Die Welt - 09.09.2019

(C. Jardin) #1

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DIE WELT MONTAG,9.SEPTEMBER2019* FORUM 5


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D


ie GroKo hätte die Chance
gehabt, in Zeiten schrumpfen-
der Renten die private Vor-
sorge neu zu definieren. Eine Reihe
erfolgreicher Länder hat gute Erfah-
rungen damit gemacht, den Aufbau von
Ruhestandskapital dem einzelnen zu
überlassen. Das Ergebnis ist überall ein
höheres privates Vermögen als in
Deutschland. Zusätzlich zu der höhe-
ren Rendite hat die private Vorsorge
den Vorteil, dass sie auch bürgerliche
Eigenverantwortung aktiviert. Wem
Anteile an Unternehmen gehören, und
sei es indirekt, nimmt auf ganz andere
Weise Anteil am Wirtschaftsgeschehen,
als dies staatliche Versorgungsemp-
fänger tun.
Doch in den vergangenen Monaten
hat SPD-Finanzminister Olaf Scholz
kaum etwas unversucht gelassen, die
private Altersvorsorge in Deutschland
zu erschweren. Die einzelnen Maß-
nahmen mögen wie Nadelstiche er-
scheinen, aber hinter all dem scheint
ein Feindbild zu stehen: Der Bürger,
der selbstständig, autonom und un-

abhängig von den wohlfahrtsstaatli-
chen Systemen vorsorgt, der teilhat an
Unternehmen und Wirtschaft – er ist
prinzipiell suspekt. Und wenn dabei
auch noch Vermögen entsteht, wird das
von Scholz geradezu zum unsozialen
Akt erklärt, der mittels fiskalischer
Eingriffe korrigiert werden muss.
Doch der SPD-Mann könnte die
Rechnung ohne den Wirt, in dem Fall
den Bürger gemacht haben. Der Sozial-
demokrat, der sich gerade um den
Vorsitz seiner Partei bewirbt, mag
glauben, dass seine Strafsteuern nur
eine kleine Minderheit treffen und bei
der Parteibasis gut ankommen. In
Wahrheit gibt es in Deutschland jedoch
mehr Menschen, die mit Wertpapieren
vorsorgen, als Menschen, die bei der
letzten Europawahl ihr Kreuz bei der
SPD gemacht haben: Es sind 10 Millio-
nen verglichen mit 5,9 Millionen. In
den sozialen Medien formiert sich
bereits lautstark Widerstand gegen die
Scholz-Pläne, und auch Verbände war-
nen vernehmbar vor einer Schwächung
der deutschen Wirtschaftskraft. Die
Union sollte sich gut überlegen, ob sie
wirklich jede Volte des irrlichternden
Finanzministers mitmacht, die sich
mutwillig gegen die Mittelschicht und
die bürgerliche Selbstbehauptung in
Deutschland richtet.
[email protected]

