Die Weltwoche - 05.09.2019

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32 Weltwoche Nr. 36.19
Bilder: Shutterstock, Gaetan Bally (Keystone) (9), Peter Klaunzer (Keystone)


Ob sie die Nationalhymne gleich lustlos
singen wie Xhaka und Co., ist nicht bekannt.
Seit über fünfzig Jahren treffen sich regel-
mässig und parteiübergreifend Parlamenta-
rier zum Fussballspielen. Im FC Nationalrat
kämpfen und rennen Politiker füreinander,
die sich sonst ausserhalb des Platzes nichts
schenken. Und die Schweizer Auswahl ist in-
ternational durchaus eine Macht: 2018 wurde
der FC Nationalrat Europameister und räum-
te dabei Deutschland mit 4:0 vom Rasen. Im
Final bezwangen die Fussballpolitiker Finn-
land, der Schaffhauser Ständerat Hannes
Germann (SVP) sicherte mit einem Hattrick
den Sieg.
Warum nicht auch ein All-Star-Team für die
Politik? Wie sähe das ideale Bundeshaus-Kader
aus? Welche Parlamentarierinnen und Parla-
mentarier gehörten in die Top-Elf? Wer sichert
nach hinten ab? Wer wäre der Kevin De Bruyne
der Schweizer Politik, ein unermüd licher
Arbeiter und begnadeter Vorbereiter? Und wer
vollendet schliesslich und versenkt die Vorlage
im gegnerischen Tor? Wie sähe die Ersatzbank
aus? Und wer hat das Zeug zum Coach des FC
Nationalrats?


Angriff ist die beste Verteidigung


Nirgendwo sind Fehler auf dem Fussball-
platz unverzeihlicher als im Torraum. Der
Goa lie muss halten, er darf keine Nerven zei-
gen, wer patzt, ist der Buhmann, die Buhfrau
der Nation. Diese Form des passiven Perfekti-
onismus scheint auch in der Schweizer Poli-


tik, im Land des genialen Mittelmasses, wie
geschaffen zu sein für höhere Weihen. Makel-
losigkeit ist eine der wichtigsten Grundvor-
aussetzungen, um in den Bundesrat gewählt
zu werden. Ins Tor der Schweizer Polit-Nati
gehört deshalb Karin Keller-Sutter (FDP),
bei der selbst das eine wilde Strähnchen ihrer
Frisur gewollt ist. In der Politik geht es pri-
mär darum, keine Böcke zu schiessen. Kel-
ler-Sutter beherrscht sich und diese Kunst
vollendet. Als Ersatz steht ihre Bundesrats-
kollegin Simonetta Sommaruga (SP) bereit.
Die ausgebildete Pianistin weiss, dass ein
kleiner Fehler die schönste Mozart- Sonate
zerstören kann.


Mit dem linken Fuss ins rechte Eck


Parteien kämpfen wie Fussballmannschaften um Sieg und Zustimmung.


Wie sähe ein All-Star-Team des Bundeshauses aus? Wer müsste für den überparteilichen FC Nationalrat


nominiert werden? Die Weltwoche stellt ihre Equipe vor. Von Peter Keller


Einer für alle, alle für einen: 4-2-3-1-Aufstellung mit Keller-Sutter im Tor.

Wer sichert nach hinten ab?


Wer wäre der Kevin De Bruyne


der Schweizer Politik?


Entscheidend:
Wermuth/Kälin (SP/GP)

Makellos:
Keller-Sutter (FDP)

Sturmerprobt:
Martullo (SVP)

Unberechenbar:
Moser (GLP)

Antizipatorisch:
Köppel (SVP)

Strategisch:
Graber (CVP)

Existenziell:
Quadranti (BDP)

Spiel öffnend:
Badran (SP).

Effizient:
Bourgeois (FDP)

Verteidigend:
Lüscher (FDP)

Standhaft:
Wasserfallen (FDP)
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