Süddeutsche Zeitung - 09.09.2019

(C. Jardin) #1

E


r habe sich bereits warm ge-
macht, sagt Sascha Lobo an
einem viel zu frühen Morgen in
Ulm-Böfingen, Gewerbegebiet.
Es ist der Morgen eines Rekord-
versuchs, und wer mit Lobo in den vergan-
genen Wochen über diesen Tag sprach, der
hörte ihn auf „Ulm“ Bezug nehmen, wie
sonst Athleten von „Rio“ oder „Tokio“ spre-
chen, wenn es nach vier Jahren disziplinier-
ter Vorbereitung mal wieder um Medaillen
geht, beim Judo oder im Vierer ohne Steu-
ermann.
Die Nacht vor „Ulm“ war unruhig, Lobo
hat nur drei Stunden und 17 Minuten ge-
schlafen, seit 4.23 Uhr ist er auf den Bei-
nen. Gemessen hat dies ein digitaler Ring,
Lobo hat sich die Daten in einer App auf sei-
nem Smartphone angeschaut und jetzt
kontert er sie mit einem ersten Becher Kaf-
fee in der Lobby des Hotels. Auch sonst hat
er sich ziemlich analog auf „Ulm“ vorberei-
tet, vor allem mit einem Besuch bei seiner
Hausärztin. Von ihr stammt die Empfeh-
lung, sich aufzuwärmen, als Prophylaxe ge-
gen eine Entzündung der Sehnenscheide.
Darüber hinaus hat Sascha Lobo Magnesi-
um eingenommen sowie den rechten Arm
inklusive Schulter mit einem entzündungs-
hemmenden Gel eingerieben, Wirkstoff:
Diclofenac-Natrium, 10 mg/g. Eine Rolle
Primatape sowie eine Klettbandage hat er
auch dabei, für den Notfall.
Ort seines Experiments wird gleich die
sehr große Druckerei Ebner & Spiegel sein,
in einer der Hallen dort stehen vier Euro-
paletten mit 24 000 Signaturen schon be-
reit. Auf den zugehörigen Bestandszetteln
ist die Auftragsbezeichnung „Lobo / Reali-
tätsschock“ zu lesen, und beides ist wohl
besser kurz zu erklären, um das Projekt
„Ulm“ verstehen zu können.