Olaf Scholz, der Bürgerschreck


KOMMENTAR


DANIEL ECKERT

A


nnegret Kramp-Karrenbauer hat ge-
lernt. Und umgeschaltet. Nach ihrer
Wahl zur CDU-Vorsitzenden wollte
sie vieles ganz schnell und sehr ein-
deutig ändern: die Halbzeitbilanz der
Koalition auf den Frühsommer vor-
ziehen, Europa einen Flugzeugträger
geben, die Finanzierung der Bundeswehr aufstocken,
sich nicht von eher derben politischen Späßen abhalten
lassen, die Flügel der CDU zusammenführen. Daraus
ist nun ein sehr allgemeiner Wunsch nach „Brücken
bauen in bewegten Zeiten“ geworden, so der Titel ihres
Beitrags jüngst in der „FAZ“ – Brücken zwischen Stadt
und Land, Alt und Jung, Klimaschützern und Klima-
wandelskeptikern, Wirtschaft und Weltpolitik.
Die weltanschaulich Sehnsüchtigen, die Anhänger
von Klarheit und Wahrheit mit dem Wunsch, endlich
mal wieder etwas durchzusetzen, werden verrückt
dabei. AKK kann nur Bla-bla, so lässt sich die Kritik
zusammenfassen. In der Beliebtheitsrangfolge des
„Deutschlandtrends“ der vergangenen Woche nahm
Kramp-Karrenbauer den viertletzten Platz ein – und
hatte den höchsten Unzufriedenheitswert aller ge-
nannten Bundespolitiker, 66 Prozent, einen Prozent-
punkt mehr als Alexander Gauland. Nur der Umstand,
dass immerhin noch zwanzig Prozent der Befragten mit
ihr zufrieden waren, gegenüber 16 mit Gauland, rettete
die CDU-Vorsitzende davor, in dieser Befragung das
Schlusslicht zu bilden.
Das sei eine Momentaufnahme, bescheidet sie ohne
sichtbare Regung die Gegner. Kramp-Karrenbauer er-
lebt jetzt, was die neue CDU-Chefin Angela Merkel
erlebte, was überhaupt nahezu alle neuen CDU-Vor-
sitzenden erlebten. Sie stürzt in den Umfragen ab, gilt
als gescheitert, unfähig, ablösungsreif. Aber sie hat das
Nervenkostüm, diese Zahlen einfach zu ignorieren. Das
ist eine der Voraussetzungen dafür, das Blatt zu wen-
den. Für AKK ist das schwieriger als für Merkel oder
Helmut Kohl, weil sie in eine Regierungskoalition ein-
gebunden ist, statt als Oppositionsführerin rhetorisch
loslegen und im Bundesrat für eine Sperrmehrheit
gegen die Regierung sorgen zu können.
Die scheinbare Passivität Kramp-Karrenbauers hat
deshalb zwei Gründe. Erstens will sie nicht als Gegen-
spielerin Merkels wahrgenommen werden. Die Unions-
spitze muss geschlossen wirken, wenn der Koalitions-
partner SPD ohne Kapitän ist und rund um Deutsch-
land Wirrnis herrscht, vom Brexit über den Iran bis
nach Hongkong und Washington. Das gehört zur Bür-
gerlichkeit der Union. Brücken bauen heißt: keine Spal-
tung zulassen, wo sie in Zeiten so vieler Zerrissenheit
vermeidbar ist. Zweitens gibt es den Satz „Über diese
Brücke gehen wir, wenn wir zu ihr kommen“ – sprich:
Alles hat seine Zeit, nur immer mit der Ruhe. Bis dahin
gilt, auch das schreibt AKK, zuhören, verstehen, dis-
kutieren, entscheiden, dann handeln. Wie Michael
Kretschmer in Sachsen.
Kramp-Karrenbauer hat für diesen Kurs mehr Zeit,
als es scheint. Die Thüringenwahl wird vermutlich
nicht wesentlich anders ausgehen als die Wahlen des 1.
September, aber danach kann die AfD herumtanzen
wie sie will. Ein neuer bundesweit beachteter Wahl-
gang folgt erst im Frühjahr 2021 mit den Landtags-
wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
sowie der Kommunalwahl im AfD-Gründungsland
Hessen. Vorher kommt zwar noch die Bürgerschafts-
wahl in Hamburg, aber da hat die CDU nicht viel zu
holen und die AfD, wenn die SPD bis dahin wieder
steht, auch nicht. Es kommt im Frühjahr auch die

