FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Rhein-Main SAMSTAG, 7. SEPTEMBER 2019 · NR. 208 · SEITE 55
jor.OFFENBACH.Viele Jahre ist dar-
über diskutiert worden, jetzt sollen die
Main-Deiche in Offenbach tatsächlich er-
tüchtigt werden. Das Stadtparlament hat
in seiner jüngsten Sitzung eine Magistrats-
vorlage zu dem Projekt beschlossen. Der
Entwurf, den das Amt für Stadtplanung,
Verkehrs- und Baumanagement in Zusam-
menarbeit mit einem Ingenieurbüro und
einem Landschaftsplaner erarbeitet hat-
te, verzichtet jedoch auf eine Öffnung des
Deichs zur Stadt hin. Stattdessen soll in
Höhe der Schlossstraße der bisherige
Durchlass von der Stadt zum Main in
Höhe des Isenburger Schlosses von fünf
auf 15 Meter verbreitert und mit einem
neuen Brückenbauwerk versehen wer-
den.
Die ursprünglich vorgesehene vollstän-
dige Öffnung des Deichs, um eine direk-
te, breite Sichtverbindung zwischen Stadt
und Main zu ermöglichen, durfte aus Si-
cherheitsgründen nicht realisiert werden,
wie Planungsdezernent Paul-Gerhard
Weiß (FDP) den Stadtverordneten erläu-
terte. Die zuständigen Behörden gaben
demnach zu bedenken, dass im Fall von
Hochwasser in Verbindung mit Starkre-
gen Spundwände nicht schnell genug zu
montieren seien. Daher entwickelte man
die Idee eines deutlich verbreiterten
Durchgangs, der eine ähnliche Verbin-
dung zwischen Mainufer und der Stadt
schaffen soll.
Die entsprechenden Unterlagen müs-
sen nun allerdings erst einmal bei der zu-
ständigen Wasserbehörde beim Regie-
rungspräsidium in Darmstadt einge-
reicht werden, um den noch ausstehen-
den Planfeststellungsbeschluss zu ermög-
lichen. Sofern der Entwurf dieses Verfah-
ren erfolgreich passiert, wird an der Herr-
mannstraße eine kombinierte Treppen-
und Rampenanlage errichtet, die auch
Menschen mit Handicap einen leichten
Zugang zur Deichkrone verschaffen soll.
Die Gesamtkosten für die Deichertüch-
tigung in Offenbach werden mit gut
18,7 Millionen Euro beziffert – ein-
schließlich der Planungskosten. In frühe-
ren Planungen waren die Kosten auf
12,1 Millionen Euro geschätzt worden.
Die Mehrkosten sollen den Angaben zu-
folge in der Haushaltsplanung für 2020
und folgende Jahre eingearbeitet werden.
Aus dem Fördertopf des Landes Hessen
für „Maßnahmen zur Gewässerentwick-
lung und zum Hochwasserschutz“ erhält
die Stadt Offenbach einen Zuschuss in
Höhe von gut 10 Millionen Euro, knapp
8,7 Millionen Euro sind auf dem Kredit-
markt zu finanzieren.
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obo.WIESBADEN.Die hessische Lan-
deshauptstadt dringt weiter auf den Bau
einer weiteren Rheinbrücke nach Mainz.
Diese Brücke soll auch von der Straßen-
bahn genutzt werden können, sofern das
in Wiesbaden betriebene Projekt City-
bahn nicht im Frühsommer nächsten Jah-
res beim geplanten Bürgerentscheid
scheitert. Geprüft werden soll zudem die
Möglichkeit, die beiden Bundesländer
Hessen und Rheinland-Pfalz an der Fi-
nanzierung zu beteiligen.
Die Brücke soll die Theodor-Heuss-
Brücke nicht als schon fest eingeplante
Trasse für die Citybahn über den Rhein
ersetzen, sondern womöglich zusätzlich
für das künftige Straßenbahnnetz über
den Strom zur Verfügung stehen. Ein ent-
sprechender Antrag der Kooperation aus
SPD, CDU und Grünen fand im Aus-
schuss für Verkehr und Bauen der Stadt-
verordnetenversammlung erwartungsge-
mäß eine Mehrheit.
Zur Begründung heißt es, mit der Rück-
kehr der Straßenbahn werde die Leis-
tungsfähigkeit des Verkehrsnetzes zuneh-
men. Viele Bürger hätten aber gegenläufi-
ge Befürchtungen, die „eine schwere Hy-
pothek für das Gesamtvorhaben“ seien.
