Süddeutsche Zeitung - 12.09.2019

(Brent) #1
interview: johannes schnitzler

Bei den Tölzer Löwen herrscht Aufbruch-
stimmung. Nach zwei Jahren, in denen der
Klub in der zweiten Eishockey-Liga (DEL 2)
bis zuletzt gegen den Abstieg kämpfen
musste, soll es nun bergauf gehen. Steil
bergauf. Hauptsponsor Cengiz Ehliz, der
in Pressemitteilungen als „Visionär“ be-
zeichnet wird, ließ vor dem Saisonstart an
diesem Freitag (19.30 Uhr) in Bayreuth mit
der Aussage aufhorchen, Bad Tölz wolle
bis 2023 in die DEL aufsteigen und 2026
die deutsche Meisterschaft feiern. Ein Ge-
spräch mit Löwen-Geschäftsführer Christi-
an Donbeck über Ambitionen, realistische
Ziele und das Ende der Heuchelei.

SZ:Herr Donbeck, mit welchem Gefühl ge-
hen Sie in die Saison?
Christian Donbeck: Ich denke, dass wir im
Sommer sehr, sehr gut gearbeitet haben.
Wir haben in Kevin Gaudet einen sehr,
sehr guten Trainer gewinnen können, mit
dem zusammen wir eine sehr, sehr gute
Mannschaft aufgestellt haben. Wir haben
die Lizenzierung ohne Auflagen bestan-
den. Wir haben alles dafür getan, dass wir
eine erfolgreiche Saison erwarten dürfen.
Wann wäre die Saison eine erfolgreiche?
Als wir vor zwei Jahren aus der Oberliga in
die DEL 2 aufgestiegen sind, war der Klas-
senerhalt das Ziel, das wir mit viel Angst-
schweiß erreicht haben...
Im zweiten Jahr waren die Ziele schon an-
dere, trotzdem musste das Team unter
Markus Berwanger, später unter Scott
Beattie wieder in die Abstiegsrunde.
In der vergangenen Saison sind wir sicher
unter unseren Möglichkeiten geblieben.
Und nun?
Dieses Jahr sind die Playoffs das Ziel.

Kevin Gaudet hat bereits dreimal den Ti-
tel in der zweiten Liga gewonnen. Ihm zur
Verfügung stehen zwölf Zugänge mit zum
Teil höherklassiger Erfahrung wie Marco
Pfleger oder Sasa Martinovic, die in den
letzten Jahren noch in der DEL gespieltha-
ben. Das weckt Ansprüche.
Auf dem Papier sieht das sehr, sehr gut
aus. Aber das hat es letztes Jahr auch ge-
tan. Was uns gefehlt hat, waren vielleicht
die Professionalität und der letzte Punch.
In Shawn Weller oder Tyler McNeely haben
wir jetzt Typen geholt, die wissen, was zu
tun ist, um Spiele oder auch Meisterschaf-
ten zu gewinnen. Wenn man die Stimmung
in der Kabine sieht, bin ich sehr zuversicht-
lich, dass wir diesmal wirklich eine sehr gu-
te Mannschaft in die Saison schicken.

Das sehen die Fans wohl ähnlich. 2000 ver-
kaufte Dauerkarten sind nicht schlecht
für einen Klub, der gerade noch in Ab-
stiegsangst war.
Tölz hat nur 17 000 Einwohner. Als so klei-

ne Stadt mit so einer bescheidenen Infra-
struktur brauchen wir umso mehr Ideen.
Unser Spielersponsoring zum Beispiel
bringt uns zusätzlich einen hohen fünfstel-
ligen Betrag. Das bedeutet sehr viel Arbeit.
Bei uns gibt es keinen Sommerurlaub.

Wie hoch ist Ihr Budget?
Wir sind bei rund 1,9 Millionen Euro.

