Die Welt Kompakt - 19.09.2019

(C. Jardin) #1
SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,19.SEPTEMBER2019 SEITE 28

A

ls sichder Pulsschlag
wieder normalisiert
hatte, zuckte Marco
Reus mit den Schul-
tern. „Ich habe schon schlimme-
re Sachen im Leben erlebt als ei-
nen verschossenen Elfmeter“,
sagte der Kapitän der Dortmun-
der, dessen Karriere von unzähli-
gen Verletzungen und Enttäu-
schungen geprägt ist.
Nicht nur vom Punkt war Reus
beim 0:0 gegen Barcelona ge-
scheitert, auch in zwei weiteren
aussichtsreichen Situationen
hatte er im Duell mit dem her-
vorragend reagierenden Marc-
André ter Stegen den Kürzeren
gezogen. Unter dem Strich über-
wogen für den 30-Jährigen trotz
der Punkteteilung zum Auftakt
der Champions League die posi-
tiven Erkenntnisse: „Das ist der
Weg, den wir gehen wollen. Diese
Entschlossenheit, dieser Wille –
das muss der Maßstab sein.“

VON SIMON PAUSCH UND
LARS GARTENSCHLÄGER

So kannte dieser Auftakt in
der Königsklasse viele Gewin-
ner: Den BVB, der sich an der
Erkenntnis erfreute, auch

Eine von zehn „klärenden Aktionen“:
Mats Hummels blockt den Schuss von
Barça-Angreifer Antoine Griezmann

FUSSBALL

Frankfurts da Costa
verklagt seine Mutter

Skurriler Rechtsstreit zwischen
Eintracht Frankfurts Profi
Danny da Costa und seiner
Mutter: Es geht um sechs Tri-
kots, die die Mutter ihm offen-
bar nicht aushändigen will.
Sollte es zuvor keine Einigung
geben, ist ein Zivilprozess vor
dem Amtsgericht Köln auf den


  1. September terminiert wor-
    den. Die Mutter geht offenbar
    von einer Schenkung aus. Das
    Kölner Amtsgericht bestätigte
    auf Anfrage einen entsprechen-
    den Bericht des WDR. Hinter-
    gründe der familiären Fehde
    sind nicht bekannt.


TENNIS

Kerber: erster Sieg
mit Interimstrainer

Der früheren Weltranglisten-
ersten Angelique Kerber ist der
erste Sieg mit ihrem Interims-
trainer Dirk Dier gelungen.
Beim WTA-Turnier in Osaka/
Japan setzte sich die 31-Jährige
aus Kiel im Achtelfinale nach
einem Erstrunden-Freilos in
80 Minuten mit 6:2, 6:4 gegen
die Qualifikantin Nicole Gibbs
aus den Vereinigten Staaten
durch. Im Viertelfinale trifft
Kerber, die zuletzt viermal
nacheinander in der ersten
Runde gescheitert war, auf
Madison Keys (USA).

JUDO

Sanktionen gegen
den Iran

Der Weltverband IJF hat im
Fall des iranischen Weltmeis-
ters Saeid Mollaei, der bei der
WM in Tokio nach Druck von
politischer Seite absichtlich
verloren hatte, eine Schutz-
sperre gegen Irans Verband
verhängt. Der Iran ist damit ab
sofort von allen Wettbewerben
ausgeschlossen. Mollaei hatte
berichtet, er sei in Tokio von
seinem Verband mit Drohun-
gen gegen ihn und seine Fami-
lie gezwungen worden, im
Halbfinale absichtlich gegen
den Belgier Matthias Casse zu
verlieren, um in einem mögli-
chen Finale nicht gegen den
Israeli Sagi Muki antreten zu
müssen. Auch im Kampf um
Bronze bot er nach eigener
Aussage kaum Gegenwehr. Der
Iran und Israel sind politisch
verfeindet. Mollaei flüchtete
laut Medienberichten nach
Berlin, um in Deutschland Asyl
zu beantragen. IJF-Präsident
Marius Vizer gab dem Athleten
Rückendeckung und stellte
ihm in Aussicht, bei den Olym-
pischen Spielen 2020 in Tokio
im Flüchtlingsteam des IOC
antreten zu können.

KOMPAKT


W


ie gut er den Ball für
einen Mitspieler nach
wie vor auflegen kann,
zeigte er nach 32 Minuten. Es war
ein Steilpass, mit dem Mesut Özil
am vergangenen Sonntag für Ar-
senal das zwischenzeitliche 2:0
von Pierre-Emerick Aubameyang
gegen Watford einleitete. Für Özil

on Pierre-Emerick Aubameyang
egen Watford einleitete. Für Özil

on Pierre-Emerick Aubameyang

war es der erste Einsatz in einem
Pflichtspiel – die Partie endete 2:2


  • nach 109 Tagen, in denen er we-
    gen einer Erkrankung und einem
    versuchten Raubüberfall auf ihn
    gefehlt hatte.
    Özil, das war für Beobachter
    der jüngsten Premier-League-Par-
    tie nicht zu übersehen, spielte mit
    Freude für Arsenal, das am Don-
    nerstag in der Europa League bei
    Eintracht Frankfurt zu Gast ist (19
    Uhr, im WELT-Liveticker). Für
    Özil sollte es ein besonderer Auf-
    tritt werden. Denn es wäre der


erste hierzulande gewesen, seit er
vor 14 Monaten via Twitter und
Facebook in einem langen State-
ment seine Karriere in der deut-
schen Nationalmannschaft been-
det hatte. Doch er fehlt in Arse-
nals Kader für das Spiel.

