Süddeutsche Zeitung - 12.09.2019

(Brent) #1

Radprofi Maximilian Schachmann (FO-
TO:SIROTTI / IMAGO) hat seinen WM-Start in
der britischen Grafschaft Yorkshire (22.
bis 29. September) abgesagt. Grund sei
eine Erkrankung, der Schachmanns
geplante Rückkehr in den Rennbetrieb
verhindert. „Als ich bereit war, die nöti-
gen Umfänge auf der Straße in Angriff


zu nehmen, hat mich leider ein Infekt
erwischt“, sagte er. Sein Comeback
plant er nun für die italienischen Einta-
gesrennen im Oktober, zudem ist auch
die Lombardei-Rundfahrt (12. Oktober)
ein Thema. Anschließend will Schach-
mann bei der Tour of Guangxi in China
(15. bis 20. Oktober) antreten. sid


von sebastian winter

München– AmMittwoch hat die deut-
schen Volleyballer beim Flug nach Brüssel
vor allem eine überwölbende Frage beglei-
tet: Hält Georg Grozers Rücken? Grozer,
34, seit zwölf Jahren Teil des Teams, er ist
nach wie vor eine Art Lebensversicherung
für die deutsche Auswahl. Auch bei dieser
Europameisterschaft, die für Andrea Gia-
nis Mannschaft am Freitag (15 Uhr) in ihrer
Gruppe B gleich das extrem herausfordern-
de Auftaktspiel gegen Serbien bereithält
und am Samstag das kaum leichtere Duell
gegen Mitfavorit und Co-Gastgeber Belgi-
en. Der Rücken also, der machte dem Dia-
gonalangreifer, der als schillerndster und
bester deutscher Export seit vielen Jahren
in Polen, Südkorea und Russland – zuletzt
bei Zenit St. Petersburg – in der Weltspitze
agiert und dort für Volleyballverhältnisse
ein sehr ansehnliches Jahressalär bezieht,
in den vergangenen Monaten Probleme.

Im Sommer pausierte Grozer daher,
und weil er Zeit mit seinen beiden Töch-
tern verbringen wollte, die er im Winter
kaum sieht. Sie leben in Moers bei ihrer
Mutter, von der sich Grozer schon vor län-
gerer Zeit getrennt hat. Ohne ihr Auf-
schlags- und Angriffsherz rumpelte Gianis
Mannschaft unterdessen durch die Nati-
ons League, den Nachfolger der World
League, wo sich die besten Nationalmann-
schaften der Welt über Monate hinweg du-
ellieren. Die Endrunde verpasste sie über-

deutlich. Bei der EM ist die deutsche Aus-
wahl trotzdem Mitfavorit, auch wegen Gro-
zer: „Georg ist einer der wenigen Spieler
auf der Welt, der die Möglichkeit hat, ein
Spiel, die Einstellung, das Gesicht einer
Mannschaft zu verändern, selbst wenn er
so wie jetzt noch nicht bei seinem Maxi-
mum ist. Er ist fast unersetzlich für uns.“
Schwärmerischer kann ein Loblied des
Bundestrainers Giani kaum klingen.
Auch wegen dieser Attribute hat der Ita-
liener Grozer das Vertrauen geschenkt, ob-
wohl dieser ihm vor dem Trainingslager in
Kienbaum mitgeteilt hatte, nicht in Form
zu sein. Im letzten Vorbereitungsspiel ge-
gen Frankreich überzeugte Grozer dann
am vergangenen Samstag als weitaus bes-
ter Scorer mit 21 Punkten. Grozer ist der
charismatische Dreh- und Angelpunkt im
Team des EM-Zweiten von 2017. Und er
strebt bei seinen siebten kontinentalen Ti-
telkämpfen die zweite Medaille an – und
das erste Gold.
Die Mannschaft ist zugleich nicht mehr
nur abhängig von ihm, sondern hat einen
sehr erfahrenen Kern, der sich auf seinen
Zenit zubewegt: Grozer, 34, dann der Kapi-
tän und Zuspieler Lukas Kampa, 32,dazu
die Außenangreifer Denis Kaliberda und
Christian Fromm, beide 29, sowie Blocker
Marcus Böhme, 34 haben zusammen fast
1000 Länderspiele hinter sich. Das Quin-
tett spielt ausnahmslos bei europäischen
Spitzenklubs in Italien, Polen und Russ-
land, es hat auf dem Parkett so ziemlich al-
le Höhen und Tiefen erlebt. Nur zwei Spie-
ler aus Gianis 14er-Kader waren 2017 nicht
dabei, als die Deutschen im EM-Finale
Russland hauchdünn 2:3 unterlagen. Sil-
ber war damals übrigens die erste EM-Me-
daille überhaupt für die DVV-Männer, die

