Die Welt - 07.09.2019

(Axel Boer) #1

W


as reimt sich auf Al-
di? Gönn Dir. Zu-
mindest in einem
Rap-Song, den die
Lebensmittelkette
Aldi Nord auf ihrem Instagram-Profil
verbreitet. In einem Video sind da ge-
wollt schräge Typen und formatfüllen-
de Badelatschen zu sehen, letztere zur
Sicherheit groß mit „Aldi-Lette“ be-
schriftet, damit auch jeder die Anspie-
lung versteht.
Dazu Zeilen wie diese: „Hier hat Opa
schon gespart – uhu - zum Aldi-Preis. Z-
z-z-z-zum Aldi-Preis“. Ein Video weiter
zeigt der Discounter eine weitere
Kunstfigur namens „Oma Ehrlich“.
Diesmal hat sie Liebestipps für Teen-
ager auf Lager. „Schmetterlinge im
Lauch, verstehta?“, kalauert sie und for-
dert die Zielgruppe auf, ihre Liebessor-
gen und Fragen in die Kommentare zu
schreiben. „Die Omma meldet sich bald
mit ner Sondersendung.“
25 Jahre nach Milkas „It‘s cool man“-
Opa und sechs Jahre nach Edekas Su-
pergeil-Kampagne versucht nun auch
Aldi, in den sozialen Medien irgendwie
viral zu gehen und auf Teufel komm
raus „Kult“ zu werden. Was in diesem
Fall besonders tragisch ist. Denn eigent-
lich war das Unternehmen schon lange
Kult. Doch neuerdings tut man bei Aldi
Nord und Süd alles, um diesen Nimbus
kaputt zu machen und die über Deka-
den gewachsene Stammkundschaft vor
den Kopf zu stoßen.
Spektakulär schmucklose Märkte, äs-
thetikferne Eigenmarken wie River Co-
la, Markus-Kaffee oder Milsani. Das
über all die Jahrzehnte hinweg durchge-
haltene Prinzip, keinen Pfennig oder
dann Cent für Schnickschnack wie Ver-
packungsgestaltung, Ladendesign oder
TV-Werbung auszugeben und dafür
qualitativ verlässliche Produkte zum ge-
ringstmöglichen Preis in die Läden zu
stellen. Natürlich noch auf Palette und
im Karton. Ausräumen könnt ihr selbst.
Kostet ja alles nur Geld.

Dieser zur Perfektion getriebene, hu-
morlose Puritanismus hat Generatio-
nen von Deutschen zu treuen Aldi-Kun-
den gemacht und die Aldi-Brüder
schwerreich. Doch nun sind die Erfin-
der des Discounterprinzips tot. Und mit
ihnen gestorben ist offenbar auch das
Gespür dafür, was diese Urmarke des
Lebensmitteleinzelhandels ausgemacht
hat. Und was sie zerstört.

In dieser Woche in einem Aldi-Markt
im Hamburger Norden: Weithin sicht-
bar weht neben dem Eingang eine
Event-Windfahne, von der aufdringli-
che Emoji-Fratzen den Kunden entge-
genglotzen. Auch im Markt hängen
übergroße Grinsegesichter. Gleich ne-
ben dem Eingang wird an einem Akti-
onsstand entsprechend geformtes Back-
werk („Kekse by emoji“) feilgeboten,

Flyer bewerben eine Aldi-Emoji-App.
Und an der Kasse werden den verdutz-
ten Discounter-Kunden ungefragt fin-
gerhutgroße Gummi-Emojis mit Saug-
napf-Füßen in die Hand gedrückt, je-
weils eine Sammelfigur pro 15 Euro Ein-
kaufswert. „Hol sie dir alle!“, stachelt
die Werbung an.
Das fühlt sich ganz falsch an. Nicht,
weil man wahrscheinlich Tamara-Mar-

