Frankfurter Allgemeine Zeitung - 11.09.2019

(ff) #1

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND


Mittwoch, 11. September 2019·Nr. 211/37 D2 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 2,90 € D 2954 A F. A. Z. im Internet:faz.net


Ein paar Stunden täglich richtig


hungern wirkt. Intervallfasten hat


auch den Segen der Schulmedizin.


Natur und Wissenschaft, Seite N 1


Der Hurrikan Dorian hat auf den


Bahamas ungeheure Zerstörung


angerichtet. Die Behörden wirken


überfordert. Politik, Seite 3


Nike Wagner ist als Leiterin des


Bonner Beethovenfests in die


Kritik geraten – sind die Vorwürfe


gerechtfertigt?Feuilleton, Seite 9


Gerade noch davongekommen.


Aber dieses Fußball-Nationalteam


macht keinen Spaß – und auch


keinem Angst.Sport, Seite 28


Viele Bauern in Niedersachsen


sollen weniger Gülle auf den


Feldern verteilen – aber wohin


sonst mit dem Mist?Politik, Seite 4


Der Weißmacher Titandioxid soll


in einigen Formen als potentiell


krebserregend gekennzeichnet


werden.Wirtschaft, Seite 22


Aus Träumen Widersprüche machen


Die Diät mit dem Timing


Ü


ber eines muss man sich diesmal
keine Gedanken machen: ob das
neue deutsche Portfolio in der Europäi-
schen Kommission bedeutend und in-
teressant genug ist für das größte Mit-
gliedsland. In der Vergangenheit gab
es da manchmal Anlass für berechtigte
Zweifel. Diesmal aber war von vornhe-
rein klar, dass das wichtigste Amt in
der Kommission und überhaupt in der
EU an eine Deutsche geht: das der
Kommissionspräsidentin. Angesichts
einer Kanzlerin, die auch internatio-
nal den Höhepunkt ihrer Macht er-
kennbar überschritten hat, sollte man
das nicht unterschätzen.
Ursula von der Leyen hat mit dem
Zuschnitt der neuen Kommission zwei
vernünftige Prioritäten gesetzt. Klima-
politik und Digitales sind Zukunftsfel-
der, die Europa noch lange beschäfti-
gen werden. Nur mit einem gemeinsa-
men Ansatz haben die Europäer Aus-
sicht, ihren Vorstellungen zum Schutz
des Planeten auf globaler Ebene Ge-
hör zu verschaffen; und im Wettbe-
werb mit Amerika und Asien gibt es
kaum ein Feld, auf dem Europa so hin-
terherhinkt wie auf dem der Informati-
onstechnologie. In den Händen der bei-

den Brüsseler Veteranen Frans Tim-
mermans und Margrethe Vestager sind
diese Dossiers gut aufgehoben. Stirn-
runzeln wird bei manchen hervorru-
fen, dass ausgerechnet der Kandidat
aus dem Schuldenland Italien das Wirt-
schaftsressort erhält. Aber Paolo Gen-
tiloni gehört nicht zu den neuen römi-
schen Brüssel-Hassern, und es steht zu
hoffen, dass der ebenfalls zuständige
lettische Vizepräsident Valdis Dom-
brovskis im Zweifelsfall auf einem re-
gelkonformen Haushalt in Italien be-
steht. Ein Experiment ist es, die Tsche-
chin Věra Jourová mit der Aufsicht
über die Rechtsstaatlichkeit zu betrau-
en. Die östlichen Mitgliedstaaten wer-
den sich da nicht mehr so vom Westen
bevormundet fühlen wie bei Timmer-
mans, aber das sollte nicht dazu füh-
ren, dass die Kommission weniger auf
demokratische Standards pocht.
Leider ist dieses Kollegium wieder
aufgebläht und mit unnützen Doppel-
zuständigkeiten versehen, obwohl der
EU-Vertrag eigentlich eine deutliche
Verkleinerung vorsieht. Dafür kann
aber von der Leyen nichts, die Mitglied-
staaten wollen es so. Das Europäische
Parlament, das seine Niederlage im
Streit über die Spitzenkandidaten si-
cher nicht vergessen hat, wird viel-
leicht den ein oder anderen Kommis-
sarsanwärter hinauskegeln. Einen
Grund für Fundamentalkritik hat es
nicht.
Robert Frank gestorben– Es brauchte einen jüdischen
Schweizer Emigranten mit einer Kamera, um den Vereinig-
ten Staaten einen unverstellten Blick auf sich selbst zu
schenken: „The Americans“ heißt Robert Franks Langzeitre-
portage, die 1958 erschien und aus dem Land der großen

