Süddeutsche Zeitung - 12.09.2019

(Brent) #1

Gut gegen Nordwind


Emma (NoraTschirner) und Leo (Alexander Fehling)
schreiben sich E-Mails und verlieben sich in der Verfil-
mung von Daniel Glattauers Roman.  Bericht


Idioten der Familie


Fünf erwachsene Kinder in ihrem Elternhaus, in dem
die ältere Schwester Heli (Jördis Triebel) das geistig be-
hinderte Nesthäkchen der Familie versorgt hat. Jetzt
will sie mit einem Mann ein neues Leben beginnen, Gin-
nie (Lilith Stangenberg) soll ins Heim, zum Abschied
versammeln sich die Geschwister noch ein letztes Mal
zuhause. Sukzessive erschließt sich die komplizierte Fa-
miliengeschichte mit ihren Konstellationen und Kräfte-
verhältnissen aus kleinen Gesten und knappen Bemer-
kungen. Der Film, mit dem Regisseur Michael Klier ei-
ne lange Spielfilm-Pause beendet, ist ein Kammerspiel
in den Räumen eines Hauses am Rande von Berlin und
kreist um die Egoismen des modernen Lebens. Die gro-
ße Frage: Wer sind hier eigentlich die Idioten?
ANKE STERNEBORG


Ein leichtes Mädchen


Eine 16-Jährige verbringt mit ihrer Cousine einen Som-
mer inCannes. Rebecca Zlotowskis Film wurde beim
Festival in Cannes bejubelt.  Filmkunsttipp


Mein Leben mit Amanda


Es beginnt wie eine leichte Pariser Sommerkomödie,
doch dannwandelt sich Mikhaël Hers Film in ein berüh-
rendes Familiendrama.  Bericht


Schwimmen


Auf den ersten Blick ist Luzie Looses Debüt eine klassi-
scher Coming-of-Age-Film. Aber die junge Regisseurin
erzählt die brüchige Freundschaftsgeschichte zweier
Mädchen in eindrücklich rauschhaften, zärtlichen und
subjektiven Bildern und Stimmungen. Zwischen Mob-
bing in der Schule, Konflikten mit den Eltern und den
ersten euphorischen Ausflügen in die Nacht suchen
die Mädchen aneinander Halt und halten alles fest – in
Handy-Videos, die bald auch zur Waffe gegen die Mit-
schüler werden. Trotz, Selbstvergewisserung und Ver-
letzlichkeit liegen nie weit entfernt. Die Übergänge
sind bei Loose sinnliche Erfahrung. ANNETT SCHEFFEL


Thinking Like a Mountain


Das Volk der Arhuacos kämpft in den Bergen Kolumbi-
ens umsein Land und seine Kultur. So ähnlich begin-
nen häufig die Inhaltsbeschreibungen von Dokumen-
tarfilmen, die ethnokitschige Indianergeschichten ab-
spulen. Der Film von Alexander Hick hingegen interes-
siert sich angenehm wenig für Politik und die Systema-
tik hinter der Unterdrückung der Arhuacos, sondern
wandelt wie ein melancholischer Flaneur zwischen
den Indigenen, die dort für die Handyfotos der Touris-
ten aus dem Fluss trinken, aber tatsächlich an dieses
Leben glauben, das in der Erde, dem Fels und den
Schatten der Wälder wurzelt, im gespenstischen Land
zwischen Tradition und Moderne.
PHILIPP BOVERMANN


Über Grenzen


Auf Reisen gehen, den persönlichen Blick auf die Welt fil-
misch festhalten und dann übers Kino ausstellen – das
ist ein populäres Prinzip der Selbstvermarktung. Hier
sucht die Rentnerin Margot aus Hessen die Begegnung
mit der Fremde und fährt mit einer Honda 125 durchs
Pamirgebirge. Ihr Entschluss, zeitweise die Filmema-
cher Johannes Meier und Paul Hartmann mitzunehmen,
zahlt sich in brillanten Landschaftsbildern aus. Der Ama-
teurfilm-Charakter wird durch ihre steten Kommentare
trotzdem deutlich. DORIS KUHN


Die untergegangene Familie


Nach dem plötzlichen Tod ihrer Schwester versinkt
die dreifache Mutter Marcela (Mercedes Morán) im-
mer mehr in ihrer eigenen Welt. Zwischen den Möbel-
stücken und Fotos der Verstorbenen überlagern sich
zunehmend Vergangenheit und Gegenwart, Erinne-
rungen vermischen sich mit familiären Konflikten
und amouröse Verstrickungen. In der Tradition des
magischen Realismus zeigt das feinsinnige Debüt der
Argentinierin María Alche eine Frau, die im Taumel
zwischen Trauer und Verlustdie eigene Wirklichkeit in
Frage stellt. ANNA STEINBAUER


