Die Welt - 07.09.2019

(Axel Boer) #1

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07.09.19 Samstag, 7. September 2019DWBE-HP


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DWBE-HP

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DIE WELT SAMSTAG,7.SEPTEMBER2019 POLITIK 7


versitätsabschluss im Ausüben von Ge-
walt“. Diese richtete sich vor allem unter
dem Siegel der „ethnischen Gerechtig-
keit“ gegen die weißen Farmer. „Treibt
Angst in ihre Herzen“, rief er Parteian-
hängern zu, „schlagt zu, bis sie taumeln.“
9 0 Prozent der Bauern verloren ent-
schädigungslos unter dem Nachdruck
von bisweilen tödlicher Gewalt ihren Be-
sitz, mit ihnen Hunderttausende schwar-
ze Arbeiter die Existenzgrundlage. Muga-
be verteilte das Land nach dem Grund-
satz „Ein Mann – eine Farm“ an Getreue
ohne Landwirtschaftserfahrung. Er
selbst besaß übrigens fünf, wie auch sei-
ne wichtigsten Vasallen.
Im Jahr 2002 wurde Mugabe nach ei-
nem von Einschüchterung, Folter, Mord
und Fälschung geprägten Wahlkampf als
Präsident bestätigt. Die Europäische
Union und viele andere westliche Staaten
wie Australien und die USA verhängten
in dieser Zeit Einreiseverbote gegen ihn
und seine Getreuen – Mugabe protestier-
te, änderte seine Politik jedoch nicht.
Noch in den vergangenen Monaten
machte Mugabe die in vielen Fällen vor
allem gegen seine Führungsspitze gelten-
den Sanktionen für den Niedergang sei-
nes Landes verantwortlich. Ungeachtet
der Tatsache, dass einst Rhodesien nur
mit Hilfe internationaler Sanktionen fal-
len konnte.
In Wahrheit war der einstige Befrei-
ungskämpfer längst zum Diktator gewor-
den, verblendet vom Hass gegen den
WWWesten, losgelöst vom Leid des eigenenesten, losgelöst vom Leid des eigenen
VVVolkes. Im Mai 2002 lehnte er eine Spen-olkes. Im Mai 2002 lehnte er eine Spen-
de der USA über 10.000 Tonnen Getreide
aaab – es könne nicht festgestellt werden,b – es könne nicht festgestellt werden,
ob es tatsächlich gentechnisch unverän-
dert produziert worden sei. Eine weitere

Hilfslieferung, die für Kinder bestimmt
war, landete auf einer Zanu-PF-Kundge-
bung. Eilig wurden die letzten unabhän-
gigen Zeitungen geschlossen. Wer ohne
Erlaubnis über Politik diskutierte, dem
drohten sechs Monate Haft. Und Schlim-
meres.
Schon damals verdoppelten sich die
Preise innerhalb weniger Tage, kaum ein
Unternehmen lieferte noch in das Land,
in dem neun von zehn Bürgern arbeitslos
waren. Als im Jahr 2003 seine aus Fahr-
zeugflotte an einer Tankstelle mit Hun-
derten wartenden Autos vorbeiraste,
schimpften einige Fahrer über Mugabe,
der damals ausgiebige Einkaufstouren in
Asien machte. Kurz darauf tauchten Sol-
daten auf und schlugen die Kritiker des
Präsidenten zusammen.
Drei Millionen flüchteten, das Volk er-
trug sein Schicksal in einer Art Schock-
starre. Und erhob sich schließlich doch
noch, an der Wahlurne, trotz aller Ein-
schüchterungen. Im März 2008 verlor
Zanu-PF die Wahlen eindeutig gegen
Tsvangirais Movement of Democratic
Change (MDC). Doch Mugabe klammer-
te sich mit Hilfe des Militärs an die
Macht, 200 MDC-Anhänger starben in
den folgenden Monaten. Im Juli 2008
wwwurde die vorerst letzte Inflationsrateurde die vorerst letzte Inflationsrate
vermeldet: Sie lag bei 231 Millionen
Prozent. Unabhängige Ana-
lllysten aber hielten imysten aber hielten im
November 2008 von 90
Sechstillionen Prozent
(21 Nullen) für wahr-
scheinlicher.
Wieder stand das
Land still, enger gefes-
selt denn je zuvor. Tau-
sende starben an Chole-

