Die Welt - 09.09.2019

(C. Jardin) #1

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DIE WELT MONTAG,9.SEPTEMBER2019 GESELLSCHAFT 23


A


ls Nabil Aubeidy zum ver-
einbarten Zeitpunkt anruft,
bittet er um Verschiebung
des Interviews – eine „sei-
ner“ Familien befindet sich
in einer akuten Krise. Eine Stunde spä-
ter dann ruft der Sozialarbeiter aus dem
Auto zurück – auf dem Weg zu seinem
nächsten Fall.

VON FREIA PETERS

WELT:Und? Konnten Sie den Streit
schlichten, Herr Aubeidy?
NABIL AUBEIDY:So schnell geht das lei-
der nicht. Aber es war wichtig, sofort da
zu sein und zu sprechen.

Welche Jugendlichen betreuen Sie?
Die meisten sind 15, 16 Jahre alt, ich be-
treue aber zum Beispiel auch einen
Zehnjährigen. Ethnisch gesehen ist alles
dabei. Viele sind arabischstämmige Ju-
gendliche, auch teilweise aus den be-
rüchtigten Clans und Großfamilien. Ich
arbeite aber auch mit deutschen, türki-
schen oder rumänischen Jugendlichen.
Ich kann mich vor Anfragen kaum ret-
ten.

Sie selbst sind arabischstämmig und
haben vermutlich einen besonderen
Zugang zu Familien, die sich sonst
eher abschotten.
So ist es. Ich bin Mahallami-Kurde, ge-
nau wie viele Clan-Mitglieder. Die Ma-
hallamis sind eine arabischsprachige
Volksgruppe, die vorwiegend in der Tür-
kei und im Libanon lebt.

Wie erfahren Sie denn von den Ju-
gendlichen?
Wir besprechen uns in der Arbeits-
gruppe Kinder- und Jugendkriminalität


  • das ist ziemlich einzigartig in Berlin.
    Wir sind drei Sozialarbeiter und tref-
    fffen uns regelmäßig mit Polizeibeam-en uns regelmäßig mit Polizeibeam-
    ten, Staatsanwälten, Familienrichtern
    und Lehrern oder Schulleitern. Das


Ganze greift den Gedanken der ver-
storbenen Jugendrichterin Kirsten
Heisig auf: Die Behörden müssen sich
besser vernetzen, um Jugendkriminali-
tät erfolgreich zu bekämpfen. In dieser
Gruppe sprechen wir also einzelne Fäl-
le von kriminellen Jugendlichen durch
und entscheiden dann, welche Famili-
en ich aufsuche.

Zum Beispiel?
Ganz jugendtypische Straftaten interes-
sieren uns nicht, wenn einer etwa zwei-,
dreimal was im Supermarkt mitgehen
lässt. Uns interessiert der Jugendliche,
der PayPal-Accounts knackt und damit
Elektroroller oder DriveNow-Autos
mietet und Straftaten begeht. Oder der
Zwölfjährige, der mehrere Kilo Rinder-
filet bei Karstadt klaut. Da ist klar, da
läuft im Kopf was falsch, da steckt was
dahinter. Entweder ein reicher Typ, der
ihm sagt: Geh mal was Gutes zu essen
für uns holen, und der Junge behält das
Geld lieber und klaut die Sachen – oder
auch organisierte Kriminalität.

Wie erfolgreich sind Sie damit, die Ju-
gendlichen von ihrer kriminellen Kar-
riere abzubringen?
Die Kriminalität sinkt schnell, sobald
ich klarmache, hey, wir haben dich im
Blick! Wenn du noch mal so ein Ding
drehst, kommst du vor Gericht nicht
mehr einfach durch. Ich bekomme
meist auch sehr schnell die Unterstüt-
zung der Familien. Aber die Jugendli-
chen dann dazu zu bringen, nicht mehr
abzuhängen, sondern wieder zur Schule
zu gehen oder eine Ausbildung anzufan-
gen – das ist eine sehr viel größere Bau-
stelle. Wenn die dann plötzlich um acht
Uhr aufstehen sollen ... das ist eine Zeit,
zu der sie normalerweise erst ins Bett
gehen.

Was war Ihr letzter großer Einsatz?
Einige Jugendliche haben sich wie
Kranke im Neuköllner Lipschitzbad

aufgeführt, sind über Badegäste rüber-
gesprungen, haben rumgepöbelt und
geklaut. Ich habe direkt den Vater des
Anführers angerufen, und der sagte zu
seinem Sohn: „Komm mal her, Frücht-
chen!“ Wenn die Jugendlichen merken,
oh Gott, die reden ja alle miteinander,
dann hat das direkt einen heilsamen
Effekt.