Träume ein Land der großen Widersprüche machte. Neben-
bei warf Robert Frank mit seinen rauhen, radikal ehrlichen
Bildern alles über den Haufen, was in der Welt der Fotogra-
fie als heilig galt. Bereits am Montag starb er im Alter von
94 Jahren in seiner Wahlheimat Kanada.Seite 9 Foto Robert Frank

mas.BERLIN, 10. September. Finanzmi-
nister Olaf Scholz (SPD) hat den Entwurf
der Regierung für den Haushalt 2020 ge-
gen Kritik verteidigt. Trotz der höchsten
Investitionssumme seit Jahren komme
man ohne neue Schulden aus, sagte der
SPD-Politiker, als er den Plan in den Bun-
destag einbrachte. Allerdings schloss
Scholz kreditfinanzierte Mehrausgaben
für den Fall nicht aus, dass Deutschland
in eine Wirtschaftskrise gerät. Die Bun-
desregierung könne „mit vielen, vielen
Milliarden“ gegenhalten, falls sich die
Konjunktur schlechter entwickele als er-
wartet. „Und wir werden es tun“, sagte
Scholz. Der Entwurf sieht für nächstes
Jahr Ausgaben von 359,9 Milliarden Euro
vor.(Siehe Wirtschaft, Seite 16.)

ami.BERLIN, 10. September. Bundesge-
sundheitsminister Jens Spahn (CDU) ver-
schärft die Personalvorgaben für Kranken-
häuser. Von 2020 an sollen auch in der
Herzchirurgie und Neurologie sowie in
„Stroke Units“ zur Behandlung von
Schlaganfallpatienten Personaluntergren-
zen gelten. So steht es in einem dieser Zei-
tung vorliegenden Verordnungsentwurf.
Die Verordnung war notwendig gewor-
den, weil Kassen und Kliniken sich nicht
allein auf neue Untergrenzen einigen
konnten. Die Grenzen sind umstritten. Ei-
nerseits sollen sie die Behandlungsquali-
tät sichern, andererseits legen Kliniken
nun vielfach Betten aus Personalmangel
still und können weniger Patienten versor-
gen.(Siehe Wirtschaft, Seite 15.)

Dung ins Ungewisse


Im Ton vergriffen


Potentiell krebserregend


Viel Talent, wenig Klasse


Scholz verteidigt


Haushalt gegen Kritik


Spahn macht Kliniken


neue Personalvorgaben


T.G.FRANKFURT, 10. September. Die
gewählte EU-Kommissionspräsidentin Ur-
sula von der Leyen hat am Dienstag ihr
künftiges Team vorgestellt. „Ich will eine
Kommission, die mit Entschlossenheit ge-
führt wird, die sich auf die akuten Proble-
me konzentriert und Antworten liefert“,
sagte sie in Brüssel. Von der Leyen nomi-
nierte 26 Kommissare, die noch vom Euro-
päischen Parlament bestätigt werden müs-
sen, damit die Kommission am 1. Novem-
ber die Arbeit aufnehmen kann. Darunter
sind acht Vizepräsidenten; sie sollen Quer-
schnittsaufgaben entsprechend den politi-
schen Prioritäten übernehmen. Drei Vize-
präsidenten werden besonders hervorge-
hoben, sie bilden zusammen mit der Deut-
schen die engere Führung. So wird der nie-
derländische Sozialdemokrat Frans Tim-