Kommunalwahl in Bayern, Markus Söders erster Test,
und Söder versucht schon, grüner als Grünen zu sein.
Die Bayern sind ökobewusst geworden, das hat das
Bienen-Volksbegehren gezeigt. AKK deutet knapp an,
dass sie verstanden hat, was das für die CDU heißt. Für
Söder (und die SPD) wird die CDU beim Klimagesetz
in der übernächsten Woche einige Kröten schlucken.
Die Stabilität der Koalition und der Unionsführung hat
wieder einmal Vorrang vor „CDU pur“.
Im Herbst 2020 folgt die Kommunalwahl in Nord-
rhein-Westfalen. Sie ist Armin Laschets erster großer
Test. Sie könnte eine Vorentscheidung über die CDU-
Kanzlerkandidatur bringen. Aber das ist politisch be-
trachtet noch lange hin. In NRW punktet die AfD nur,
wenn die Union und die GroKo bis dahin alles falsch
gemacht haben.
Sollen die Feuilletonisten sich jetzt also über die
Frage ereifern, was eine „bürgerliche Koalition“ ist
oder ob die AfD „bürgerlich“ sei. Für die praktische
Politik ist das bis zum Frühjahr 2021 ohne jede Bedeu-
tung. Die CDU hat in den kommenden Monaten die
Aufgabe, Ruhepol zu sein – einerseits aus Zwang, weil
Aufregungen und „Endlich mal was durchsetzen“-
Forderungen aus der SPD kommen, aus den „Fridays
for Future“-Kreisen, aus der AfD, von Boris Johnson
oder Donald Trump; andererseits freiwillig, denn wenn
die CDU nun auch noch vor der Zeit anfängt, mit-
einander zu streiten, wird es unangenehm.
Dieser Streit wird kommen, wenn die Kanzlerkan-
didatur ansteht. Das kann schon im Januar der Fall
sein, sollte die SPD auf Wunsch des Dezember-Partei-
tags aus der Koalition aussteigen. Oder im Herbst 2020,
wenn nach der NRW-Kommunalwahl die „K-Frage“
wiederkommt, die schon Angela Merkel von 2000 bis
2003 das Leben schwer gemacht hat. Gerhard Schröder
bringt seit knapp einem Jahr Laschet als Kanzler ins
Spiel. Zusammen mit ihm hat er der „Rheinischen
Post“ ein Interview gegeben, das in seiner Essenz be-
sagt: Wenn die SPD aus der GroKo austritt, neigt
Schröder dazu, für einen CDU-Kanzlerkandidaten La-
schet Wahlkampf zu machen. Das hat mit der Gas-
pipeline „Nord Stream 2“ und Russland zu tun, aber
nicht nur. Es stehen interessante Zeiten bevor.
Darüber aber wird beschlossen, wenn die CDU an
diese Brücke kommt. Bis dahin wird über das Klimage-
setz, die Grundrente, die Bundeswehrmissionen, den
Brexit, das Schicksal Hongkongs und die Gegenkan-
didaturen zu Donald Trump entschieden. Bis dahin
wird die CDU in ihrer Willensbildung oft fremdgesteu-
ert, so wie Angela Merkel es in Stichworten auf ihrem
Terminplan vom 20. März zu einem unbekannten Ta-
gesordnungspunkt notierte: „Kein Vertrag, viele wollen
das nicht, Osteuropäer“. Regieren in einer Welt der
Weltinnenpolitik heißt: Kompromisse machen. Re-
gieren heißt, zu wissen, wann man öffentlich nachgibt,
um intern etwas durchzusetzen. Regieren heißt nicht:
Ab jetzt springen alle nur nach unserer Pfeife. Die
Mehrheit der Wählerschaft sieht das so, sonst wäre
Merkel nicht die beliebteste Politikerin. Sie wollen sie
in diesen bewegten Zeiten behalten, auch wenn die
Regung dem Wunsch gleicht, den Weihnachtsbaum
noch den Januar über stehen zu lassen, weil der Januar
so kalt und dunkel ist. Annegret Kramp-Karrenbauer
und Angela Merkel wissen: Im Februar muss die CDU
stabil und grün aussehen, womöglich im doppelten
Wortsinne – statt wie eine nadelnde Tanne, an der
jeder herumzupfen kann.
[email protected]

Ist ja noch


etwas Zeit


Annegret


Kramp-Karrenbauer


erlebt gerade, was


nahezu alle neuen


CDU-Vorsitzenden


erlebten: Sie stürzt in


den Umfragen ab, gilt


als unfähig. Aber mit


ihrem Nervenkostüm


hat sie das Zeug,


das Blatt zu wenden


Die Union muss geschlossen


wirken, wenn die SPD ohne


Kapitän ist und rund um


Deutschland Wirrnis herrscht


LEITARTIKEL


ǑǑ


TORSTEN KRAUEL

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DIE WELT, Brieffach 2410, 10888 Berlin,
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Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser
wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen
uns über jede Zuschrift, müssen uns aber das
Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der
sehr großen Zahl von Leserbriefen, die bei
uns eingehen, sind wir leider nicht in der Lage,
jede einzelne Zuschrift zu beantworten.