von der Arbeit des ehemaligen Weltklasse-
spielers Giani, der seit 2017 im Amt ist und
im Winter den italienischen Klub Modena
trainiert, sehr profitieren.
Die bis dato größte EM stellt die deut-
schen Männer zugleich vor enorme Hür-
den. 24 Nationen spielen zunächst in vier
Sechsergruppen, verteilt über die Länder
Belgien, Frankreich, Niederlande und Slo-
wenien hinweg. Die vier Gruppenersten

kommen ins Achtelfinale, und wer das End-
spiel in Paris erreicht, hat bereits acht Spie-
le in den Knochen. Ein seltsamer Randas-
pekt des aufgeblähten Spielplans: Sollten
die vier Gastgeberländer jeweils die Grup-
penphase überstehen, dürfen sie im Achtel-
finale nicht aufeinandertreffen und müs-
sen dem Regelwerk entsprechend ihre ers-
te K.-o.-Partie auch noch vor heimischem
Publikum spielen. Giani hat diese Beson-

derheit im Modus bereits kritisiert: „Es ge-
fällt mir nicht, dass die eigenen Ergebnisse
nicht den Weg durch die EM ebnen. Man
hat den Weg nicht selber in der Hand.“ Sein
Kapitän Kampa ist generell wenig angetan
von einem solchen Mammut-Wettbewerb
und dem ohnehin immer enger getakteten
Terminplan für Nationalteams und Verei-
ne: „Ich bin der Meinung, dass es zu viel ist
und zu einem Risiko für die Gesundheit
wird. Das ganze System hat zu viele Einzel-
interessen, man muss sich da besser ab-
stimmen.“ Wie beim Fußball solle es im
Winter Unterbrechungen in den Ligen für
Länderspiele geben, „dann könnte man
auch den Sommer mit der Nationalmann-
schaft entzerren“, sagt Kampa. Im Juli war
kurz vor der Frauen-EM die lang jährige
deutsche Libera Lenka Dürr auch aus Über-
lastungsgründen aus der Nationalmann-
schaft zurückgetreten.

Für Grozer ist dieses Kapitel auch bald
abgeschlossen, spätestens nach Olympia
2020 in Tokio möchte er sich aus der DVV-
Auswahl zurückziehen. Nach WM-Bronze
2014 und den verpassten Spielen 2016 in
Rio ist die EM daher, bei allen Medaillen-
träumen, auch für ihn nur ein kleiner Zwi-
schenschritt in Richtung des größeren
Ziels. Doch der Weg nach Japan dürfte min-
destens genauso schwer werden wie jener
zu einer EM-Medaille: Grozer und Co. müs-
sen das Achter-Qualifikationsturnier im Ja-
nuar in Berlin gewinnen, um sich das letzte
europäische Ticket zu sichern.

Baseball

EM & Olympia-Qualifikation Gruppe A in
Bonn/Solingen –5. Spieltag
Deutschland – Tschechien


Basketball

Männer-WM in China – Viertelfinale
Frankreich –USA 89:79
(18:18, 27:21, 18:27, 26:13)
Australien – Tschechien 82:70
(18:17, 16:13, 30:18, 19:22)


Halbfinale(Freitag): Argentinien – Frank-
reich, Spanien – Australien.


