Die Welt - 09.09.2019

(C. Jardin) #1

E


in Knochenbooster und Ge-
fäßreiniger“, „Mit Vitamin
K2 werden Ihre Arterien
wieder sauber!“, „Der neue
Superstar gegen Gefäßver-
kalkung, Osteoporose und Krebs“. Die
Anbieter von Vitamin-K2-Produkten
übertrumpfen sich derzeit in ihren
Hymnen für einen Stoff, der vor zehn
Jahren noch weithin unbekannt war.
Das Vitamin soll demnach ein wahres
Wundermittel sein und vor Knochen-
schwund, Demenz, Herzinfarkten, Dia-
betes und Krebs schützen.

VON JÖRG ZITTLAU

Unter den Herstellern finden sich
mittlerweile renommierte Firmen wie
Doppelherz, Hevert und Stada, die ihre
Produkte in immer mehr Apotheken
und großen Drogeriemärkten verkau-
fen. Das Vitamin wird dabei oft nicht
solo angeboten, sondern auch in Kom-
bination mit Vitamin D. Denn nur im
Doppelpack, so heißt es zur Begrün-
dung, könnten beide Vitamine ihre volle
Wirkung entfalten.
Auf den Blogs und Diskussionsforen
im Internet – egal ob zu Diabetes, In-
farkten und Osteoporose oder auch zu
Wellness und Sport – finden sich viele
positive Erfahrungsberichte zur Ein-
nahme des Vitamins. Der Verkauf in
Apotheken und die positiven Berichte
im Netz suggerieren, dass Vitamin K2
vielen Menschen helfen könnte. Wis-
senschaftliche Belege für die heilsame
Wirkung sind nicht so leicht zu finden.
K-Vitamine kann der Mensch nicht
selbst herstellen, er muss sie mit der
Nahrung zu sich nehmen. K2 etwa
kommt in Butter, Eidotter, Leber, man-
chen Käsesorten, rohem Sauerkraut
oder dem fermentierten Sojaprodukt
Natto. Es spielt, wie Studien zeigen
konnten, eine Rolle bei der Blutgerin-
nung, es ist wichtig für die Funktion der
Niere, für die Knochen und das Blut-
plasma. In den vergangenen Jahren ha-
ben Wissenschaftler nachweisen kön-

nen, in welche Stoffwechselprozesse
das Vitamin genau eingreift. So verhin-
dert es beispielsweise Ablagerungen
(„Verkalkungen“) an den Blutgefäßen,
also die sogenannte Arteriosklerose.
„Calcium hat in den Gefäßen die Ten-
denz, sich in Form von Verkalkungen
abzulagern“, erklärt Hans Konrad Bie-
salski von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährungsmedizin. Im Blut existie-

re aber glücklicherweise ein Eiweißbau-
stein, der diese Ablagerung verhindern
kann. „Dieser Eiweißbaustein muss
aber erst durch Vitamin K2 aktiviert
werden.“ Fehlt das Vitamin, steigt das
Risiko einer Verkalkung. Man könne al-
so durchaus von einem Schutz vor Arte-
riosklerose und damit auch vor Infark-
ten sprechen, sagt der Forscher.
Eindrucksvoll belegt haben holländi-
sche Forscher einen weiteren Schutzef-
fekt des Vitamins. Sie ermittelten in ei-
ner Studie an 4800 Männern und Frau-
en, dass diejenigen mit dem höchsten

Vitamin-K2-Verzehr – in einem Zeit-
raum von zehn Jahren – eine um 41 Pro-
zent niedrigere Wahrscheinlichkeit für
eine koronare Herzerkrankung hatten.
An der Universität Heidelberg fanden
Forscher einen ähnlichen Effekt für die
Prävention von Krebs. Das spreche da-
für, dass das Vitamin ein antioxidatives
und tumorhemmendes Potenzial habe,
erklärt auch die Deutsche Krebsgesell-

schaft. Vitamin K2 scheint zudem einer
Insulinresistenz und damit dem Entste-
hen von Diabetes vorzubeugen.
Doch Biesalski warnt vor dem Rück-
schluss, durch die Einnahme entspre-
chender Nahrungsergänzungsmittel lie-
ßen sich Krankheiten verhindern. „Das
wurde in den meisten Studien gar nicht
untersucht.“ Man habe lediglich unter-
mauert, dass ein Speiseplan mit viel Vi-
tamin K2 einen gewissen präventiven
Effekt hat: „Und das ist nicht wirklich
revolutionär, das kennen wir auch von
den meisten anderen Vitaminen.“

