Bild - 07.09.2019

(Sean Pound) #1
der Regel um Zahlen, die
sich auf die reinen Zusatz-
investitionen beziehen, die
für den Klimaschutz zu tä-
tigen sind. Vernachlässigt
wird aber in der Regel,
dass Klimaschutz auch im-
mense Kosten einspart.“
Zudem entstünden zahlrei-
che positive Nebeneffekche positive Nebeneffekche positive Nebeneffek--
te, die in Lomborgs Zah-
len nicht enthalten seien.
Auch Lomborgs Argu-
ment, der falsch angesetzment, der falsch angesetzment, der falsch angesetz--
te Klimaschutz nehme
armen Welt-Regionen
die Entwicklungschan-
cen, lässt Fischedick
nicht gelten:„Es geht „Es geht
nicht darum, Men-
schen in den sich schen in den sich
entwickelnden Re-
gionen der Welt etgionen der Welt et-
was zu verbieten, was zu verbieten,
sondern darum, ih-
re Lebensbedingunre Lebensbedingun-
gen nicht weiter zu gen nicht weiter zu
gefährden.“gefährden.“
b Gegenwind für Gegenwind für

Lomborg kommt auch von Lomborg kommt auch von
Mojib Latif (Klimaforscher Mojib Latif (Klimaforscher
und Präsident der Deut-
schen Gesellschaft Club
of Rome).  of Rome).
Zur These, dass erneu-
erbare Energien Geld-
verschwendung seien,
sagt Latif: „Wenn wir
in Deutschland unseren
Wohlstand behalten wol-
len, müssen wir in die
neuen Technologien wie
Sonnenenergie oder Erd-

wärme investieren.“
b Zur Lomborg-TheZur Lomborg-The-
se, dass nur wirtschaftse, dass nur wirtschaft-
liches Wachstum die Arliches Wachstum die Arliches Wachstum die Ar--
mut besiegen kann:mut besiegen kann:„Wir „Wir
müssen von Grund auf
neu denken, denn unse-
re bisherigen Ressour-
cen wie Kohle und Öl cen wie Kohle und Öl cen wie Kohle und Öl

re bisherigen Ressour
cen wie Kohle und Öl

re bisherigen Ressourre bisherigen Ressour
cen wie Kohle und Öl

re bisherigen Ressour

sind ohnehin bald er-
schöpft. Und wir haben Und wir haben
die Grenzen des Wachs-
tums längst erreicht.“
ABER: Lomborg
findet auch Unter-
stützung.
„Innovationen und
neue Technologien
sind die Lösung und
nicht Verbote und
neue Steuern“, sag-
te FDP-Fraktionsvize
Christian Dürr (42)
BILD. Ähnlich der kli

Christian Dürr (42)
BILD. Ähnlich der kli

Christian Dürr (42)


  • mapolitische Spre-
    cher der FDP, Lukas
    Köhler (33): „Die


apokalyptische Panik apokalyptische Panik
vorm Weltuntergang vorm Weltuntergang
führt nur zu falscher Po-
litik.“
Prof. Fritz Vahrenholt
(70), Präsident der Deut-
schen Wildtierstiftung:
„Wenn es nach Greta und
ihren Followern geht, die
100 Prozent Erneuerbare
innerhalb von 15 Jahren
fordern, dann wären das
monatlich zusätzliche Kos-
ten von 640 Euro für je-
den Haushalt.“
Auch Björn Lomborg Auch Björn Lomborg
wehrt sich gegen die wehrt sich gegen die
Vorwürfe und sagte BILD: Vorwürfe und sagte BILD:
„Manchmal werde ich als
,zynisch’ bezeichnet. Aber
der Versuch herauszufin-
den, wo wir mit jedem
ausgegebenen Euro am
meisten Gutes auf der
Welt erreichen können,
ist das Gegenteil von zy-
nisch.“ (km, dl)

