Die Welt Kompakt - 19.09.2019

(C. Jardin) #1

32 PANORAMA DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,19.SEPTEMBER2019


EEEmdddennBBrrreeemmen Hamburrrgg
Hannooovvvveer

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Düsselddoorrrff

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Frrraankkkffuurrrttt

Nüürrnnberrrgg

Djerb
Genf
Hong
Innsb

WELLLTTWETTER

DEUTSCHLANDHEUTE
Freitag


Norden

Mitte

Süden

Norden

Mitte

Süden

Norden

Mitte

Süden

Samstag

Sonntag

DDublinDDDDDuuuuuuuubbbbbbbbbbbbllllliiiiinininnn

BBBBBBrüsselBrrrrrrrüüüüüüüsssssssssssssssssseeeeeeelll

OOOOOOOOOOOOOOOslossssssssssssllllllooooo

WWWWWWWWWWWWWWWWWWWWWarschauaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrrrssssssssssssccccccchhhhhhhaaaaauuuu

BBBBBBordeauxBoooooooooooooooorrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrdddddddddddddeeeeeeeaaaaauuuuuuxxxxx

KKiewKKKKKiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeewwwwwwwwwwwww

MoskauMMMMMMooooooossssssskkkkkkkkkkkkkkkkkaaaaaaaaauuuuuuu

SStockholmSSSSSStttttttttttttttttoooooooooooccccccckkkkkkkkkhhhhhhhhhhhhhhoooooooooooooollllmmmm SSSSSSSSSSt.PetersburgSSttttttttt.....PPPPPPeeeeeeettttttttttttttttteeeeeeeeeeerrrrrrrrrrrrrrrrrrrssssssssssssbbbbbbbuuuuurrrrrrrrrrrrrrrrrrgggggggggg

RRRReykjavikRRRRRRRReeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyykkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkjjjjjjjjjjjjjjjjjjaaajajjajaaaaaaaaaaavvvvvvvvvvvvviiiiiiiiiiiiiikkkkkkkkkk

KopenhagenKKKKKKKKKKKKKKKKooooooooooopppppppeeeeeeennnnnnnnnhhhhhhhhhhhhaaaaaaaaagggggggggggeeeeeeennnnnnnnn

BerlinBBBBBBeeeeeeerrrrrrrlllliiiiiiinnnnn

HHHHHHelsinkiHeeeeeeellslslsssssiiininininnikkkkkkiiiii

ZZZZZZürichZüüüüürrrrrriiiiiiiccccccchhhhh WWWWienWWWWiiiiiiieieeeeeennnnn

NNizzaNNNNNNNiiiiiizizziziiziizizzzzzzzzzzzzzzzzzzzzaaaaa

LLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLondonooooooooooooooooooooooooooooonnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddooooooooonnnnnnnnn

PPPPPPPPPPPPParisaaaaaaaaaarrrrrriiiiisisisss

RRRRRRRRRRRomooooooommmmm

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAthenttttttttttttttttttttthhhhhhhhhhhhheeeeeeeeeeeeeennnnnnnnnn

ZZZZagrebZZZaaaaaaagggggrrrrrrrrrrrrrrrrrreeeeeeeeeeeebbbbb

BudapestBBBBBBuuuuuuudddddddaaaaappppppeeeeeeessssssssssssssssssstttttttttt

LLLLLLissabonLiiiiiiissssssssssssssaaaaabbbbbboooooooooooonnnnnnnnnn

LLLLLLLLLLLasPalmasLLLLLLaaaaaaaaaaasssssPPPPPPPPPPPPPPPPPPaaaaaaaaaaaaaaalllmmmmmmmmmaaaaaaaasssss

BBBBBBBBBBBBBBBBarcelonaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccceeeeeeellololooooonnnnnnnaaaaa

MadridMMMMMMMMMMaaaaaaaaaaaaaddddddddddrrrrrriiididiiidddddd

MMalagaMMMMMaaaaaaaalllllllllaaaaaaaaaaaaaaaaagggggggaaaaa
AAAAAAlgierAllglgglggggiiiiiiieeeeeeerrrrr


  • 9 bis- 5 - 4 bis 0 1 bis 56 bis 1011 bis 1516 bis 2021 bis 2526 bis 3031 bis 35 über 35


Hoch/Tief WWWaarmfront KKKaaltfront Okklusion WWWaarmluffftt KKKaaltluffftt

8 18

10 21

1323

8 20

1324

1524

3 17

6 19

1022

IstanbulIIIIIIssssssssssssssssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnbbbbbbuuuuul

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(^44444444444444444444444444444) KKiieeeellllll 55555555555555555555555555555
3
4
44 55
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15
7
(^17167)
6
16
(^545)
(^174)
16
4
15
10
(^165)
15
6
12
20
21
17
17
(^2118)
17
12 10
15
15
26 18
11
14
29 24
27
29
33
29
30
28
26
25
26
23
27
27
27
17
17
17
17
25
(^2728)
22
(^156)
12
4
16
2
15
(^1974)
17
5
19
6
(^181)
H T
PPPPPPPPPPPalmaaaaaalmmmmmmaaaaaaaa
TTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTunisuuuuuuuuunnnnnniiiiisisisss
Riga
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Es ist also auch schwieriger
geworden, zwischen populis-
tischen und eindeutig rechts-
radikalen Positionen zu un-
terscheiden?