Toleranz in Sachen Meinungsvielfalt
spricht, auch kritischen und umstritte-
nen Stimmen eine Plattform zu geben.
So sehr Gauland gefolgt werden kann,
was die Theorie des Begriffs bürgerlich/
Bürgerlichkeit betrifft, so fragwürdig,
ja unzutreffend sind nach meiner Mei-
nung einige seiner Ansichten über die
praktische Seite von Bürgerlichkeit.
Wenn er etwa die Delegation von Ent-
scheidungen „an höhere Instanzen wie
die EU oder die UN“ oder die Abgabe
von Souveränitätsrechten durch na-
tionale Parlamente als nicht bürgerlich
abtut. Wieso eigentlich? Grenell hat
zwar mit seiner Forderung recht, dass
die Bundesrepublik Deutschland jedes
Treiben der Hisbollah hierzulande
verbieten sollte. Gleichwohl bleibt
immer ein Beigeschmack, wenn ein
ausländischer Diplomat glaubt, seinem
Gastland in ohnehin brisanten innen-

ger zu stellen? Nein, denn die Erfah-
rungen aus dem Kalten Krieg zeigen,
dass letztlich an einer Verständigungs-
politik kein Weg vorbei führt. Denn
selbst auf dessen Höhepunkt konnte
dieser nur über eine Politik der Ge-
spräche, der Einbindung der damaligen
UdSSR in ein Vertragswerk, überwun-
den werden. Nur über die Schaffung
von Vertrauen wurde die Ost-West-
Konfrontation kalkulierbar. Die unter
Trumps Vorgänger begonnenen Demü-
tigungen und Provokationen, wie etwa
die Ausweitung der Nato nach Osten,
waren der Beginn der Entfremdung, die
dazu führte, dass etwa der zur Ver-
ständigung eingerichtete Nato-Russ-
land-Rat, in dem mit Putin auf Augen-
höhe über Probleme und eine engere
Zusammenarbeit geredet werden soll-
te, eingeschlafen war. Das einseitige
Agieren der USA in der Ukraine-Krise,

noch vor der Annexion der Krim und
dem Konflikt in der Ostukraine, haben
diesen Zustand ebenso verschärft wie
die Uneinigkeit und vor allem Füh-
rungslosigkeit Europas.
GERHARD BANHOLZER, OBERNDORF/N.

Treffend


Zu: „Das Nullzins-Drama“
vom 4. September

Der Essay von Paul Kirchhof ist eine
umfassende und sachlich treffende
Darstellung und Bewertung der ka-
tastrophalen Finanzpolitik der EZB. Er
sollte Pflichtlektüre für die Bundes-
kanzlerin sein, die offensichtlich kein
Interesse an einer vernünftigen Wirt-
schafts- und Finanzpolitik hat.
HENNING KÜNNE, IDAR-OBERSTEIN

LESERBRIEFE


politischen Fragen öffentlich Ratschlä-
ge erteilen zu müssen.
MANFRED H. OBLÄNDER, KÖNIGSWINTER

Vertrauen schaffen


Zu: „Wie umgehen mit Diktaturen?“
vom 5. September

Leider sind die Beispiele Realität, die
der Autor in seinem Leitartikel anführt,
um zu unterstreichen, dass der bisheri-
ge Weg, Diktaturen über Sanktionen
oder gar das Angebot wirtschaftlicher
Beziehungen zu einem Einlenken oder
gar Aufweichen ihrer starren Systeme
zu bewegen, zu keinem Erfolg geführt
hat. Und es ist leider richtig, dass Auto-
kratien in erster Linie am Machterhalt
interessiert sind. Doch was soll die
Lösung sein: sie öffentlich an den Pran-

