Die Welt Kompakt - 18.09.2019

(vip2019) #1

WIRTSCHAFT MITTWOCH,18.SEPTEMBER2019 SEITE 10


Marktstimmung in Deutschland


WEuphorie WNiedergeschlagenheit
WBeschwingtheit WVerzweiflung
WGleichgültigkeit


gemessen am Angst-Index VDax



  • Aktuell -Vorheriger Handelstag


DAX
Name Schluss+/-52 Wochen
17.09.%HochTief
Adidas NA 270,80+0,86296,8178,
Allianz vNA 209,70 -0,29219,1170,
BASF NA 64,28 -2,1281,7755,
Bayer NA 66,85 -1,5079,9552,
Beiersdorf 110,05+1,99117,380,
BMW St 64,53 -0,8886,7458,
Continental 122,86 -1,59160,5103,
Covestro 43,98 -2,3173,8837,
Daimler NA 47,22 -1,7360,0040,
Deutsche Bank NA 7,31 -2,4710,635,
Deutsche Börse NA139,05+0,65139,8102,
Deutsche Post NA 30,72 -0,5032,0523,
Deutsche Telekom NA15,13+0,0115,8813,
E.ON NA 8,93+0,1710,268,
Fresenius 45,14 -0,6369,9038,
Fresenius M. C. St. 63,22+0,1691,7455,
HeidelbergCementHeidelbergCement 66,22 -2,4573,5251,
Henkel Vz. 93,94+1,05104,980,
Infineon NA 18,19 -1,7421,6213,
Linde PLC 174,25+1,46184,8130,
Lufthansa vNA 14,51 -0,1023,6612,
Merck 98,62 -0,88102,985,
Münch. Rück vNA 228,10+0,40231,5181,
RWE St. 26,35+1,7427,3816,
SAP 108,26+1,67125,083,
Siemens NA 97,01+0,32112,184,
thyssenkruppthyssenkrupp 12,89 0,023,509,
Volkswagen Vz. 155,84 -1,09164,0131,
Vonovia NA 43,10+2,5748,9338,
Wirecard 152,80 -0,55194,486,


FINANZMÄRKTE
DATEN VON


DaxPunkte Euro-Stoxx-50Punkte
17.09.12372,6117.09.3521,2617.09.12372,6117.09.3521,2617.09.12372,6117.09.3521,


Dow JonesPunkte Gold$/Feinunze
17.09.27022,9517.09.1506,8717.09.27022,9517.09.1506,8717.09.27022,9517.09.1506,


Name Schluss+/-52 Wochen
17.09.%HochTief


Name Schluss+/-52 Wochen
17.09.%HochTief
+0,86296,8178,
-0,29219,1170,
-2,1281,7755,
-1,5079,9552,
+1,99117,380,
-0,8886,7458,
-1,59160,5103,
-2,3173,8837,
-1,7360,0040,
-2,4710,635,
+0,65139,8102,
-0,5032,0523,
+0,0115,8813,
+0,1710,268,
-0,6369,9038,
+0,1691,7455,
-2,4573,5251,
+1,05104,980,
-1,7421,6213,
+1,46184,8130,
-0,1023,6612,
-0,88102,985,
+0,40231,5181,
+1,7427,3816,
+1,67125,083,
+0,32112,184,
0,023,509,
-1,09164,0131,
+2,5748,9338,
-0,55194,486,


17.09.%HochTief
+0,86296,8178,
-0,29219,1170,
-2,1281,7755,
-1,5079,9552,
+1,99117,380,
-0,8886,7458,
-1,59160,5103,
-2,3173,8837,
-1,7360,0040,
-2,4710,635,
+0,65139,8102,
-0,5032,0523,
+0,0115,8813,
+0,1710,268,
-0,6369,9038,
+0,1691,7455,
-2,4573,5251,
+1,05104,980,
-1,7421,6213,
+1,46184,8130,
-0,1023,6612,
-0,88102,985,
+0,40231,5181,
+1,7427,3816,
+1,67125,083,
+0,32112,184,
0,023,509,
-1,09164,0131,
+2,5748,9338,
-0,55194,486,

Die juristische Schlacht zwi-
schen Apple und der EU-Kom-
mission um die Rekord-Steu-
ernachzahlung von 13 Milliar-
den Euro in Irland ist voll ent-
brannt. Konzern bekräftigte
vor dem EU-Gericht in
Luxemburg, dass die Erträge
von zwei irischen Tochterfir-
men vor allem in den USA zu
versteuern gewesen seien. Die
Kommission warf Apple vor,
nur Verwirrung zu stiften. Sie
betonte ihre Sichtweise, dass
Irland die Steuern zu niedrig
angesetzt habe. Der iPhone-
Hersteller fühlt sich dagegen
doppelt zur Kasse gebeten:
„Apple zahlt jetzt rund 20
Milliarden Euro Steuern in
den USA auf dieselben Gewin-
ne, die laut der Kommission
auch in Irland besteuert wer-
den müssten.“ EU-Wettbe-
werbskommissarin Margrethe
Vestager hatte Apple 2016 auf-
gefordert, die Milliardensum-
me in Irland nachzuzahlen.


