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sam mit allen städtischen Kultureinrichtungen ungefähr
2000 Leute beschäftigt sind, fühlte ich mich immer für
alles verantwortlich. Und diese Verantwortung nicht mehr
zu spüren ist befreiend. Oder morgens, wenn ich Zeitung
lese, nicht dauernd zu denken, was wieder alles schiefgelau-
fen sein könnte. Das ist etwas sehr Entlastendes. Ich habe
immer ganz vorne gestanden, habe den Kopf hingehalten
und den Rücken breitgemacht, auch für die Kolleginnen
und Kollegen.
Was war schwieriger: das Anfangen oder das Aufhören?
Schwieriger war das Anfangen. Als ich nach München
kam, kannte ich niemanden, und die Menschen kannten
mich nicht.
Sie sind im Ruhrgebiet geboren und haben dort gelebt, bis
Sie 2007 nach München kamen. Woran mussten Sie sich
hier erst gewöhnen?
Ich musste mich daran gewöhnen, dass meine Vorurteile
über München alle nicht stimmten. Ich dachte, Mün-
chen sei eine fertige Stadt, München sei in sich gekehrt,
München sei eher rückwärtsgewandt, München wolle
nichts mit dem zu tun haben, was jenseits von München
passiert. Aber als ich dann hier war, habe ich gemerkt:
alles falsch.
Warum wollten Sie bei so vielen Vorurteilen über München
trotzdem hierher?
München hat einen großen Vorteil gegenüber dem Ruhr-
gebiet. München war immer ein Koloss, der nicht konkur-
rieren musste. Das ist ein grundlegender Unterschied zum
Revier. Das Ruhrgebiet ist ein schlafender Riese. Eigentlich
könnte es wie eine große Stadt funktionieren, tut es aber
nicht. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Städ-
ten ist leider nicht optimal. Ich glaube, dass gemeinsam
viel mehr erreicht werden könnte. Aber das Ruhrgebiet hat
immer gegeneinander gearbeitet: Essen gegen Bochum,
Duisburg gegen Oberhausen, Mühlheim gegen Gelsen-
kirchen. Hier ist das anders. Ein Ort wie Gauting ist keine
Konkurrenz für die Kulturmetropole. Gleichzeitig mag ich,
dass München schön überschaubar ist. Nicht wie Berlin,
wo alles so zerstreut ist.
Nach Berlin wären Sie nicht gegangen?
Nein, niemals. Zu durcheinander, zu wenig strukturiert,
zu hektisch.
Und München hingegen bietet Ihnen alles, was Sie sich
wünschen?
Eine Stadt, egal welche, hat ja nie genug Kultur. Eine stark
wachsende Stadt wie München erst recht nicht. Es wird in