Wie arbeiten Sie mit den Jugendli-
chen dann dauerhaft?
Ich bin ja nicht nur Sozialarbeiter, son-
dern auch Anti-Gewalt-Trainer und ste-
cke in der Ausbildung zum Kinder- und
Jugendpsychotherapeuten. Ich suche
mir die passenden Elemente zusam-
men. Ich entwickele Ziele mit den Ju-
gendlichen und erstelle einen Zeitplan.
Was will er erreichen? Ich frage ihn, wie
er sich fühlt und wer ihn bei seinen Vor-
haben unterstützen kann. Meistens
kommt da nicht viel. Das ist schon sehr
traurig.

Wie groß sind die Hürden, die Sie
vonseiten der Jugendlichen oder der
Familien überwinden müssen?
Die sind gar nicht groß. Ich habe seit
Anfang 2017 nun etwa mit 40 Jugendli-
chen gearbeitet. Kein Einziger hat ge-
sagt, dass er nicht mitmachen will – und
ich bekomme ja nur die harten Fälle, bei
denen die Familienhilfe des Jugendam-
tes nicht weiterkommt. Oft passen die
Kollegen und die Jugendlichen einfach
nicht richtig zusammen. Ich weiß, wie
ich mit den Jugendlichen reden muss,
und finde schnell einen Draht. Ich sage
Ihnen: Die freuen sich, wenn sich end-
lich jemand für sie interessiert.

Wie viele von den Jugendlichen wer-
den rückfällig?
Ich schätze mal, rund ein Drittel wird
wieder kriminell. Aber die meisten be-
komme ich auf die richtige Spur. Ich sa-
ge denen, klar, ich kann dir eine Ausbil-
dung besorgen, aber du musst auch et-

was dafür tun. Ich will, dass du da hin-
gehst. Sonst bin ich die längste Zeit
dein Freund gewesen. Einer hat mich
neulich gefragt, sind Sie auf der Straße
aufgewachsen? Da musste ich lachen.
Meine Vergangenheit kommentiere ich
nicht. Ich sage nur: Es wäre eben gut,
wenn es mehr von meiner Sorte geben
würde – welche, die beide Seiten ken-
nen.

Also sind Sie Vorbild für die Jugendli-
chen?
Klar, auch. Ich lebe in Neukölln, habe
meine Familie, vier Kinder. Die Jugend-
lichen merken, dass ich sie mag und
mich für sie einsetze. Und dann sehen
sie im Gerichtsprozess, dass ich neben
der Staatsanwältin sitze und sie sich
nach meiner Meinung erkundigt. Und
wenn ich ihr sage: einen Monat Dauer-
arrest, das wäre jetzt kontraproduktiv,
wir sind gerade auf einem sehr guten
Weg, dann hört sie vermutlich auf mich.
Das flößt den Jugendlichen natürlich
ungeheuren Respekt ein.

Und Ihre Kontakte setzen Sie auch als
Druckmittel ein?
Klar, ich sage den Jugendlichen: „Ich
kann für dich was rausholen vor Ge-
richt. Die hören im Gerichtssaal auf
mich. Aber dafür musst du etwas tun.
Bekomme ich einen Anruf von der Poli-
zei, dann gehe ich nicht mit vor Ge-
richt.“ Auf Arabisch sagt man: „Gib mir
dein Manneswort! Ich lass mich nicht
von dir auf den Arm nehmen.“

Die Jugendrichterin Kirsten Heisig
hat ja in ihrem Neuköllner Modell vor
allem gefordert, dass der Gerichts-
prozess wenige Wochen nach der
Straftat eines Jugendlichen folgen
muss.
Das wäre unglaublich wichtig, aber es
vergeht oft immer noch ein Jahr, bis es
zum Gerichtstermin kommt. Da
herrscht hoffnungslose Überlastung.

AMIN AKHTAR

„Rund ein Drittel der Jugendlichen


wird wieder KRIMINELL“


Nabil Aubeidy arbeitet


für das Neuköllner


Jugendamt in einem


Pilotprojekt mit


Polizisten, Lehrern


und Familienrichtern.


Er besucht die


Familien von


jugendlichen


Intensivtätern.


Wie gelingt es ihm,


sie von einer


kriminellen Karriere


abzubringen?


