Die Zeit - 12.09.2019

(singke) #1

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12 .9.19 N^0 2

Im Stadtrat kamen Sie mit der CSU-Fraktion immer ganz


gut aus. Sie haben alle Parteien in Entscheidungen ein-
gebunden. Bei Ihrer Wiederwahl 2013 gab es sogar nur


eine Gegenstimme. Die Kehrseite war, dass vieles im Ver-
deckten ausgehandelt wurde. Braucht es nicht offene,


kontroverse Diskussionen, um eine Stadt kulturpolitisch
voranzubringen?


Kann man machen. Meine Art, damit umzugehen, war
aber auch ganz okay. Das zeigen die Ergebnisse. Natürlich
braucht eine Stadt eine kulturpolitische Diskussion, und die
findet statt. Aber vielleicht ist es ebenso klug, manche Vor-
haben vorher abzustimmen – beim Neubau des Münchner
Volkstheaters beispielsweise oder bei der Entwicklung des
Kreativquartiers.
Zur zweiten Wiederwahl wollten Sie nicht mehr antreten.


Warum?
Das Blickfeld verengt sich. Auch weil man älter wird. Ein
Beispiel ist die Digitalisierung: Für mich kein Fremdwort,
aber da bin ich nicht so fit, wie ich sein sollte, wenn man
die Auswirkungen auf den Kulturbereich betrachtet. Ich
war nie jemand, der sich an etwas klammert und glaubt:
Nur ich kann das. Das Schöne am Loslassen ist: Man hat
zwei Hände frei.


Welches Münchner Kulturerlebnis wird Ihnen aus den
letzten Jahren besonders in Erinnerung bleiben?


Spontan fällt mir die Sinfonie der Tausend, also die 8. Sin-
fonie von Gustav Mahler, ein. Das war beim 125. Jubiläum
der Philharmoniker 2018. Die Uraufführung der Sinfonie
fand 1910 in München statt. Die gewaltigen Chöre – das
ging mir unter die Haut. Und wirkt noch lange nach.
Wenn Sie auf Ihre zwölf Jahre als Kulturreferent zurück-


blicken – sind Sie zufrieden mit dem, was Sie geschafft ha-
ben, mit dem, was Sie hinterlassen?


Ich habe vor vielen Jahren mal einen Spruch gelesen: »Was
sich aufbläst, muss vorher flach gewesen sein.« Und das
habe ich mir gemerkt: Blas dich nicht auf! Ich habe mich
immer lieber im Hintergrund gehalten und von dort aus
die Dinge gefördert. Selbst wenn manchmal andere so
tun, als sei etwas ihr Erfolg – sei’s drum. Hauptsache, die
Sache läuft.
Das ist keine Antwort auf unsere Frage, Herr Küppers.


Ich wäre unehrlich, wenn ich sagen würde, ich bin nicht
zufrieden.

Sie hängen noch immer an Ihrer Heimat, am Ruhrgebiet,
ziehen aber erst mal nicht zurück, sondern bleiben hier.


Warum?
Wenn ich abends um zehn durch die Stadt gehe und das
Flair, das Leben hier sehe – das habe ich in Bochum, in
Oberhausen und in Essen in dem Maße nicht. München
lebt, und zwar auch im öffentlichen Raum. Das ist etwas
sehr Schönes und etwas sehr Besonderes.


Wenn man Ihnen zuhört, dann merkt man, wie sehr Sie
sich in München verliebt haben. Aber von welcher Stadt


kann sich München noch was abgucken?
Von Dortmund. Die haben das bessere Stadion.


FÜR ALLE SINNE
DER »KOSMOS KAFFEE«
Im Deutschen Museum gibt es jetzt eine anre-
gende, neue Sonderausstellung zum Lieblings-
getränk der Deutschen. Mit 198 Exponaten, an
22 Medien-, Film-, Hör- und Spielstationen und
mit 16 interaktiven Elementen erfährt man auf
800 Quadratmetern alles über Biologie, Chemie,
Technik und Ökonomie bis hin zu Kult und Kultur
rund um die Bohne.
Bis 31. Mai 2020, Deutsches Museum
Museumsinsel 1, 80538 München

BAYERISCHES STAATSBALLETT
ANNA KARENINA
Zur Musik von Sergei Rachmaninow schuf
Christian Spuck eine Ballettadaption zu Leo
Tolstois Romanvorlage. Poetisch und mit feinem
Gespür für die große Dramatik bringt er die
Konflikte um Eifersucht, Vertrauen, Leidenschaft
und Loyalität auf die Bühne. Vorerst letzte
Vorstellungen im Oktober.


  1. bis 12.10.19, Nationaltheater München
    Max-Joseph-Platz 2, 80539 München


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MÜNCHEN

MARKUS LÜPERTZ
ÜBER DIE KUNST ZUM BILD
Die Ausstellung beleuchtet erstmals den
seriellen Charakter in Lüpertz’ bildnerischem
Schaffen. Anhand von über 200 Werken zeigt
sie, wie der Künstler ein auf inneren Zusammen-
hängen basierendes Werk entwickelt hat, das
von einer filmischen Sichtweise geprägt ist.


  1. September 2019 bis 26. Januar 2020
    Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1
    80538 München, Mo.–So. 10 bis 20 Uhr,
    Do. 10 bis 22 Uhr, http://www.hausderkunst.de


Markus Lüpertz, Dithyrambe – schwebend (Ausschnitt), 1964 Galerie Michael Werner

© VG BildKunst, Bonn 2019

Die älteste »Moka Express« – der Prototyp von Alfonso Bialetti, 1933
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