melade und Solo-Talent-Taschentücher
im Wert von weit über tausend Euro aus
dem Markt karren müsste, um statis-
tisch alle 24 verschiedenen Emoji-Fi-
gürchen zusammenzubekommen. Das
wäre gar nicht das Problem.
Aldi-Kunden der alten Schule sind es
gewohnt, randvolle Großraum-Ein-
kaufswagen an die Kasse zu schieben,
um jedes Mal zu staunen, in welchem
Tempo die in der Branche schlicht kon-
kurrenzlosen Hochgeschwindigkeits-
kassierer selbst preppermäßige Größt-
einkäufe in wenigen Sekunden durch
die Registrierkasse ziehen. Was irritiert,
ist, dass Aldi es neuerdings offenbar nö-
tig zu haben glaubt, seine Kunden erst
zum Vielkauf zu verleiten. Das taten sie
früher ganz von selbst.
Denn bei Aldi einkaufen, das fühlte
sich immer so an, als würde man mit je-
der ausgegebenen Münze eigentlich
Geld sparen. Das Versprechen verlässli-
cher Knauserigkeit lag über allem. So
wie Tesa für Klebeband, wurde die Mut-
ter aller Discounterketten zum Gat-
tungsbegriff für alles, was nicht Mar-
ken-, sondern Billigware war. Aldi-
Champagner, Aldi-Computer, Aldidas.
Unglamourös, aber immer mit Bestno-
ten von der Stiftung Warentest. Die
Auswahl blieb trotz behutsamer Sorti-
mentserweiterungen immer überschau-
bar. Ein Shoppingerlebnisist das Letzte,
was ein Aldiist sucht. Der Einkauf soll
möglichst effizient und schnell vonstat-
tengehen.
Und jetzt? Jetzt hat das Unterneh-
men binnen Jahren mit so ziemlich al-
len Aldi-Prinzipien gebrochen. Plötz-
lich verpulvert das Unternehmen sein –
unser! – Geld für austauschbare TV-
Werbung. Im vergangenen Jahr machte
Aldi Nord sogar Verlust, nachdem es
Hunderte von Millionen in die Umge-
staltung seiner Märkte gesteckt hatte.
Mit dem Ergebnis, dass man in sei-
nem Stamm-Aldi jetzt die Aldi-Buitoni
nicht mehr findet, dafür aber großfor-
matige Makroaufnahmen herausge-

putzter Lebensmittel über der Kühlthe-
ke, und über den Gängen geistreiche
Werbetafeln à la „Mächtig ins Grünzeug
gelegt“. Schnickschnack halt.
Während die Nachkommen sich vor
Gericht um die Milliarden balgen,
kommt das unternehmerische Erbe der
Albrecht-Brüder zunehmend unter die
Räder. Die Märkte sind von anderen
Ketten immer weniger zu unterschei-
den. Alles, wofür Aldi einmal stand, gilt
nicht mehr. Es fühlt sich an, als würde
man von seinem ältesten Freund verlas-
sen, von dem, der immer er selbst ge-
blieben war und einem die unge-
schminkte Wahrheit sagte. Jetzt ist er
bei Instagram.
Nirgendwo ist Aldi so wenig es selbst
wie in seinen Social-Media-Aktivitäten.
Es ist nachvollziehbar, dass Aldi junge
Menschen ansprechen möchte und die
nachfolgende Generation Z als Kunden
gewinnen möchte. Dennoch stecken
hinter der Emoji-Kampagne mindestens
drei große Irrtümer. Nämlich erstens
die Annahme, dass Teenager ihre Ent-
scheidung, wo sie in der großen Pause
Chips und Softdrinks bunkern, davon
abhängig machen, wie cool der Laden
ist. Zweitens die Annahme, dass ihr
Budget für je Einkauf über 15 Euro liegt.
Und schließlich die Annahme, Gummi-
Emojis seien cool. Wir haben in der
Zielgruppe nachgefragt: Sie sind es
nicht.
Auch Oma Ehrlich und der Aldi-Rap
werden niemals Kultstatus erlangen.
Unfreiwillig viral verbreitete sich dage-
gen der Versuch von Aldi Süd, sich mit
einem aktuellen Sortiment von „Festi-
val-Fashion“ an die junge Zielgruppe
heranzuschmeißen. Der Discounter
stülpte ziemlich bieder aussehenden
Models mit Wandergitarre T-Shirts mit
aufgedruckten Bandnamen wie „ACDC“
und „Kiss“ über. Das sollte wohl jung
und rockig wirken, löste im Netz aber
vor allem Häme aus. Ein Twitterer kom-
mentierte trocken: „Heute bei Aldi. Ich
bin zu alt für den Scheiß.“

Auch so eine Hipster-Aktion: das Southside-Festival vor dem Aldi Pop-Up-Store in Neuhausen

G
ETTY IMAGES

/THOMAS NIEDERMUELLER
Tu das nicht, Aldi!

