Blickpunkt Film - 09.09.2019

(coco) #1

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SPLENDID


W


elche Auswirkungen
der Umbruch im phy-
sischen und digita-
len Home Entertain-
ment haben kann,
zeigt der aktuelle Halbjahresbericht der
Splendid Medien AG. Zur Erinnerung: Im
ersten Halbjahr sank das transaktionale
Videogeschäft in Deutschland um neun
Prozent auf rund 500 Mio. Euro. Dabei
gaben vor allem die DVD/Blu-ray-
Umsätze nach, während die digitale
Vermarktung weiter Zuwächse erfährt.
Insbesondere das SVoD-Business, mit
dem 565 Mio. Umsatz erwirtschaftet wur-
den. Die Splendid Medien AG spricht
daher in ihrer Halbjahresbilanz selbst von
einem »unbefriedigenden Geschäfts-
verlauf«, der nicht ausschließlich, aber
größtenteils auf einem schwachen DVD/

Blu-ray-Geschäft zurückzuführen ist:
»Der drastische Rückgang des physischen
Marktes schlug sich auf unsere Auswer-
tungserfolge nieder. Zudem werden im
physischen Home Entertainment hohe
Retourenrückläufe erwartet, auf die vor-
sorglich Rückstellungen gebildet wur-
den.« Mit DVDs und Blu-rays wurden ins-
gesamt 5,4 Mio. Euro umgesetzt. In der
Vorjahresperiode waren es noch 8,8 Mio.
Euro. Beim Teilsegment Digitalvertrieb
legte der Konzern dagegen nur um neun
Prozent auf 3,8 Mio. Euro zu. Der gesamte
HE-Bereich kam auf 9,2 Mio. Euro (12,2
Mio. Euro). Dies hat zur Folge, dass das

Unternehmen Wertminderungen auf die
Filmbibliothek in Höhe von 8,4 Mio. Euro
vornehmen muss, und zwar auf Filme,
»die perspektivisch nicht ihre Kosten ein-
spielen werden«. Außerdem: »Auch den
Firmenwert der Splendid Studios haben
wir um eine Mio. Euro nach unten korri-
giert.« In beiden Fällen handelt es sich
um sogenannte bilanzielle Einmaleffekte,
die jedoch das Periodenergebnis stark be-
lasten würden: So muss das Unterneh-
men ein negatives EBIT (Ergebnis vor Zin-
sen und Steuern) von 9,8 Mio. Euro
ausweisen. Entsprechend sanken auch
andere Kennziffern: So reduzierte sich
das Eigenkapital auf 4,1 Mio. Euro nach
19,0 Mio. Euro mit Stand Ende Dezember


  1. Der Cashflow aus der betrieblichen
    Tätigkeit des Unternehmens verringerte
    sich im Halbjahresvergleich um fünf auf
    4,8 Mio. Euro. Der Umsatz fiel von 22,97
    auf 21,32 Mio. Euro.
    Bereits in einer Vorabbekanntma-
    chung vom 20. August hatte die Splendid
    Medien AG auf ein schwieriges Marktum-
    feld hingewiesen und Konsequenzen an-
    gekündigt: Neben den Abschreibungen
    auf Altbestand und Firmenwert will sich
    der Konzern mehr auf das Digitalgeschäft
    konzentrieren. So setzt sich der Vorstand
    zum Ziel, sein »digitales Leistungsportfo-
    lio« weiter auszubauen; »als Content-
    Lieferant bedeutender SVoD-Plattformen
    oder auch mit der White-Label-Vermark-
    tung ›meinVoD‹ unserer Plattform video-
    ciety.« Umgesetzt hat Splendid dies in der
    jüngeren Vergangenheit beispielsweise
    mit Freenet. Außerdem wollen sich die
    Splendid-Manager um Vorstandsvorsit-
    zenden Andreas R. Klein »stärker auf ein
    breites Portfolio von weniger kapitalin-
    tensiven Titeln fokussieren«. In Filme mit
    hohen Investitionskosten soll nur noch
    selektiv investiert werden.
    Zur Splendid-Mediengruppe zählen
    unter anderem die Einzelunternehmen
    Splendid Film, Polyband Medien, Video-
    ciety, WVG Medien, Splendid Studios,
    Splendid Synchron sowie Enteractive.
    JOERG RUMBUCHER


SPLENDID-HALBJAHRESBILANZ


Physische Vermarktung


drückt aufs Ergebnis


Die Splendid Medien AG hat jetzt ihr offizielles Halbjahres-


ergebnis vorgelegt. Demnach liegen Umsatz, EBIT und andere


Kennziffern zum Teil deutlich unter dem Vorjahreszeitraum.


Die Splendid-Produktion
»Misfit« sahen im März/
April etwa 170.000
Kinozuschauer
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