Fußball

EM-QUALIFIKATION – Gruppe A
England –Kosovo 5:3 (5:1)
0:1 Berisha (1.), 1:1 Sterling (8.), 2:1 Kane
(19.), 3:1 Vojvoda (38./Eigentor), 4:1 Sancho
(44.), 5:1 Sancho (45.+1), 5:2 Berisha (49.),
5:3 Muriqi (55./Foulelfmeter). – Kane (Eng-
land) scheitert mit Elfmeter an Muric (65.).
Montenegro – Tschechien 0:3 (0:0)
0:1 Soucek (54.), 0:2 Masopust (58.), 0:3 Dari-
da (90.+5/Foulelfmeter).



  1. England 4 4 0 0 19:4 12

  2. Tschechien 5 3 0 2 9:8 9

  3. Kosovo 5 2 2 1 10:10 8

  4. Bulgarien 5 0 2 3 5:11 2
    5. Montenegro 5 0 2 3 3:13 2
    Gruppe B
    Litauen – Portugal 1:5 (1:1)
    0:1 Ronaldo (7./Handelfmeter), 1:1 Andriuske-
    vicius (28.), 1:2 Ronaldo (62.), 1:3 Ronaldo
    (65.), 1:4 Ronaldo (76.), 1:5 Carvallho (90.+2).
    Luxemburg – Serbien 1:3 (0:1)
    0:1 Mitrovic (36.), 0:2 Radonjic (55.), 1:2 Tur-
    pel (66.), 1:3 Mitrovic (78.).

    1. Ukraine 5 4 1 0 11:1 13

    2. Portugal 4 2 2 0 10:4 8

    3. Serbien 5 2 1 2 10:12 7

    4. Luxemburg 5 1 1 35:8 4

    5. Litauen 5 0 1 4 4:15 1
      Gruppe H
      Albanien – Island 4:2 (1:0)
      1:0 Dermaku (32.), 1:1 Sigurdsson (47.), 2:1
      Hysaj (52.), 2:2 Sigthorsson (58.), 3:2 Roshi
      (79.), 4:2 Cikalleshi (83.).
      Frankreich – Andorra 3:0 (1:0)
      1:0 Coman (18.), 2:0 Lenglet (52.), 3:0 Ben Yed-
      der (90.+1). – Griezmann (Frankreich) ver-
      schießt Elfmeter (28.).
      Moldau – Türkei 0:4 (0:1)
      0:1 C. Tosun (37.), 0:2 Türüc (57.), 0:3 C. To-
      sun (79.), 0:4 Yazici (88.).

    6. Frankreich 6 5 0 1 19:4 15

    7. Türkei 6 5 0 1 14:2 15

    8. Island 6 4 0 2 10:9 12

    9. Albanien 6 3 0 3 10:9 9

    10. Moldau 6 1 0 5 2:17 3

    11. Andorra 6 0 0 6 0:14 0




Test-Länderspiele
Brasilien – Peru 0:1 (0:0)
Argentinien – Mexiko 4:0 (4:0)
USA – Uruguay 1:1 (1:1)
Kolumbien – Venezuela 0:0
Honduras – Chile 2:1 (0:1)
Ecuador – Bolivien 3:0 (0:0)
Frauen, Champions League