mermans für das Thema Klimaschutz zu-
ständig sein, die liberale Dänin Margrethe
Vestager für digitalen Wandel und Wettbe-
werb. Der Lette Valdis Dombrovskis, ein
Christdemokrat, koordiniert alle Fragen
rund um Wirtschaft.
Von der Leyen hob hervor, dass ihr
Team „gut ausbalanciert“ sei und die poli-
tische, regionale und demographische
Vielfalt der EU widerspiegele. Die hervor-
gehobene Stellung Dombrovskis’ begrün-
dete sie damit, dass die ost- und mitteleu-
ropäischen Länder bei der Vergabe der
Spitzenposten im Juli leer ausgegangen
waren. Erstmals gehören der Kommissi-
on fast genauso viele Frauen (13) wie
Männer (14) an.
Akzente setzte die künftige Präsidentin
auch mit der Vergabe einzelner Dossiers.

So gibt es einen neuen Posten für Umwelt
und Ozeane, der an den ersten grünen
Kommissar geht, einen jungen Litauer.
Der frühere italienische Regierungschef
Paolo Gentiloni ist als Wirtschaftskommis-
sar vorgesehen. Er wird in dieser Funktion
auch den italienischen Haushalt kontrollie-
ren. Leyen sagte, sie habe das mit Gentilo-
ni erörtert; er wisse, „welche schwierigen
Fragen auf ihn zukommen“. Die Franzö-
sin Sylvie Goulard soll für den Binnen-
markt zuständig sein und eine europäi-
sche Industriestrategie erarbeiten sowie
die Kooperation der Rüstungskonzerne
vorantreiben. Auf Kritik stieß, dass von
der Leyen das Thema Migration unter der
Überschrift „Unseren europäischen Le-
bensstil schützen“ zusammengefasst hat.
(Siehe Seite 6 und Wirtschaft, Seite 15.)

D

as westliche System wird oft mit
dem Begriff „Westminster-Demo-
kratie“ zusammengefasst. Gemeint ist
eine Regierung, die den vom Volk
gewählten Vertretern Rechenschaft
schuldet, von diesen kontrolliert wird
und gegebenenfalls auch abgewählt
werden kann. Wenn man sich an-
schaut, was sich zurzeit im namenge-
benden Palast in London abspielt,
kann man zweifeln, ob alle Akteure
verstanden haben, in welchem System
sie sich eigentlich bewegen.
Die „Mutter der Parlamente“, in de-
ren Traditionskette sogar ein Königs-
mord verzeichnet ist, hat in den ver-
gangenen Jahren ihren Ruhm nicht ge-
rade gemehrt. Das liegt auch daran,
dass sich die Abgeordneten mit einem
im Grunde systemwidrigen Phäno-
men auseinandersetzen mussten.
Großbritannien wird seit langem
nach dem Prinzip „Crown in Parlia-
ment“ regiert. Das bedeutet, dass alle
staatliche Gewalt im Namen des Herr-
schers (seit 1952 Königin Elisabeths
II.) ausgeübt wird, dass die eigentliche
Entscheidungsgewalt aber im Parla-
ment liegt. Dies seit 1911 vor allem in
der aus Wahlen hervorgegangenen
Kammer, dem Unterhaus.
Direkte Demokratie sieht das Sys-
tem nicht vor. Nun hat aber gerade ein
Vertreter der Konservativen Partei,
die sich seit Urzeiten als Gralshüterin
des spezifisch britischen parlamentari-
schen Systems betrachtet, einen Akt di-
rekter Demokratie inszeniert, dessen
Folgen das ganze Konstrukt schwer er-
schüttern. Premierminister David Ca-
meron wusste sich 2015 nicht anders
zu helfen, als seinen innerparteilichen
Gegnern ein Referendum über Ver-
bleib oder Austritt Großbritanniens
aus der Europäischen Union zu ver-
sprechen. Dessen Ausgang ist be-
kannt. Das „souveräne“ Parlament hat
drei Jahre gebraucht, um sich zu so et-
was wie einer Haltung zum Thema
EU-Austritt durchzuringen.
Es hat dabei riskiert, nicht nur dieje-
nigen gegen sich aufzubringen, die
2016 für den Brexit votiert haben. Es
hat ungewollt auch die Systemfrage ge-
stellt. Wessen Wille soll eigentlich gel-
ten? Ist das Votum von 17 Millionen
Frauen und Männern (52 Prozent der
Abstimmenden), deren Entscheidung
auch durch gezielte Falschbehauptun-
gen der Brexit-Befürworter beein-
flusst wurde, in Stein gemeißelt?
Oder hat nicht das Parlament – unter
Berücksichtigung des Stimmungsbil-
des von 2016 – das letzte Wort?
Für die meisten Abgeordneten ist
die Antwort klar; ziemlich unabhän-
gig davon, ob sie den Brexit befürwor-
ten oder ablehnen. Sie wollen sich das
Recht vorbehalten, die Dinge so zu re-
geln, dass dem Land nach Möglichkeit
kein Schaden entsteht. Es versteht
sich von selbst, dass nicht bei allen
Parlamentariern ausschließlich edle
Motive wie „Zuerst das Land, dann
die Partei“ im Spiel sind. Aber auch
das ist Teil des Systems und wurde bis-
lang nicht ernsthaft in Frage gestellt.