Sascha Lobo, 44, geboren und aufge-
wachsen in Berlin, ist Blogger, Autor und
Vortragsredner, bis vor einiger Zeit hätte
man wohl angefügt: mit dem Schwerpunkt
Internet. Weil aber das Internet immer wei-
ter in alle Bereiche des Lebens hinein-
wächst, ist auch die gefühlte Zuständigkeit
Lobos gewachsen. Er versteht sich inzwi-
schen eher als eine Art Gegenwartskundler
und als solcher hat er nun dieses Buch ge-
schrieben, dessen Vorstufe hier in der Dru-
ckerei in mächtigen Stapeln lagert. „Reali-
tätsschock“ verspricht in seinem Unter-
titel „zehn Lehren aus der Gegenwart“, sie
betreffen kapitelweise die Kampfgebiete
Klima, Migration und Integration, Rechts-
ruck, China und künstliche Intelligenz, Ge-
sundheit, soziale Medien und Wirtschaft.
Das zehnte Kapitel gilt ganz grundsätzlich
der Zukunft und erläutert, „warum die
Älteren von den Jungen lernen müssen,
um den Realitätsschock zu bewältigen“.
Das Buch von Lobo beginnt mit einer
Suggestivfrage. Ob er, der Lesende, nicht
auch das Gefühl habe, die Welt sei „irgend-
wie aus den Fugen geraten“? Der Realitäts-
schock, heißt es, bestehe in genau diesem
Gefühl, genauer in der plötzlichen Erkennt-
nis, dass die Welt anders sei als gedacht
oder auch nur erhofft – sowie einer daraus
folgenden Überforderung aller Ebenen,
von der individuellen des Bürgers bis zur
systemischen der liberalen Demokratie.
Status: Gegenwartshilflosigkeit.
Das Buch ist, so viel lässt sich sagen, kei-
ne Offenbarung, es formuliert vielmehr an-
schlussfähig aus, was einen ohnehin schon
umtreibt. Das passt als Konzept gut zum
Autor, denn mehr noch als ein Experte für
Gegenwart ist Sascha Lobo einer für die
Vermarktung seiner selbst. Am Telefon hat-
te er gesagt, er wolle „so richtig auf den
Schlamm hauen“, um den Titel gut in den
Markt einzubringen. Bei einer Rede hatte
er deswegen angekündigt, die komplette
erste Auflage zu signieren. Danach erst
war Lobo der Frage nachgegangen, ob die-
ses Vorhaben überhaupt realistisch sei.
Drei bis vier Tage sind angesetzt für den
Versuch, das Hotel wählte Lobo vor allem
nach dem Kriterium kurzer Laufwege zur
Druckerei aus. Dort angekommen, gilt es
zunächst, einer Gegenwartshilflosigkeit
im Kleinen vorzubeugen. Signiert werden
soll im Stehen, in einem Trockenbauver-
schlag am Rand der Halle. Unter Sascha
Lobos Füßen liegt eine Dämmschutzmat-
te, ein Friedensangebot an die Schleimbeu-
tel im Knie. Auch zum Prozess des Signie-
rens hat er sich beraten lassen. Pelzige Flip-
chart-Marker sind dafür besser geeignet
als Kulis mit dünnen Minen, mit denen
müsste man fester aufdrücken.
Eine Mitarbeiterin von Dussmann in
Berlin erzählte Lobo, Bill Clinton habe eine
optimierte Technik des Signierens einstu-
diert sowie eigens Helfer angelernt, ihm
Bücher effizient zu reichen und wieder ab-
zunehmen. Deswegen stehen nun Elisa
und Christoph an der Seite von Sascha
Lobo, er als Steuermann in ihrer Mitte. Er-
leichternd kommt hinzu, dass seine „Unter-
schrift“ nicht viel mehr ist als ein Schreibt-
der-noch?-Stiftprobenkringel, ein abge-
rutschtes Unglück. Und wenn man den
Verdacht äußert, Lobo habe sich diesen
Kringel ausgedacht, als strategische Maß-
nahme und eilig herbeigezitterte Variation
seines eigentlichen Signums, um diesen
Vermarktungsquatsch skalier- und schaff-
bar zu machen, dann zückt er seinen Perso-
nalausweis, ausgestellt im Jahr 2015. Dar-
auf ist, vergleichsweise gerichtsfest, der
gleiche Kringel zu erkennen wie auf den
Probebögen. Genau diesen Kringel filzt Lo-
bo nun auf den ersten Bogen seines Bu-
ches, den ersten von 24 000, die ihm ge-
reicht werden. Gutes Prozessgefühl? Lobo
sagt: „Ich glaub’, ich bin drin!“
Sascha Lobo sagte in Interviews schon,
dass er dauernd im Internet sei, als es da-
heim noch ein Weltereignis war, wenn nach
einigen außerirdischen Morsezeichen das
Modem mit einem Chrrrrr das Tor zur Welt
öffnete. Es war der Sommer 1996, eine stu-


dentische Messe in Berlin, als sich dieses
Tor für Lobo das erste Mal öffnete. Eigent-
lich war er dort als Nachtwächter gebucht
worden, aber dann verbrachte er die ganze
Nacht vor einem Computer. Über eine vor-
zeitliche Suchmaschine recherchierte er zu-
nächst, nun ja, einige Erotika, aber weil es
grafisch im Internet damals lange nicht so
hoch herging wie heute, steuerte Lobo um
auf Scherze, von denen das Netz damals of-
fenbar auch schon vollstand.