Das Wunder im
Meer von Sargasso

Zwei Frauen stecken fest. In einem griechischen Küs-
tenkaff, in dem es nicht viel mehr gibt als eine Aalfa-
brik und heiße Einöde. In einem männerdominierten
Morast aus Drogen, Gewalt, Inzest. Eine kaputte Poli-
zistin und die Schwester des örtlichen Schnulzensän-
gers, dessen Tod die beiden schließlich zusammen-
führt. Regisseur und Drehbuchautor Syllas Tzoumer-
ka verrennt sich in seinem Kunstkrimi zwar etwas
zwischen mythologischem Thriller, Greek Weird Wa-
ve und Lynch-Hommage. Die Atmosphäre der Klein-
stadthölle zeichnet er aber eindrucksvoll nach: eine
Welt der Verbitterung und Fluchtfantasien, in der
Wunder immer nur Metaphern bleiben.
ANNETT SCHEFFEL

Wer 4 sind


Die „4“ aus dem Titel sind Michi Beck, Thomas D,
Smudound And.Ypsilon aliasDie Fantastischen Vier.
Thomas Schwendemanns Doku zeigt die Rapper
auch hinter den Kulissen.  Bericht

 Wo welcher Film läuft, steht im Film-ABC
aufSeite 10. Weitere Kritiken imFeuilleton.


1


Es Kapitel 2(–)
Willkommen in der Psycho-Geisterbahn:
Fortsetzung des Horrorhits aus dem Jahr 2017,
wieder nach einer Vorlage von Stephen King.
Regie: Andy Muschietti / 1. Woche
Besucher: 590 145 – Gesamt: 633 320

2


Once upon a Time in Hollywood(1)
Wie war das damals im Sommer 1969?
Quentin Tarantinos Hollywoodmärchen er-
zählt die Morde der Manson-Family neu.
Regie: Quentin Tarantino / 4. Woche
Besucher: 156 254 – Gesamt: 1 384 037

3


Der König der Löwen(2)
Sieht aus wie eine Naturdoku, entstand
aber vollständig im Computer: Neuverfilmung
des Zeichentrickhits aus dem Hause Disney.
Regie: Jon Favreau / 8. Woche
Besucher: 151 361 – Gesamt: 5 030 076

4


A Toy Story: Alles hört auf kein...(5)
Hallo Forky: In Teil 4 des Pixar-Hits freun-
den sich die Spielzeughelden mit einer Plastik-
gabel an, die ständig in den Mülleimer springt.
Regie: Josh Cooley / 4. Woche
Besucher: 104 395 – Gesamt: 638 094

5


Good Boys(3)
Wenn Sechstklässler mit Sexspielzeugen
hantieren, kommt garantiert eine respektlose
und ziemlich freche US-Komödie heraus.
Regie: Gene Stupnitsky / 3. Woche
Besucher: 102 448 – Gesamt: 372 128

6


Angel Has Fallen(4)
Gerard Butler muss in dieser Actionfilmrei-
he mal wieder den Präsidenten retten – und
macht dabei ziemlich viel kaputt.
Regie: Ric Roman Waugh / 2. Woche
Besucher: 79 453 – Gesamt: 197 045

7


Leberkäsjunkie(7)
Wenn der kleine Hunger kommt: Der Held
der bayerischen Krimireihe holt sich seine Le-
berkässemmeln auch nachts vom Metzger.
Regie: Ed Herzog / 6. Woche
Besucher: 68 484 – Gesamt: 1 088 743

8


Playmobil – Der Film(8)
Ein Geschwisterpaar verliert sich in den
Welten der fränkischen Spielzeugfirma, trifft
auf Agenten, Wikinger und Dinosaurier.
Regie: Lino DiSalvo / 2. Woche
Besucher: 64 116 – Gesamt: 134 327

9


Fast & Furious: Hobbs & Shaw(6)
Testosteronkino mit Dwayne Johnson, Ja-
son Statham und Idris Elba.
Regie: David Leitch / 6. Woche
Besucher: 58 993 – Gesamt: 1 594 110

10


Pets 2(10)
Ein Hund will eine Katze sein, während
ein Kaninchen von einer Superheldenkarriere
träumt: Fortsetzung des Animationsfilm-Hits.
Regie: Chris Renaud / 11. Woche
Besucher: 45 791 – Gesamt: 2 367 468

