Focus - 06.09.2019

(singke) #1
Foto: dpa

64 FOCUS 37/2019

D


ie Automobil-
industrie erlebt
derzeit den größ-
ten Wandel ihrer
Geschichte.
Anspruchsvollste CO 2 -Zie -
le und Klimaschutz erfor-
dern neue Antriebsarten.
Unsere Unternehmen
gehen diese Aufgabe
offensiv an: Sie investie-
ren in den nächsten drei
Jahren 40 Milliarden Euro
in Elektromobilität, ver-
fünffachen ihr Angebot an
E-Modellen bis zum Jahr
2023 auf über 150. Die
Steigerung der Elektromo-
bilität benötigt allerdings
auch den raschen und flä-
chendeckenden Aufbau
einer europaweiten Lade-
infrastruktur. Hinzu kommt
die Digitalisierung als
zweiter Innovationstreiber.
Auch die Kundenwün-
sche ändern sich: Viele
wollen Autos nutzen, statt
sie zu besitzen, vor allem
in Großstädten. Unsere
urbane Mobilität wird neu
definiert: Über Apps mie-
ten wir inzwischen Autos,
E-Bikes und E-Scooter.
Die IAA als internatio-
nal wichtigste Plattform
nachhaltiger individuel-
ler Mobilität ist die Büh-
ne, auf der all dies zu
sehen und zu erleben ist.
„Driving tomorrow“, so
das Motto: Zukunft zum
Anfassen.
Diese IAA findet in
einem veränderten gesell-
schaftlichen Umfeld statt.
Verschiedene Umwelt-

organisationen haben zu
Demonstrationen aufgeru-
fen. Die IAA stehe für
„größere Autos, mehr PS,
höheren Verbrauch“, sa-
gen sie. Wir haben diesen
Gruppen ein Dialog-
angebot gemacht. Denn
wir sind davon überzeugt,
dass es besser ist, miteinan-
der zu sprechen als über-
einander. Wir sehen dabei
nicht nur Gegensätze, son-
dern durchaus Gemeinsa-
mes: Auch wir bekennen
uns zu den Pariser Klima-
zielen und werden die
CO 2 -Emissionen senken.
Einen Unterschied aller-
dings gibt es: Wir brau-
chen beides – Klimaschutz
und individuelle, nachhal-
tige Mobilität. Eines allein
genügt nicht. Die Mobili-
tätsaufgaben lassen sich
nicht allein durch Fahrrad,
Bus und Bahn lösen. Das
Auto trägt nun einmal die
Hauptlast der Verkehrs-
leistung – in Deutschland,
in Europa, weltweit.
Wir dürfen Verkehrs-
fragen nicht nur durch die
Brille des sportlichen
Singles in Berlin-Mitte
betrachten, der bei schö-
nem Wetter das Rad nimmt
und bei Regen auf Bus
und S-Bahn ausweicht.
Wir müssen auch an die
Millionen Pendler denken,
die tagtäglich auf das Auto
angewiesen sind, an die
vielen älteren Menschen,
die ihr Auto benötigen,
um am sozialen Leben teil-
zunehmen.

Auf dem Land ist indivi-
duelle Mobilität ohne das
Auto nicht möglich. Sicher,
urbane Mobilität ist wich-
tig, wir brauchen neue,
vernetzte Lösungen. Aber
wir sollten dabei auch die
Bedürfnisse derjenigen, die
nicht in der City wohnen,
berücksichtigen. Und wir
sollten diese Fragen stets
im internationalen Zusam-
menhang behandeln.
Die IAA wird zeigen,
dass alte Vorurteile längst
überholt sind: Moderne
Autos und Klimaschutz
sind kein Gegensatz. Viel-
mehr bietet die Elektromo-
bilität neue Möglichkeiten,
nachhaltig mobil zu sein.
Wir müssen die Debatte
dringend versachlichen.
Nachhaltigkeit braucht
ökologische, ökonomi-
sche und soziale Vernunft.
Moderne Benziner und
Diesel – als Plug-in-Hy-
brid – werden noch viele
Jahre benötigt. Sie sind
sehr sparsam im Verbrauch
und haben geringste Emis-
sionen. Klimaneutrale
synthetische Kraftstoffe
sind eine Option, um den
CO 2 -Ausstoß massiv zu
senken. Nicht „ausstei-
gen“, sondern technischer
Fortschritt ist der beste
Weg. Die Menschen wollen
eine intakte Umwelt und
effiziente, sichere, komfor-
table Autos, die Weltmeis-
ter beim CO 2 -Sparen sind.
Innovation ist der Schlüs-
sel dazu, Verbote sind es
nicht. n

Auto-Mann
Der Betriebswirt Bernhard Mattes,
63, war Manager bei BMW
und Ford. 2018 wurde er zum
VDA-Präsidenten gewählt

Eine Standortbestimmung der deutschen Autoindustrie vor Beginn der


Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt


Verbote retten das Klima nicht


Von Bernhard Mattes
Präsident des Verbandes der Automobilindustrie

MEINUNG

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Wir dürfen
Verkehrsfragen
nicht durch die
Brille des sport-
lichen Singles
in Berlin-Mitte
betrachten

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