Die Karriere, die auf dieses Urerlebnis
folgte, wäre ohne das Internet nicht denk-
bar gewesen. Aber es ist garantiert kein Zu-
fall, dass gerade Sascha Lobo eine Karriere
im Großraum Digitales hingelegt hat wie
kaum jemand sonst. Sein Gespür für Ge-
genwart und seine Eloquenz verbinden
sich noch immer perfekt mit einer teilwei-
se kolossalen Ahnungslosigkeit und zuwei-
len Angst in der Gesellschaft vor allem Digi-
talen und Disruptiven. Einige Internetmen-
schen mögen eine gewisse Oberflächlich-
keit und Einseitigkeitslust in Lobos Beiträ-

gen diagnostizieren und auch etwas Go-
ckelhaftes, nicht nur wegen des Irokesen.
Aber das Publikum von Lobo sind am Ende
nicht irgendwelche Digitaleliten in Online-
foren, in denen jeder alles immer besser
weiß als jeweils alle anderen. Sein Publi-
kum ist letztlich die Masse. Diese Masse
will naturgemäß anders angesprochen wer-
den – und sie zahlt teilweise sehr gut für
diese Ansprache. Bei allen möglichen Ver-
bänden hält Lobo Vorträge über die Heraus-
forderungen der Zeit und in den Redaktio-
nen von Talkshows sind sie froh, wenn sie
eine Runde einheitsgrauer MdB-Gesichter
mit ihm auflockern können.
Egal, wo Lobo auftritt, er tut es immer
als Makler des Produkts, als das er sich
auch begreift. Das kann man irgendwie an-
rüchig finden bei jemandem, der in seinen
Texten den Kapitalismus eher kritisch
sieht. Unerwähnt bleiben sollte dann aber
nicht, dass Lobo sich dem Thema, von dem
er lebt, in aller Regel mit Ernsthaftigkeit
widmet und seine Neigung und Fähigkeit,
pointiert zu formulieren, am Ende nicht
nur ihm dient, sondern auch dem schönen
Zweck, dass ein paar mehr Leute sich über
die Digitalisierung überhaupt mal Gedan-
ken machen. Zu würdigen ist schließlich
auch die Beständigkeit, mit der er sein
Lebensthema bearbeitet, und die Selbstein-

schätzung, dass seine Karriere nicht allein
auf Expertise gründe. Es sei, sagt Lobo, auf
seinem Gebiet bedeutend schwieriger, ein
Experte zu bleiben, als einer zu werden,
und dafür arbeite er durchaus hart. Er ist
kein Genie, aber er kennt sich gut aus. Und
er weiß: „Bei mir ist auch viel Glück und
ein wenig Frisur dabei.“
Sascha Lobo ist zu einer Art universel-
len Schnittstelle im Diskurs über das Digi-
tale geworden, was und wen er auf diese
Weise verbindet, lässt sich eher nicht in ei-
nem Gewerbegebiet in Ulm-Böfingen nach-
vollziehen, deutlich besser schon bei einer
kleinen Fahrt durch Berlin. Lobo hat zwei
E-Scooter ausgeliehen, es geht nun mit
Vollgas bei 19 Stundenkilometern durch
Mitte. Lobos Iro flattert sachte und ziem-
lich unerigiert im Fahrtwind. Wie schnell
sich diese Welt beschleunigt, geht einem
auf, als man im Augenwinkel Peer Stein-
brück grimmig an der russischen Bot-
schaft vorbeitapern sieht. War das nicht
erst gestern, dass Steinbrück noch Finanz-
minister war?
Die Welt beschleunigt immer weiter
und die feige Hoffnung, die Folgen davon
ließen sich aus diesem Land irgendwie her-
aushalten, nennt Lobo in seinem Buch eine
„Kontrollillusion“. Es wäre vermutlich
noch eine Zeit lang angenehmer, den Dis-

kurs darüber zu verweigern, aber, sagt
Sascha Lobo, „das Verschweigen von
Schlechtem ist keine Strategie für den Um-
gang damit“. Diese Erfahrung habe er
selbst schon machen dürfen.

Früher habe er an der Digitalisierung
„alles positiv gesehen und das Negative
marginalisiert“, sagt Lobo, das sei „katas-
trophal falsch“ gewesen. An die globale Fa-
milie und Emanzipation durch soziale Ver-
netzung war zunächst nicht mehr zu den-
ken, als 2013 die weltweite Überwachung
fast aller digitalen Kommunikation offen-
bar wurde. Lobo befand in derFrankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung, das Internet
sei kaputt, er beschrieb eine „digitale Krän-
kung“ der Menschheit und die Tatsache,
dass auch er sich geirrt habe, „und zwar
auf die für Experten ungünstigste Art, also
durch Naivität“.
So richtig repariert hat das Internet seit-
dem niemand. Was bedeutet das für einen
wie Sascha Lobo? „Ich versuche verzwei-
felt, Optimist zu bleiben“, sagt er, aber die