Der Discounter war ein Anker der Stabilität in unserem Leben. Doch das


Leitmotiv „Hauptsache billig“ wird von Emoji-Kampagnen und anderem


Schnickschnack abgelöst. Ein Trauerspiel, findet Aldiist Steffen Fründt


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07.09.19 Samstag, 7. September 2019DWBE-HP


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12 WIRTSCHAFT DIE WELT SAMSTAG,7.SEPTEMBER


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er über den Campus
am Rande der Ingol-
städter Altstadt fla-
niert, taucht ein in
die Welt der Tech-
nik. In den Werkstätten wird an Ge-
brauchtwagen gearbeitet. „Für mich ist
dies eine vertraute Welt“, sagt Verena
Düssil, die an der Technischen Hoch-
schule Ingolstadt (THI) ein duales Stu-
dium absolviert. Stundenlang konnte
sie sich als Heranwachsende in der KFZ-
Werkstatt ihres Großvaters aufhalten.
Beim Schrauben, beim Rumtüfteln und
bei der Fehlersuche mithelfen, das sei
ihre spannende Kinder- und Jugendwelt
gewesen, erzählt sie voller Begeiste-
rung. Das ausgesprägte Interesse an
Technik ist geblieben. Eine technische
Ausbildung lag auf der Hand.

AAAusbildung oder Studium? Ein dualesusbildung oder Studium? Ein duales
Studium vereint beides, Theorie und
Praxis. Die Zugangsvoraussetzungen
sind eine erste Hürde. Dual Studieren-
de erwartet wenig Freizeit, viel Konkur-
renz, die Arbeitsbelastung ist hoch.
Trotzdem ist die Doppelausbildung für
Ambitionierte eine Überlegung wert.
Die Zahl der dual Studierenden steigt
seit Jahren kontinuierlich an. 2009 wa-
ren es rund 49.000 dual Studierende.
Zwar stieg auch die Zahl der Studieren-
den im gleichen Zeitraum an – bei den
dual Studierenden gab es aber nahezu
eine Verdoppelung. Rund 95.000 sind
es aktuell. 1479 duale Studiengänge
werden angeboten, die mit über 41.
Einrichtungen der betrieblichen Praxis
kooperieren.
Die Kombination aus Studium und
praktischer Ausbildung im Betrieb hat
sich als „Duales Studium“ in Deutsch-
land inzwischen fest etabliert. Duale
Studienangebote konzentrieren sich auf
die Wirtschafts- und Ingenieurwissen-
schaften sowie auf Informatik. Ver-
stärkt entwickeln sich aber auch Ange-
bote im Bereich Sozialwesen, Erzie-
hung, Gesundheit und Pflege.
Das duale Studium wird bundesweit
von 225 Universitäten, Fachhochschu-
len und Akademien angeboten. In Ba-
den-Württemberg, Nordrhein-Westfa-
len und Bayern gibt es die meisten Un-
ternehmen und Hochschulen mit ei-
nem dualen Angebot. Duales Studium
ist nicht gleich duales Studium. Die
Konzepte sind unterschiedlich.
Grundsätzlich gibt es zwei Modelle.
Bei ausbildungsintegrierenden Studi-
engängen absolviert man parallel zum
Studium eine Ausbildung. Am Ende
gibt es zwei Abschlüsse, das Bachelor-

und das Ausbildungszeugnis. Praxis-
integrierende Studiengänge schließen
dagegen nur mit dem Bachelor ab. Hier
wird der Stundenplan durch Praxis-
phasen ergänzt.
Für wen ist ein duales Studium das
Richtige? Der Vorteil am dualen Studi-
um sei die starke Praxisorientierung,
sagt Kim-Maureen Wiesner vom Bun-
desinstitut für Berufsbildung. Das be-
stätigt auch Stefanie Pirkl. Zurzeit ab-
solviert sie den praktischen Teil ihres
Masterstudiums im Technologie-Unter-
nehmen Continental, das unter anderen
den Automobilhersteller Audi beliefert.
„Vom dualen Studium bin ich voll über-
zeugt: Ich habe einen direkten Bezug
zum Unternehmen, man bekommt
mehr Verantwortung. Und man lernt
den potenziellen künftigen Arbeitgeber
sehr gut kennen“, sagt sie. Auch bei Ste-
fanie Pirkl wurde das Interesse an Tech-
nik früh – in der Werkstatt ihres Vaters–
gefördert. In der Schule waren Ma-
thematik und Physik meine Lieblingsfä-
cher“, erzählt Pirkl, die gerade ihren
Master im Studium „Wirtschaftsinge-
nieurwesen“ an der THI macht. Bereits
im Bachelor hat sich die junge Frau auf
Produktion und Logistik spezialisiert.

