Die Weltwoche - 05.09.2019

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Weltwoche Nr. 36.19 15
Bild: Martin Godwin (Getty Images)


Hans Rausing (1926–2019) _ Sein Name
steht für das Tetrapak. Mit der Produktion
dieses praktischen Behälters baute der
Schwede ein weltweit tätiges Unterneh-
men auf, das heute mehr als 25 000 Men-
schen beschäftigt. Der junge Hans konnte
die Firma als Kleinbetrieb in den frühen
1950er Jahren von seinem Vater Ruben ope-
rativ übernehmen, auch wenn dieser noch
lange Zeit strategisch mitredete. Vater
Rausing hatte bereits in den Kriegsjahren
mit verschiedenen Verpackungsformen
experimentiert, etwa bei rationierten Kon-
sumgütern wie Mehl oder Zucker.

Nachruf


Es war aber Hans Rausing vergönnt, das
Marketing-Potenzial für die Milchliefe-
rung in einem handlichen, konsumenten-
freundlichen Tetrapak zu erkennen – au-
ssen Karton, innen mit einem Plastikfilm
versehen. Die heute simpel erscheinende
Idee war damals als Absage an die allgegen-
wärtigen Glasflaschen eine revolutionäre
Idee. Bis heute wird die Milch in diesem
kostengünstigen Behälter von fast allen
Grossverteilern Europas und Amerikas an-
geboten. Hans Rausing blieb bis 1981 ope-
rativer Chef und stand danach noch bis
1993 dem Verwaltungsrat vor. Er stand
während Jahren als einer der reichsten
Europäer auf der «Forbes»- Liste der Ver-
mögenden.
Die Unternehmerfamilie Rausing konn-
te in der Nachkriegszeit schlecht mit dem
schwedischen Sozialstaat und noch
schlechter mit den mächtigen Gewerk-
schaften. Deshalb zog sie mit der Firma
nach Pully bei Lausanne, wo der internati-
onale Hauptsitz von Tetra Pak bis heute
domiziliert ist. Allerdings behagte Hans
Rausing die Gegend am Genfersee nicht. Er
kaufte ein ländliches Anwesen in Südost-
england, wo er bis zu seinem Ableben
wohnte. Der Unternehmer zeichnete sich
auch als Forschungsmäzen aus und trat als
Gönner der Konservativen Partei auf.
Wie jede Familie blieben die Rausings
von Schicksalsschlägen nicht verschont.
Hans Rausings Sohn, Hans Kristian, kam
wegen seiner Drogenkrankheit immer
wieder in die Schlagzeilen der Boulevard-
presse. Rolf Hürzeler

mäss NZZ am Sonntag befürchtete Keller-Sutter,
dass die «starke Stellung der Staatsanwälte
noch weiter ausgebaut würde». Ihre Vorgän-
gerin Simonetta Sommaruga (SP) stand Lau-
bers Ansinnen positiver gegenüber. So oder so:
Nach dem Entscheid könnte Lauber eigentlich
das zähe Ringen um seine Wiederwahl been-
den. Ohne das neue Instrument bereitet das
Amt gewiss nur halb so viel Freude. (fsc)


Ursula Wyss, Doppelmoralistin, ist bekannt
für ihren furiosen Kampf gegen den motorisier-
ten Verkehr und für das Velo. Die Stadtberner
SP-Verkehrsdirektorin will Bern zur Velostadt
umbauen und macht dazu den Autofahrern das
Leben auf alle erdenklichen Arten schwer. Für
grosses Erstaunen sorgte deshalb die Meldung,
dass just für die Französische Schule in Bern –
die an einen neuen Standort umziehen und neu
neben einer autofreien Siedlung liegen wird –
eine Zufahrt für Eltern geschaffen werden soll,
die ihre Sprösslinge morgens mit dem Auto in
die Privatschule bringen und nachmittags wie-
der abholen möchten. Böse Zungen behaupten,
der Grund für dieses Privileg liege einzig darin,
dass Ursula Wyss’ Sohn die Französische Schule
besuche – ein Verdacht, den die SP-Politikerin
in der Berner Tageszeitung Bund weit von sich
weist. Ihr Sohn werde nur ausnahmsweise mit
dem Auto zur Schule gefahren und sonst mit
dem Velo oder dem öffentlichen Verkehr hinge-
bracht, so Wyss. Honi soit qui mal y pense, sagt
man dazu auf Französisch. (fon)


Tanja Soland, Fabelwesen, pflegt sogar für die
gutgesättigten Verhältnisse in Basel-Stadt
exotische Ansichten. In einem Interview mit
der BZ sagte die SP-Frau: «Ich sehe nicht, dass
man mit Geld Rendite erwirtschaften muss,
das ist nicht nötig.» Soland will bei den Wah-
len im Oktober die zurücktretende Finanz-
direktorin Eva Herzog beerben. Diese bewies
als Sozialdemokratin immer ein waches Be-
wusstsein dafür, woher ihre Steuerfranken so
reichlich fliessen: von den vielen Leuten, vor
allem in der Pharmaindustrie, die «mit Geld
Rendite erwirtschaften», um bei Solands Wor-
ten zu bleiben. Herzogs Möchtegern-Nachfol-
gerin lebt offenbar in einer anderen Welt. (fsc)


Mike Pence, Reisender, folgt den Empfehlun-
gen seines Chefs. Bei seinem Irland-Besuch
übernachtete der US-Vizepräsident nicht in
Dublin, sondern im Weiler Doonbeg, am ent-
gegengesetzten Ende der Insel, eine Flug-
stunde von der Hauptstadt entfernt. Der
Grund: In Doonbeg unterhält Donald Trump
einen seiner Golfklubs. Es sei weder eine Bitte
noch ein Befehl des Präsidenten gewesen, er-
klärte Pences Stabschef, sondern eher ein Vor-
schlag. Rabatt gab es keinen – weder für den
US-Steuerzahler, der für den Vize bezahlen
musste, noch für Pence, der auf eigene Kosten
seine Familie mitnahm. (ky)


Revolutionäre Idee: Hans Rausing.

Für alle, die eine kluge Formel für ihre Zukunft suchen:
Individuelle Vorsorge- und Finanz-
beratung für ein selbstbestimmtes Leben.

Einsteins Life

Ruf Lanz

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