Focus - 06.09.2019

(singke) #1
KULTUR

92 FOCUS 37/2019

M

anchmal muss man bei
der Suche nach seinem
Glück tief schürfen. In
Frank Schätzings Fall:
gut zwei Meter tief. Vor
fünf Jahren wurde im
Keller des Altbaus in der
Kölner Südstadt, in dem der Schriftsteller
mit seiner Frau Sabina lebt, ein Weinlager
aufgegeben. Schätzing kaufte die Räume,
schachtete sie mit viel Eigenleistung aus,
ließ Lüftungsrohre und Kabeltunnel verle-
gen und baute sich ein kleines, aber sehr
funktionales Tonstudio ein.
„Das Studio ist das Werkzeug, um end-
lich professionell Musik machen zu kön-
nen“, sagt Schätzing, der mit grauer
Mähne, Jeans und aufgeknöpftem Hemd
sowieso schon immer wie ein Rock-Gitar-
rero aussah. Zwei kleine Räume hat er

Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller. Aber eigentlich hat Frank Schätzing immer


von einer Karriere als Rockmusiker geträumt. Jetzt bringt er ein sehr ambitioniertes Album heraus


Zur Sache, Schätzing


schalldicht isoliert, schließlich wohnen
noch andere im Haus, dazu gibt es eine
Lounge mit übergroßem Porträt der Sän-
gerin Amy Winehouse an der Ziegelwand
und einen mit David-Bowie-Zeitungsaus-
schnitten beklebten Couchtisch.
Im Stockwerk darüber liegt Schätzings
Schreibbüro und damit die andere Sphä-
re seiner künstlerischen Existenz. Man
könnte sagen: Was im Erdgeschoss pas-
siert, nämlich die Produktion von Best-
sellern wie „Der Schwarm“ oder zuletzt
„Die Tyrannei des Schmetterlings“, finan-
ziert die Umtriebe im Keller.

Vielleicht ist Suzi Quatro an allem schuld
Seit 45 Jahren, seit den Tagen, als er ein
unsicherer Teenie am Gymnasium Kreuz-
gasse in Köln war, träumt Schätzing davon,
ein Album aufzunehmen. Und zwar nicht

irgendein Hobby-Geklampfe für die Fans
seiner Bücher, sondern eines, das mitspie-
len kann, wenn nicht in der Champions
League von Amy oder David, dann doch
aber bitte in der deutschen Bundesliga.
In der kommenden Woche erscheint
das Ergebnis des mehrjährigen Tonstu-
dio-Gefrickels: „Taxi Galaxi“, insgesamt
15 Songs, die stilistisch nicht leicht einzu-
ordnen sind, mit dem aktuellen Chart-Ge-
stampfe aber jedenfalls wenig zu tun
haben. Am ehesten klingen sie nach dem
Prog-Rock der 70er und 80er. David Bowie,
Peter Gabriel und vielleicht Queen sind
als Einflüsse rauszuhören. Alles wurde
mit großem technischem Know-how ein-
gespielt und produziert. Schätzing ist ein
Perfektionist in allem, was er tut.
Streng genommen ist Suzi Quatro schuld
an der fixen Idee vom Rock-Album, jene

Musik-Schwarm Hilde Müller, Helmut
Krumminga, Paul Schmitz, Julia Hofer
und Frank Schätzing (von l.) beim Proben
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