  1. Runde, Hinspiele
    KFF Mitrovica– VfL Wolfsburg 0:10(0:3)
    0:1 Pajor (14.), 0:2 Maritz (27.), 0:3 Huth (32.),
    0:4, 0:5 Harder (46., 48./Foulelfmeter), 0:6 Ma-
    ritz (63.), 0:7 Harder (67.), 0:8 Jakabfi (79.), 0:9
    Neto (85.), 0:10 Minde (87.).
    FC Göteborg – FC Bayern München 1:2 (0:0)
    0:1 Islacker (75./Foulelfmeter), 1:1 Rubens-
    son (86./Foulelfmeter), 1:2 Islacker (90. +2).
    VDV Rjasan – Olympique Lyon 0:9 (0:5)
    ZFK Minsk – FC Zürich 1:0 (1:0)
    Vllaznia Shkodra – Fortuna Hjørring 0:1 (0:0)
    Chertanova Moskau – Glasgow City 0:1 (0:1)
    Pitea IF – Bröndby Kopenhagen 0:1 (0:1)
    St. Pölten – Twente Enschede 2:4 (0:3)
    Juventus Turin – FC Barcelona
    FC Hibernians – Slavia Prag
    Breidablik Kopavogur – Sparta Prag


Radsport


  1. Spanien-Rundfahrt – 17. Etappe
    ArandadeDuero – Guadalajara (219,6 km):

  2. Gilbert (Belgien) Quick Step 4:20:15 Std.,
    2. Bennett (Irland) Bora-hansgrohe + 0:02, 3.
    Cavagna (Frankreich) Quick Step, 4. Teuns
    (Belgien) Bahrain-Mehrida, 5. Kelderman
    (Niederlande) Sunweb, 6. Koch (Schwäbisch
    Hall) CCC, 7. Craddock (USA) Education First,
    8. Declercq (Belgien) Quick Step alle gl. Zeit,
    9. Dillier (Schweiz) AG2R, 10. Knox (Großbri-
    tannien) Quick Step + 0:06 Min.; 12. Wal-
    scheid (Neuwied) Sunweb 0:09, 24. Arndt
    (Buchholz) Sunweb 2:02, 61. Degenkolb (Ge-
    ra) Trek-Segafredo 18:56, 108. T. Martin (Cott-
    bus) Jumbo-Visma 24:31.
    Gesamtstand(17/21 Etappen)

    1. Roglic (Slowenien) Jumbo-Visma 66:43:36,

    2. Quintana (Kolumbien) Movistar + 2:24
      Min., 3. Valverde (Spanien) Movistar 2:48,

    3. Pogacar (Slowenien) UAE 3:42, 5. Lopez
      (Kolumbien) Astana 4:09, 6. Kelderman 5:05,

    4. Majka (Polen) Bora 7:40, 8. Knox 8:03, 9. Ha-
      gen (Norwegen) Lotto-Soudal 10:43, 10.
      Teuns 12:21; 69. Arndt 2:17:24 Std., 81. Koch
      2:30:00, 130. Degenkolb 3:24:18, 151. Wal-
      scheid 3:35:30, 151. Martin 3:59:20.




Tennis

Frauen, Zhengzhou/China (1,5 Mio. $)
Achtelfinale: Kenin(USA/6) – Cornet (Frank-
reich) 6:4, 6:2, Martic (Kroatien/7) – Ferro
(Frankreich) 3:6, 6:1, 6:2, Mladenovic (Frank-
reich) – Garcia (Frankreich/8) 7:5, 6:2.
Frauen, Nanchang/China (250 000 $)

Achtelfinale: Linette (Polen/3) – Fangzhou
(China) 6:2,6:3, Peterson (Schweden/5) –
Fett (Kroatien) 7:6 (1), 6:4, Golubic
(Schweiz/6) – Arruabarrena (Spanien) 1:6,
6:0, 6:3, Koslowa (Ukraine/7) – Jakupovic (Slo-
wenien) 6:2, 6:2.
Frauen, Hiroshima (250 000 $)
Achtelfinale: Siegemund (Metzingen/8) – Tig
(Rumänien) 6:2,5:7, 7:5, Hsieh (Taiwan/1) –
Hon (Australien) 1:6, 7:6 (2), 7:5, Kudermeto-
wa (Russland/2) – McHale (USA) 7:6 (7), 6:2,
Hibino (Japan) – Dijas (Kasachstan/6) 6:1, 3:2
Aufgabe Dijas.