Eine zusätzliche Brücke über den Rhein
könne den Verkehrsfluss insgesamt ver-
bessern und für das Strecken- und Rou-
tennetz vorteilhaft sein.
Stadtentwicklungsdezernent Hans-
Martin Kessler (CDU) sagte, ein mögli-
cher Brückenstandort bedürfe einer in-
tensiven Abstimmung mit Mainz und
müsse von beiden Seiten akzeptiert sein.
Mit dem Ausschuss war sich Kessler ei-
nig, dass ein Brückenbau wohl eines lan-
gen Atems bedarf. Welche Variante am
ehesten realisierbar erscheint, soll aber
in absehbarer Zeit feststehen. Kessler
geht von einem Standort in der Nachbar-
schaft der Kaiserbrücke aus.
Zuletzt hatte der Stadtentwicklungsde-
zernent im Februar im Verkehrsaus-
schuss für das Vorhaben geworben und
von einem zeitlichen Vorlauf von 15 oder
20 Jahren gesprochen. Die Stadtverordne-
tenversammlung hatte den Magistrat
schon 2018 gebeten, geeignete Standorte
zu identifizieren. Wiesbaden nahm seit-
her zunächst sechs mögliche Standorte
in den Blick.
Für Mainz aber kommt offenbar nur
eine Lösung ober- oder unterhalb der Kai-
serbrücke ernsthaft in Betracht. Diese Ei-
senbahnbrücke war 1904 für den Verkehr
zwischen der Mainzer Neustadt und
Mainz-Amöneburg freigegeben worden.
Problematisch ist der Standort für eine
weitere Rheinbrücke, weil der Flächen-
verbrauch hoch wäre oder weil die Route
über die Petersaue und über hochbelaste-
te Industriegebiete führen würde.
WIESBADEN. Werden die Wiesbadener
schon in wenigen Jahren ein Flugtaxi be-
steigen können, um sich hoch über den all-
täglichen Staus auf der A 66 und der A 3
zügig und bequem zum Airport Frankfurt
fliegen zu lassen? Nach Ansicht von Felix
Toepsch und Jens Grabeleu vom Flugha-
fenbetreiber Fraport ist das keine kühne
Utopie oder vage Vision mehr, sondern
schon mittelfristig Realität. „Der Regelbe-
trieb für Flugtaxis wird für das Jahr 2024
erwartet“, sagte Toepsch im Wiesbadener
Ausschuss für Verkehr und Bauen. Dort
hielt er einen Vortrag über „Personal Air
Transport“, um die Wiesbadener auf die
Zukunft einzustimmen. Denn die hessi-
sche Landeshauptstadt wird ebenso wie
Mainz vermutlich innerhalb der Reichwei-
te elektrisch betriebener Lufttaxis liegen.
Fraport beschäftigt sich offenkundig
ernsthaft mit dem Zukunftsthema, seit
2017 ein Jungfernflug in Dubai weltweit
für Aufsehen und Aufmerksamkeit sorgte.
„Die Technik funktioniert“, meint To-
epsch. Woran es bislang in Deutschland
fehlt, sind ein tragfähiges Regelwerk, Kon-
zepte für die Abfertigung der Passagiere
am Boden und die Organisation und Koor-
dination der Flüge in einem Luftraum, in
dem es ohnehin eng zugeht.
Fraport hat die Deutsche Flugsicherung
und das Unternehmen Volocopter als
„strategische Partner“ ins Boot geholt, um
das Thema voranzubringen. Für Grabeleu
sind Flugtaxis auch im Rhein-Main-Ge-
biet keine Frage des Ob, sondern nur des
Wann. Sie könnten staugeplagte Metropo-
len zumindest punktuell entlasten, seien
aber kein Massentransportmittel, sagt der
Fraport-Manager. Er schätzt, dass bis
2021 ein Regelwerk für das Verkehrsmittel
besteht und dass ein Erstflug – noch nicht
autonom, sondern mit einem Piloten am
Steuer – stattfinden kann. Mögliche Lan-
deflächen seien wie bei einem Hubschrau-
ber die Dächer exponierter Gebäude, aber
auch Plattformen im Wasser seien denk-
bar. Für Fraport stellt sich die Frage, ob
dort dann jeweils auch kleine Terminals
entstehen werden, um Passagiere abzufer-
tigen. Laut Grabeleu könnten Flugtaxis
am Ende der Entwicklung „für jedermann
erschwinglich“ sein.