So ist es. Die Neue Rechte hat
das zu ihrem Markenkern ge-
macht. Als ich mich undercover
mit Vertretern der Identitären
Bewegung aus Österreich traf,
brüsteten sie sich damit, die
„erste Anlaufstelle“ für apoliti-
sche, junge Menschen zu sein.
Also jene, die ideologisch erst
mal gar nicht festgelegt, aber
als Digital Natives gut erreich-
bar sind. „Wir sind nicht wie die
alten Nazis“, sagte einer der
führenden Köpfe zu mir.
Sie haben sich neben diesem
persönlichen Treffen auch in
Chatforen geschleust. Was
haben Sie dabei erlebt?

Spannend wurde es in den
Gruppen, die nur ausgewählten
Mitgliedern vorbehalten sind.
Also da, wo die Kampagnen, die
öffentlich zugänglich sind, vor-
bereitet werden: In selbst ge-


R

adikalisierungmaschi-
nen“ nennt Julia Eb-
ner jene Technolo-
gien, mit denen radi-
kale Gruppen neue Anhänger
anwerben. Ihre Mobilisierung
findet oft im Verborgenen statt.
Deshalb ist sie zwei Jahre lang
undercover in Onlineplattfor-
men vorgedrungen, auf denen
Rechtsradikale, aber auch
Rechtspopulisten, ihre Weltan-
schauungen verbreiten. Diese
„geschützten Echokammern“
gilt es aufzubrechen, sagt die
28-Jährige vom Londoner „In-
stitute for Strategic Dialogue“
(ISD).


VON LAURA GAIDA

WELT:Frau Ebner, Sie sagen,
in 90 Prozent aller Radikali-
sierungen spielen soziale Me-
dien eine entscheidende Rol-
le. Ist die Hemmschwelle da-
rüber mit Rechtsradikalen in
Kontakt zu treten gesunken?
JULIA EBNER:
Ja, das hat zum
einen mit der Anonymität im
Netz zu tun. Die Leute fühlen
sich unbeobachtet, frei von ei-
ner Stigmatisierung durch die
Gesellschaft, was früher die so-
zialen Kosten für eine Mitglied-
schaft in einer radikalen Grup-
pierung in die Höhe getrieben
hat. Zum anderen spielt die
Strategie der Radikalen eine
Rolle, die ihre Kampagnen je
nach Plattform und je nach
Zielgruppe entsprechend auf-
bereiten. Auf Facebook zum
Beispiel ist es geradezu en
vogue, durch Memes, die mit
falschen Informationen ge-
spickt sind, maximale Empö-
rung bei einer breiten Masse an
Empfängern zu provozieren.
Ohne dabei den offensichtli-
chen Nazi-Sprechzu benutzen.
Vielmehr fallen hier Wörter wie
Gutmenschen, Passdeutsche
oder Ethnopluralismus. Diese
Ansprache wird dann beson-
ders attraktiv, wenn die Absen-
der nicht dem Klischee kahl-
köpfiger Neo-Nazis mit Sprin-
gerstiefeln entsprechen, son-
dern mit Undercut und Ray-
Ban-Brille auftreten.


bauten Apps, verschlüsselten
Messengern wie Telegram, Dis-
cord oder WhatsApp und der
berüchtigten Plattform 8chan.
Dort wurde das Wording deut-
lich expliziter, die Teilnehmer
tauschten sich unter anderem
über Rassenideologien und Ge-
netik aus. Besonders erschre-
ckend war das Niveau, auf dem
sich unterhalten wurde. Die De-
batten, die auch durch Desin-
formation getrieben sind, hat-
ten einen philosophischen An-
strich, ihre rassistischen Welt-
anschauungen wurden dadurch
plausibel hergeleitet und durch-
argumentiert. Auf diese Art und
Weise kreieren die Gruppenteil-
nehmer sukzessiv eine Gegen-
kultur – und sind dabei in ihren
sozialen Blasen völlig unge-
stört. Allerdings schützen diese
Echokammern sie nicht vor Kri-
tik aus den eigenen Reihen.