Tischtennis

Männer, Bundesliga
TTC Neu-Ulm– Werder Bremen 2:3


  1. Bremen 6:0 Punkte, 2. Bergneustadt 4:0,

  2. Saarbrücken 4:0, 4. Bad Königshofen 4:0,

  3. Grünwettersbach 2:2, 6. Mühlhausen 2:2,

  4. Borussia Düsseldorf 2:2, 8. Fulda-Maber-
    zell 2:2, 9. Jülich 0:4, 10. Ochsenhausen 0:4,

  5. Zugbrücke Grenzau 0:4, 12. Neu-Ulm 0:6.


Live-Sport im TV

Donnerstag, 12. September
7.55–11.30 Uhr, Eurosport: Snooker, World
Main Tour, Shanghai Masters, Viertelfinale.
12.25 – 17.45 Uhr, Eurosport: Radsport, Spani-
en-Rundfahrt, 18. Etappe.

Chemnitz/München– VierTage lang wird
Thomas Sobotzik im längsten Fall noch
Geschäftsführer des Fußball-Drittligisten
Chemnitzer FC sein. Wer seine Pressemit-
teilung, in der er seinen Rücktritt begrün-
det, genau durchliest, der erkennt, dass
das Ende für Sobotzik auch ein Stück weit
Erleichterung bedeutet: „Was ich zuletzt
an persönlichen Anfeindungen, Beschimp-
fungen und Drohungen erleben und erlei-
den musste, geht weit über das Maß hin-
aus, das verkraftbar ist“, schreibt er etwa.
Er wolle sich „den zunehmenden Bedro-
hungen nicht mehr aussetzen.“
Seit Wochen schwelt beim CFC ein Kon-
flikt zwischen Fans und dem Klub, der mit
finanziellen Sorgen und Imageproblemen
kämpft. Nach und nach geriet Sobotzik in
die Schusslinie eines Teils der Anhänger.
In der vergangenen Woche bat der 44-Jäh-
rige deshalb darum, von seinen Aufgaben
entbunden zu werden, bot aber an, zumin-
dest bis zum 15. September weiterzuarbei-
ten. Aktuell droht dem Klub weiter die Li-
quidation. Auch Trainer David Bergner hat-
te in der vergangenen Woche aufgegeben.
Damit hat die Krise beim CFC einen wei-
teren Tiefpunkt erreicht, nachdem der
Verein mit der Rückkehr in die dritte Liga,
dem Landespokalgewinn und einem star-
ken Auftritt in der ersten Pokal-Hauptrun-
de gegen den Hamburger SV noch sportli-
che Erfolge geschafft hatte. Umso weniger
kann Sobotzik die Reaktionen der Fans ver-
stehen. Aus der aktiven Szene schlage ihm
immer öfter „blanker Hass“ entgegen, ge-
zielt von Leuten aus dem rechten politi-
schen Lager, erklärte er in einer Mittei-
lung. Diese rückten mit „rassistischen und
antisemitischen Parolen“ den Verein in ein
schlechtes Licht und „gefährden die Basis
für eine verantwortungsvolle Arbeit“.

