Der Spiegel - 07.09.2019

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Kultur

Manchmal haben die Chefs einfach recht. ‣S.121

DER SPIEGEL Nr. 37 / 7. 9. 2019

Kino

Liebelei am Meer

Die französische Filmemacherin Rebecca
Zlotowski ist 2013 mit »Grand Central«,
einer furiosen Lovestory unter Bedienste-
ten eines Atomkraftwerks, bekannt ge -
worden; ihr neuer Film »Ein leichtes Mäd-
chen« erzählt von den Abenteuern zweier
junger Frauen an der sommerlichen Côte
d’Azur. Die 16-jährige Naïma (Mina Farid)

ist die Tochter eines algerischstämmigen

Dienstmädchens und hat Besuch von ihrer

älteren, verwirrend mondänen Cousine

Sofia aus Paris. Sofia flirtet mit reichen

Männern und spaziert lässig über Strände

und durch Luxusboutiquen. Dargestellt

wird sie von der in Frankreich wegen

ihrer Vergangenheit als minderjährige

Prostituierte und eines Skandals um ihre

prominenten angeblichen Freier berühm-

ten Modemacherin Zahia Dehar.

Die Regisseurin Zlotowski, 39, zeigt

in schwebenden, hitzeträgen Bildern,

wie sich der scheuen Naïma und ihrem

engsten Freund Dodo (Lakdha Dridi)

durch die Besucherin Sofia der Blick

in eine faszinierende, bedrohliche Welt

öffnet. Ihr Film ist eine heitere, beide

Heldinnen mit Sympathie betrachtende

Studie über die Abgründe zwischen

Arm und Reich, über sexuelle Turbulenz

und pubertäres Glück. HÖB

GERHARD MAURER

Wörthersee-Stadion in Klagenfurt

Ein Stadion, hässlich auf die übliche Art und Weise: meter-

dicke Betonstützpfeiler, rote Schalensitze, düstere, lange

Gänge. Doch noch bevor man den Innenraum betreten hat,

fällt der Blick plötzlich auf eine Baumkrone. Und dann –

im Rund des Stadions – Bäume über Bäume, Buchen, Kie-

fern, Birken, Pappeln, Eichen verstellen den Blick auf die

gegenüberliegende Tribüne. Am Boden Gras und Farne.

Der Schweizer Künstler Klaus Littmann hat im Klagenfurter

Wörthersee-Stadion einen Mischwald pflanzen lassen.

300 Bäume, von denen manche bis zu 12 Meter hoch sind,

nehmen das ganze Spielfeld ein. Vor der funktionalen Form

der Sportarena tritt die Schönheit der Natur überwältigend

hervor. »For Forest« heißt die Installation (zu besichtigen

vom 9. September bis zum 27. Oktober täglich von 10 bis

22 Uhr). Littmann hatte vor 30 Jahren eine Zeichnung des

österreichischen Künstlers und Architekten Max Peintner

gesehen, die genau diese Szenerie entworfen hatte. Seitdem

hegte er die Idee, die Installation in die Wirklichkeit zu

pflanzen. Knapp 50-mal ist er von der Schweiz nach Kärnten

gereist, um Politiker und andere Verantwortliche von seiner

Idee zu überzeugen. Die meisten Vertreter der FPÖ in Kärn-

ten sind bis heute gegen das Projekt. Es offenbart nämlich

auch, was für eine überflüssige Investition der Bau dieses

Stadions zur Europameisterschaft vor elf Jahren war. Wenn

keine Bäume darin wachsen, steht das Stadion oft leer. CLV

Fußball

Grün sehen