Worüber wird diskutiert?
Zum Beispiel über das öffent-
lichkeitswirksame Auftreten.
Als 2017 in Charlottesville die

Alt-Right mit Anhängern des
Ku-Klux-Klans auf die Straße
gingen und es zu der tödlichen
Attacke auf eine Gegendemons-
trantin kam, wurde in US-Foren
über die Außenwahrnehmung
diskutiert. Einige waren der
Meinung, jede Publicity sei gute
Publicity, andere wiederum
fürchteten, zu extrem rüberzu-
kommen – und den Zugang zur
breiteren Masse zu verlieren.

Demnach müssten Einzeltä-
ter wie der Christchurch-At-
tentäter, der seine Tat live im
Internet streamte und da-
durch maximale Aufmerk-
samkeit erregte, den rechtsra-
dikalen Communities einen
Strich durch die Rechnung
machen?
Einerseits schon, weil er einen
Einblick in die pervertierte Ge-
dankenwelt fanatischer Rechts-
extremisten gibt. Andererseits
auch wieder nicht, da er Grup-
pierungen die Möglichkeit bie-
tet, sich von solchen grausamen
Taten explizit zu distanzieren.
Das hilft ihnen, ein gemäßigte-
res Image zu bekommen oder
gar salonfähig zu werden. Hier
werden die vielen Grautöne des
radikalen Spektrums deutlich.

In Deutschland muss sich die
AfD auf dem Boden der Ver-
fassung bewegen. Es müsste
also in ihrem ureigenen Inte-
resse sein, keinen anderen
Eindruck zu erwecken. Trotz-
dem sind AfD-Spitzenpoliti-
ker bei einem sogenannten
Trauermarsch in Chemnitz
2018 neben Neo-Nazis herge-
laufen. Wie passt das zusam-
men?
Auch hier zeigt sich wieder die
geschickte Strategie: Nach au-
ßen haben die Beteiligten den
Marsch nämlich nicht als politi-
sches Statement, sondern als
reine Trauerbekundung ver-
kauft. Dass sich Rechtspopulis-
ten und Rechtsradikale über-
haupt die Hände reichen, ist zu-
dem nicht ungewöhnlich. Zu-
gunsten der Wirkmacht, die
entsteht, wenn alle an einem
Ort aufmarschieren, sehen die

Teilnehmer auch mal über die
ideologischen Unterschiede
hinweg. Das war auch in Char-
lottesville so. Doch anders als
dort war die Mobilisierung des
rechten Spektrums in Chem-
nitz relativ spontan. Der Pro-
test entzündete sich, nachdem
rechte Influencer faktisch fal-
sche Interpretationen zum töd-
lichen Angriff auf Daniel H. im
Netz verbreitetet hatten. Aus-
gewählte Ereignisse wie dieses
sind Kristallisationspunkte
rechten Protests und offenba-
ren, wie gut die Akteure eigent-
lich vernetzt sind.

Ihre Bestandsaufnahme zu
den virtuellen Echokammern
ist ein Weckruf. Nach den
Landtagswahlen in Branden-
burg und Sachsen, bei denen
die AfD viele Stimmen ge-
wann, wurde einmal mehr die
Forderung laut, sie endlich
aufzubrechen. Wie kann das
gelingen?
Auch wir können die neuen
Technologien in unserem Sinne
nutzen. Indem wir gezielt bei
den Internet-Usern intervenie-
ren, die dabei sind, sich zu radi-
kalisieren. 2017 hat das ISD ein
weltweites Pilotprojekt aufge-
setzt, das Social-Media-Analy-
sen verwendet, um Mitglieder
extremistischer Bewegungen
über ihre Facebook-Gruppen
oder das Posten extremer In-
halte zu identifizieren. Darauf-
hin haben Psychologen, aber
auch einstige Extremisten über
die Messenger-Funktion Kon-
takt mit den Betroffenen aufge-
nommen und einen Dialog be-
gonnen. Eine von zehn dieser
Unterhaltungen hat das Verhal-
ten der Angesprochenen positiv
verändert. De-Radikalisie-
rungsprogramme gibt es zwar
schon offline, sie müssen aber
auch direkt an dem Ort ansetz-
ten, wo die Radikalisierung oft
beginnt: im Netz.

TJulia Ebner: Radikalisierung-
maschinen. Wie Extremisten
die neuen Technologien nutzen
und uns manipulieren. Suhr-
kamp Verlag, 334 Seiten.

SUHRKAMP VERLAG

Unter


Radikalen


Die Extremismusforscherin Julia Ebner


tauschte sich mit extremen Rechten aus



  • unter falscher Identität


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