Es ist ein verheerendes Bild, das der
Funktionär von manchen Zuständen zeich-
net. Im Mai 2019, als der CFC faktisch in
die dritte Liga aufgestiegen war, musste So-
botzik beim Heimspiel gegen Meuselwitz
kurz vor dem Abpfiff in die Fankurve ge-
hen, weil ein Platzsturm drohte. Er wurde
darauf von einigen Fans beleidigt und be-
droht, „sowie mit vollen Bierbechern be-
worfen und auch getroffen“ erinnert er
sich. „Schon da fielen Worte wie ,Verpiss
dich’, oder ,Verschwinde aus Chemnitz’.“
Die Lage hatte sich Anfang August ver-
schärft, als sich der Verein von Kapitän Da-
niel Frahn wegen dessen Nähe zur rechten
Fanszene trennte. Frahn hatte unter ande-
rem mit einem Hooligan-T-Shirt gejubelt.
Geschäftsführer Sobotzik, der sich auch
öffentlich gegen die Fans aussprach, erleb-
te weitere Anfeindungen: Nach dem Pokal-
spiel gegen den HSV wenige Tage nach
Frahns Entlassung lauerte ihm nach eige-
nen Angaben am Stadionausgang „ein Mit-
glied der aktiven Fan-Szene auf, das mich
mit den Worten empfing: ,Auf dich habe
ich die ganze Zeit gewartet.’ Dann bedräng-
te er mich und sagte: ,Verpiss dich, du
scheiß Drecks-Jugo’.“ Sobotzik ist in Polen
geboren, lebt seit seinem 14. Lebensjahr in
Deutschland und spielte später für Ein-
tracht Frankfurt. Die Anfeindungen in
Chemnitz gipfelten schließlich in Morddro-
hungen gegen Klaus Siemon (Insolvenzver-
walter; Anm. d. Red.) und Sobotzik.
Wie sehr besonders die Personalie
Frahn die Stimmung im Verein belastete,
beschreibt Sobotzik anhand eines Bei-
spiels: „Vor seiner Entlassung wurde
Frahn am späten Vormittag telefonisch
darüber informiert, dass er um 14 Uhr zu
einem Gespräch mit unserem Pressespre-
cher, Fan-Beauftragten und mir auf der
CFC-Geschäftsstelle erscheinen sollte. Ei-
ne Viertelstunde nach dieser Info an Frahn
und damit lange vor der öffentlichen Be-
kanntgabe erhielt ich per Whatsapp wüste
Beschimpfungen und Bedrohungen. Jeder
kann sich vorstellen, wie so etwas einzuord-
nen ist.“ Weitere Aussagen will Sobotzik
zur Causa CFC nicht machen, eine Reakti-
on dürfte aber in seinen letzten Arbeitsta-
gen nicht auf sich warten lassen. Am Mon-
tag spielt der Klub bei der SpVgg Unterha-
ching. johannes kirchmeier

Frauenfußball-Meister VfL Wolfsburg
und der FC Bayern haben gute Chancen
aufs Achtelfinale der Champions
League. Wolfsburg setzte sich im Zwi-
schenrunden-Hinspiel am Mittwoch bei
KFF Mitrovica in Pristina 10:0 (3:0)
durch. Die Bayern gewannen dank eines
Treffers von Mandy Islacker in der
Nachspielzeit 2:1 (0:0) beim schwedi-
schen Vize-Champion Göteborg FC. Die
Rückspiele in Deutschland finden am



  1. September statt. dpa


Präsident Alfons Hörmann vom Deut-
schen Olympischen Sportbund (DOSB)
hat Kritik zurückgewiesen, wonach es
bei der Spitzensportreform zu Verzöge-
rungen gekommen sei. „Wir sind auf
einem sehr guten Weg bei der Umset-
zung“, sagte Hörmann. Man befinde
sich mit den Sommersportverbänden
mitten in der PotAS-Analyse. Auch die
Ergebnisse von Olympia in Tokio im
nächsten Jahr werden darin noch einflie-
ßen. Danach soll ein neues Fördermo-
dell, das mehr auf Potenziale als auf
vergangene Erfolge setzt, Deutschland
zu mehr Medaillen verhelfen. Dagmar
Freitag, die Vorsitzende im Sportaus-
schuss des Bundestages, hatte zuvor
moniert, dass der Reformprozess ins
Stocken geraten sei. sid


