Die Welt Kompakt - 09.09.2019

(Ben Green) #1

che Präsenz“, sagt Jens Nowotny.
Der 48-malige Nationalspieler
sagt aber auch: „Deutschland hat
absolut die Qualität, in Nordir-
land zu gewinnen. Die Mann-
schaft ist stark genug.“
Fragt sich nur, ob auch die Ner-
ven mitspielen. Wie anfällig und
wenig stabil das Team ist, war
erst am Freitag deutlich zu sehen.
Ein Spiel reichte aus, und schon
war es um die positive Stimmung
rund um das Ensemble von Löw
nach zuvor drei Siegen in Folge
geschehen. In Belfast wartet nun
ein Härtetest. Die Spieler wissen,
dass es bei einer weiteren Nieder-
lage kritisch werden könnte in
der EM-Qualifikation.
Aktuell liegen die Nordiren mit
zwölf Punkten aus vier Spielen
auf Platz eins, gefolgt von
Deutschland (neun Punkte aus
vier Spielen) und den Niederlan-
den (sechs Punkte aus drei Spie-
len). Weißrussland (drei aus
fünf) und Estland (ohne Punkte
nach vier Spielen) liegen dahin-
ter. Die ersten beiden Teams der
Gruppe sind für die EM im kom-
menden Jahr sicher qualifiziert.
Das 2:4 war nicht nur ein her-
ber Dämpfer. Die Niederlage
könnte auch wegen des vierten
Gegentores Folgen haben. Denn
die deutsche Mannschaft hat den
direkten Vergleich gegen die Nie-
derlande – das Hinspiel gewann
die Löw-Auswahl 3:2 – verloren.
Der Erzrivale würde, so er denn
alle seine verbleibenden Qualifi-
kationsspiele gewinnt, am Ende


bei Punktgleichheit vor Deutsch-
land stehen. Das Torverhältnis
zählt in diesem Fall nicht.
Um definitiv bei der EM dabei
zu sein, muss die deutsche Natio-
nalmannschaft Nordirland hinter
sich lassen. Sobald die Niederlän-
der eines ihrer noch ausstehen-
den fünf Spiele verlieren sollten,
hätte die DFB-Auswahl die Quali-
fikation wieder in der eigenen
Hand. „Ich bin sicher, dass sich
die deutsche Mannschaft qualifi-
zieren wird. Sie macht ihren Weg


  • und sie wird gut spielen in
    Nordirland“, sagt Arne Friedrich,
    82-maliger deutscher National-
    spieler. Und selbst wenn die
    deutsche Mannschaft am Ende
    der Qualifikation nur auf Platz
    drei in ihrer Gruppe landen wür-
    de, könnte sie sich dennoch Hoff-
    nungen auf einen EM-Start ma-
    chen. Das hängt allerdings davon
    ab, welche anderen Nationen die
    direkte Qualifikation schaffen.
    Sollte der überwiegende Teil die-
    ser Mannschaften in der Liga A
    der Nations League sein, könnte
    Deutschland über die Play-offs
    der Liga A eine zweite Chance er-
    halten und nachrücken. Die Par-
    tien, in denen noch vier EM-Plät-
    ze vergeben werden, sollen im
    März stattfinden.
    Am Montagabend aber steht
    erst einmal das Spiel in Belfast
    an. Löw wird umbauen – was
    nicht nur an der Verletzung von
    Nico Schulz (Bändereinriss im
    Fuß) liegt, auch Ilkay Gündogan
    wird mit grippalem Infekt fehlen.


Toni Kroos (l.) und Joshua Kimmich standen bereits beim
letzten Spiel in Belfast im Oktober 2017 in der Startelf. Am
Montag soll das Duo die deutsche Mannschaft zum Sieg führen

DPA

/CHRISTIAN CHARISIUS

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,9.SEPTEMBER2019 SPORT 27


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D


ie Bilanz wirkt souve-
rän. Vier Spiele, vier
Siege, klare Tabellen-
führung. Nach der Fußballparty
in Frankreich vor drei Jahren
scheint Nordirland auf dem
besten Weg, auch die EM-End-
runde 2020 zu erreichen. Ein
weiteres Fest für die „Green
And White Army“ und ihre
frenetischen Fans? Vor dem
Duell gegen Deutschland am
Montagabend trügt der Schein.
Denn bislang ging die Mann-
schaft von Teammanager Mi-
chael O’Neill den härtesten
Brocken in der Gruppe C aus
dem Weg. Der Spielplan be-
scherte den Nordiren zunächst
die Pflichtaufgaben Estland
(2:0/2:1) und Weißrussland (2:1/
1:0), die sie nicht immer souve-
rän meisten. In den jeweils zwei
Qualifikationsspielen gegen
Deutschland und die Nieder-

lande wird sich erst zeigen, wie
gut das Team wirklich ist.
Klar ist: Nordirland setzte
zuletzt auf eine Verjüngungs-
kur. Zahlreiche erfahrene Spie-
ler wie Gareth McAuley oder
Aaron Hughes sind nicht mehr
dabei. Vergangenen Donnerstag
experimentierte O’Neill gegen
Luxemburg mit Debütanten,
Nordirland gewann 1:0. Gegen
Deutschland werden einige er-
fahrene Spieler zurückkehren,
der Weg aber ist klar.
„Wir haben nicht mehr die-
selbe internationale Erfahrung.
Es braucht Zeit. Aber wir haben
mehr Energie in den Beinen als
je zuvor während meiner
Amtszeit. Die jungen Spieler
haben uns das ermöglicht“, sagt
O’Neill, der seit 2011 die
Geschicke leitet. Und der
40-Jährige merkt an: „Ich sage
nicht, dass wir stärker sind,

aber wir haben das Potenzial,
stärker zu sein.“
Den Umbruch haben die
Nordiren mit den Deutschen
gemeinsam. „Von den großen
deutschen Namen, die die WM
gewonnen haben, sind nicht
mehr viele dabei“, sagt O’Neill,
weist im gleichen Atemzug aber
auf die vorhandene Qualität
hin. „Deutschland kann seine
Mannschaft in drei Monaten
auf links drehen und bringt im-
mer noch einen sehr starken
Kader hervor durch die Res-
sourcen, die sie haben“, sagt er.
In Belfast wollen die Nord-
iren dennoch dagegenhalten.
Auch wenn die Bilanz gegen die
DFB-Elf kein Mutmacher ist.
17-mal trafen beide aufeinander,
Nordirland gewann nur zwei-
mal – beide Male in der Qualifi-
kation zur EM 1984. Deutsch-
land siegte elfmal. DW/sid

„Mehr Energie als je zuvor“


Nordirland empfängt die deutsche Mannschaft als Tabellenführer

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