Handelsblatt - 18.09.2019

(Sean Pound) #1

Interview im ZDF


Eklat um Höcke rückt Bundes-AfD in den Fokus


Der Thüringer Landeschef


bricht ein TV-Interview ab


und droht dem Sender. Wie


steht die Bundespartei zu


dem Vorgang?


Dietmar Neuerer Berlin


I


n der Debatte um ein vorzeitig
beendetes ZDF-Interview mit
dem AfD-Politiker Björn Höcke
gerät nun die Bundespartei in den
Fokus. Es stelle sich die Frage, was
die AfD-Spitze aus der Angelegenheit
mit ihrem Thüringer Landeschef
schließe, sagte der Chefredakteur des
Senders, Peter Frey, am Montag im
ZDF-„Mittagsmagazin“. „Deckt man
das, oder distanziert man sich da-
von?“
Dass Frey eine klare Antwort auf
seine Frage bekommt, ist wenig
wahrscheinlich. „Mitten in einem bis-
lang relativ erfolgreichen Landtags-
wahlkampf rechne ich nicht mit
scharfen Reaktionen“, sagte der
Mainzer Politikwissenschaftler Kai
Arzheimer dem Handelsblatt. Wenn
überhaupt, dann seien allenfalls „ei-
nige mahnende“ Worte denkbar, ver-


bunden mit dem Hinweis, „die Äuße-
rungen Höckes seien missverständ-
lich oder ironisch gemeint gewesen“.
Von der Bundes-AfD war auf Anfrage
keine Stellungnahme zu erhalten.
In dem Interview mit Höcke für
„Berlin direkt“ am Sonntagabend
ging es insbesondere um die Sprache
des Politikers vom rechtsnationalen
Flügel und um NS-Begriffe. Nach et-
wa zehn Minuten hatte Höckes Spre-
cher eingegriffen und eine Wiederho-
lung verlangt, weil die Fragen Höcke
„stark emotionalisiert“ hätten.
Das Interview noch einmal zu be-
ginnen lehnte der ZDF-Reporter aber
ab. „Ich kann Ihnen sagen, dass das
massive Konsequenzen hat“, erklärte
Höcke. „Wir wissen nicht, was
kommt ... Dann ist klar, dass es mit
mir kein Interview mehr für Sie ge-
ben wird.“ Was denn kommen könn-
te, wollte der ZDF-Mann wissen?
„Vielleicht werde ich auch mal eine
interessante persönliche, politische
Person in diesem Lande. Könnte
doch sein“, antwortete Höcke.
Der FDP-Bundesvize Wolfgang Ku-
bicki hält die Aussagen für anma-
ßend – trotz einer aktuellen Umfrage
von Infratest Dimap zur Landtags-
wahl in Thüringen. Danach erreicht
die AfD mit 25 Prozent ihr bisheriges
Allzeithoch und ist damit nicht mehr
weit davon entfernt, stärkste Partei in
dem Bundesland zu werden. Der Ab-
stand zur regierenden Linkspartei be-
trägt nur noch drei Prozentpunkte.


Kubicki glaubt dennoch, dass sich
Höcke „gnadenlos selbst über-
schätzt“. „Er wird niemals eine inte-
ressante Persönlichkeit. Dafür fehlen
ihm sämtliche Voraussetzungen“,
sagte der FDP-Politiker dem Handels-
blatt.
Für die Anhänger seines völkisch-
nationalistischen „Flügels“ ist Höcke
indes ein Star. Daran hat auch die
Einstufung der Strömung als Rechts-

extremismus-Verdachtsfall durch den
Verfassungsschutz nichts geändert.
Der „Flügel“ vertreibt Taschen und
Tassen mit Höckes Konterfei. Die
Aussicht auf ein starkes Wahlergebnis
dürfte seine Position in der Bundes-
partei weiter festigen. Womöglich
stellt Höcke bei der Wahl des nächs-
ten Parteivorstands Ende November
sogar die Machtfrage und drängt an
die Spitze. Andeutungen dieser Art

gab es bereits. Die Bundespartei lässt
ihn gewähren und vermeidet Konflik-
te mit ihm.
Auf die Frage, wie er zu Höcke ste-
he, sagte Parteichef Alexander Gau-
land am Sonntag im ARD-„Sommer-
interview“: „Nicht alles, was Herr Hö-
cke sagt, ist immer auch meine
Meinung. Aber man muss auch sa-
gen, dass Höcke auch immer wieder
fehlinterpretiert wird.“

Umfrage

25


PROZENT
der Wähler in Thüringen
würden der AfD ihre
Stimme geben.

Quelle: Infratest Dimap




  


 








 




  





    





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