Der Biathlon-Weltverband IBU hat die
Suspendierung von neun kasachischen
Sportlern wegen angeblicher Verstöße
gegen die Anti-Doping-Richtlinien auf-
heben müssen. Dies ist das Ergebnis
einer Anhörung vor einer Verbandskom-
mission. Demnach genügten die Bewei-
se, die offenbar bei einer Razzia bei der
Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen gesi-
chert wurden, nicht für eine Anklage.
Zu den Sportlern gehört die frühere
Junioren-Weltmeisterin Galina Wisch-
newskaja. Ihre Sperre war bereits vom
Internationalen Sportgerichtshof aufge-
hoben worden. Auch Olga Poltoranina,
Ehefrau des Langläufers Alexei Poltora-
nin, stand auf der Liste. Poltoranin hat-
te nach der Razzia bei der Ski-Nordisch-
WM 2019 in Seefeld ein Doping-Ge-
ständnis abgelegt. sid


Handball-Rekordmeister THW Kiel hat
vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen
Meister SG Flensburg-Handewitt (Don-
nerstag, 19 Uhr) seinen Führungsspieler
Domagoj Duvnjak langfristig gebun-
den. Der Vertrag des Rückraumspielers
wird bis Juni 2022 verlängert. Der Welt-
handballer von 2013 war vor fünf Jah-
ren vom HSV Hamburg nach Kiel ge-
kommen. Mit den Zebras gewann der
31-Jährige 2015 die Meisterschaft, 2018
den EHF-Pokal sowie danach zweimal
den DHB-Pokal. 2012 holte er mit Kroa-
tien zudem Olympia-Bronze. dpa


Das Team Europa hat auch dank Speerwerfer Johan-
nes Vetter (LG Offenburg) den erstmals seit den 1960er
Jahren ausgetragenen Länderkampf mit den USA gewonnen. Die Europäer siegten in Minsk mit
724,5 zu 601,5 Punkten, allerdings fehlten viele Topkräfte. Vetter gewann mit Saisonbestleis-
tung von 90,03 Metern. Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) musste sich mit 82,31 begnü-
gen. Vetter hatte sich nach Rückenproblemen, Fußbeschwerden und einer Adduktorenverlet-
zung zuletzt stark verbessert gezeigt. Bei der Leichtathletik-WM in Doha (ab 27. September) ist
der 26-Jährige als Titelverteidiger automatisch startberechtigt. sid FOTO: RAFAL OLEKSIEWICZ / GETTY

Rad-WM ohne Schachmann


Jahr Spielort Europameister

1999 Österreich Italien
2001 Ostrava Jugoslawien
2003 Deutschland Italien
2005 Rom, Belgrad Italien
2007 Russland Spanien
2009 Türkei Polen
2011 Österreich, Tschechien Serbien
2013 Dänemark, Polen Russland
2015 Bulgarien, Italien Frankreich
2017 Polen, Italien Russland
2019 Belgien, Frankreich,
Siege für Wolfsburg und FCB Niederlande, Slowenien


Hörmann weist Kritik zurück


Kasachen startberechtigt


Kiel verlängert mit Duvnjak


Vetters Bestleistung


Die Rückkehr des Unersetzlichen


Deutschlands Volleyballer streben mit ihrer Schlüsselfigur Georg Grozer bei der aufgeblähten Europameisterschaft
eine Medaille an – noch bedeutender für sie ist allerdings die Olympiaqualifikation im Januar in Berlin

Grozer könne ein Spiel alleine
prägen – selbst wenn er nicht in
Bestform ist, sagt der Teamchef

Nach den Sommerspielen 2020
will der 34-Jährige sich aus der
Nationalauswahl zurückziehen

AKTUELLES IN ZAHLEN


Besonders belastend
für die Stimmung im Verein:
die Personalie Daniel Frahn

Mit Händen und gefletschten Zähnen: Georg Grozer (Nummer neun) und Anton Brehme (zwölf) erwarten bei der EM schwere Aufgaben. FOTO: MATTHIAS RIETSCHEL / IMAGO

36 HMG (^) SPORT Donnerstag, 12. September 2019, Nr. 211 DEFGH
Abgepasst
und bedroht
Chemnitz-Manager Sobotzik übt
nach Rückzug harsche Kritik an Fans
Dreimal Italien
Europameister dervergangenen zehn Turniere
KURZ GEMELDET

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