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Zunächst waren alle überzeugt von dieser Personalie. Ich
habe nach wie vor kein Verständnis dafür, dass ihm einige
den Rückhalt aufgekündigt haben. Matthias Lilienthal hat
seine Konsequenzen daraus gezogen: Er geht zum Ende
der nächsten Spielzeit, wenn sein Vertrag ausläuft. Ich
finde: Die Entscheidung, ihn nach München zu holen,
war richtig. Einen Satz wie »Keine Experimente«, wie er
von CSU-Seite im Stadtrat fiel, finde ich für den Kultur-
bereich fatal.
Die CSU-Fraktion wollte Lilienthal zudem verbieten, bei
der »Ausgehetzt«-Demonstration im Juli 2018 mitzulau-
fen, die CSU-Spitzenpolitikern eine »Politik der Angst«
vorwarf.
Den Fall haben wir gut gelöst, indem ich mich hinter
Matthias Lilienthal und Christian Stückl, den Intendan-
ten des Volkstheaters, gestellt habe mit der Haltung: Es ist
unsere Aufgabe, uns denen entgegenzustellen, die unsere
freiheitliche Demokratie untergraben wollen.
Empfinden Sie den Weggang von Matthias Lilienthal als
persönliche Niederlage?
Nein. Es war seine eigene Entscheidung, zu gehen und zu
sagen: Ich sehe, dass ich hier keine ausreichende Unter-
stützung habe. Das ist Demokratie. Niederlagen würden
verbittern. Auch mit den Stolpersteinen konnte ich mich
nicht durchsetzen. Die Mehrheit im Stadtrat war dagegen,
genauso wie Charlotte Knobloch, die Vorsitzende der Is-
raelitischen Kultusgemeinde in München. Stattdessen
haben wir jetzt Stelen und Tafeln zum Gedenken an die
Todesopfer des Nationalsozialismus.
Warum braucht München unkonventionelle Menschen wie
Lilienthal?
Jede Stadt braucht Menschen, an denen man sich reiben
kann und reiben muss. Aus Reibung entsteht Relevanz.
Und München will keine heile und bequeme Welt sein.
Denken Sie an die Willkommenskultur am Bahnhof 2015,
an die 40.000, die gegen Pegida aufgestanden sind, an die
»Ausgehetzt«-Demo im vergangenen Jahr: Das sind für
mich Zeichen, dass München keine Stadt sein will, die sich
aus den Problemen in ihrem Umfeld heraushält. München
steht auf und sagt: So geht es nicht. Das kenne ich aus an-
deren Städten in der Form nicht. Da leisten die Münchne-
rinnen und Münchner etwas ganz Besonderes.
Bei der Eröffnungsrede des Münchner Filmfestes im ver-
gangenen Jahr haben Sie den bayerischen Ministerprä-
sidenten Markus Söder mit der Figur des Mackie Messer
von Brecht verglichen. Sie sagten, sie müssten bei der be-
rühmten Zeile »doch das Messer sieht man nicht« an Söder
denken.
In der Zeit fand ich die Rhetorik und die Haltung der
CSU unerträglich. Von Asyltourismus zu sprechen, als
würden diese Menschen gerne ihr Leben riskieren, wenn
sie übers Mittelmeer fliehen. Deshalb fand ich es richtig,
das bei einer international besuchten Veranstaltung sehr
deutlich anzusprechen und zu zeigen: Das ist nicht unsere
Haltung.
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