Was den emeritierten Professor der
Universität Hohenheim stört: „Nie-
mand weiß, wie hoch eigentlich der Be-
darf an Vitamin K2 ist – und trotzdem
kursieren extrem hoch dosierte Präpa-
rate, mit denen wir einen angeblichen
Mangel ausgleichen sollen.“ Nicht um-
sonst empfiehlt die US-amerikanische
Lebensmittelüberwachungs- und Arz-
neimittelbehörde, dass man fünf bis
600 Mikrogramm Vitamin K2 täglich zu
sich nehmen sollte. „Das ist schon ein
sehr weiter Spielraum“, so Biesalski,
„und zeugt eher davon, dass man den
individuellen Tagesbedarf einfach nicht
konkret angeben kann.“ In jedem Falle
erscheint es in Anbracht solcher Unsi-
cherheiten fragwürdig, eine Nahrungs-
ergänzung mit 1000 Mikrogramm ein-
zunehmen. Das würde für einen ange-
nommenen Tagesbedarf von zehn Mi-
krogramm bedeuten, dass man um das
Hundertfache überdosiert hätte.
Wozu eine Überdosierung von Nah-
rungsergänzungsmitteln führen kann,
lässt sich leicht am Magnesium verdeut-
lichen: Wer davon zu viel isst, bekommt
Durchfall oder muss sich erbrechen.
Auch für andere Vitamine wurden be-
reits negative Effekte nachgewiesen: So
erhöhen Betacarotin und Retinol das Ri-
siko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Vitamin E und Selen erhöhen bei Män-
nern die Gefahr von Prostatakrebs.
Leistungssportlern wird mittlerweile
sogar davon abgeraten, Nahrungsergän-
zungsmittel einzunehmen – die Pulver
und Pillen können offenbar die Leis-
tungsfähigkeit der Muskeln verringern.
Nahrungsergänzungsmittel machen
natürlich nicht sofort krank und auch
nicht jeden Menschen krank. Aber vie-
les, etwa die Langzeitwirkungen, ist
noch unerforscht. Auch beim neuen
Modevitamin K2 gibt es Unsicherhei-
ten. Es gehört wie die Vitamine A, D
und E zu den fettlöslichen Vitaminen.
Eine Überdosierung dieser Stoffe ist
leichter möglich als bei wasserlöslichen
Vitaminen, die über den Urin ausge-
schieden werden. Allerdings, betont

Biesalski, ist Fettlöslichkeit nicht in je-
dem Fall mit einem Risiko verbunden.
So wurde für Vitamin A und D bereits
ein spezieller Regulationsmechanismus
entdeckt, der dies verhindert. „Wir wis-
sen nicht, inwieweit es ähnliche Regula-
tionsmechanismen auch für Vitamin K2
gibt – und inwieweit eine Extrazufuhr
von Nahrungsergänzungen unseren
Körper überfordert“, warnt Biesalski.
Ebenfalls ungeklärt ist, wie sich hohe
Dosierungen von Vitamin K2 auf andere
Vitamine niederschlagen. Belegt ist,
dass es Vitamin D beim Knochenaufbau
unterstützt. Doch zu seinen Beziehun-
gen zu den vielen anderen Vitaminen
weiß man nur wenig. Was dafür gesi-
chert ist: Es kann die Wirkung von Blut-
gerinnungshemmern wie Marcumar
aushebeln. „Wer solche Medikamente
einnimmt, sollte die Verwendung von
Vitamin-K2-Präparaten unbedingt mit
seinem Arzt absprechen.“
Reicht es also, einfach auf eine ausge-
wogene Ernährung zu achten, in der Vi-
tamin K2 natürlich vorkommt? Vermut-
lich schon. In fermentierten Lebensmit-
teln wie Sauerkraut, aber auch in Lachs
und Käse ist das Vitamin enthalten. Vi-
tamin-K2-Mangelzustände kommen in
Deutschland bei gesunden Menschen
nicht vor. Patienten, die an chronischen
Magen-Darm-Erkrankungen leiden, al-
so etwa an Zöliakie, Fettverdauungsstö-
rungen oder Morbus Crohn, sollten ih-
ren Spiegel beim Arzt prüfen lassen. Pa-
tienten mit einem chronischen Leber-
schaden oder solche, die langfristig Me-
dikamente wie Antibiotika, Antiepilep-
tika oder Blutgerinnungshemmer wie
Aspirin einnehmen, sollten ebenfalls ih-
re Werte überwachen lassen.
Vor Demenz, Diabetes oder Krebs
aber gibt es wirkungsvollere Schutzmit-
tel, betont Biesalski. „Wer nicht raucht
und sich stattdessen viel bewegt, wenig
Stress hat und auf eine ausgewogene Er-
nährung achtet, trägt weitaus mehr zu
seiner Gesundheit bei, als wenn er je-
den Tag eine Vitamin-K2-Pille oder
Ähnliches nimmt.“