Dieser Satz war eine Replik auf Mutma-
ßungen im Ausschuss, es gehe bei Flugta-
xis nur um ein Premium-Verkehrsmittel
für wenige Betuchte. Sprecher von Grü-
nen und Linkspartei gaben sich als Beden-
kenträger zu erkennen und warnten vor
Propellerlärm und Kollisionsgefahren.
Claus-Peter Große (Die Grünen) passte
die ganze Richtung nicht. Flugtaxis bräch-
ten Wiesbaden als Stadt nicht weiter, und
noch mehr Kurzstreckenflüge könnten
nicht die Lösung sein. Für Wiesbaden sei
die Wallauer Spange, zur Stärkung des
Bahnverkehrs, die bessere Lösung. Eine
Haltung, die FDP-Fraktionschef Christi-
an Diers als rückwärtsgewandt und tech-
nologiefeindlich kritisierte. Die Grünen
hingen allzu sehr an den Verkehrsmitteln
der Vergangenheit. Auch ihr Engagement
für die Wiedereinführung der Straßen-
bahn sei dafür ein gutes Beispiel.
Für Diers wird autonomes Fliegen in
naher Zukunft Realität sein. Umso wichti-
ger sei es, Erfahrungen zu sammeln.
Diers zeigt sich daher erfreut, dass der
Magistrat nun gemeinsam mit anderen
Städten der Region und dem Rhein-Main-
Verkehrsverbund die Potentiale der „re-
gionalen autonomen Aeromobilität“ aus-
loten und die Ergebnisse in das Mobilitäts-
leitbild für Wiesbaden einfließen lassen
soll. Für Diers wäre das Rhein-Main-Ge-
biet mit seiner hohen Bevölkerungsdich-
te, dem wachsenden Mobilitätsbedürfnis
und dem Frankfurter Flughafen prädesti-
niert, Modellregion für das autonome
Fliegen zu werden. Für die CDU sieht die
Stadtverordnete Nicole Röck-Knüttel im
Flugtaxibetrieb auch eine Chance für
Wiesbaden als Standort internationaler
Unternehmen.
Der Frankfurter Moritz Verlag wird 25
Mit dem Flugtaxi zum Airport
es. RODGAU.26 Mannschaften und
sieben Einzelläufer haben sich zum
diesjährigen 24-Stunden-Lauf in Rod-
gau angemeldet, der heute um 12 Uhr
im Sportzentrum Dudenhofen an der
Opelstraße gestartet wird. Wie in den
Vorjahren geht es darum, möglichst
viele Runden zu absolvieren, so dass
mit Hilfe von Sponsoren eine große
Spendensumme zusammenkommt. Ei-
ner von jeweils zehn Läufern pro
Mannschaft muss sich stets auf der
Bahn befinden. Morgen um 12 Uhr pas-
sieren die Teilnehmer die Ziellinie.
Der Erlös geht an den Rodgauer Ver-
ein „Gemeinsam mit Behinderten“.
Alltag einer hessischen Schäferin
Gebt Kindern gute Bücher
jor.OFFENBACH.Mit der Auszeich-
nung „Uff. Familienfreundlich in Of-
fenbach“ will die Stadt Offenbach Fir-
men fördern, die Vereinbarkeit von Be-
ruf und Familie in der Praxis ermögli-
chen. In diesem Jahr wurde „Uff“ zum
zweiten Mal vergeben, ausgezeichnet
wurden acht Offenbacher Unterneh-
men und Institutionen: Jung Optik, Pra-
xis Bayer, Ortho-Klinik Rhein-Main,
Adacor Hosting GmbH, das Amtsge-
richt Offenbach, die Apotheke zum Lö-
wen, der städtische Eigenbetrieb Kin-
dertagesstätten Offenbach und die
Energieversorgung Offenbach AG.
Die Auszeichnung ist Teil eines Akti-
onsplans, den das Offenbacher Stadt-
parlament beschlossen hat, um die
Stadt familienfreundlicher zu machen.
Ziel ist es, Berufstätigkeit mit der Er-
ziehung von Kindern und der Pflege
von Angehörigen so vereinbar zu ma-
chen, dass es nicht am Ende auf Kos-
ten der Gesundheit der Erziehenden
und Pflegenden geht.
