Die Welt Kompakt - 18.09.2019

(vip2019) #1
schön, aber es ist ganz offen-
sichtlich, dass da ein paar komi-
sche Dinge passieren. Ich habe
zwar noch nie etwas Gewalttäti-
ges mitbekommen, aber der of-
fffene Drogenhandel hat michene Drogenhandel hat mich
überrascht. In Peking, wo ich als
Programmierer arbeite, ist das
ganz anders. Da gibt es eine
Null-Toleranz-Strategie gegen
Drogen. Hier in Berlin ist das Le-
ben anders: Bunt, emanzipiert
und „underground“. Das ist
zwar nichts für mich, aber ich
fffinde es gut, dass es das gibt. Dasinde es gut, dass es das gibt. Das
ist für mich typisch Berlin. Ich
bin in Malaysia geboren, in Sin-
gapur aufgewachsen und habe in
Hongkong gelebt. Dieser Berlin-

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH, 18. SEPTEMBER 2019 THEMA DES TAGES 3


Die Dealer sind für mich nicht
wirklich bedeutend. Es stört
mich nicht, dass sie da sind. Und
meiner Meinung nach hat es auch
keine negativen Konsequenzen,
dass sie dort sind. Was ich toll
fände, wäre ein Designwettbe-
werb für eine Renovierung des
Parks. An einigen Stellen könnte
man noch für eine schönere Ge-
staltung sorgen. Daran würde ich
mich gerne beteiligen.


Z


wischen 1969 und 2001 habe
ich hier gelebt und in Berlin
als Verkäuferin und als Köchin
gearbeitet. Nach meiner Schei-
dung lebe ich mittlerweile wieder
in Schweden, gerade bin ich zu


Besuch bei meiner Tochter. Die
Situation im Park ist wirklich er-
schütternd. Alle wissen, dass
dort mit Drogen gehandelt wird,
die Dealer stehen hier jeden Tag.
Es ist wirklich komisch, dass das
quasi erlaubt ist.
Doch die Situation ist nicht
neu: Schon als ich hier weggezo-
gen bin, wurde hier gedealt. Ein-
mal habe ich sogar eine Spritze
gefunden, als ich mit meinem En-
kelkind gespielt habe. Wenigs-
tens erscheinen mir die Dealer
nicht unangenehm, so dass ich
keine Bedenken habe, durch den
Park zu gehen. Doch diesen stän-
digen Marihuanageruch empfin-
de ich wirklich als sehr störend.

I


ch wurde vor fast 78 Jahren in
Berlin geboren. Seit zehn Jah-
ren lebe ich direkt neben dem
Görlitzer Park, beim Frühstücken
schaue ich auf den Landwehrka-
nal. In der Nachkriegszeit fuhren
hier noch Güterzüge direkt durch
den Park, bis in die 80er-Jahre.
Ich erinnere mich noch genau,
wie ich hier auf einer Bank saß
und die mit Schrott und Kies be-
ladenen Züge angeschaut habe.

Heute bin ich fast jeden Tag
hier, und das zumindest tagsüber
auch sehr gerne. Doch immer
wieder bekomme ich von Schlä-
gereien mit. Manchmal habe ich
Angst, mit meinem Rollator
überfallen zu werden. Ich bin
schon alt und könnte mich nicht
wehren. Abends und nachts bin
ich gar nicht hier. Wenn die Bür-
germeisterin sagt, dass sie sich
nachts nicht in den Park traut,
dann kann ich das gut verstehen.

I


ch besuche gerade einen
Freund in Berlin und habe die
letzten Tage im und um den
Park verbracht. Der Park ist

Style ist für mich schon etwas
sehr Besonderes.

S


chon seit über 20 Jahren
komme ich mit meinen Kol-
legen vom Verein Spielwagen je-
de Woche in den Görlitzer Park.
Wir bieten hier ein tolles Frei-
zeitangebot für Kinder, haben
viele Spielzeuge und Spiele selbst
entwickelt und gebaut. Mit unse-
rem Wagen wollen wir die Famili-
en zurück in den Park holen. Lei-
der haben viele Vorbehalte wegen
des Drogenverkaufs. Das kann ich
natürlich nachvollziehen.

Ich habe auch schon von jun-
gen Menschen mitbekommen,
die viel zu früh an Drogen ge-
kommen sind und sich in Süch-
ten verloren haben. Es gibt aber
eben auch eine andere Seite des
Parks, und die wollen wir zeigen.
Wir haben hier viele Hortgrup-
pen und Einzelkinder. Doch lei-
der gibt es eben auch viele Kin-
der, die von ihren Eltern aus
Angst nicht in den Park gelassen
werden

D


er Park gefällt mir sehr gut.
Es ist sehr schön hier, es
kommen Menschen verschiede-
ner Nationalitäten und verschie-
dener Altersgruppen zusammen
und verbringen gemeinsam Zeit.
Manche gehen auf die gleichen
Partys, doch insgesamt gibt es ei-
ne große Spannbreite an Aktivi-
täten hier. Ich fühle mich hier
sehr sicher, so wie in anderen
Berliner Parks auch.

Bislang war ich allerdings nur
tagsüber hier, weil der Park
nachts an manchen Stellen
schlecht beleuchtet ist. In Berlin
lebe ich erst seit vier Monaten,
arbeite hier als Maskenbildnerin
und Friseurin. Ich verstehe mich
als Künstlerin. Meine Heimat ist
Chile, und dort ist die Situation
ganz anders. In diesem Jahr gab
es bereits über 30 Frauenmorde,
es gibt eine tödliche Machokul-
tur. Das ist einfach eine ganz an-
dere Situation als in Deutschland.

MARLENE GAWRISCH/ WELT

(10)

Birgitta Scholzenburg, 68 Thomas Tang Musi, 29

Eberhard John, 77

VVVolker Hedemann, 76 olker Hedemann, 76

Lau Pérez
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