Kleiner Standort, schmale Infrastruktur –
trotzdem hat Ihr Hauptsponsor angekün-
digt, dass die Löwen bis 2023 in die DEL
aufsteigen und bis 2026 die deutsche
Meisterschaft holen wollen. Ist das noch
eine Vision? Oder eine Schimäre? Erzeugt
so eine Aussage nicht unnötig Druck?
Wie jeder Klub in der DEL oder DEL 2 müs-
sen wir zunächst mal auf unsere Wirt-
schaftlichkeit schauen. Dazu brauchen wir
einen Hauptsponsor. Wir müssen mal auf-
hören mit dieser Heuchelei. Ohne Investo-
ren könnten wir im Sport zusperren. Das
ist in Mannheim, Nürnberg, Straubing
oder Berlin ähnlich. Wir haben einen
Hauptsponsor, der uns unglaublich unter-
stützt. Cengiz Ehliz (Onkel von National-
spieler Yasin Ehliz, Anm. d. Red.) stammt
aus Bad Tölz, seine Familie ist hier verwur-
zelt. Ohne ihn hätten wir die Lizenzierung
vor zwei Jahren nicht geschafft, ohne ihn
könnten wir Eishockey in Bad Tölz in die-
ser Form nicht bieten. Wir sind im Profi-
Eishockey so etwas wie ein kleines galli-
sches Dorf...
Mit dem Unterschied, das dieses gallische
Dorf sich gerade anschickt, das römische
Imperium angreifen zu wollen. „Wir wol-
len bis 2026 deutscher Meister werden“,
istschon eine ziemlich offensive Kampfan-
sage.
Herr Ehliz ist ein Visionär und Sportver-
rückter. So einem darf man es nicht ver-
wehren, dass er auch mal einen raushaut.
Sie sagen „sportverrückt“. Einige halten
die Aussagen für Größenwahn.

Herr Ehliz und ich sitzen alle zwei Wochen
zusammen. Und da habe ich ihm einmal
aufgezeigt, wie viele Spieler aus Bad Tölz
stammen und in der DEL spielen. Herr Eh-
liz hat dann gesagt: „Wenn wir die alle ir-
gendwann bekommen könnten, wäre viel
möglich.“ Ich finde, solche Gedanken darf
man ruhig einmal durchspinnen. Wir wer-
den ihm sicher nicht den Mund verbieten.

Gibt es so etwas wie einen Stufenplan?
Wir werden Schritt für Schritt das machen,
was für alle das Richtige ist, mit möglichst
vielen Eigengewächsen. Wir haben auch in
diesem Jahr versucht, mit Spielern wie Pfle-
ger, Christoph Kiefersauer, Timo Gams
oder Dominik Kolb unserer Philosophie
treu zu bleiben. Mit dieser Mischung wol-
len wir maximalen Erfolg haben.
Das heißt: die deutsche Meisterschaft?

Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewin-
nen.
Was ist der nächste Schritt?
Wichtig wird sein, dass wir dieses Jahr in
die Playoffs kommen, dass wir im Dezem-
ber schon mit Spielern sprechen können.
In diesem Jahr stehen zwölf Zugängen
15 Abgänge gegenüber. Von dieser Situati-
on wollen wir wegkommen. Wir wollen in
Zukunft früher planen können. Von der
wirtschaftlichen Situation hängt nun mal
auch der sportliche Erfolg ab. Nur kann
man den leider überhaupt nicht planen.

Der EC BadTölz ist für seine Nachwuchsar-
beit bekannt. Ist es angesichts dieser Am-
bitionen möglich, weiterhin mit so vielen
Eigengewächsen zu arbeiten?
Immer nur zu jammern, dass Bad Tölz
klein ist und keine Industrie hat, ist zu we-
nig. Wir dürfen uns nicht ergeben, sondern
müssen neue Wege finden. Wenn sich
dann der sportliche Erfolg einstellt, gehen
auch die Zuschauer und die Sponsoren mit
und fühlen sich in ihrem Engagement be-
stätigt. Dazu ist es ganz, ganz wichtig, das
wir auch weiterhin in unseren Nachwuchs
investieren. Wir haben in der Vorbereitung
sehr viele junge Spieler testen können. Das
Problem ist, dass die Spieler heute nicht
mehr mit 18, 19 oder 20 den Verein verlas-
sen, sondern mit 13, 14, 15 Jahren. Der eine
geht zu Red Bull, der andere nach Mann-
heim, der Dritte geht nach Kanada. So was
hat es vor 25 Jahren nicht gegeben. Aber
jetzt ist es nun mal so.
Was wollen Sie dagegen tun?