Jetzt ist Großbritannien an einem
Punkt angelangt, wo die Dysfunktiona-
litäten eines Systems, das vor allem
auf Gewohnheitsrecht und vielen un-
geschriebenen Konventionen beruht,
deutlich sichtbar werden. Das ist ei-
nem Premierminister geschuldet, der
sich auf einmal nicht mehr so verhält,
wie „es sich eigentlich gehört“. Wor-
auf das bei Boris Johnson und seinen
Freunden zurückzuführen ist, mögen
Psychologen ergründen. Politisch wich-
tig ist, dass bestimmte Dinge und Ver-
haltensweisen im System eigentlich
nicht vorgesehen sind.
Und nun ist es am System und sei-
nen Repräsentanten in Parlament und
Justiz, nach Möglichkeiten (Präze-
denzfällen) zu suchen, wie man dem
entgegentreten kann. Fundamental

für einen Rechtsstaat ist zum Beispiel,
dass sich Regierungen an bestehende
Gesetze halten. Sie dürfen selbstver-
ständlich versuchen, diese zu ändern.
Aber bis dahin gibt es keine legale
Möglichkeit, diese zu missachten.
Großbritannien sieht mit einer Mi-
schung aus Entsetzen und Faszinati-
on, dass Johnson genau das versucht.
Ausgerechnet er, der seit Jahren nicht
müde wird zu behaupten, die gewach-
senen, im höchsten Maße demokrati-
schen Institutionen des Königreichs
müssten gegen ein undemokratisches
„Europa“ verteidigt werden, tut das.
Er sucht nach Möglichkeiten, wie er
sich die zu Heiligtümern erklärten In-
stitutionen von Westminster untertan
machen kann.
Er begibt sich damit in einen Funda-
mentalkonflikt nach dem Motto „Und
bist du nicht willig, so brauch ich Ge-
walt“. Einem Amateurhistoriker wie
Johnson müsste klar sein, dass er da-
mit die Axt an die Grundlagen des Sys-
tems legt. Ginge es nach ihm, hieße es
nicht mehr „Crown in Parliament“,
sondern „Premierminister außerhalb
des Parlaments“. Damit wäre dann
aber ein verheerender Präzedenzfall
geschaffen, der Großbritannien noch
schwerstens zu schaffen machen könn-
te, wenn der Premierminister Johnson
längst Geschichte ist.
Wenn der Premierminister nicht
selbst zu der Einsicht kommt, dass
man wissen muss, wann eine Sache
(auch eine vermeintlich gute) verlo-
ren ist, müssen ihm Parlament und/
oder Gerichte in den Arm fallen. Das
wird dann glücklicherweise nicht mit
seiner physischen Enthauptung wie
bei König Karl I. 1649 enden, aber hof-
fentlich mit der Einhegung seiner
Macht. Andernfalls müssen sich De-
mokraten einen neuen Begriff su-
chen, um ihr System zu beschreiben.