Befreier Simbabwes,


VVVernichter Simbabwesernichter Simbabwes


Robert Mugabes Ideale starben lange vor ihm. Der Ex-Präsident liebte


die britische Lebensform – und hasste die einstigen Kolonialherren.


Das Land wird noch lange brauchen, um sich von ihm zu erholen


AP
/GILL ALLEN

Präsident Robert Mugabe empfängt die britische Königin Elizabeth II 1991 am Flughafen von Harare

N


och als Diktator im Ruhe-
stand ließ er sich am Nach-
mittag gerne Tee servie-
ren, trat in Maßanzügen
der Londoner Einkaufs-
straße Savile Row auf, als gehöre er dem
WWWestminster-Kabinett an. Simbabwesestminster-Kabinett an. Simbabwes
ehemaliger Präsident Robert Gabriel Mu-
gabe, der nun im Alter von 95 Jahren ge-
storben ist, hasste die Briten, die er für
die Verursacher allen Übels in seinem
Land hielt. Inbrünstig, unversöhnlich.
Und doch – gleichzeitig verehrte er das
britische Könighaus, galt als großer Fan
des Krickets, der englischsten aller
Sportarten. Mugabe wird als Befreier und
VVVernichter Simbabwes in Erinnerungernichter Simbabwes in Erinnerung
bleiben. Und als einsamer Mann, dessen
Politik neben der Sucht nach Macht auch
an innerer Zerrissenheit scheiterte.

VON CHRISTIAN PUTSCH UND
COLUMBUS MAVHUNGA

WWWäre Mugabe im Jahr 1991 zurückge-äre Mugabe im Jahr 1991 zurückge-
treten, wäre er – die gewaltsame Unter-
drückung der Opposition ausgenommen