Die Besten werden den Klub immer verlas-
sen. Wir müssen versuchen, dass die Zweit-
besten bei uns bleiben. Oder die, die mit 17,
18, 19, die schon mal bei uns in den Profibe-
trieb reingeschnuppert haben, hier blei-
ben, weil sie sagen: Das sind super Bedin-
gungen, hier kann ich mich entwickeln,
hier kann ich den Sprung in die DEL schaf-
fen – aber mir tun noch zwei, drei Jahre gut
in Bad Tölz. Das muss unser Weg sein.

Wäre das Stadion überhaupt DEL-taug-
lich?
Wir müssten einige Anforderungen erfül-
len. Zum Beispiel müssten wir 350 Sitzplät-
ze einbauen. Es wäre aber überhaupt kein
Problem, das Stadion zu erweitern. Wir ha-
ben Logen, wir haben einen Videowürfel,
wir haben eine zweite Eisfläche, wir haben
TV-Kabinen. Das meiste, was es zu stem-
men gäbe, könnte man in Zusammenar-
beit mit der Stadt stemmen.

Von der Saison 2020/21 an ermitteln DEL
und DEL2 nach 17 Jahren erstmals wieder
sportlich einen Auf- und Absteiger. Aus
Frankfurt ist von Plänen für ein neues Sta-
dion für bis zu 23000 Zuschauer zu hö-
ren. Sehen Sie die Gefahr, dass sich mit
der Aussicht auf den Aufstieg – oder aus
Furcht vor dem Abstieg – Klubs wirtschaft-
lich überheben?
Frankfurt, Bietigheim, Kassel, Dresden,
das sind Städte, die hundertmal mehr Ein-
wohner haben als Bad Tölz. Ich kann mir
durchaus vorstellen, dass die sich Gedan-
ken machen. In solchen Metropolen ist vie-
les einfacher. Ich tippe darauf, dass es in
den nächsten Jahren ein sauberes Wettrüs-
ten zwischen vier, fünf Klubs geben wird.

Was ist wahrscheinlicher: der sportliche
Aufstieg oder die Übernahme der Lizenz
eines in Konkurs gegangenen Klubs?
Meiner Meinung nach könnte es sein, dass
in den nächsten Jahren bereits jemand auf-
steigt, bevor es sportlich möglich ist, ohne
dass ein Konkurs passieren muss – zum
Beispiel, wenn ein Klub sich entscheidet,
keine DEL-Lizenz mehr zu beantragen.

Visionen in Bad Tölz, Bodenhaftung in KaufbeurenDievier bayerischen DEL-2-Klubs vor dem Saisonstart


„Wir werden unserem
Sponsor sichernicht
den Mund verbieten. Er darf
auch mal einen raushauen.“

Dreimal in Serie direkt für die Playoffs qua-
lifiziert, dreimal bis ins Halbfinale gekom-
men: Die letzten Spielzeiten verliefen für
den ESV Kaufbeuren sehr erfreulich. „Wir
haben drei wirklich hervorragende Spiel-
zeiten hinter uns, dies zu bestätigen wird
natürlich alles andere als einfach werden“,
sagt der gebürtige Kaufbeurer Daniel Op-
polzer, der bereits in seine neunte ESV-Sai-
son geht. Die Bodenhaftung haben sie in
Kaufbeuren trotz der erfolgreichen Jahre
nicht verloren. Oppolzer nennt als „primä-
res Ziel“ einen Platz unter den ersten Zehn,
er findet, dass die Liga „noch besser und
ausgeglichener“ geworden sei.
Um weiter eine gute Rolle zu spielen,
setzt der ESV auf personelle Konstanz. Trai-
ner Andreas Brockmann, der aus dem eins-
tigen Abstiegskandidaten ein sehr gutes
DEL2-Team geformt hat, ist ebenso weiter
mit an Bord wie Torhüter Stefan Vajs, der
2017 und 2018 zum besten Torwart der Li-
ga gekürt worden ist. Auch bei den Kontin-
gentspielern wird auf Altbewährtes ge-
setzt: Die Finnen Sami Blomqvist, Ossi Saa-
rinen und Jere Laaksonen sowie der Kana-
dier Branden Gracel wurden bestätigt. Da
Laaksonen verletzungsbedingt bis zu acht
Wochen ausfällt, erhielt der finnische Stür-
mer Antti Kerälä am Dienstag einen Ver-
trag bis zur Deutschland-Cup-Pause. Neu
sind auch die erfahrenen DEL-Angreifer
Tobias Wörle (kam aus Schwenningen)
und Mike Mieszkowski (Ex-Nürnberger).
Viel Zweitliga-Routine bringen die neuen
Verteidiger Simon Mayr und Valentin
Gschmeißner mit.
Brockmann tritt trotzdem präventiv auf
die Euphoriebremse. „Wir haben Jahr für