Frage, wie viel Anlass es zu diesem Optimis-
mus gibt, ist eine, die sein Buch wohlüber-
legt nicht beantwortet. Die Kapitel eins bis
neun darin sieht er selbst als „ziemlich zen-
trale Schläge in die Fresse“, und danach,
am Schluss, nimmt der Autor Lobo einen
Kredit auf die Jugend auf, die sich in ver-
schiedenen Bewegungen bereits in jedem
einzelnen der genannten Weltuntergangs-
ressorts engagieren würde. Statt es sich in
Hoffnungslosigkeit oder Zynismus einzu-
richten, empfiehlt Lobo, sich mit Metho-
den, Inhalten und Zielen der Jugend aus-
einanderzusetzen, gerne denen der welt-
weiten Klimajugend, in deren Bemühen er
„die einzig vernünftige Reaktion auf die
Geschehnisse sieht“.
Lobo hat ausgerechnet, dass er fast auf
den Tag genau mit Erscheinen von „Reali-
tätsschock“ statistisch gesehen zu den Älte-
ren in Deutschland gehört. Von denen kön-
ne man wiederum erwarten, ihre „kohor-
tenegoistische Perspektive“ zu verlassen,
und sich „die eigenen kostbaren Prioritä-
ten durcheinander rütteln zu lassen“. Und
zwar in dem Sinne, dass es nicht mehr dar-
um gehen kann, das meiste für sich rauszu-
holen, solange die Welt noch nicht ver-
brannt ist. Wahlweise doppelmoralisch
oder ehrlich kann man finden, dass Lobo
selbst da nicht unbedingt mit bestem Bei-
spiel voranzugehen gedenkt. Er sagt, er sei
kein Vorbild, wolle auch keines sein, „ich
halte das Prinzip Vorbild für jemanden wie
mich für symbolischen Gefühlsschrott“.
Protestantische Vorzeige-Bescheidenheit
lehne er also ab, und er glaube auch nicht,
„dass man mit nach vorne gehaltenem pla-
kativen Verzicht irgendjemanden zum Um-
denken bewegen kann“. Seine reiselogisti-
schen Beiträge zu einer schlechteren Welt
hat er zwar reduziert, „aber ich weiß, dass
das nicht viel bringt, weil am Ende Politik
der Hebel ist, der – wenn überhaupt – et-
was verändern kann“.
Im Raum des Politischen gibt es eine Men-
ge Millionen-Dollar-Fragen. Wie weit dür-
fe man eingreifen in eine liberale Demokra-
tie, um, zum Beispiel, das Klima zu schüt-
zen? Seine Grundbedingung, sagt Lobo,
sei, dass es in Demokratien möglich sein
müsse, Lösungen diskursiv zu finden.
Wenn das nicht schnell genug gehe, wolle
er nicht derjenige sein, der Handlungsemp-
fehlungen gibt, das hielte er weder für legi-
tim noch für sinnvoll. Sein Job sei es, gewis-
se Phänomene zu erklären. Punkt.