  • womöglich als großer afrikanischer
    Staatsmann in die Geschichte eingegan-
    gen. Damals war Simbabwe Gastgeber
    des Commonwealth-Gipfels, und Muga-
    be trieb die Verabschiedung der Harare-
    Erklärung für Menschenrechte voran. Er,
    der zuvor drei Jahre lang der Bewegung
    der Blockfreien Staaten vorgestanden
    hatte, schien aufrichtig an Pluralismus
    und eine offene, demokratische Gesell-
    schaft zu glauben.
    Elf Jahre hatte Mugabe während der
    Tyrannei des rhodesischen Minderhei-
    tenregimes im Gefängnis verbracht. Als
    Premierminister und später als Präsident
    setzte er sich ab dem Jahr 1980 dennoch
    zunächst für Frieden und Aussöhnung
    ein. Schon bald gab es freien Zugang zu
    Bildung und Gesundheit. Die Propaganda
    der alten Regierung – noch kurz vor sei-
    ner Machtübernahme hatte eine der
    größten rhodesischen Zeitungen ge-
    warnt, der marxistische Guerilla-Führer
    werde das Feiern von Weihnachten ver-
    bieten – war schnell vergessen.
    Damals fuhr Mugabe als Chef der Re-
    gierungspartei Zanu-PF noch demonstra-
    tiv einen Mittelklassewagen. Bis tief in
    die Nacht brannte das Licht in seinem
    Büro in der Hauptstadt Harare, wo der
    Sohn eines einfachen Zimmermannes da-
    ran arbeitete, die Lebensverhältnisse sei-
    ner Landsleute zu verbessern. „Was auch
    immer die spätere Sicht auf Mugabe
    war“, schreibt der Autor Stephen Chan in
    seiner Mugabe-Biographie, „es gab da-
    mals niemanden in Whitehall (Straße im
    Londoner Regierungsviertel) und unter
    den alten Eliten Rhodesiens, der nicht
    beeindruckt von ihm gewesen wäre.“
    AAAls Kind wurde er dafür verspottet,ls Kind wurde er dafür verspottet,
    sich einsam hinter seinen Büchern zu-
    rückzuziehen, nun galt er nach sieben
    Universitätsabschlüssen als einer der in-
    tellektuellsten afrikanischen Staatsfüh-
    rer. Bei näherer Betrachtung aber be-
    schränkte sich dieser Zauber des „wah-
    ren Idealismus“ (Chan) anders als bei
    Nelson Mandela auf wenige Jahre. Nach
    der Bankenkrise von 1982 reduzierte der
    Internationale Währungsfonds (IWF)
    seine Zahlungen, und der Präsident zeig-
    te sich zunehmend offen für Korruption.
    Schon Mitte der achtziger Jahre schickte
    Mugabe, ein Shona, seine von nordkorea-
    nischen Spezialisten trainierte Fünfte
    Brigade zum abtrünnigen Ndbebele-
    Stamm. Die ethnische Minderheit lebt
    üüüberwiegend im Süden des Landes undberwiegend im Süden des Landes und
    protestierte damals vehement gegen aus-
    bleibende Strukturhilfen. Bis 1988 ließ
    Mugabe 18.000 Menschen ermorden – ei-
    ne vom Ausland wenig sanktionierte Po-
    litik der Einschüchterung, der er seiner
    weiteren politischen Karriere über treu
    bleiben sollte.
    In den neunziger Jahren richtete sich
    sein Zorn zunehmend gegen die weiße
    Minderheit, besonders die 4500 Landwir-
    te. Fast alle hatten einen simbabwischen
    Pass, aber er bezeichnete sie zunehmend
    als „britische Imperialisten“ – nicht zu-
    letzt, um von den eigenen Versäumnis-
    sen abzulenken: Mehrere Dürrejahre hat-
    ten den Staatshaushalt empfindlich ge-
    schwächt, die Wirtschaft war unzurei-
    chend diversifiziert.
    Trotzdem versprach er 1997 den
    Kriegsveteranen großzügige Pensions-
    zahlungen. Gleichzeitig schickte er Tau-
    sende Soldaten in den Kongo-Krieg, in
    der Summe ruinierte Simbabwes Budget
    endgültig. Innerhalb weniger Monate
    verlor die Währung 50 Prozent ihres
    WWWertes und Studenten forderten auf denertes und Studenten forderten auf den
    Straßen offen Mugabes Rücktritt. Eine
    AAAlternative stand mit dem populären Ge-lternative stand mit dem populären Ge-
    werkschaftsführer Morgan Tsvangirai be-
    reit, Mugabes erster ernsthafter politi-
    scher Gegner seit seinem Amtsantritt.
    Der streng katholisch erzogene Des-
    pot reagierte auf seine Weise. Er rief zu
    einem Referendum über eine neue Ver-
    fffassung auf, die seine eigene präsidialeassung auf, die seine eigene präsidiale
    Macht gestärkt hätte – und verlor. Beim
    Tennis musste in solchen Fällen Mugabes
    Schläger dran glauben. Nun bekam die
    Opposition zu hören, er habe „einen Uni-