NNNabil Aubeidy, Jugend-Sozialarbeiter in Berlin-Neuköllnabil Aubeidy, Jugend-Sozialarbeiter in Berlin-Neukölln

W


eltliche Begierden sind
nichts anderes als ein in See-
not geratener Geist“, be-
kommen die Besucher des Kodaiji-Tem-
pels in Kyoto zu hören. Der Mensch sol-
le sich nicht an sein egoistisches Ich
klammern, werden sie ermahnt. Doch
es ist kein Mönch, der hier Buddhas
Lehre verkündet. In dem 400 Jahre al-
ten Tempel predigt ein Roboter.
„Das wird den Buddhismus verän-
dern“, schwärmt einer der menschli-
chen Priester des Tempels, Tensho
Goto. „Er kann Wissen für immer und
unbegrenzt speichern. Künstliche Intel-
ligenz wird seine Weisheit wachsen las-
sen, und er wird, so hoffen wir, Men-
schen helfen, auch größte Schwierigkei-
ten zu meistern.“
Mindar heißt der künstliche Priester
und ist so groß wie ein Mensch. Doch
nur Gesicht, Schultern und Hände sind
lebensecht aus hautfarbenem Silikon
nachgebildet, während der Rest metal-
len glänzt. Der knapp eine Million Euro
teure Androide ist ein Gemeinschafts-
projekt des Zen-Tempels mit dem be-
kannten Robotikprofessor Hiroshi
Ishiguro von der Universität Osaka.
Mindar verneigt sich vor den Gläubigen
und faltet die Hände vor der Brust, be-
vor er mit beruhigender Stimme auf Ja-
panisch zu sprechen beginnt. Eine chi-
nesische und englische Übersetzung
wird für ausländische Gäste an die
Wand projiziert.
Die meisten Besucher seien über-
rascht, wie menschlich der Roboter wir-
ke, ergab eine Umfrage der Universität
Osaka. „Ich spürte eine Wärme, die man
bei einer normalen Maschine nicht er-
warten würde“, sagte einer der Befrag-
ten. „Anfangs fühlte es sich komisch an,
aber ich konnte dem Androiden leicht
folgen“, sagte ein anderer Tempelbesu-
cher. „Er hat mich dazu gebracht,
gründlich über Gut und Böse nachzu-
denken.“ Andere waren weniger über-
zeugt und fühlten sich unwohl dabei,
Buddhas Lehre von einer Maschine ver-
kündet zu bekommen. Die schärfste
Kritik kommt jedoch von Menschen aus
dem Ausland, ein predigender Roboter
ist in den Augen mancher ein Sakrileg.
„Leute aus dem Westen haben sich am
meisten aufgeregt“, sagt Priester Goto.
AFP

Roboter ersetzt


den Priester


Androide kostet eine Million
und wird täglich weiser

Z


um Beginn des Frühlings auf der
südlichen Halbkugel und damit
ungewöhnlich früh wüten im Os-
ten Australiens zahlreiche Buschfeuer.
Fast 1000 Feuerwehrleute seien in den
Bundesstaaten Queensland und New
South Wales im Einsatz, um die seit
Freitag lodernden, fast 100 Brände zu
bekämpfen, teilten die Behörden mit.
Starke Winde hätten dazu beigetragen,
dass sich die Flammen auf dem trocke-
nen Boden ausbreiten konnten. Mehr
als 20 Häuser und Farmen wurden den
Angaben zufolge bereits zerstört. Be-
richte über Tote gab es zunächst nicht.
Auf Fotos aus dem Hinterland der
Goldküste in Queensland um den be-
liebten Küstenort Gold Coast war zu se-
hen, wie sich Flammen in Schlangenli-
nien durch einen bewaldeten Hügel
fressen, aufsteigende Qualmwolken
verdunkeln den Himmel. Das in einem
Regenwald im Lamington-Nationalpark
gelegene historische Hotel „Binna Bur-
ra Lodge“ nahe Gold Coast brannte völ-
lig ab. „Wir haben niemals solch eine
Brandgefahr so früh nach dem Ende des
Winters gesehen“, sagte Andrew Stur-
gess von der Queensland-Feuerwehr in
Brisbane. „Das ist ein Zeichen, wenn Sie
wollen, eine Warnung vor einem Brand-
sommer, den wir wahrscheinlich in den
südöstlichen Teilen des Staates erleben
werden – in den trockensten Teilen des
Staates, wo die meisten Menschen le-
ben.“
Jackie Trad, die stellvertretende Re-
gierungschefin von Queensland, be-
zeichnete diese früh beginnende Feuer-
saison als „nie da gewesen und histo-
risch“. Wissenschaftler hätten als Folge
des Klimawandels vor häufigeren und
heftigeren Bränden gewarnt. Der Win-
ter war in Australien der sechstwärmste
und sehr trocken. dpa

Buschfeuer in


AAAustralien außerustralien außer


KKKontrolleontrolle


Brände schon im Frühling.
Angst vor dem Sommer

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