Berlin – Die Thesen von
Björn Lomborg (54) zur Björn Lomborg (54) zur
Klimadiskussion sind
eingeschlagen wie eieingeschlagen wie ei-
ne Bombe. Und ziehen
Kritik auf sich.
Der dänische Politologe
und Statistiker hatte BILD
gesagt: Das viele Geld,
das in die Verringerung
des globalen CO 2 -Aussto-
ßes investiert wird, könn-
ten wir viel effizienter und
klüger anlegen. Und so
den Menschen weltweit
wirksamer helfen.
Greta Thunbergs (16)
Radikalität in Sachen
CO 2 -Emissionen hält der
dänische Professor für ge-
fährlich. Lomborg wirft die
Frage auf, ob sich Klima-
schutz, wie er jetzt betrie-
ben wird, überhaupt lohnt.
b Antwort von Prof.
Manfred Fischedick (Uni
Wuppertal): Bei Berech-
nungen wie der von Lom-
borg „handelt es sich in

Von LEO GINSBURG
und FILIPP PIATOV

Ende September will Ende September will
die GroKo ihr großes die GroKo ihr großes
Klimaschutz-Paket vor-
legen. Über 100 Maßlegen. Über 100 Maßlegen. Über 100 Maß-
nahmen und Gesetze
sollen umweltfreund-
liches Verhalten be-
lohnen und umwelt-
feindliches Verhalten
bestrafen.
Dabei schaden nicht
alle Gruppen dem Kli-

ma gleichermaßen. BILD
macht den Rentner-Kli-
ma-Check.
WOHNEN
Rentner leben im hohen
Alter häufig allein.Alter häufig allein.
Laut Bundesumweltmi-
nisterium (BMU) haben
sie im Schnitt fast 50qm
Wohnfläche pro Person,
30- bis 49-Jährige weni-
ger als 40qm. Das hat
(klimaschädliche) Fol-
gen für den Energievergen für den Energievergen für den Energiever--
brauch!

HEIZEN
Rentner verbringen mehr
Zeit zu Hause, darum hei-
zen sie mehr als alle an-
deren! Laut BMU-Bericht
(2016) verbrauchen Rent-
ner über 6000 Kilowatt-
stunden Energie pro Jahr,
Jüngere knapp über 4000.
Heißt: Eine Klimasteuer
auf u.a. Heizöl würde für
Rentner richtig teuerRentner richtig teuer!
STROM
Gemischte Bilanz: Beim
Energieverbrauch für

Beleuchtung und TV
sind Rentner Spitzen-
reiter. Aber: Beim Wä-
schewaschen und Trockschewaschen und Trockschewaschen und Trock--
nen sind sie sparsam.
ERNÄHRUNG
Niemand verbraucht so
wenig Energie für Nahwenig Energie für Nah-
rung wie Rentner!rung wie Rentner! Der
Ernährungsreport 2019
stellte fest: Nur ein Pro-
zent der Ü60-Generation
lässt sich fertige Gerichte
nach Hause liefern (11%
bei Jüngeren). Der Groß-

teil (49%) kocht fast täg-
lich selbst (bei Jüngeren
nur 30–38%) und geht
seltener einkaufen.
FLEISCH
Die Fleischproduktion
hat erhebliche Folgen
für das Klima. Heißt:
Wer viel Fleisch isst,
schadet dem Klima.
Fakt ist: Nur vier Prozent
der über 60-Jährigen erder über 60-Jährigen erder über 60-Jährigen er--
nähren sich vegetarisch,
bei Jüngeren sind es bis
zu 11 Prozent. Aber: Nur

jeder Vierte über 60 isst
laut Ernährungsreport
täglich Fleisch, bei Jün-
geren sind es bis zu 33
Prozent.
FLIEGEN
Dem Flughafenverband
zufolge machen Senioren
nur einen Bruchteil aller
Fluggäste aus. 2017 wa-
ren nur 4 Prozent aller
Fluggäste über 70.
Auch für Urlaubsreisen
geht bei Rentnern nicht geht bei Rentnern nicht
einmal halb so viel CO 2

drauf wie bei Jüngeren.drauf wie bei Jüngeren.
AUTOFAHREN
Je älter die Gruppe der
Autofahrer, desto ge-
ringer die CO2-Belas-
tung: Laut Statistischem
Bundesamt kamen 2017
auf 100 Rentnerhaushal-
te (65–69 Jahre) fast 97
Autos.
Bei über 70-Jährigen
nur noch gut 86, bei über
80-Jährigen knapp 65.
ABER: Bei Jüngeren sind
es bis zu 125 Autos.

