen
schwer. Understatement sieht anders aus.
Wenige Tage nach dem Unfall eines SUV
in der Berliner Innenstadt, bei dem vier
Fußgänger starben, zeigt sich auf der Auto-
messe: An den Stadtgeländewagen kommt
kein Hersteller vorbei, auch wenn diese Ko-
losse auf vier Rädern zunehmend in der
Kritik stehen. Die Autobauer finden sich
mehr denn je in einer Verteidigungshal-
tung, dabei winden sich die Konzernchefs
zwischen diversen Widersprüchlichkeiten.
So spricht der neue Daimler-Boss Ola Källe-
nius von „begehrenswertem, zeitgemä-
ßem und nachhaltigem Luxus“. Dieser
zeichne sich aus durch „Konzentration auf
das Wesentliche und nicht durch Opulenz.“
Das klingt gut, aber die bisherigen
Strom-Modelle aus dem Hause Mercedes
sind große wuchtige Geräte: Der EQC ein
SUV, der EQV ein Van. Und das neue Kon-
zept-Auto EQS, das Källenius erstmals
zeigt, ist ebenfalls eine mehr als zwei Ton-
nen schwere Luxuslimousine. Mit einem

neuen, reinen Batterie-Antrieb zwar, aber
ob solche Dickschiffe die Platzprobleme in
den Innenstädten lösen, ist fraglich.
Bei BMW sieht es ein bisschen so aus,
als schäme man sich für sein neuestes
Schiff, den SUV X6. Was vor ein paar Jah-
ren noch ganz vorne auf der Bühne ge-
glänzt hätte, steht diesmal ein bisschen ver-
steckt abseits des Rampenlichts..
Ein Thema zieht sich wie ein roter Fa-
den durch die Gespräche: Ja, sie meinen es
jetzt wirklich ernst mit den Klimazielen
und den CO2-Grenzwerten. Bei VW redet
man von einer „neuen Ära“, will die alte,
dieselbelastete Vergangenheit hinter sich
lassen. Kein Konzernchef kommt in diesen
Tagen ohne den Hinweis aus, dass die Kli-
makrise das wichtigste Thema sei.

Beim Gang durch die Messehallen ent-
steht trotzdem der Eindruck, dass die Her-
steller weiterhin auf möglichst große und
schnelle Autos setzen. Wie immer ist von
Top Speeddie Rede, von Luxus, Freiheit
und Wohlstand. VW-Chef Herbert Diess
spricht davon, dass das Auto „eine große
Zukunft hat“. Beim Blick auf die neuen Mo-
delle vieler Hersteller möchte man den
Satz eher umdrehen und sagen, dass „gro-
ße Autos Zukunft haben“. So wirkt auch

der neue BMW-Chef Oliver Zipse ein biss-
chen verloren neben dem großen elektri-
schen Konzeptfahrzeug, das zeigen soll,
wie sich die Münchner die automobile Zu-
kunft vorstellen.
Wenn es gut geht, erwirtschaften die
Elektroautos irgendwann eine kleine ein-
stellige Umsatzmarge. Bei Limousinen blei-
ben aktuell geschätzt etwa acht Prozent
Marge, bei SUVs manchmal das Doppelte.
In Deutschland war 2018 bereits jedes drit-
te zugelassene Auto ein SUV, in Amerika
sind es jetzt schon über 60 Prozent. VW
rechnet damit, dass 2025 jedes zweite ver-
kaufte Auto ein SUV sein wird – trotz der
Elektro-Offensive mit dem Kompaktwa-
gen ID3.
Die Argumente der Hersteller für die
SUVs ähneln sich, natürlich. Vor allem wird
immer der Kundenwunsch genannt, auch
bei BMW: „Mit unserem Portfolio versu-
chen wir bestmöglich die Bedürfnisse unse-
rer Kunden in unterschiedlichen Regionen
der Welt abzudecken“, sagt Finanzvor-
stand Nicolas Peter. Ja, und man brauche
Diskussion: „In den Metropolregionen
muss sich etwas ändern.“ Mehr öffentli-
cher Nahverkehr etwa und weniger Park-
suchverkehr. Aber die Diskussion müsse
auch eine Relativierung vertragen, mahnt
Peter: Die BMW-Modelle X5 und X7, die
hier zunehmend in der Kritik stehen we-
gen ihrer Größe, seien „aus Sicht der Ameri-
kaner keine sehr großen Autos“. Zudem
dürfe man nicht vergessen: Die Entwick-

lung der Wagen sichere Arbeitsplätze in
Deutschland.
Die Autoindustrie hat mit immer mehr
hochgebockten Modellen einen Bedarf ge-
weckt, den die Autokäufer nachfragen.
Selbst bei Opel, sicher nicht in erster Linie
bekannt für große, schwere Autos, rechnet
Konzern-Chef Michael Lohscheller damit,
dass der Markt vor allem bei den SUVs wei-
ter wachsen wird. Aber so ein Modell als