Auch früheres Sein bestimmt das Be-
wusstsein, bei Sascha Lobo war es so, dass
die Eltern in der Erziehung eher nicht auf
Verbote setzten. Er habe schon früh die
Freiheit erlebt, machen zu können, was er
wollte. Die Eltern erklärten nur, warum
zum Beispiel Zigaretten oder Drogen Un-
fug seien. „Sie setzten einfach auf eine ge-
wisse Vernunft in meiner Wahrnehmung
und das fühlte sich gleich sehr stark nach
Verantwortung an.“ Zwar könne er sich
auch deswegen heute nicht besonders gut
in hierarchische Strukturen einfügen, sagt
Lobo, andererseits hilft so ein Hinter-
grund, sich eine gewisse Beweglichkeit im
Denken zu erhalten.
Sascha Lobos Lieblingsbuch ist die Colla-
ge „Verschwende Deine Jugend“ von Jür-
gen Teipel, eine Entstehungsgeschichte
von Punk und New Wave in Deutschland.
Wenn aber bei aller heutigen Bürgerlich-
keit an ihm noch etwas Punk sei, dann eine
gewisse Grundhaltung, die sich am besten
vermutlich so formulieren ließe: Äh, das
kann ich auch. Und damit noch einmal
nach Ulm-Böfingen, auf die Dämmschutz-
matte in die Druckerei Ebner & Spiegel.
Der inoffizielle Rekordversuch kommt
am ersten Vormittag gut voran, die bisheri-
ge Bestmarke scheint locker um mehr als
das Zweieinhalbfache erhöht werden zu
können. Zwar hat Sascha Lobo noch vor
dem Mittag sieben Kaffeesahnetütchen
verarbeitet, und das für einen Livestream
notdürftig mit Tape an der Wand installier-
te Handy droht immer wieder abzustür-
zen. Aber in der Kerndisziplin Signieren
läuft es flüssig und bislang ermüdet das
Material schneller als der Autor. Der erste
Flipchart-Marker hat nach 15 000 Exem-
plaren seinen Dienst quittiert, das saug-
freudige Munken-Feinpapier ist schnell
als dafür ursächlich ausgemacht. Lobo
wird Stifte nachkaufen müssen, aber dar-
an wird der Versuch nicht scheitern. Und
wenn seine Filzkringel auch immer noch
nicht als im engeren Sinne kalligrafisch
durchgehen, so bestechen sie doch wenigs-
tens in ihrer Konstanz.
Sein Buch, sagt Sascha Lobo, sei notwen-
dig gewesen „zur Verarbeitung der Verwor-
fenheit der Welt“, die „Realitätsschocks“,
mit denen er sich darin auseinandersetzt,
seien ja auch seine eigenen gewesen. Was
auf diese Bestandsaufnahme für ihn folgt,
lässt sich noch nicht sagen, aber mit sich ge-
bracht hat sie auf jeden Fall die so neben-
sächliche wie schöne Erfahrung, dass auch
etwas Großmäuligkeit nicht verkehrt sein
muss. Er sei jemand, sagt Sascha Lobo
beim Signieren, „der sehr viel redet, dann
Panik bekommt, und dann aber alles trotz-
dem irgendwie hinbekommt“.
Bezogen auf den Realitätsschock der Ge-
genwart wäre ein ähnlicher Verlauf durch-
aus wünschenswert. Aus Ulm-Böfingen im-
merhin bleibt diesbezüglich die fabelhafte
Lehre: dass auf Lobos Großmäuligkeit, die
erste Auflage komplett zu signieren, zwar
erst die Panik folgte, dann aber auch das
Hinkriegen, und dies ohne die Reserve an-
greifen zu müssen. Sascha Lobo wäre ja
selbst auf den Realitätsschock einer
krampfenden Hand noch hinreichend vor-
bereitet gewesen. Er hatte sich seinen Krin-
gel als Stempel anfertigen lassen, um den
Prozess des Signierens im Zweifel halb
automatisch aufrechterhalten zu können.
Auch mal gut, wenn ein Plan B nicht
gebraucht wird.

DEFGH Nr. 208, Montag, 9. September 2019 (^) DIE SEITE DREI HF3 3
Eine gewisse Großmäuligkeit
muss nicht verkehrt sein, er kriegt
es ja doch meist irgendwie hin

Mehr noch als Experte für Gegenwart und Digitales
ist Sascha Lobo Experte für die Vermarktung seiner selbst.FOTO: URBAN ZINTEL


Der Welterklärer


Die Zeiten werden immer unübersichtlicher – da ist es ganz gut,


dass sich Sascha Lobos Gespür für die Gegenwart bestens mit der Ahnungslosigkeit


in der Gesellschaft bei allem Digitalen verbindet. Eine Signierstunde


von cornelius pollmer


Da steht er, in einer Halle in


Ulm,und tut, was er versprach:


24 000 Bücher signieren


Es sei auf seinem Gebiet sehr viel
schwieriger, Experte zu bleiben,
als Experte zu werden, sagt Lobo

Vorbild? Wollte er nicht sein,
will er nie sein. Er hält das ganze
Prinzip für „Gefühlsschrott“
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