Jahr über unsere Verhältnisse gespielt“,
sagt er. „Wir dürfen jetzt nicht gleich er-
neut die Erwartungen nach oben schrau-
ben.“ Es gehe darum, „ehrliche Arbeit“ ab-
zuliefern und die Kirche im Dorf zu lassen.
Um das zu untermauern, hat er sich seinen
ehemaligen Kapitän Sebastian Osterloh
als Assistenz- und Athletiktrainer an die
Bande geholt. Brockmann bezeichnet ihn
als „sehr akribischen und engagierten Ar-
beiter“ – damit soll Osterloh auch in seiner
neuen Rolle weiter ein Orientierungs-
punkt für die Spieler sein. cbe

Das Wörtchen Playoffs nimmt bei den Bay-
reuthTigers nach den zwei vergangenen
Spielzeiten (letzter Platz 2017/18, Rang elf
und Playdown-Teilnahme letztes Jahr)
noch niemand in den Mund. „Wir wollen
ein unangenehmer Gegner sein“, sagt Trai-
ner Petri Kujala, ein Platzierungsziel nennt
er nicht. Helfen soll besonders am Anfang
die hohe Anzahl an Spielern, die seine Her-
angehensweise auch schon aus der vergan-
genen Saison kennen. Das „Grundgerüst
aus dem Vorjahr“ habe die Vorbereitung er-
leichtert, sagt er, „Spieler, Trainer, Abläufe


  • vieles ist bekannt.“ In Mikko Rämo steht
    Kujala nun auch ein fest installierter Assis-
    tenztrainer zur Seite.
    Der Finne hat bei den Verpflichtungen
    speziell ein Thema im Blick gehabt: Ge-
    schwindigkeit. „Wir haben versucht, die
    Mannschaft etwas schneller zu machen“,
    erklärt er, „und ich denke, das ist uns im
    Rahmen unserer Möglichkeiten ganz gut
    gelungen.“ Allerdings müssen die Tigers
    die Lücke schließen, die der langjährige Ka-
    pitän Jozef Potac mit seinem Karriereende
    gerissen hat. Der Verteidiger nahm speziell
    im Spielaufbau eine tragende Rolle ein.
    Dass Kujala in den ersten Saisonwochen
    auch noch verletzungsbedingt auf den er-
    fahrenen Abwehrspieler Martin Heider,
    der in der vergangenen Saison beeindru-
    ckende 17 Tore und 21 Vorlagen gesammelt
    hat, verzichten muss, erleichtert das neue
    Spielaufbau-Unterfangen nicht. Dafür ma-
    chen junge Angreifer Mut. Kevin Kunz, 21,
    spielte sich in der vergangenen Saison in
    die erste Reihe, Zugang Markus Lillich, 20,
    der in der vergangenen Saison acht Tore
    für Kaufbeuren geschossen hat, könnte ei-
    nen ähnlichen Weg einschlagen. cbe


In der Debatte um die Äußerungen des
1860-Präsidiums zu Trainer Daniel Bierof-
ka hat sich wenig überraschend auch Ha-
san Ismaik, Investor des Münchner Fuß-
ball-Drittligisten, zu Wort gemeldet. „Dani-
el ist jeden Euro seines Gehalts wert“,
schrieb Ismaik auf Facebook. Das Präsidi-
um hatte auf den „gut dotierten“ Vertrag
hingewiesen, den Bierofka maßgeblich auf
Ismaiks Betreiben besitzt. „Ich würde von
unserer Geschäftsführung erwarten, dass
sie ein klares Signal in Richtung e.V. sendet
und sich von (Robert) Reisingers (Präsi-
dent, d. Red.) Ausführungen distanziert,
doch das Gegenteil ist erfolgt“, schrieb Is-
maik. „Der Name Bierofka ist unsere erfolg-
reichste Aktie. Ich werde es nicht zulassen,
dass Daniel nicht mehr gerne zu 1860
fährt.“ sz