Björn Lomborg (54) zur Björn Lomborg (54) zur
Klimadiskussion sind
eingeschlagen wie eieingeschlagen wie ei
ne Bombe. Und ziehen

Kritik an Lomborg-Thesen +++ Wie teuer darf Klimaschutz werden?


Der umstrittene Po-
litikwissenschaft-
ler Björn Lomborg
(54, Foto) aus Dä-
nemark leugnet
nicht den von
Menschen ge-
machten Klimawandel.
Aber:
b „Wenn alle reichen Län-
der heute und für den Rest
des Jahrhunderts al-
le CO 2 -Emissionen
einstellen würden,
(keine Benzin-Au-
tos, kein Heizen und
Kühlen mit fossilen
Brennstoffen) würde
die Temperatur-Diffe-
renz Ende des Jahr-
hunderts nur
0,4 °C betragen.“
b „Die weltweit durch
Orkane verursachten
Schäden machen 0,
Prozent des globalen
Bruttoinlandsproduktes
aus.“
b „Weltweit werden jedes
Jahr 129 Milliarden Dollar
ausgegeben, um ineffizien-
te Solar- und Windkraftan-
lagen zu subventionieren,
die nur ca. ein Prozent der
globalen Energieversor-
gung ausmachen.“
b „Wenn alle 4,5 Milliar-
den Flüge in diesem Jahr
nicht starten würden, wür-
den die Temperaturen um
nur 0,03 Grad Celsius ge-
senkt.“
b „Wenn wir alle vegetarisch
werden, würden die Emissio-
nen nur um etwa 2 % sinken.“
b „Bis Mitte des Jahrhun-
derts werden erneuerbare
Energien wahrscheinlich kein
Viertel der gesamten Ener-
gie ausmachen.“
b „Das Pariser Abkommen
wird fast gar keine Auswir-
kungen auf den Tempera-
turanstieg haben, nicht ein-
mal in 100 Jahren. Billigere
Nahrungsmittel, Bildung und
Gesundheitspolitik hingegen
helfen sofort und ändern un-
geheuer viel.“

Die Thesen des


Wissenschaftlers


Björn Lomborg


Lomborg kommt auch von

apokalyptische Panik apokalyptische Panik
vorm Weltuntergang vorm Weltuntergang

le CO
einstellen würden,
(keine Benzin-Au
tos, kein Heizen und
Kühlen mit fossilen
Brennstoffen) würde
die Temperatur-Diffe
renz Ende des Jahr
hunderts nur
0,4 °C betragen.“
b„Die weltweit durch
Orkane verursachten
Schäden machen 0,
Prozent des globalen
Bruttoinlandsproduktes
aus.“
b „Weltweit werden jedes
Jahr 129 Milliarden Dollar
ausgegeben, um ineffizien
te Solar- und Windkraftan
lagen zu subventionieren,
die nur ca. ein Prozent der
globalen Energieversor

So macht


Klimaschutz


das Wohnen


teurer


So sieht die Klima-Bilanz unserer Rentner aus


WEM


NÜTZT


DAS


TÜTEN-


VERBOT?


BILD DEUTSCHLAND • 7. SEPTEMBER 2019 SEITE 3


Der umstrittene Po-
litikwissenschaft-
ler Björn Lomborg ler Björn Lomborg
(54, Foto) aus Dä(54, Foto) aus Dä-
nemark leugnet nemark leugnet

Björn Lomborg


würden Händler an Ju-
tebeuteln aber kaum.
WICHTIG: Laut Natur-
schutzbund Nabu sind
Tüten aus Papier und
Stoff nur ökologischer
als Plastik, wenn man
sie sehr oft wiederver-
wendet. (leo/pvs)

Die Klima-Debatte


wird immer


heißer


So berichtete BILD gestern über die Lomborg-Thesen

Schrei der Ver-
zweiflung.
Eine Bewohne-
rin steht in Haiti
auf Schutt-Res-
ten – alles, was
der Hurrikan Do-
rian von ihrem
Haus übrig ge-
lassen hat

Tüten aus Papier
und Stoff sind
nur umwelt-
freundlicher als
Plastik, wenn
sie sehr oft wie-
derverwendet
werden