Neu im Kino


Im Januar zeigten sie live in der Olympia-
halle,wie man als Hip-Hop-Gruppe mit
Spaß und Haltung reifen und noch immer
eine mitreißende Show bieten kann. Nun
machen sie auf der Kinoleinwand weiter
mit dem Setzen von Ausrufezeichen. Zwei-
felsohne ist 2019 ein besonderes Jahr für
dieFantastischen Vier, die seit drei Deka-
den auf der Bühne stehen.Wer 4 sindheißt
der neue Dokumentarfilm über die Stutt-
garter Rap-Pioniere. Vieles ist ja schon be-
kannt über Michi Beck, Thomas D, Smudo
und And.Ypsilon, weshalb der Film seine
kleine Chance im Konkreten nutzt. In den
Fokus des Mixes aus Interviews, Homesto-
rys und Live-Mitschnitten rückt die Entste-
hung des jüngsten, zehnten Albums „Cap-
tain Fantastic“ – von der Jam-Session über
Zweifel („uns fällt nix mehr ein“) und Kri-
sen bis zur Kooperation mit Clueso („Zu-
sammen“). Dass es die beim Filmfest urauf-
geführte Doku überhaupt gibt, ist der Hart-
näckigkeit eines Münchners zu verdanken:
Der Regisseur Thomas Schwendemann
(Schmucklos) kennt Thomas D seit sechs
Jahren – und ließ mit seiner filmischen
Idee zum Jubiläum nicht locker. blö

Wer 4 sind, Regie und Buch: Thomas Schwende-
mann, Kinos und Spielzeiten siehe Seite 10

Neu im Kino(Fortsetzung)


Das Buch war damals eine kleine Sensati-
on. Damals,als es weder iPhones gab noch
Facebook auf Deutsch, als E-Mails noch
ein bisschen aufregend und keine Pflicht-
übung waren. 2006 also veröffentlichte der
Wiener Journalist Daniel Glattauer einen
Roman, der formal so konsequent wie expe-
rimentell war. „Gut gegen Nordwind“ war
ein moderner Briefroman, abwechselnd
aus zwei Perspektiven erzählt. Ein Mann
und eine Frau, die durch einen Tippfehler
in der Adresse zueinanderfinden, lernen
sich schreibend kennen, offenbaren sich
durch Wörter, im Alles-und-Nichts des Vir-
tuellen. Glattauer hat dann noch einen zwei-
ten Teil hinterhergeschoben, „Alle sieben
Wellen“. Fortan schrieb er statt für die Zei-
tung für ein sehr großes Romanpublikum,
zuletzt verstärkt Theaterkomödien wie die
bereits verfilmte „Wunderübung“ oder
kürzlich „Vier Stern Stunden“.
13 Jahre nach dem Durchbruch als
Schriftsteller kommt nun die Verfilmung
seiner lange als unverfilmbar geltenden
Nordwind-Bände in die Kinos. 13 Jahre

sind, was den Fortschritt der Kommunikati-
onstechnik betrifft, eine Ewigkeit. Die Re-
gisseurin Vanessa Jopp und die Produzen-
ten von Komplizen Film (Toni Erdmann) ha-
ben Daniel Glattauer trotzdem – oder gera-
de wegen der langen Pause – überzeugt.
Ihr charmanter Film, der hier und da
vom Roman abweicht, füllt die Leerstellen,
die das Buch zwangsweise hinterlässt (fina-
les Drehbuch: Jane Ainscough). Angesie-
delt im Hier und Jetzt (auf Google und Face-
book verzichten die Protagonisten einver-
nehmlich), sieht man dann etwa, wie Em-
ma und Leo (toll: Nora Tschirner und Alex-
ander Fehling) im Supermarkt beinahe in-
einanderrumpeln, während sie auf dem
Handy tippen. Die Spannung des Buches
wurde erhalten, auch weil Emma erst in
der zweiten Filmhälfte körperlich auf-
taucht. Dennoch bleibt das vage Gefühl,
dass das E-Mail-Thema heute ein bisschen
durch ist. bernhard blöchl