Es gibt Fußballer, die sich nach einem Hat-
trick samstags einen schönen und ent-
spannten Sonntag machen und ihren Er-
folg genießen. Patrick Hasenhüttl konnte
das nicht: „Ich musste meine Hausarbeit
am Sonntag noch formatieren“, sagte der
Stürmer von Türkgücü München, „das hat
mehrere Stunden gekostet.“
Der 22-Jährige setzt sich derzeit mit Pro-
blemen auseinander, die jeder aktive oder
ehemalige Student kennt, kurz vor Abgabe-
schluss muss die Hausarbeit noch einmal
gegengelesen, ein Inhaltsverzeichnis er-
stellt und der Zeilenabstand geändert wer-
den. Hasenhüttl hatte am Montag seine
Hausarbeit zum Thema „Sportkommu-
nen“ abzugeben, als Beispiel nahm er die
Stadt Dortmund: „Mit dem BVB in der
Stadt ist das schon interessant, nur ist das
ganze Recherchieren sehr zeitintensiv.“
Der 22-Jährige studiert Sportmanagement
per Fernstudium, als Profifußballer ist das
die einzige realistische Option.
Von einem Engagement bei Borussia
Dortmund ist er allerdings noch ein Stück
weit entfernt. Momentan mischt Hasen-
hüttl mit Türkgücü die Regionalliga Bay-
ern auf, nach zehn Spielen führt er die Tor-
schützenliste mit acht Treffern an. Beim
4:1-Sieg gegen Rosenheim zuletzt traf er
gleich drei Mal. Sein Studium hat er begon-
nen, weil er die Freizeit, die man als Profi
hat, sinnvoll nutzen wollte: „Man weiß ja,
wie schnell es im Fußball gehen kann. Eine
Verletzung oder zwei schlechte Jahre, und
schon ist man weg vom Fenster.“ Mit der
Hausarbeit hat er vor wenigen Tagen das
vierte Semester abgeschlossen, in einem
Jahr will er seinen Bachelortitel in der Ta-
sche haben: „Dafür nehme ich die zwei Mo-
nate intensives Lernen pro Jahr in Kauf.“


Seine Karriere hat das bisher nicht be-
einträchtigt, im Gegenteil: Mit Türkgücü
steht er momentan als Aufsteiger auf Ta-
bellenrang zwei. Der Verein will sich in den
nächsten Jahren peu à peu in die zweite Li-
ga vorarbeiten, alleine in diesem Sommer
verzeichnete man 23 Zugänge – Hasen-
hüttl war einer von ihnen. „Am Anfang ha-
be ich mir auch gedacht: Wie witzig, nie-
mand hier kennt sich“, erzählt der Unterha-
chinger. „Aber in den letzten Spielen
merkt man, dass wir so langsam ins Rollen
kommen. Ich bin auch überrascht, dass
das so gut geklappt hat.“


Patrick Hasenhüttl spielte vor seinem
Engagement in München drei Jahre beim
FC Ingolstadt II – qualitativ kein Vergleich
zu Türkgücü: „Die zweite Mannschaft ist ei-
ne Ausbildungsmannschaft, da hat man
noch nicht diesen Druck. Die Platzierung
am Ende der Saison ist eher zweitrangig.
Hier geht es knallhart um Punkte.“ Türkgü-
cü hat langfristig das Ziel, der zweitbeste
Verein Münchens zu werden. In Sachen In-
frastruktur ist das allerdings noch ein wei-
ter Weg. „Türkgücü möchte da hin, wo der
FC Ingolstadt schon ist“, sagt Hasenhüttl.
„Dort wurde ein Leistungszentrum mit
Kraftraumund beheizten Kunstrasenplät-
zen aufgebaut. Da hinkt der Verein hier
noch ein gutes Stück hinterher.“ Ein riesi-
ges Stück sogar: Momentan teilt man sich
mit drei Amateurmannschaften die Be-
zirkssportanlage Perlach-Nord, der Rasen-
platz ist durch die vielen Trainingseinhei-
ten stark ramponiert.
In Ingolstadt fand Hasenhüttl nicht nur
optimale Trainingsbedingungen, sondern
auch ein familiäres Umfeld vor – sein Vater
Ralph trainierte die erste Mannschaft. „Ich
hätte aber nicht gerne unter ihm gespielt“,
gesteht der 22-Jährige. „Ich glaube nicht,
dass es gut für das Teamgefüge ist, wenn
der Sohn des Trainers in der Kabine sitzt.“
Inzwischen trainiert sein Vater den
FC Southampton in der Premier League,
den Hattrick seines Sohnes konnte er aber
dank der Länderspielpause vor Ort mitver-
folgen: „Er war stolz und hat sich gefreut,
dass er so ein gutes Spiel erwischt hat.“ Das
langfristige Ziel von Patrick Hasenhüttl ist
die Bundesliga – dafür würde er sogar in
Kauf nehmen, von seinem Vater trainiert
zu werden. raphael späth


