Die Welt Kompakt - 18.09.2019

(vip2019) #1

DIE WELIE WELIE WELT KOMPAKTT KOMPAKT MITTWOCH, 18. SEPTEMBER 2019 WIRTSCHAFT 13


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Auch als


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D

er Koffermarkt ist
längst bedient,
könnte man mei-
nen. Zwei Berliner
Gründer sahen das anders, ih-
nen fehlten noch Gepäckstücke
für Millennials – mit Ladefunk-
tion für Handys und Designs,
die auf Instagram-Fotos gut
aussehen. Heute plant das
Team sogar, seine Koffer ins
Weltall zu schicken.


Herr Holwe, Sie entwickeln
nach eigenen Angaben „smar-
tes“ Reisegepäck. Was macht
Ihre Koffer smart?
Wir waren die erste Gepäck-
marke weltweit, die eine he-
rausnehmbare Powerbank ein-
gebaut hat und die erste, die
GPS-Tracker für Koffer angebo-
ten hat.


Bis zu 350 Euro kostet Ihr
Handgepäckstück. Ist ein
Koffer heute eine Art Status-
symbol?
Ein Statussymbol ist es nicht –
vielleicht eher ein Ausdruck für
einen gewissen Mindset. Wäh-
rend ein Koffer früher ein ge-
wöhnlicher Gebrauchsgegen-
stand war, über den man eher
wenig nachgedacht hat, sind die
Ansprüche der Kunden heute
gewachsen. Man möchte nicht
mehr irgendeinen Koffer, der
nur funktioniert, sondern ei-
nen, dessen Marke, Design und
Funktion zu einem passt. Und


man möchte Teil einer Com-
munity sein.

Zu wem passt ein Horizn-Stu-
dios-Koffer?
Ich nenne es die Nike-Sneaker-
Generation. Besonders häufig
sind wir vertreten bei der jun-
gen, kreativen Community aus
urbanen Umfeldern und der
Start-up-Branche, die viel reist
und Lifestyle-affin ist, aber
nicht die traditionellen Luxus-
marken kauft. Aber grundsätz-
lich haben wir Kunden aus al-

len Bereichen, von Flugbeglei-
tern über Anwälten bis zu
Kuratoren.

Wer einen Koffer bei Ihnen im
Laden kauft und seinen alten
Koffer mitbringt, bekommt 30
Euro Rabatt. Was machen Sie
mit der Gebrauchtware?
Wir lassen sie über einen Part-
ner recyceln. Das ist ein Teil
unseres Projektes, das wir in-
tern „Eco One“ nennen. Wir ar-
beiten daran, nur noch mit re-
cycelten und natürlichen Mate-
rialien zu arbeiten. Bei der Ver-
packung haben wir es schon auf
90 Prozent Recyclingmaterial
geschafft. Ab Mitte 2020 ver-
wenden wir auch kein Leder
mehr, die ganze Marke wird so-
zusagen vegan. Ehrlicherweise
muss ich dazu sagen: Wir sind
in Sachen Nachhaltigkeit erst
am Anfang. Aber ich kann ohne
rot zu werden sagen, dass uns
das Thema extrem wichtig ist.

Dann müsste sich aber an Ih-
rer Produktion auch etwas
ändern: Ihre Materialien kom-
men aus Italien, Japan und
Deutschland, die Produktion
findet in Italien und China
statt.
Ein Punkt auf unserer Roadmap
für 2020 ist, den CO2-Fußab-
druck der Logistikkette auf
Null zu setzen. Regionale Lö-
sungen zu finden, ist leider
nicht immer leicht in unserer

globalisierten Welt. Dort, wo
wir keine regionale Lösung fin-
den und deswegen verschiffen
müssen, gleichen wir den CO2-
Fußabdruck in Zukunft durch
Spenden an Umweltschutzpro-
jekte aus.

Sie haben zusammen mit ei-
ner Astronautin einen Koffer
entworfen, den sie im Jahr
2033 mit auf ihre Mars-Missi-

on nehmen will. Ist das ein
Werbegag oder ist der Koffer
wirklich weltraumtauglich?
Der „Horizn One“ ist absolut
weltraumtauglich. Allerdings
befindet er sich noch im Stadi-
um einer Designstudie. In wel-
cher Seriengröße das Modell
letztendlich gebaut wird, kann
ich noch nicht sagen. Ich finde
es faszinierend, wie real Welt-
raumreisen für uns alle bald
wird. In meiner Jugend war das
noch Science Fiction.

Heißt das, Sie halten es für
realistisch, dass es in naher
Zukunft Weltraumtourismus
gibt?
Ja, absolut. Der Drops ist ge-
lutscht, das wird passieren. Die
Frage ist noch, wie schnell die
Kosten sinken und somit mehr
Menschen diese besondere Er-
fahrung machen können. Das
ist wie in den Anfängen der
Flugreisen. Die meisten Men-
schen dachten damals, Fliegen
bleibt für sie irrelevant, nicht
erreichbar – und 30 Jahre spä-
ter begann die Demokratisie-
rung des Flugreisens. In den
nächsten 20 Jahren werden wir
etwas ähnliches auch bei Welt-
raumreisen beobachten.

Wo wollen Sie mit Horizn
Studios langfristig hin?
Unsere Vision haben wir ganz
bescheiden mal so formuliert:
ein Nike fürs Reisen zu bauen.

PAULINE SCHNOR

Sein Start-up


soll das


„Nike fürs


Reisen“


werden


Stefan Holwe (42, Foto)
gründete Horizn Studios 2015
mit Jan Roosen (40) in Berlin.
Hier beschäftigen sie 70
Mitarbeiter und bieten Koffer
und Rucksäcke an, die zum
Teil mit Powerbanks und
GPS-Trackern ausgestattet
sind. Nach eigenen Angaben
machen sie Umsätze in acht-
stelliger Höhe. Der Vertrieb
läuft über den eigenen On-
lineshop sowie zwei Geschäf-
te in Berlin und London. An-
fang 2019 steckten Investo-
ren, darunter der ehemalige
Puma-Chef, zehn Millionen
Euro in Horizn Studios.

STEFAN HOLWE

/ROBERT RIEGER

IN KOOPERATION MIT

WWW.GRUENDERSZENE.DE

START-UP-HELDEN,
TEIL 313
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