Gut gegen Nordwind, Regie: Vanessa Jopp, Kinos
und Spielzeiten siehe Seite 10

G


enauso muss er aussehen, der fran-
zösische Jüngling unseres Vertrau-
ens: Aufsässig und bourgeois zu-
gleich, selbstbewusst und verpeilt, neben-
bei mit den prächtigsten schwarzen Lo-
cken ausgestattet, die stets so aussehen,
als sei man gerade erst aufgestanden. Vin-

cent Lacoste (Lolo, Jungs bleiben Jungs) er-
füllt all diese Attribute und spielt damit in
derselben Liga wie seine Kollegen Louis
Garrel, Pierre Niney, Romain Duris oder
Guillaume Canet – nur dass er ein paar Jah-
re weniger auf dem Buckel hat. Deshalb ist
er auch die perfekte Besetzung für das Fa-

miliendramaMein Leben mit Amanda:Er
spielt einen 24-jährigen Luftikus namens
David, der sich mit Jobs als Baumpfleger
oder Wohnungshüter durchs Leben
schlägt und ebenjenes nicht besonders
ernst nimmt. Das sieht man bereits in der
Anfangsszene, als er seine siebenjährige
Nichte Amanda (Isaure Multrier) von der
Schule abholen soll und sich dabei ordent-
lich verspätet. Amandas alleinerziehende
Mutter (Ophélia Kolb) macht David zwar
Vorwürfe, kann ihm aber nicht lange böse
sein – was wohl auf die eingangs genann-
ten Attribute zurückzuführen ist.
Mikhaël Hers (Dieses Sommergefühl)
lässt seinen Film wie eine dieser leichten
Pariser Sommerkomödien beginnen, um-
so unvermittelter kommt der Anschlag:
Plötzlich sind David und Amanda allein, er
muss sich dem Ernst des Lebens stellen. In
der Folgezeit werden der Kindskopf und
das Kind miteinander lachen und trauern,
gemeinsam durch Paris radeln und den
Blick langsam wieder nach vorne richten.
Am Anfang erfährt Amanda von ihrer Mut-
ter, was der Spruch „Elvis has left the Buil-
ding“ bedeutet: Dass etwas vorbei ist und
man aufhören soll zu hoffen. Am Ende er-
zählt ihr David, dass das so nicht stimmt
und man stets bis zum Schluss durchhal-
ten soll. Das gilt auch für diesen traurig-
schönen Film. josef grübl

Mein Leben mit Amanda, Regie: Mikhaël Hers, Ki-
nos und Spielzeiten siehe Seite 10

Sargdeckel zu, Blutsauger tot: Dass es so
nichtgeht, weiß der Zuschauer natürlich
längst. Die Kinogeschichte hat ungefähr
170 Dracula-Filme und eine Vielzahl weite-
rer Vampirfilmproduktionen hervorge-
bracht, von der Jungfrauenschnulze bis
zum blutlüsternen Softporno – totzukrie-
gen waren die Biester darin aber nur
schwer. Auch in Terence FishersDracula
aus dem Jahr 1958 ließ sich der Fürst der
Finsternis nicht von Vampirjägern und ih-
ren Werkzeugen (Holzpflock, Knoblauch)
beeindrucken. Eindruck hinterließen dage-
gen die Hauptdarsteller: In der Titelrolle
zu sehen war Christopher Lee, seinen Geg-
ner Van Helsing spielte Peter Cushing. Mit
dieser Verfilmung startet am Dienstag, 17.
September um 21 Uhr die Filmmuseum-
Reihe „Kult-Horror“. An den darauffolgen-
den drei Dienstagen sind noch mehr Hor-
rorfilmperlen zu sehen, die für die Erneue-
rung des Genres in den Fünfziger- und
Sechzigerjahren standen: 1960 entstand in
ItalienDie Stunde, wenn Dracula kommt
(Di., 24. Sep.), der Amerikaner Roger Cor-
man drehte 1961Das Pendel des Todes(Di.,


  1. Okt.) und aus Deutschland kam im Jahr
    1967 Harald Reinls Die Schlangengrube
    und das Pendel(Di., 8. Okt.). grü


Kult-Horror: Vier Perlen des Makabren, Di., 17. Sep-
tember, bis Di., 8. Oktober, jeweils 21 Uhr, Filmmu-
seum, St.-Jakobs-Platz 1,t23 39 64 50

Sein Werk ist einfach und expressiv zu-
gleich: Der japanische Regisseur und
Schauspieler Shinya Tsukamoto wurde
mit seinen teilweise extrem brutalen und
gleichzeitig ästhetisch ungewöhnlichen Fil-
me bekannt. In der japanischen Filmindus-
trie gilt er als Außenseiter, er muss mit we-
nig Geld auskommen, gleichzeitig wird er
regelmäßig zu internationalen Festivals
eingeladen. Das Werkstattkino widmet
ihm jetzt eine kleine Retrospektive, auf
dem Spielplan stehen vier Regiearbeiten
Tsukamotos:Bullet Ballet(1998),Gemini –
Tödlicher Zwilling(1999),A Snake of June
(2002) undVital(2004). grü