Am Mittwochnachmittag wartete noch viel
Steinwolle auf die Arbeiter auf dem sonni-
gen Dach des Eisstadions am Gutenberg-
weg in Landshut. Mit Webcam-Fotos infor-
mieren die Stadt und der Eishockeyklub
EV Landshut über den Fortgang der Sanie-
rungsarbeiten. Die Handwerker dämmen
gerade das Dach und befinden sich mit ih-
ren Arbeiten „voll im Plan“, wie der Trainer
Axel Kammerer, 55, weiß. Bis 2022 wird in
Landshut am Stadion gewerkelt, am Ende
soll ein schick renoviertes Eisstadion her-
auskommen, 22 Millionen Euro hat die
Stadt dafür veranschlagt.
Das passt so ein bisschen zur Aufbruchs-
stimmung in der Hauptstadt Niederbay-
erns. Hinter den Landshutern liegt ein
Sommer des Aufstiegs. Ende April gewan-
nen sie die Oberliga-Meisterschaft gegen
die Tilburg Trappers, dann ließen sie sich
erst auf der Frühjahrsdult und zuletzt auf
der Herbstdult auf der örtlichen Grieser-
wiese feiern. „Man merkt einfach, dass
hier Eishockey gelebt wird“, sagt Kamme-
rer. Zweimal gewann der EVL die deutsche
Meisterschaft (1970, 1983). Nur trainieren
konnte das Team bauarbeitsbedingt zu-
letzt nicht auf Landshuter Grund.
Kammerer coachte daher eine etwas hei-
matlose Mannschaft vor dem Start in der
zweithöchsten deutschen Spielklasse
DEL2, die Landshuter wichen nach Moos-
burg aus. Zudem bereiteten sie sich eine
Woche lang im Trainingslager in Tschechi-
en vor, wo auch die früheren Landshuter
Jugendspieler und heutigen NHL-Cracks
Tom Kühnhackl und Tobias Rieder mit
übers Eis flitzten. Die Eishockey-Familie
am Ort bleibt weiter groß. Ab der kommen-

den Woche finden dann die Trainingsein-
heiten des DEL2-Teams übrigens wieder
am Gutenbergweg statt.
Bis zum ersten Heimspiel dauert es aller-
dings noch etwas: Am 18. Oktober emp-
fängt der EVL die Eispiraten Crimmit-
schau, zuvor muss noch am Stadion gewer-
kelt werden. „Das ist ein bisschen schade
für uns, weil wir die große Euphorie des
Aufstiegs daheim nicht direkt mit in die
Saison nehmen können“, sagt Kammerer.
„Aber wir wussten ja, dass es so kommt.“

Kammerer ist Pragmatiker, da müssen er
und sein Team halt nun mal durch. Sie spie-
len anfangs statt zweimal pro Wochenende
immer nur einmal, und auch nur auswärts.
„Da wird es schwierig für uns, im Rhyth-
mus zu bleiben, das ist die Herausforde-
rung zum Start“, sagt der Coach. Später
folgt die Herausforderung des Vielspie-
lens: Landshut muss die Heimspiele der
ersten Wochen ja alle im Herbst und Win-
ter an Dienstagabenden nachholen.
An diesem Freitag starten die Aufstei-
ger bei den Dresdner Eislöwen (19.30 Uhr).
Nach dem Testspielsieg beim Ligakonkur-
renten Bad Nauheim am vergangenen Wo-
chenende sieht Kammerer seine Mann-
schaft gut vorbereitet. Das Auswärtsspie-
len haben sich die Landshuter in diesen
„sechs abwechslungsreichen Wochen“ oh-
nehin schon angeeignet. Einen Sommer
als Vagabunden durch die Lande ziehen,
das war auch für den Trainer eine neue Er-
fahrung. johannes kirchmeier