Markenflaggschiff? Das möchte Lohschel-
ler nicht. Bei Daimler dagegen ist jedes drit-
te verkaufte Auto ein SUV. Warum die Wa-
gen begehrt sind, erklärt Ola Källenius so:
„Sehr viele Kunden mögen die souveräne
Fahrposition, vor allem Frauen schätzen
das.“ Dazu habe so ein Siebensitzer einen
Nutzwert, wenn man drei Generationen in
einem Fahrzeug unterbringt.
Andererseits befeuern die gesetzlichen
Vorgaben sogar den Trend zu besonders
schweren Wagen. Zwar muss jeder Herstel-
ler ab 2021 bestimmte Flottengrenzwerte
einhalten. Aber wie hoch dieser Wert ist,
wird für jede Marke individuell festgelegt.
Und dabei gilt: Je schwerer die Flotte, desto
höher der Grenzwert. Dabei fließen auch
die von Haus aus besonders schweren Elek-
tro-Fahrzeuge mit ihrem hohen Gewicht in

die Berechnung ein. Und so kann ein Zwei-
einhalb-Tonnen-Elektroauto den Flotten-
grenzwert nach oben schrauben, was dann
natürlich wieder den dicken Wagen mit Ver-
brennungsmotor zu Gute kommt.
Der Chef des Zulieferers Continental, El-
mar Degenhart, warnt in der Debatte da-
vor, die Umwelt alleine in den Blick zu neh-
men, das habe mitunter gegenteilige Fol-
gen an anderer Stelle. So sei das Ziel rich-
tig, dass die CO2-Werte bei Autos runterge-
hen, auf durchschnittlich 95 Gramm pro Ki-
lometer im Jahr 2021. Das ist nur über Elek-
troautos zu erreichen, auf seinem Stand
gibt es denn auch etliche Bauteile zu besich-
tigen. „Aber das muss finanziert werden
und deshalb verkaufen die Hersteller rendi-
testarke SUV, müssen das sogar machen.“
Ändere der Staat hier nun den Rahmen,
dann könnten die Dinge aus dem Gleichge-
wicht geraten: Es gehe um Ökologie, um
Wirtschaftlichkeit, aber auch um soziale
Aspekte. Würden die ertragreichen Felder
nun zu stark beschnitten, dann würden
Jobs wegfallen, dann bekäme der Staat we-
niger Steuern. Continental kennt das, gera-
de laufen harte Verhandlungen mit dem Be-
triebsrat, weil im Angesicht der Elektromo-
bilität vielleicht Werke für Verbrennerteile
geschlossen werden müssen. Laut Degen-
hart sollten Staat und Gesellschaft einen
Rahmen setzen, aber nicht alles im Klein-
Klein verbieten; „Wenn SUVs verboten wer-
den, welche sind gemeint? Und was verbie-
ten wir als nächstes?

Vorbild in Teilzeit
Die Personalvorständin
des Versandhändlers Otto setzt
sich für andere Mütter ein 16

Mietrechnung
Der Büro-Anbieter We Work
wollte groß an die Börse,
doch das wird schwierig 17

Aktien, Devisen und Rohstoffe 20,

 http://www.sz.de/wirtschaft

DEFGH Nr. 210, Mittwoch, 11. September 2019 15


ANLEGERRECHT

Das verschreckt


die Sparer


Weiße Bühne und Tofu


Volkswagen zeigt sein neues E-Auto und will die Vergangenheit hinter sich lassen Elektrischer Vorbote


Porsche eröffnet seine Taycan-Fabrik mit prominenten Gästen


In schwerem Gelände


Eigentlich soll in Frankfurt das Blech schön verkaufsfördernd glänzen. Doch plötzlich stehen die deutschen Autokonzerne
mitten in der öffentlichen Kritik: Wie schädlich sind die SUVs, mit denen sie so viele Milliarden verdienen?

Die Porsche-Mitarbeiter fahren
mit dem Zug zur IAA

Elmar Degenhart vom
Zulieferer Continental fragt:
„Was verbieten wir als nächstes?“

Die Bundesregierung sollte alles
fördern, was dazu anregt,
am Kapitalmarkt zu investieren

Die Konzernchefs wirken
etwas verloren neben den
überdimensionierten Autos

HEUTE


WIRTSCHAFT


Beim Porsche Taycan schwärmt selbst
ein Grünen-Politiker: „Da ist ihnen ein
Kunststück gelungen.“ FOTO: BLOOMBERG

Wie stellen sich die Konzerne die Mobilität der Zukunft vor? Auf der IAA zeigen sie Designstudien, wie Autos bald aussehen könnten. Hier der „iNext“ von BMW – ein elektrischer SUV. FOTO: QILAI SHEN/BLOOMBERG

Schau her: VW-Chef Diess vor dem ID3, der E-Mittelklasse. FOTO: R. ORLOWSKI/REUTERS
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