The World of Shinya Tsukamoto, Do., 12. Sep., bis
Do., 19. Sep., Werkstattkino, Fraunhoferstr. 9,
t260 7250, Spielzeiten siehe Seite 10

Alles kommt irgendwann wieder, im Fall
von Sylvester Stallone vielleicht sogar ein
bisschen öfter als gedacht. Der Actionstar
aus den Achtzigerjahren ist mittlerweile 73
Jahre alt und nach wie vor eifrig damit be-
schäftigt, seine bekanntesten Figuren am
Leben zu erhalten: Erst Anfang dieses Jah-
res lief mitCreed II – Rocky’s Legacyein
weiterer Film rund um den Boxer Rocky
Balboa in den deutschen Kinos an, nächste
Woche folgt mitRambo: Last Bloodder fünf-
te Teil der Reihe um den wortkargen Viet-
namkriegsveteranen John Rambo. Dieser
hatte vor 37 Jahren seinen ersten Lein-
wandauftritt, ein Jahr zuvor war Ronald
Reagan amerikanischer Präsident gewor-
den – dessen aggressive Rhetorik passte
perfekt zu dem rabiaten Kämpfer, der sich
in späteren Filmen auch durch Vietnam
oder Afghanistan metzelte. Die ersten drei
Teile werden jetzt in einer sogenannten
„Special Night“ in mehreren Kinos gezeigt,
restauriert und ungeschnitten. grü

Rambo I-III, USA 1982/1985/1988, Freitag, 13. Sep-
tember, Kinos und Spielzeiten siehe Seite 10

Gruß aus der Vergangenheit


Adaption„Gut gegen Nordwind“ kommt nach 13 Jahren ins Kino


Der Kindskopf und das Kind


Familiendrama„Mein Leben mit Amanda“: Vincent Lacoste spielt einen jungen Luftikus,
der Verantwortung für seine siebenjährige Nichte übernehmen muss

FILMKUNSTTIPP


Horror mit


Holzpflock


Filmreihe„Dracula“ und weitere
Gruselhits imFilmmuseum

Rabiater Japaner


RetrospektiveShinya Tsukamoto


Wortkarger Veteran


Action„Rambo I-III“ am Stück


Genugist lange


nicht genug


Dokuüber die Rapper „Fanta 4“


8 V2 SZEXTRA Kino Wochevon 12. bis 18. September 2019, Nr. 211 DEFGH


FOTO: KICK FILM GMBH

Blickt trotz eines schweren Schicksalsschlages hoffnungsvoll in die Zukunft: Amanda
(Isaure Multrier) bei einem Ausflug in Paris. FOTO: MFA+

Schon der Titel mag irritieren. Tatsächlich
spiegelt er die raffinierte Doppeldeutigkeit
wider, die die Regisseurin im Sinn hatte.Une
fille facile, zu Deutsch:Ein leichtes Mädchen,
handelt nur vordergründig von einer jungen
Frau, die Männern zur Verfügung steht, dem
filmischen Motto folgend: Wenn schöne Men-
schen schöne Dinge tun ... In ihrem flirren-
den Sommerdrama über das Erwachsenwer-
den zweier Cousinen dreht Rebecca Zlotow-
ski den Spieß um, indem sie die 22-jährige
Sofia (Zahia Dehar) zwar als Sexsymbol insze-
niert, sie aber stets selbstbestimmt handeln
lässt. Die Männer protzen mit ihren Yachten
(„Winning Streak“ heißt eine, also Siegesse-
rie), Sofia protzt mit ihrem Körper. Der Film
spielt dort, wo er bei der jüngsten Festival-
ausgabe uraufgeführt und ausgezeichnet
wurde: in Cannes. Hier lässt sich die 16-jähri-
ge Naïma (Mina Farid) mitreißen von ihrer äl-
teren Cousine, die den Tod ihrer Mutter im
Champagnerdunst sowie in Pool- und Party-
Gesellschaft reicher Männer zu verdrängen
versucht. Nach ihren Regeln. Dass die guther-
zige und orientierungslose Naïma am Ende
ihren ganz eigenen Weg geht, spricht für den
feministischen Ansatz der Regisseurin. BLÖ

Ein leichtes Mädchen, F 2019, Regie: Rebecca
Frauen,dieauf Smartphones starren: Um einen klaren Kopf zu bekommen, fährt Zlotowski, Kinos & Spielzeiten siehe Seite 10
Emma (Nora Tschirner) an die Nordsee. Immer dabei: Leo. FOTO: ANNE WILK/SONY

Einmal kraftvoll zubeißen, bitte: Graf
Dracula (Christopher Lee) nähert sich ei-
ner jungen Schönheit. FOTO: FILMMUSEUM

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