Ausgewählt wurden die Preisträger
von einer Jury unter der Leitung von
Stadträtin Marianne Herrmann. Zur
Jury gehören die Agentur für Arbeit Of-
fenbach, die Gewerkschaft Verdi, die
IHK Offenbach, das Kommunale Job-
center Mainarbeit, die Lernwerkstatt
Offenbach und die Kommunale Frau-
enbeauftragte Karin Dörr.
es.RÖDERMARK.Zwei Menschen sind
am Donnerstag nach einem Verkehrsun-
fall in Rödermark im Krankenhaus gestor-
ben. Wie in einem Teil unserer Auflage
schon berichtet, kam nach Angaben der
Polizei ein 56 Jahre alter Mann aus Röder-
mark mit seinem Geländewagen von der
Messenhäuser Straße ab und schleuderte
anschließend gegen ein am Straßenrand
geparktes Fahrzeug.
Der Mann und seine 59 Jahre alte Bei-
fahrerin aus Rodgau wurden mit schwers-
ten Verletzungen ins Krankenhaus ge-
bracht, wo sie starben. Die Unfallursache
stand gestern noch nicht fest. Ein Sachver-
ständiger soll den genauen Hergang der
Kollision ermitteln. Die Polizei in Diet-
zenbach, Rufnummer 0 60 74/83 70, bit-
tet Zeugen, sich zu melden.
es.LANGEN.46 Menschen wollen sich
oder ihre Kinder morgen am oder im Lan-
gener Waldsee taufen lassen. Zum dritten
Mal veranstaltet das Evangelische Deka-
nat Dreieich ein solches Tauffest. 2011
und 2015 waren jeweils mehr als 50 Täuf-
linge und bis zu 1000 Gottesdienstbesu-
cher aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet
dabei. Vor allem diejenigen habe man da-
mit angesprochen, die sich bis dahin noch
nicht zur Taufe entschließen konnten, sag-
te Frauke Grundmann-Kleiner, die Vorsit-
zende des Dekanatssynodalvorstands.
Viele Menschen warteten heute mit der
Taufe, bis ihr Kind älter sei, sagte Dekan
Reinhard Zincke. Später brauche es dann
den richtigen Anlass, um sich mit dem
Thema auseinanderzusetzen. Der Gottes-
dienst beginnt um 10 Uhr.
Neue Brücke auch für die Straßenbahn
Wiesbaden will mit Mainz ernsthaft über weitere Rheinquerung in der Nähe der alten Kaiserbrücke sprechen
Auszeichnung
für Firmen
Durchgang statt Öffnung
Stadtverordnete für Deichsanierung in Offenbach
Zwei Tote nach Kollision
in Rödermark
Zur Tauffeier
an den Waldsee
26 Mannschaften beim
24-Stunden-Lauf
Wir machen keine halben Sachen.
Sparbank oder doch Volkskasse?
Wir sind
100% pur
0% gemischt
1
2
4
5
6
3
Quelle: Stadtplanungsamt Wiesbaden/ F.A.Z.-Karte lev.
WIESBADEN
MAINZ
HESSEN
RHEINLAND-
PFALZ
Wi.-Ost
A66
A671
A66
A671
A66
A671
Rhein
Mainz-
1 km Quelle: Stadtplanungsamt WiesbadenQuelle: Stadtplanungsamt Wiesbaden/ F.A.Z.-Karte lev./F.A.Z.-Karte lev. Hauptbahnhof
WIESBADEN
MAINZ
WIESBADEN
MAINZ
Mainz-
1 km Hauptbahnhof
Verbreiterung der
Theodor-Heuss-Brücke
Verbindung Rathenauplatz/Kaisertor
Glarusstraße/
Ingelheimer Aue/Rheinallee
Albertstraße/Petersaue/Rheinallee
Kaiserbrücke (parallel) oberstromig
Kaiserbrücke (parallel) unterstromig
Kaiserbrücke (parallel) oberstromig
Kaiserbrücke (parallel) unterstromig
Verbreiterung der
Theodor-Heuss-Brücke
Verbindung Rathenauplatz/Kaisertor
Glarusstraße/
Ingelheimer Aue/Rheinallee
Albertstraße/Petersaue/Rheinallee
Vorschlagslinienführung
Citybahn Wiesbaden
Vorschlagslinienführung
Citybahn Wiesbaden
Mögliche Standorte
einer neuen Rheinbrücke
Mögliche Standorte
einer neuen Rheinbrücke
Wiesbaden macht sich
gedanklich mit einem
weiteren Verkehrsmittel
vertraut. Die Grünen sind
zurückhaltend.
Von Oliver Bock
Von Dubai lernen:Ein
sogenannter Volocopter,
eine deutsche Entwicklung,
überfliegt die
Metropole.
Foto Nikolay Kazakov
WIESBADEN · OFFENBACH
„Wir sind die Letzten“