Handelsblatt - 18.09.2019

(Sean Pound) #1

Sonderveröffentlichung zum Thema „RESTRUKTURIERUNG UND TRANSFORMATION“ | September 2019 HandelsblattJournal


14 BEST PRACTICE


Als Team gewinnen


von Philipp Lahm


I


ch bin Fußballer. Ich bin Fußballer mit Leib und
Seele, und auf gewisse Weise werde ich das mein
ganzes Leben lang bleiben. Während meiner akti-
ven Karriere habe ich gelernt, wie man sich Ziele
setzt. Wie man diesen Zielen vieles unterordnet.
Wie man gemeinsam mit anderen Strategien entwi-


ckelt, um diese Ziele zu erreichen. Und ich habe auch
erfahren, wie es sich anfühlt, die höchsten Ziele unse-
res Sports zu erreichen. Ich will das nicht übertrieben


darstellen – aber es fühlt sich sehr gut an.
Schon als ziemlich junger Fußballer wusste ich,
dass ich auch nach meiner Karriere etwas Interessan-


tes tun möchte. Für mich bedeutet „interessant“, dass
ich Herausforderungen suche, an denen ich wachsen
kann. Herausforderungen zu begegnen, das lernt man


im Sport. Und man lernt auch, dass man sich ständig
weiterentwickeln muss, nie mit sich zufrieden sein
darf und – jedenfalls in unserer Sportart – nicht als


Einzelner, sondern als Team erfolgreich ist.
Die Erfolge im Fußball statteten mich mit einer
gewissen Freiheit aus, auch finanziell. Ich musste


nicht ganz von vorn anfangen, als ich über mein
neues Leben nachdachte. Ich hatte die Möglichkeit,


die Anteile von zwei Unternehmen zu übernehmen,
die mich beide aus ähnlichen Gründen interessierten:
das Bionahrungsmittelunternehmen Schneekoppe
und das Sportkosmetikunternehmen Sixtus.
Schneekoppe bedeutet für mich: gesunde, wert-
volle Lebensmittel. Sixtus bedeutet zielgenaue Pflege
vor, beim und nach dem Sport. Das passt perfekt in
das große Bild, das ich von gesunden, selbstbestimm-
ten Menschen habe: Sie ernähren sich bewusst, bewe-
gen sich ausreichend, legen Wert auf aktive Lebens-
qualität. Ihren Lifestyle möchte ich unterstützen,
indem ich ihnen mit unseren Produkten ein maßge-
schneidertes Angebot mache. Ein Angebot, das auch
für Menschen interessant sein soll, die sich diesem
Lifestyle erst annähern, die erst davon überzeugt wer-
den wollen.
Schneekoppe und Sixtus haben vieles gemeinsam.
Es sind Traditionsunternehmen, die über die Jahre in
Schieflage geraten sind. Das erlaubte mir einerseits,
die Anteile relativ günstig zu erwerben, stellte uns
aber auch augenblicklich vor Herausforderungen – es
ist übrigens kein Zufall, dass ich an dieser Stelle vom
„ich“ zum „wir“ wechsle. Denn die erste Notwendig-

keit für mich war selbstverständlich, ein Team zusam-
menzustellen, das die anstehenden Aufgaben beurtei-
len, planen und umsetzen kann.
Dabei kam mir einmal mehr die Vergangenheit als
Profifußballer zugute. Die Aufgaben, die ein Spitzen-
fußballer bewältigen muss, sind schließlich vielfältig
und gehen weit über ein gutes Funktionieren auf dem
Platz hinaus.
Meine Kommunikations- und Marketingaufga-
ben werden seit dem Beginn meiner Karriere vom
Team meines Beraters Roman Grill wahrgenommen.
Gemeinsam mit diesem Team ging ich an die Sache
heran. Wir besprachen uns mit den Mitarbeitern von
Schneekoppe und Sixtus und hörten uns an, wie sie
die Zukunft der Unternehmen einschätzen. Wir hol-
ten den Marketingprofi Stefan Gundelach und den
Wirtschaftsexperten Prof. Benedikt Hackl an Bord
und stellten gemeinsam die Analysen an, auf deren
Basis beide Unternehmen fit für die Zukunft gemacht
werden.
Uns wurde schnell bewusst, wie komplex und
vielschichtig das sein wird. Meine persönliche Auf-
gabe bestand – und besteht – darin, jede einzelne

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