Es war das Ende nach 92 Län-
derspielen, aber vor allem das En-
de nach einer Debatte, die Özil
vor der WM 2018 in Russland mit
einem Foto losgetreten hatte, auf
dem er und Ilkay Gündogan mit
dem türkischen Präsidenten Re-
cep Tayyip Erdogan posierten.
Die Welle der Entrüstung war
groß. Während Gündogan sich
zum Eklat äußerte und erklärte,
dass er kein politisches Statement
setzen wollte, zog es Özil vor zu
schweigen. Über Wochen waren
beide Spieler rassistischen Belei-
digungen ausgesetzt. Der DFB
versäumte es insbesondere nach
dem Vorrunden-Aus bei der WM,
den Spielern ein wenig Rückende-
ckung zu geben und sie gegen Kri-
tik aus dem rechten Lager zu
schützen. Stattdessen hieß es un-
ter anderem, man hätte vor der
WM überlegen müssen, ob man

aus sportlichen Gründen nicht
hätte auf Özil verzichten sollen.
Am 22. Juli meldete sich der 30
Jahre alte Özil schließlich in den
sozialen Medien. Er bezog erst-
mals Stellung, verkündete seinen
RRRücktritt aus dem Nationalteam –ücktritt aus dem Nationalteam –
und attackierte den DFB. „In den
AAAugen von Grindel ugen von Grindel (damaliger
DFB-Präsident – die Redaktion) und
seinen Helfern bin ich Deutscher,
wenn wir gewinnen, und ein Mi-
grant, wenn wir verlieren“, schrieb
Özil unter anderem. Das Kapitel
DFB war damit für ihn beendet.
Seither ist auch der Kontakt zu
Joachim Löw abgerissen. Der
Bundestrainer hatte mehrmals
versucht, Özil zu erreichen– eine
Reaktion blieb aus. Als Löw Ende
September mit Teammanager Oli-
ver Bierhoff in London weilte und
man Özil auf dem Arsenal-Gelän-
de treffen wollte, wurde ihnen der

Mesut Özil


kehrt nicht


zurück


Der Mittelfeldstar
fehlt im Kader des
FC Arsenal für das
Europa-League-Spiel

in Frankfurt


Mit sehr guten Leistungen


befeuern Hummels


und ter Stegen


Personaldebatten


in der DFB-Elf


Klare


Botschaftenotschaften


an Löw


AFP

/ JOHN MACDOUGALL

Mannschaften vom Kaliber des
spanischen Meisters dominie-
ren zu können. Der FC Barcelo-
na, der im wohl schwersten
Gruppenspiel punktete. Der ka-
talanische Youngster Ansu Fati,
der mit 16 Jahren und 321 Tagen
zum jüngsten Champions-Lea-
gue-Debütanten in der Klubge-
schichte wurde. Und natürlich
ter Stegen und Mats Hummels,
die beiden besten Spieler ihrer
Teams.
In der 57. Minute hielt ter Ste-
gen nicht nur einen Elfmeter von
Reus. Er schnappte den heran-
stürmenden Dortmundern auch
noch den Abpraller mit einer sol-
chen Lässigkeit vor der Nase
weg, dass jedem klar war: Dieser
Mann würde an diesem Abend

wohl nicht mehr bezwungen
werden.
„Was für eine Eleganz“, jubelte
die spanische Zeitung „Sport“:
„Der deutsche Torwart hat in sei-
nem Land gezeigt, dass es dort
keinen besseren Torhüter gibt.“
Die Kollegen von „Mundo Depor-
tivo“ urteilten: „Ter Stegen
musste schon bei seiner ersten
Parade Weltklasse zeigen, um
Deutschland daran zu erinnern,
wer der Beste ist.“ Im Kontext
des Zwists mit Nationalmann-
schaftskeeper Manuel Neuer, wer
denn nun die wahre Nummer
eins sei und diesen Status auch
öffentlich proklamieren dürfe,
wirkte jede Parade des 27-Jähri-
gen wie ein Fanal an Bundestrai-
ner Joachim Löw. Der hatte ter

Stegen bei den vergangenen bei-
den Länderspielen auf der Bank
gelassen. Sehr zu dessen Ärger.
Auch den anderen Protagonis-
ten dieses torlosen Remis verbin-
det eine besondere Beziehung
mit Löw. Nach Jahren als Ab-
wehrchef wurde Weltmeister
Hummels im März unsanft aus-
sortiert. Angetrieben von großer
Frustration steigerte er sich und
spielte eine starke Rückrunde für
den FC Bayern. Doch so überzeu-
gend wie am Dienstagabend war
er selbst da nicht aufgetreten.
Reihenweise pflückte er Welt-
stars wie Luis Suárez und Antoine
Griezmann den Ball vom Fuß.
Insgesamt standen am Ende laut
Statistik „zehn klärende Aktio-
nen“. In keinem seiner 52 Spiele
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