oll.BERLIN, 10. September. Deutsch-
land hat ein zukunftsfähiges Bildungssys-
tem, fällt aber im Vergleich zu einigen
asiatischen Ländern zurück. Insgesamt in-
vestiert es 4,2 Prozent seiner Wirtschafts-
leistung in Bildung und liegt damit leicht
unter dem Schnitt der OECD-Länder von
fünf Prozent. In einem Missverhältnis ste-
hen die vergleichsweise hohen Investitio-
nen in frühkindliche Bildung zu den unter-
durchschnittlichen Ausgaben für den Pri-
marschulbereich. Hier hat Deutschland
Nachholbedarf. Für die Bezahlung seiner
Lehrer gibt Deutschland knapp doppelt
so viel aus, wie die übrigen OECD-Län-
der durchschnittlich investieren, nur Lu-
xemburg bezahlt seine Lehrer noch bes-
ser.(Siehe Seite 4.)

Heute


Lt./boe.BERLIN/HONGKONG, 10. Sep-
tember. Das Auswärtige Amt hat die Kri-
tik Chinas an der Begegnung von Außen-
minister Heiko Maas mit dem Hongkon-
ger Demokratieaktivisten Joshua Wong zu-
rückgewiesen. Treffen mit Mitgliedern der
Zivilgesellschaft seien normal. Maas habe
schon vor der Begegnung mit Wong dar-
auf hingewiesen, dass sich die Bundesre-
gierung immer für Meinungsfreiheit ein-
setze. China hatte das Treffen, das am
Montagabend in Berlin stattfand, zuvor in
scharfen Worten verurteilt. Peking erhebe
„entschieden Einspruch dagegen, dass
Deutschland einem Hongkonger Separatis-
ten erlaubt hat, einzureisen und antichine-
sischen, separatistischen Aktivitäten nach-
zugehen, und dagegen, dass der deutsche
Außenminister Heiko Maas eine solche

Person öffentlich getroffen hat“, sagte die
Sprecherin des Außenministeriums am
Dienstag in Peking. Sie warf zudem „eini-
gen deutschen Medien und Politikern“
vor, „einen Separatisten für Effekthasche-
rei und eine politische Show“ zu nutzen.
Man habe formell protestiert.
Maas hatte den 22 Jahre alten Wong auf
einer Feier im Dachrestaurant des Reichs-
tagsgebäudes getroffen. Besonderen An-
stoß nahm Peking daran, dass das Treffen
kurz nach der China-Reise von Bundes-
kanzlerin Angela Merkel stattfand. Das
werfe die Frage auf, was das Motiv dahin-
ter sei, Wong „zu dieser Zeit“ die Einreise
zu erlauben, sagte die Sprecherin. Sie er-
mahnte Außenminister Maas, sich an
„grundlegende Regeln des internationa-
len Rechts“ zu halten und sich nicht als

„Zerstörer der chinesisch-deutschen Bezie-
hungen“ zu betätigen. Der Unternehmer
Allan Zeman, ein enger Vertrauter der
Hongkonger Regierungschefin Carrie
Lam, warf Maas im Gespräch mit dieser
Zeitung vor, Wong mit dem Treffen zu „er-
mächtigen und so am Ende Monster zu
schaffen“. Wong repräsentiere nicht die
Bevölkerung Hongkongs, sondern sei ein
„von den Medien geschaffener Star“.
Die FDP nannte die informelle Begeg-
nung hingegen als Zeichen nicht ausrei-
chend. Die Sprecherin der Fraktion für
Menschenrechte, Gyde Jensen, forderte ei-
nen Empfang durch Merkel. Deutschland
dürfe bei dem dramatischen Kampf der
Aktivisten in Hongkong um grundlegende
Freiheitsrechte nicht länger Zaungast
sein, sagte sie.(Kommentar Seite 8.)