Showdown


für Apple in


Luxemburg


B

eschlossenist vor dem
Koalitionstreffen am
Donnerstag noch
nichts. Doch das Klima-
konzept der CDU zeigt bereits in
Umrissen, welche Anreize, Preise
und Verbote das Klimakabinett
der Bundesregierung am Freitag
beschließen könnte. Die Reaktion
der von WELT befragten Ökono-
men und Klima-Experten auf das
Maßnahmenpaket fällt allerdings
kritisch aus.

VON DANIEL WETZEL

So loben die befragten Wissen-
schaftler zwar das grundsätzliche
Bekenntnis der CDU zur CO 2 -Be-
preisung über einen Emissions-
handel. Kritisiert wird aber gleich-
zeitig, dass die Union diesem
marktwirtschaftlichen Instrument
offenbar nicht viel zutraut und vor
jeder Konkretisierung zurück-
schreckt. Anstatt staatliche Ein-
griffe zurückzunehmen und den
CO 2 -Preis wirken zu lassen, wie
Wirtschaftsexperten empfohlen
hatten, drohe nun die Fortsetzung
der bisherigen Planwirtschaft und
womöglich sogar das Abgleiten in
eine „Subventionsorgie“.
Für Christoph M. Schmidt, Prä-
sident des RWI Leibniz-Institut
fffür Wirtschaftsforschung, zeigtür Wirtschaftsforschung, zeigt
das CDU-Klimakonzept einen tief-
greifenden Wandel in der Wahr-
nehmung des Klimaproblems.
„Dass da jetzt ganz explizit eine
CO 2 -Bepreisung geplant wird, hät-
ten wir noch vor einem Jahr kaum
zu hoffen gewagt.“ Dieser positive
Eindruck werde allerdings „ge-
dämpft“ durch die große Zahl zu-
sätzlicher Eingriffe und Förder-
maßnahmen, die das CDU-Papier
dominieren.
„Mir hätte ein schlanker Text
genügt, der den CO 2 -Preis in den
Mittelpunkt des Klimaschutzes
stellt“, sagte der Chef der Wirt-
schaftsweisen: „Das Prinzip ‚viel
hilft viel‘, nach dem hier offenbar
vorgegangen wurde, hat die große
Gefahr, dass der CO 2 -Preis darin
untergeht und keine effektive Wir-
kung mehr entfaltet.“ Die zahl-

reich angekündigten Anreiz- und
Fördermaßnahmen sollen offenbar
ein Versäumnis der Vergangenheit
kaschieren, glaubt Schmidt: „Man
hat bislang nur sehr verschämt
darüber gesprochen, dass das Gan-
ze etwas kostet.“ Jetzt ziele ein
Großteil der Maßnahmen nur dar-
aaauf ab, Verbrauchergruppen vor zuuf ab, Verbrauchergruppen vor zu
hohen CO 2 -Preisen zu schützen.
Es hätte Aufgabe der politischen
Kommunikation sein müssen,
schon bei der Formulierung der
CO 2 -Ziele auf die absehbaren Ko-
sten hinzuweisen. „Umso wichti-
ger wäre es, zumindest jetzt darauf
hinzuweisen, dass der CO 2 -Preis
nicht der Kostentreiber ist, son-
dern nur der Bote der schlechten
Nachricht.“
„Noch ist kein roter Faden er-
kennbar, und dem Ganzen fehlt
der übergeordnete Rahmen“, kriti-
siert Brigitte Knopf, Generalsekre-
tärin des Mercator Research Insti-
tute on Global Commons and Cli-
mate Change, das CDU-Konzept:
„Der nationale Emissionshandel
fffür die Sektoren Verkehr und Wär-ür die Sektoren Verkehr und Wär-
me, als Instrument für eine durch-
gängige CO 2 -Bepreisung in
Deutschland, könnte diesen Rah-
men bieten.“ Allerdings solle die-
ser erst in einem zweiten Schritt
eingeführt werden, der Zeitrah-
men bleibe dabei völlig unklar, so
Knopf: „Es bleibt auch vage, wel-
che Rolle er genau spielen soll.“
Die Wirkung des CO 2 -Handels
solle laut CDU zwar zunächst
durch Mindest- und Höchstpreise
staatlich gesteuert werden, doch
werde hier keine konkrete Zahl ge-