Produktionsoptimierung ist ihr Spezi-
algebiet, das wohl auch in ihrem künf-
tigen Berufsleben eine große Rolle
spielen wird. Nach der Schule hat sie
zunächst ein ausbildungsintegriertes
Studium absolviert. In ihrem Fall war
das die Ausbildung zum Mechatroni-
ker in Kombination mit dem Wirt-
schaftsingenieurstudium. „Die Ausbil-
dung war auch für mein Studium aus-
gesprochen hilfreich: Man bekommt
einen besseren Einblick in die Produk-
tionsabläufe“, sagt die zielstrebige
Studentin. „Es ist wichtig zu wissen,
wie Technik in der Praxis funktio-
niert.“
Dass ein duales Studium, wie oft-
mals behauptet, besonders anstren-
gend ist, kann sie nicht bestätigen. „Es
erfordert viel Organisation und
Selbstdisziplin, aber das ist gut zu be-
wältigen. Und immerhin hat man auch
Anspruch auf Urlaub.“
Dual Studierende sind sehr ambi-
tioniert. Die Abbruchquote liegt bei
knapp sieben Prozent. Woran schei-
tern einige? „Mathe und Technische
Mechanik im Grundstudium sind der
Knackpunkt. Die Ansprüche sind
enorm“, sagt Düssil. „Wer lieber

theoretisch arbeitet, für den könnte
diese Studienform nicht das Richtige
sein“, so Pirkl.
Ein großer Fan des dualen Studiums
ist auch der 22-jährige Lukas Braumil-
ler. Lange musste er überlegen, welcher
Studiengang wohl der richtige für ihn
ist. Letztendlich begann er im Septem-
ber 2018 mit „Engineering und Consul-
ting“ an der THI. Und bezeichnet dies
heute als „eine meiner besten Ideen“.
Sein Partnerbetrieb ist die Deutsche
Bahn. 2022 will er den Abschluss ma-
chen. Im Studium sei in der Praxisphase
ein Auslandsaufenthalt vorgesehen. Zur
Wahl stehen 40 Länder. „Das ist einfach
genial.“ Als großen Pluspunkt wertet er
die Bezahlung. Geldsorgen kennt er der-
zeit nicht. Dual Studierende verdienen
bei der Deutschen Bahn je nach Studi-
enjahr zwischen 1045 Euro und 1174 Euro
im Monat. Zusätzlich wird ein Studien-

bonus in Höhe von 3500 Euro gewährt.
VVVor dem Start in ihr duales Studiumor dem Start in ihr duales Studium
hat sich Stefanie Pirkl umfassend in-
ffformiert. Sie habe einige Bildungsmes-ormiert. Sie habe einige Bildungsmes-
sen besucht. Sinnvoll fand sie auch die
Beratungsangebote der Arbeitsagen-
tur. Vor allem bei der Suche nach ei-
nem Partnerunternehmen hätten die
Berater sie stark unterstützt. So wuss-
te sie, wer gerade einen Ausbildungs-
platz zur Verfügung stellen will. Auf
ihre rund 15 Bewerbungen bekam sie
„viele Zusagen“.
Die 23-jährige Verena Düssil hat sogar
während des Masterstudiengangs
„Werkstofftechnik im Maschinenbau“
ihren Partnerbetrieb gewechselt. Jetzt
ist die aufstrebende Werkstoff-Expertin
im Airbus-Konzern tätig. Zwölf bis 15
Stunden pro Woche arbeitet sie im Be-
trieb. „Es ist gut, wenn man noch einen
Fuß in der Tür hat.“

5 850 Studierende zählt die THI, davon
aaabsolvieren 600 einen dualen Studien-bsolvieren 600 einen dualen Studien-
gang. „An der THI habe ich mich immer
sehr gut aufgehoben gefühlt: Man hat mir
geholfen, einen Ansprechpartner für ein
bestimmtes Problem zu finden“, sagt
Düssil. Braumiller hat den Vergleich mit
einer großen Universität. Denn er hatte
zunächst an der Technischen Universität
München mit 670 Kommillitonen Elek-
trotechnik studiert. „In Ingolstadt sind
wwwir nur 40 Leute. Das kommt einem eherir nur 40 Leute. Das kommt einem eher
wwwie in der Schule vor. Man hat mehrie in der Schule vor. Man hat mehr
Raum eigene Ideen einzubringen“, sagt
er. Zudem bekomme man sehr viel Un-
terstützung von den Professoren.
Wenn Verena Düssil in wenigen Mo-
naten ihren Masterstudiengang abge-
schlossen haben wird, dann will sie in
Oberbayern bleiben. „Mir gefällt es hier.
Ich fühle mich gut vorbereitet auf den
Arbeitsmarkt.“

Maschinen zum Laufen bringen, das gehört zum Studienalltag an der TH Ingolstadt

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Vom Hörsaal in


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