Kommen und Gehen: Von den Spielern auf dem Bild ist nur noch Andreas Schwarz (Nr. 25) in Bad Tölz, zwölf Zugängen stehen
15 Weggänge gegenüber. „Von dieser Situation wollen wir wegkommen“, sagt Geschäftsführer Donbeck. FOTO: HARRY WOLFSBAUER

Stürmer Patrick
Hasenhüttl, 22, wur-
de bei der SpVgg
Unterhaching, dem
VfB Stuttgart und
dem FC Ingolstadt
ausgebildet. Im Som-
mer wechselte er zu
Türkgücü München.
FOTO: CLAUS SCHUNK

Präventiv auf der Bremse


Der ESV Kaufbeuren setzt auf personelle Konstanz


Mehr Tempo
Bayreuth Tigers müssen Potac ersetzen

„Jeden Euro wert“
Ismaik äußert sich bei 1860 zu Bierofka

Der Student


Türkgücü-Stürmer Patrick Hasenhüttl
führt die Torschützenliste an

Immer wieder dienstags


Aufsteiger Landshut muss auf die ersten Heimspiele warten


Christian Donbeck, 47, ist
seit April 2017 Geschäfts-
führer der Tölzer Eissport
GmbH. Als Aktiver spielte
er Eishockey für Rosen-
heim, Bad Aibling und
Waldkraiburg. In seiner
Freizeit trainiert er den
Fußball-Bezirksligisten
TSV Dorfen.FOTO: OH

Lausitzer Füchse
Weißwasser/Oberlausitz

Lausitzer Füchse
Weißwasser/Oberlausitz

Dresdner
Eislöwen

Dresdner
Eislöwen

Eispiraten
Crimmitschau

Eispiraten
Crimmitschau

Bayreuth
Tigers

Bayreuth
Tigers

EV LandshutEV Landshut

Tölzer LöwenTölzer Löwen

ESV KaufbeurenESV Kaufbeuren

Bietigheim SteelersBietigheim Steelers

Heilbronner FalkenHeilbronner Falken

EHC FreiburgEHC Freiburg Ravensburg
Towerstars

Ravensburg
Towerstars

Klubs in der
Deutschen
Eishockey Liga 2

EC Kassel HuskiesEC Kassel Huskies

EC Bad NauheimEC Bad Nauheim
Löwen FrankfurtLöwen Frankfurt

THÜRINGENTHÜRINGEN

SACHSENSACHSEN

BAYERNBAYERN

BADEN-
WÜRTTEMBERG

BADEN-
WÜRTTEMBERG

HESSENHESSEN

SACHSEN-
ANHALT

SACHSEN-
ANHALT

RHEINLAND-
PFALZ

RHEINLAND-
PFALZ

T S CH ECH I ENTSCHECHIEN

ÖS T ER R EI CHÖSTERREICH

S CHWEIZSCHWEIZ

FR A N K R EI CHFRANKREICH

50 km
SZ-Karte: Eiden/Maps4News; Quelle: DEL2

„Es wird ein


Wettrüsten geben“


Bad Tölz will bis 2026 deutscher Eishockey-Meister


werden. Geschäftsführer Christian Donbeck über die


Ambitionen des Sponsors mit dem Zweitligisten


„Es wird schwierig für uns,
im Rhythmus zu bleiben.“

38 HBG (^) SPORT IN BAYERN Donnerstag, 12. September 2019, Nr. 211 DEFGH
Verwurzelt: Der gebürtige Kaufbeurer Da-
nielOppolzergeht bereits in seine neunte
Saison beim ESV. FOTO: ROITH / HUEBNER / IMAGO
GESCHICHTEN AUS
DERREGIONALLIGA

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