Riskanter Hype


um das


VVVitamin K2itamin K2


Es soll vor Krebs und Diabetes schützen und


Alzheimer verhindern. Doch Experten warnen


davor, es als Nahrungsergänzungsmittel


einzunehmen. Die Unsicherheiten sind hoch


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DIE WELT MONTAG,9.SEPTEMBER2019 SEITE 24

WISSEN


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E-ZIGARETTEN

Noch mehr Tote
in den USA

Die Zahl der Toten und Erkrankten
nach Benutzung von E-Zigaretten in
den USA ist auf insgesamt fünf
Todesfälle gestiegen. Zu dem seien
der US-Gesundheitsbehörde CDC
zufolge mittlerweile 450 mögliche
Erkrankungen gemeldet worden.
Die Ermittler warnten alle Benutzer
von E-Zigaretten vor dem Gebrauch
wegen möglicher Lungenschäden.
In den USA hatten sich die Meldun-
gen ungeklärter Lungenerkrankun-
gen, die nach dem Konsum von
E-Zigaretten auftreten, in den ver-
gangenen Monaten gehäuft. Die
Betroffenen sind dabei häufig jung
und eigentlich gesund. Die Sympto-
me reichten von Atembeschwerden,
Atemnot und Brustschmerzen bis
hin zu Fällen von Magen-Darm-
Erkrankungen mit Erbrechen und
Durchfall. Viele der Betroffenen
hatten sogenannte Liquids, also
Flüssigkeiten, die verdampft wer-
den, mit dem psychoaktiven Canna-
bis-Wirkstoff THC konsumiert.

GALAXIEN

Röntgenstrahlung
gibt Rätsel auf

In der Feuerwerkgalaxie haben As-
tronomen einen unerwarteten ultra-
hellen Ausbruch von Röntgenstrah-
lung beobachtet. Die rätselhafte
Röntgenquelle erschien dabei eben-
so schnell wie sie verschwand: In-
nerhalb von nur drei Wochen
flammte das grelle Leuchten auf
und verlosch wieder. Im Fachblatt
„The Astrophysical Journal“ speku-
liert ein Team um Hannah Earns-
haw vom California Institute of
Technology (Caltech) in Pasadena
über die Ursachen des plötzlichen
Röntgenausbruchs. Zwei Erklärun-
gen seien möglich: Entweder hande-
le es sich um ein Schwarzes Loch,
das einen Mini-Stern sehr schnell
zerrissen und verschluckt hat. Oder
die Quelle sei ein sogenannter Neu-
tronenstern. Das sind die ultra-
kompakten Leichen ausgebrannter
Sonnen, die unter ihrer eigenen
Schwerkraft so stark in sich zu-
sammengestürzt sind. Auch Neu-
tronensterne haben eine starke
Schwerkraft und können Materie
aus der Umgebung einsaugen. Al-
lerdings besitzen sie oft ein sehr
starkes Magnetfeld und rotieren
extrem schnell. Dieses schnell rotie-
rende, starke Magnetfeld kann ver-
hindern, dass Materie aus der Um-
gebung die Oberfläche erreicht. Das
Magnetfeld kann vorübergehend
flackern und dabei einen Teil der
Materie bis zur Oberfläche des Neu-
tronensterns passieren lassen. Die-
ser Mechanismus könnte das plötz-
liche Aufflammen und ebenso
schnelle Verlöschen der Röntgen-
quelle erklären.