TREIBT ANGST


IN IHRE HERZEN,


SCHLAGT ZU,


BIS SIE TAUMELN


ROBERT MUGABE
über weiße Farmer

ra, Millionen litten Hunger. Auf Vermitt-
lung von Südafrika hin einigte sich der
Despot schließlich nach einem knappen
Jahr auf eine gemeinsame Regierung mit
Tsvangirai. Seitdem hat die Einführung
des US-Dollars als Zahlungsmittel das
größte Chaos behoben. Doch Mugabe
kontrollierte weiterhin die wichtigsten
Ministerien und verweigerte die Umset-
zung elementare Zusagen, die er dem
MDC gemacht hatte.
AAAls seine Gesundheit im Jahr 2017 zu-ls seine Gesundheit im Jahr 2017 zu-
nehmend nachgab und er bei öffentli-
chen Auftritten immer öfter einschlief,
versuchte der Diktator seine Frau Grace
als Nachfolgerin in Stellung zu bringen.
Er jagte seinen Vize-Präsidenten und
langjährigen Steigbügelhalter, Emmer-
son Mnangagwa, aus dem Land – und
verkalkulierte sich dabei böse. Die Armee
griff ein und zwang Mugabe zum Rück-
tritt. Im November 2017 übernahm
Mnangagwa die Spitze der Zanu-PF und


  • mit bislang ähnlich desaströser Wirt-
    schaftspolitik wie Mugabe – auch das
    Präsidentenamt. Mugabe zog sich belei-
    digt zurück, und kündigte vor den Wah-
    len im Juli 2018 sogar an, für die Opposi-
    tion zu stimmen.
    Sein Nachfolger erlaubt ihm, in Sim-
    babwe zu bleiben – seit April aber ließ
    sich Mugabe in Singapur behandeln. Dem
    von ihm heruntergewirtschaftete Ge-
    sundheitssystem in der Heimat traute er
    offenbar nicht zu, seine Krebs-Erkran-
    kung zu behandeln. Mnangagwa pries
    Mugabe am Freitag als „eine Ikone der
    Befreiung“. Sein Beitrag zur Geschichte
    unseres Landes und Kontinents werde
    niemals vergessen werden.
    Mugabes Gesicht blieb gemessen an
    seinem hohen Alter bis zuletzt erstaun-
    lich faltenarm, eine Folge seiner sparsa-
    men Mimik. Ein lachender Mugabe wur-
    de in der Öffentlichkeit selten gesehen.
    Er stand viele Jahrzehnte lang vor Son-
    nenaufgang auf für seine Yoga-Übungen,
    ernährte sich gesund und trank kaum Al-
    kohol. Das Alter seiner geliebten Mutter,
    die 1999 im Alter von 100 Jahren starb, er-
    reichte er dennoch nicht.
    Zurück bleibt die Frage, wie seine am-
    bivalente Haltung zum Westen erklärbar
    ist. Im Dezember 2003 zog sich Simbab-
    we aus dem Commonwealth zurück. Es
    handele sich bei der Organisation um „ei-
    nen nutzlosen Klub von Weißen“, erklär-
    te Mugabe, der dennoch zürnte, als ihm
    die Britische Königin im Jahr 2008 die
    Ehrenritterwürde aberkannte. Noch bei
    der Beerdigung von Papst Johannes Paul
    II. im Jahr 2005 hatte er P rinz Charles
    versichert, er hege immer noch „große
    Liebe für das Königshaus“.
    Doch für die, laut Mugabe, „schwule