nannt, moniert die promovierte
Physikerin, die auch der wissen-
schaftlichen Beratergruppe zur
VVVorbereitung des nächsten UN-orbereitung des nächsten UN-
Klimagipfels angehört. „Ob der
Höchstpreis beim Start dieses In-
struments bei 30 oder bei 70 Euro
liegt, ist entscheidend dafür, ob der
CO 2 -Preis das Leitinstrument
wird.“ Die Höhe des Preises ist für
Knopf „ein Indikator für die Ernst-
haftigkeit der Klimapolitik“. Damit
aaaber ist es womöglich nicht weitber ist es womöglich nicht weit
her. Nach den Berechnungen des
MCC wäre für 2020 ein Mindest-
preis von 35 Euro und ein Höchst-
preis von 70 Euro pro Tonne CO 2
angemessen, der dann bis 2030 auf
7 0 beziehungsweise 180 Euro stei-
gen müsste.
Doch „statt dem CO 2 -Preis Prio-
rität einzuräumen, stellt das Pa-
pier zunächst andere Maßnahmen
und Förderprogramme in den Vor-
dergrund“. Allerdings werde hier
wiederum „nichts dazu gesagt,
welche CO 2 -Minderung diese Maß-
nahmen bringen, was sie kosten
und ob sie sich nicht gegenseitig
widersprechen“. Für Knopf ist es
entscheidend, bis zum Beschluss
des Klimakabinetts zu klären,
„„„welche Rolle der Preis spielenwelche Rolle der Preis spielen
soll, wann er eingeführt werden
soll und in welcher Höhe“. Erst
dann sollten die übrigen Maßnah-
men priorisiert werden, so Knopf:
„Schließlich wäre es wichtig, je-
weils zu sagen, wie lange die Maß-
nahmen laufen sollen – damit wir
nicht in eine dauerhafte Subventi-
onsorgie hineinlaufen.“
Friedrich Heinemann, Leiter
des Forschungsbereichs Unterneh-
mensbesteuerung und Öffentliche
Finanzwirtschaft am ZEW Leib-
niz-Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung in Mann-
heim, lobt ausdrücklich, dass das
CDU-Papier „sehr stark das Poten-
zial eines sektorübergreifenden
AAAusbaus des Emissionshandels be-usbaus des Emissionshandels be-
tont“. Emissionszertifikate mit
gleichen Preisen für alle CO 2 -
Emissionen in Industrie, Energie,
Landwirtschaft, Verkehr, Gebäude
seien „der Königsweg zu einer effi-
zienten Emissionsreduktion“, sag-

te Heinemann WELT: „Der Atmo-
sphäre ist egal, wo die Tonne CO 2
eingespart wird, also sollten wir es
dort tun, wo es am günstigsten ist.
Und das gewährleistet ein mög-
lichst breiter Emissionshandel.“
AAAuch müsse man anerkennen,uch müsse man anerkennen,
dass sich das Dokument der Regie-
rungspartei mehrfach für mehr
Technologieneutralität ausspricht.
Eine bestimmte Technologie wie
zum Beispiel der Elektromotor
werde gegenüber Autogas oder
synthetischen Kraftstoffen nicht
privilegiert, lobt Heinemann: „Mit
all diesen Prinzipien setzt es sich
wohltuend ab von aktuellen Ver-
botsorgien, die andere Diskussi-
onsbeiträge zur Klimapolitik prä-
gen.“ Die Union habe aber „er-
kennbar Sorge vor den politischen
Folgen, wenn Privatpersonen mit
dem CO 2 -Preis zu sichtbar kon-
fffrontiert werden“, kritisiert derrontiert werden“, kritisiert der
Wirtschaftswissenschaftler. „Das
erklärt, dass dann doch wieder die
Angst vor der eigenen Courage
durchschlägt, zum Beispiel bei der
Idee von Maximalpreisen für die
Zertifikate im Kontext Verkehr“,
so Heinemann.
„Das ist inkonsequent.“ Zu die-
ser Inkonsequenz gehöre auch die
Überlegung, Pendler bei steigen-
dem CO 2 -Preis zu entlasten durch
eine höhere Pendlerpauschale. Ein
problematischer Ansatz, findet
Heinemann: „Pendler können der
CO 2 -Bepreisungja durch freie Ent-
scheidungen über ihr Transport-
mittel, inklusive alternativen An-
triebs des Pkws, entgehen. Sie be-
nötigen daher keine Entlastung bei
zu hohen CO 2 -Preisen. Das würde
die ganze Lenkungswirkung wie-
der konterkarieren.“
AAAuch bei Gebäuden zeigt sichuch bei Gebäuden zeigt sich
aaaus Sicht des ZEW-Finanzwissen-us Sicht des ZEW-Finanzwissen-
schaftlers die Angst vor der eige-
nen Courage: „Wozu benötigt man
noch eine Abwrackprämie für alte
Heizungen, wenn es gelingt, den
CO 2 -Ausstoß der Heizung konse-
quent zu bepreisen?“ Erneut wür-
den „politisch bedingte Rücksicht-
nahmen das eigentliche Ziel eines
umfassenden und einheitlichen
Preises unterlaufen“. Insgesamt

Das Klimakonzept


der CDU lässt


den Mut zu


einer effektiven


CO 2 -Bepreisung


vermissen, kritisieren


Klima-Experten


und Ökonomen


Warnung vor der


„Subventionsorgie“

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