ERREGER

West-Nil-Virus
breitet sich aus

Das vor allem für Vögel, aber auch
für Menschen gefährliche West-Nil-
Virus breitet sich weiter aus. Es
wird von blutsaugenden Stechmü-
cken übertragen. In Deutschland
sind laut Friedrich-Loeffler-Institut
in diesem Jahr bereits mehr Fälle
bei Vögeln festgestellt worden als
im Sommer 2018. Für die Zeitspan-
ne von Anfang Juli bis Ende August
habe es zwölf bestätigte Fälle bei
Vögeln gegeben, so viele wie 2018 im
ganzen Jahr, sagte eine Sprecherin.
2018 wurde das Virus erst Ende
August erstmals nachgewiesen. Ein
Bartkauz aus dem Zoo Halle/Saale
starb an der West-Nil-Infektion. Für
einige Vogelarten endet die Infekti-
on meist tödlich. In Süd- und Ost-
europa starben auch Menschen an
dem Erreger. Das West-Nil-Virus
stammt ursprünglich aus Afrika. In
Europa tritt es seit Anfang der 1960-
er Jahre auf. Es vermehrt sich Wis-
senschaftlern zufolge in Stechmü-
cken umso schneller, je wärmer die
Umgebung ist.

KOMPAKT


VVVor zwei Jahren brach die Hölle auf Hawaiior zwei Jahren brach die Hölle auf Hawaii
aus. Der Vulkan Kīlauea spukte Asche und
Lava, Straßen und Häuser wurden zerstört.
Zwischen 3. Juni und 6. August flossen damals
pro Sekunde 50 bis 100 Kubikmeter Lava ins
Meer. Im Südosten wuchs die Insel um 3,5 Qua-
dratkilometer. Aber nicht nur die Insel veränderte
sich – sondern auch der Ozean: Er färbte sich grün.
Wie Forscher schnell erkannten, hatte die Eruption des
Kīlauea offenbar eine riesige Algenblüte ausgelöst. Sie dehnte sich
entlang der Meeresströmung über Hunderte Kilometer aus. Nach
dem Ende des Lavaflusses verschwand sie innerhalb von einer Wo-
che. Hatte die Lava also Nährstoffe ins Wasser gespült?

Samuel Wilson und seine Kollegen
von der University of Hawaii hatten
noch während der Eruption eine Expedi-
tion gestartet, um die Ursache für die un-
erwartete Algenblüte zu finden. Im Fach-
journal „Science“ berichten die Forscher,
dass sie im eigentlich sehr nährstoffarmen
WWWasser extrem hohe Nitratkonzentrationen ge-asser extrem hohe Nitratkonzentrationen ge-
messen haben. Von der ins Meer fließenden Lava
konnte das Nitrat nicht stammen – es ist im Gestein kaum ent-
halten. Die Forscher erklären die Algenblüte nun mit einem indi-
rekten Effekt. Demnach sank die Lava vor der steil abfallenden
Küste der Insel Hunderte Meter in die Tiefe. Dort habe sie das kal-

te Wasser erwärmt und so einen starken Aufstrom von nitratrei-
chem Tiefenwasser erzeugt, das die Planktonblüte ankurbelte. Da-
fffür sprechen die in dem Wasser gefundenen Stickstoff- und Sauer-ür sprechen die in dem Wasser gefundenen Stickstoff- und Sauer-
stoff-Isotope. In einem Kommentar schreiben Hugh Ducklow und
Terry Plank von der Columbia University in New York, dass diese
neu beschriebene indirekte Düngung ein wichtiger Faktor im Kli-
mawandel darstelle. Die durch den Lavafluss ausgelöste Algenblü-
te könne die Klimabilanz derartiger Vulkanausbrüche verändern.
Zwar stoßen Eruptionen große Mengen CO2 in die Atmosphäre
aus. Allerdings seien der Atmosphäre durch die Planktonblüte pro
Tag etwa 10.000 Tonnen CO2 entzogen worden. Das entspreche
etwa den geschätzten Kohlenstoffemissionen beim Ausbruch des
Kīlauea. ph

Das grüne Wunder


des Vulkanausbruchs


KARIN BJORKMAN, UH

; USGS COASTGUA RD

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