    Regierung“ der einstigen Kolonialherren,
    besonders unter Tony Blair, empfand der
    homophobe Herrscher nichts als Verach-
    tung. „Die Blair-Regierung hat sogar den
    Prinzen und die Queen dazu gebracht, et-
    was gegen Simbabwe zu sagen. Das ist
    schrecklich“, wurde Mugabe in einer US-
    Depesche zitiert. Die Sanktionen der
    USA gegen Simbabwe seien nichts als ei-
    ne Belohnung für Blair für dessen Unter-
    stützung im Irak-Krieg gewesen. Dass er
    zeitlebens die Musik des amerikanischen
    Sängers Elvis Presley verehrte, dessen
    Platten er einst in seine Gefängniszelle
    schmuggeln ließ, gehörte zu den weite-
    ren Widersprüchen in Mugabes Leben.
    Vielleicht lag seine Abneigung auch am
    seiner Meinung nach grausamen Umgang
    Englands mit seiner ersten Ehefrau Sally.
    Er hatte die eloquente Geschichtsstu-
    dentin Ende der fünfziger Jahre während
    einer Gastprofessur in Ghana kennenge-
    lernt und nach Simbabwe mitgenommen.
    VVVon dort war sie drei Jahre nach Mugabeson dort war sie drei Jahre nach Mugabes
    Inhaftierung 1964 nach England geflüch-
    tet. Eine schwere Zeit für die Frau, zumal
    der gemeinsame Sohn kurz vor ihrer Ab-
    reise an Malaria verstorben war. Als 1970
    aaauch noch ihr Visum ablief, lieferte sieuch noch ihr Visum ablief, lieferte sie
    England nach Rhodesien aus – trotz der
    mehrmaligen schriftlichen Bitte des noch
    immer inhaftierten Mugabes, darauf zu
    verzichten.
    AAAls Mugabe an die Macht kam, ent-ls Mugabe an die Macht kam, ent-
    puppte sich seine leidgeprüfte Frau als
    begabte First Lady. Die „Amai“ (Mutter)
    Simbabwes engagierte sich besonders für
    die Rechte von Frauen und Kindern,
    wirkte mäßigend auf das Temperament
    ihres Mannes. Es war ihr Tod 1992 wegen
    Nierenversagens, den viele für einen der
    WWWendepunkte in Mugabes Politik halten.endepunkte in Mugabes Politik halten.
    Das gleiche gilt für den Tod von seiner
    Mutter Bona im Jahr 1999, der einherging
    mit einer weiteren Radikalisierung seiner
    Reformen. Zu Männern hatte er nie eine
    vertrauensvolle Freundschaft, vielleicht
    aaauch wegen des ungeliebten Vaters, deruch wegen des ungeliebten Vaters, der
    die Familie im Stich ließ, als Mugabe
    zehn Jahre alt war.
    Mugabe hinterlässt seine Frau Grace,
    mit der er schon während der Ehe mit
    Sally das erste von drei gemeinsamen
    Kindern gezeugt hatte. Die 14 Millionen
    Simbabwer werden Mugabe bei Trauer-
    fffeiern in den kommenden Tagen pflicht-eiern in den kommenden Tagen pflicht-
    bewusst huldigen. Danach werden sie
    weiter versuchen, in dem von ihm herun-
    tergewirtschafteten Land irgendwie ih-
    ren Lebensunterhalt zu bestreiten.