Plattform für


Meinungsvielfalt


Zu: „Wer bestimmt, was heute
bürgerlich ist?“ und „Deutschland
sollte die Hisbollah verbieten“
vom 6. September

Ein wenig verwundert war ich heute,
dass WELT an prominenter Stelle
gleich zwei umstrittene Meinungs-
macher zu Wort kommen ließ: einmal
den AfD-Vorsitzenden Alexander Gau-
land mit einem Essay und den ame-
rikanischen Botschafter Richard Gre-
nell, der sich gerne auch in innenpoliti-
sche Diskussionen einmischt, mit ei-
nem Gastkommentar. Doch mir wurde
schnell klar, dass es nur für die Un-
abhängigkeit der von mir seit vielen
Jahren geschätzten WELT und ihrer

I


n Hollywoods Alien-Satire „Men in
Black“ von 1997 modifizieren Ge-
heimagenten das Gedächtnis von
Menschen, die Außerirdische gesehen
haben. Sie werden einem grellen Blitz
ausgesetzt, dann vergessen sie alles,
und ihnen bleibt nur ein vages Gefühl
von Déjà-vu.
Genau dieses Gefühl habe ich seit
einigen Monaten – seit nämlich ver-
mehrt Artikel über die offenbar unver-
meidliche Konjunktureintrübung zu
lesen sind. Und vielleicht wurde ich
nicht erfolgreich genug „geblitzdingst“,
wie es im Film heißt, denn es tauchen
immer mehr Erinnerungen an den
Sound der 2000er-Jahre auf. Damals
hatte die rot-grüne Bundesregierung
nach 16 Regierungsjahren Helmut Kohls
die so beglückende wie teure deutsche
Einheit übernommen, außerdem fünf
Millionen Arbeitslose. Die Schonfrist in
den Medien war kurz, „Fehlstart!“ hieß
es ganz schnell. Die Markt-Ideologen
feuerten aus allen Rohren: Die Staats-
quote müsse gesenkt werden, ebenso
die Steuern; weg mit Bürokratie und
Überregulierung, vor allem weg mit
unbefristeten Arbeitsverträgen und
übertriebenen Arbeitnehmerrechten!

Viele Großjournalisten gefielen sich
als Verkünder der neuen Härten und
Zumutungen. Deutschland am Abgrund!
Das war der Grundton jener Zeit. Zu
den üblichen Schauergeschichten ge-
hörte damals auch die düstere Pro-
phezeiung, alle klugen Wissenschaftler
und erfindungsreichen Unternehmer
würden das Land verlassen. Tatsächlich
konnte der Untergang irgendwie ver-
mieden werden. Das Land überstand
sogar die Bankenkrise von 2008/2009,
weil der Staat mit sehr viel Steuergeld
für die Fehleinschätzungen der Finanz-
künstler einstand.
Und jetzt geht es wieder los. Wieder
erklingt der besorgte Ruf, die guten
Leute würden auswandern. Die Steuern
müssten runter, natürlich. Stein des
Anstoßes sind diesmal nicht so sehr die
Arbeitnehmerrechte (schließlich haben
wir Fachkräftemangel), dafür aber die
unverschämten Ansprüche von Woh-
nungsmietern. Angst vor dem Sozialis-
mus macht die Runde. Zweifelsohne
werden die Schlagzeilen bald das Wort
„Abgrund“ enthalten, und eine Reinkar-
nation des Historikers Arnulf Baring
wird – wie damals – ausrufen: „Bürger,
auf die Barrikaden!“
Gerhard Schröder reagierte auf den
maximalen Druck mit den Agenda-2010-
Reformen. Angela Merkel hat nicht
mehr viel Zeit im Amt. Beschleicht auch
sie ein Gefühl von Déjà-vu? Geschichte
wiederholt sich nicht, sagt man. Nein,
sie drückt einfach Copy-and-paste.

Es geht wieder los


PLATZ DER REPUBLIK


SUSANNE GASCHKE

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