KLIMASCHUTZ IN DER BUNDESLIGA – SPORT

Berlin – Ab 2020 will
die Regierung Plas-
tiktüten zum Einkau-
fen verbieten (BILD
berichtete). Umweltmi-
nisterin Svenja Schulze
(50, SPD): „Bald wird
niemand mehr Plastik-
tüten vermissen.“ Der
Einzelhandelsverband
(HDE) beklagt hinge-
gen einen „Vertrau-
ensbruch“. Die Händler
hatten sich längst frei-
willig geeinigt, Plas-
tiktüten zu reduzieren.
WEM NUTZT, WEM
SCHADET DAS VERBOT
WIRKLICH?
Laut Kai Hudetz, Ge-
schäftsführer des Köl-
ner Institutes für Han-
delsforschung (IFH),
sind 90 Prozent der
Kunden für einen Er-
satz von Plastik beim
Einkaufen. „Insofern
rennt die Ministerin mit
ihrem geplanten Verbot
eine offene Tür ein.“
Zusätzlich verdienen

Berlin – Preistrei-
ber Klimaschutz?
Die Regierung
will auch Hausbe-
sitzer und Mieter
nicht von steigen-
den Kosten ver-
schonen. Neben
deutlich höheren
Heizölkosten könn-
ten auch neue Bau-
vorschriften und ein
staatlicher Zwang
zur Energiespar-Sa-
nierung Ausgaben
fürs Wohnen – zu-
mindest vorüberge-
hend – weiter in die
Höhe treiben.
b Fakt ist: Mit
nichts schaden
Privathaushalte
dem Klima MEHR
als mit dem Woh-
nen. Laut Umwelt-
bundesamt „produ-
zieren“ wir mehr als
ein Drittel (36 Pro-
zent) der schädli-
chen CO 2 -Emissio-
nen nicht etwa beim
Autofahren, durch
unseren Fleischkon-
sum oder durch Ursum oder durch Ursum oder durch Ur--
laubsflüge, sondern
in den eigenen vier
Wänden: vor allem
beim Heizen.
EINE LÖSUNG:
DÄMMUNG!
Doch damit
kommt Deutsch-
land seit Jahren
kaum voran. Zu-
letzt ist die Zahl
der Anträge auf
eine Förderung für
energetische Sanie-
rung stark zurückrung stark zurückrung stark zurück--
gegangen. Die Mo-
dernisierungsquote
liegt laut dem
Deutschen Institut
für Wirtschaftsfor-
schung (DIW) nur
bei einem Prozent.
Förderprogram-
me alleine reichen
also nicht mehr aus,
um die Klima-Ziele
zu schaffen, heißt

es in Regierungs-
kreisen. Deshalb
plant die GroKo
Zwangs-Maßnah-
men für Immobi-
lien-Besitzer und
Häuslebauer:
bstrikte Zeitvor-
gaben zur Sanie-
rung,
b deutlich höhe-
re Neubau-Stan-
dards, also eine dards, also eine
Pflicht zur Verwen-
dung besonders dung besonders
klimafreundlicher
Bau-Materialien.
UND DAS IST
TEUER!
„Die schon sehr
hohen energeti-
schen Standards
weiter zu ver-
schärfen, hat nur
eine Folge: stei-
gende Wohnkos-
ten“, kritisiert FDP-
Generalsekretärin
Linda Teuteberg
(38).
Jan Stede, DIW-Jan Stede, DIW-
Klimapolitik-Experte:Klimapolitik-Experte:
„In den Ballungsräu-
men ist zu erwarten,
dass Vermieter die
Kosten einer ener-
getischen Sanie-
rung auf den Miet-
preis umschlagen
werden. Langfristig
können Bewohner
jedoch profitieren,
wenn die erwarte-
ten Einsparungen
auch erreicht wer-
den.“
Bis dahin müs-
sen Mieter mehr
für eine warme
Wohnung zahlen:
Das Umweltminis-
terium will schritt-
weise das Heizen
mit Öl verteuern:
um zunächst 11
Cent pro Liter zu-
sätzlich, bis 2030 sätzlich, bis 2030
sogar um sogar um
57 Cent 57 Cent
pro Lipro Li-
ter.ter.

Fotos: AL DIAZ/MIAMI HERALD VIA AP, PUBLIC ADDRESS, IMAGO, WUPPERTAL INSTITUT

Klimaforscher Prof. Mojib Latif (l.) und
Prof. Manfred Fischedick (Uni Wuppertal)
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