DIE WEITE WELT

I


n Großbritannien will die Opposition
auch am Montag einen Antrag der
Regierung auf eine Neuwahl am 15.
Oktober abschmettern. Stattdessen sol-
le es eine Neuwahl geben, sobald sicher-
gestellt sei, dass es keinen No-Deal-Bre-
xit gebe, teilte Labour mit. Auch die
schottische SNP lehnte den Termin ab.
Nötig für eine Neuwahl ist eine Zwei-
Drittel-Mehrheit im Unterhaus. Diese
hatte der konservative Premierminister
Boris Johnson bereits am Mittwoch ver-
fehlt. Während die Opposition ihr wei-
teres Vorgehen auslotete, zeigte sich
Johnson angriffslustig. „Ich werde nach
Brüssel gehen. Ich werde ein Abkom-
men erreichen, und wir werden am 31.
Oktober austreten, das müssen wir ma-
chen“, sagte er. Auf die Frage, ob er zu-
rücktritt, sollte er diese Ziele nicht er-
reichen, antwortete er: „Das ist keine
Hypothese, über die ich bereit bin nach-
zudenken.“
Die Opposition beriet unter Führung
von Labour-Chef Jeremy Corbyn in ei-
ner Telefonkonferenz ihr weiteres Vor-
gehen. Die Beratung sei positiv verlau-
fen, teilte Labour mit. „Wir müssen si-
cherstellen, dass wir nicht in die Lage
kommen, dass die Wahl der Regierung
als Ablenkungsmanöver dient, um uns
mit einem hinterlistigen Trick ohne
Vertrag aus der EU zu werfen“, sagte die
außenpolitische Sprecherin von Labour,
Emily Thornberry. Der richtige Zeit-
punkt für eine Neuwahl werde disku-
tiert, nicht nur innerhalb ihrer Partei
sondern auch mit anderen Parteien.
Johnson hat in der Brexit-Krise zu-
letzt mehrere Rückschläge einstecken
müssen. Ein am Mittwoch vom Unter-
haus gebilligtes Gesetz verpflichtet ihn,
den Brexit gegen seinen erklärten Wil-
len vom 31. Oktober bis zum 31. Januar
2020 zu vertagen, falls er vorher kein
Austrittsabkommen mit der EU erreicht
hat. So soll ein No-Deal-Brexit verhin-
dert werden, den Johnson durchaus in
Kauf nehmen will. Das Oberhaus verab-
schiedete das Gesetz am Freitag. Nun
fehlt nur noch die Unterschrift von Kö-
nigin Elizabeth II., damit es in Kraft tre-
ten kann.
Ein Londoner Gericht wies unterdes-
sen eine Klage gegen die von Premier
Johnson verlängerte Sitzungspause des
Parlamentes vor dem Brexit-Termin En-
de Oktober zurück. Das Gericht teilte
mit, die Kläger könnten vor dem Su-
preme Court Rechtsmittel gegen die
Entscheidung einlegen. Die Brexit-Geg-
nerin und Klägerin Gina Miller, die be-
reits gerichtlich ein größeres Mitspra-
cherecht des Parlamentes durchgesetzt
hatte, erklärte, sie werde nicht aufge-
ben.
Seine eigene Mehrheit im Unterhaus
hat Johnson verloren. 21 konservative
Abgeordnete, die ihm die Unterstüt-
zung verweigerten, ließ er aus der Partei
ausschließen. Nun zeigte sich der Pre-
mierminister und Parteichef versöhn-
lich. Er wolle Wege finden, um Brücken
zu den Kollegen zu bauen. Ihr Aus-
schluss mache ihn sehr traurig. „Das
sind Freunde von mir. Ich habe viele
Jahre mit ihnen zusammengearbeitet.“
Gleichzeitig wird Johnson für seinen
Auftritt im nordenglischen West York-
shire scharf kritisiert. Polizeichef John
Robins zeigte sich enttäuscht, dass sei-
ne Polizisten als „Kulisse“ für eine poli-
tische Rede von Johnson über den Bre-
xit und Oppositionschef Jeremy Corbyn
benutzt worden seien. Man sei davon
ausgegangen, dass es dem Premier bei
seinem Auftritt in Leeds nur um die ver-
sprochene Anwerbung Tausender neuer
Polizisten gehen würde, teilte Robins
mit. „Wir wurden vorher nicht darüber
informiert, dass seine Rede um andere
Themen erweitert worden ist.“ Johnson
äußerte sich bei dem Aufritt unter ande-
rem zum Brexit.
Während Johnsons Rede mussten et-
wa 35 Polizisten hinter ihm stehen. Eine
Frau bekam Kreislaufprobleme und
musste sich hinsetzen. Der sonst stets
vor Selbstbewusstsein strotzende Re-
gierungschef wirkte verwirrt. Teilweise
verlor er den Faden oder verfehlte die
Pointen, wenn er einen Scherz machen
wollte. Am Rande seines Besuchs bekam
der Premier auch noch eine heftige Ab-
fuhr von einem Einheimischen – aber
auf sehr britische Art, wie auf einem Vi-
deo zu sehen ist. „Bitte verlassen Sie
meine Stadt“, sagte der Mann in einem
äußerst höflichen Ton, schüttelte John-
son die Hand und klopfte ihm auf die
Schulter. „Das werde ich, sehr bald“,
antwortete Johnson. Das Video wurde
zum Hit im Kurznachrichtendienst
Twitter (#PleaseLeaveMyTown). rtr/dpa

Johnson sollohnson sollohnson sollDDIE WEITE WELTIE WEITE WELT


keine Neuwahl


bekommen


Britische Opposition wehrt
sich gegen den 15. Oktober

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