Die Toten unter


den Trümmern


mawy.HAMBURG, 10. September.Ma-
nuela Schwesig ist an Brustkrebs erkrankt.
Ihr Amt als kommissarische SPD-Vorsit-
zende hat sie daher niedergelegt, wie sie
am Dienstag mitteilte. Schwesig will aber
Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vor-
pommern und Vorsitzende der Landespar-
tei bleiben. Sie sei zuversichtlich, dass sie
wieder vollständig gesund werde. „Die
gute Nachricht ist: Dieser Krebs ist heil-
bar.“ Politiker verschiedener Parteien äu-
ßerten Betroffenheit und wünschten alles
Gute für die Genesung.(Siehe Seite 4.)


OECD lobt Ausgaben für


frühkindliche Bildung


sat./frs. WASHINGTON/MOSKAU,



  1. September. Der amerikanische Präsi-
    dent Donald Trump hat sich von seinem
    Nationalen Sicherheitsberater John Bol-
    ton getrennt. Wie er auf Twitter mitteil-
    te, trat dieser am Dienstag zurück, nach-
    dem Trump ihn dazu aufgefordert hatte.
    Er habe Bolton am Montag darüber in-
    formiert, dass „seine Dienste im Wei-
    ßen Haus nicht mehr benötigt werden“.
    Er und andere in der Regierung hätten
    viele seiner Vorschläge vehement abge-
    lehnt. In der kommenden Woche werde
    er einen Nachfolger benennen – das
    wäre die vierte Person auf dem Posten
    seit 2017. Zwischen dem Präsidenten
    und Bolton war es häufiger zu Unstim-
    migkeiten gekommen. So warf Trump
    ihm im Iran-Konflikt vor, ihn in einen
    Krieg treiben zu wollen. Zuletzt hatte es
    Differenzen über die Einladung der Tali-
    ban nach Camp David gegeben, die
    Trump kurzfristig abgesagt hatte. Bol-
    ton hatte diese von Beginn an für einen
    Fehler gehalten. Unterdessen wurde be-
    kannt, dass die CIA 2017 einen Agen-
    ten, der zuletzt im Kreml mit Zugang
    zur höchsten Ebene gearbeitet haben
    soll, aus Russland abgezogen hat. Hin-
    tergrund sei die Sorge über seine dro-
    hende Enttarnung gewesen. Der Sender
    CNN berichtete, die Entscheidung sei
    „in Teilen“ dem Umstand geschuldet ge-
    wesen, dass Trump fahrlässig mit ge-
    heimdienstlichen Erkenntnissen umge-
    gangen sei.(Siehe Seite 2.)


Gefahrenherd Westminster


Von Peter Sturm

Schwesig tritt von


SPD-Vorsitz zurück


Berlin weist Kritik Chinas an Treffen mit Wong zurück


Peking: Begegnung von Maas mit dem Demokratieaktivisten ist „politische Show“


Briefe an die Herausgeber Seite 6


Von der Leyen stellt „gut


ausbalanciertes Team“ in Brüssel vor


Fast genauso viele Frauen wie Männer in der Kommission / Digitales und Klimawandel


Trump


trennt sich


von Bolton


Das Parlament hat die
Systemfrage gestellt.
Johnsons Antwort darauf
bedroht die Demokratie.

Leyens Kommission


Von Nikolas Busse

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