Die Zeit - 12.09.2019

(singke) #1
Holger Beeck, 60, begann 1984 eine Ausbildung bei McDonalds.
Seit 2013 ist er Deutschland-Chef

DIE ZEIT: Herr Beeck, unter den 190 deutschen
Dax-Vorständen haben drei eine ostdeutsche Her-
kunft. Sie wurden in Ostdeutschland geboren.
Können Sie uns dieses Ungleichgewicht erklären?
Holger Beeck: Zunächst einmal betrifft es leider
nicht nur die Wirtschaft. Nehmen Sie die Bundes-
wehr: Wissen Sie, wie viele Generäle oder Admiräle
aus Ostdeutschland in der Bundeswehr dienen?
Wenn Sie einen finden, sind Sie schon gut.
ZEIT: Laut einer Studie der Uni Leipzig von
2017 sind es zwei von zweihundert. Unter den
freiwilligen Soldaten gibt es allerdings überpro-
portional viele, die aus dem Osten Deutschlands
stammen.
Beeck: Wenn ich es mit Humor nehme, sage ich:
Dienen können wir Ostdeutschen gut, unterge-
ordnet haben wir uns jahrelang. Aber im Ernst:
Das ärgert mich! Ich kann aufgrund der Historie
nachvollziehen, dass kein Dax-Unternehmen in
Ostdeutschland verortet ist. Dass nur 1,7 Prozent
der Spitzenpositionen auf Bundesebene an Ost-
deutsche vergeben sind, das ist eine Farce.
ZEIT: Der Bevölkerungsanteil der Ostdeutschen
würde den zehnfachen Wert rechtfertigen.
Beeck: Selbst die hundert größten ostdeutschen
Betriebe werden zu über der Hälfte von Westdeut-
schen geführt. Unter den 336 Richtern an obers-
ten Bundesgerichten waren 2016 nur drei Ost-
deutsche. Soll das etwa bedeuten: Ich finde in Ost-
deutschland keinen, der das machen kann?
ZEIT: Und wenn Sie die Ironie weglassen: Woran
liegt es, dass die Ostdeutschen in Spitzenpositionen
unterrepräsentiert sind?
Beeck: Über wenige Dinge zermartere ich mir so
sehr den Kopf wie über die Frage, warum so weni-
ge Spitzenpositionen unter den Führungskräften
von Menschen aus meiner alten Heimat besetzt
werden. Einer der zentralen Punkte ist dabei ein
fehlendes Netzwerk. Deshalb rate ich jedem, be-
ginne früh damit, dir eines aufzubauen.
ZEIT: Woher kommt die Unfähigkeit der Ost-
deutschen, Netzwerke zu spannen?
Beeck: Sie könnten es als mangelnde Begabung
bezeichnen. Ich könnte aber auch sagen, dass das
bestehende Netzwerk aus Westdeutschen zu stark
ist, um es zu durchdringen.
ZEIT: Die Schuld liegt also bei den mächtigen
Westdeutschen, die nur Kollegen mit ähnlicher
Herkunft und Prägung als Nachfolger zulassen?

Beeck: Ich denke nicht in Schuld- und Opfer-
Kategorien. Das führt doch zu nichts.
ZEIT: Sondern?
Beeck: Jeder sollte nach Freiheit streben, danach,
das machen zu können, wovon er träumt. Das ist
es doch, was wir durch die Wiedervereinigung ge-
wonnen haben: frei zu sein. Aber davon muss man
auch Gebrauch machen. Der eine muss mehr da-
für kämpfen, nach oben zu kommen, der andere
weniger. Dafür können Sie sich nun selbst bemit-
leiden oder Ihr Schicksal in die Hand nehmen.
ZEIT: Sie mussten viel kämpfen?
Beeck: Das mag jeder anders empfinden. Leicht
war es jedenfalls nicht. Ich war damals, Anfang der
Achtziger in der DDR, extrem unzufrieden mit
meiner persönlichen Freiheit. Ich wollte darüber
reden, aber ich fand niemanden, der mir zuhören
wollte. An dem Status habe ich durch den Weg-
gang in den Westen etwas geändert. Aber auch
dort wurde mir nichts geschenkt. Da brauchte ich
wiederum den Mut, Fehler zu machen.
ZEIT: Sind Sie mutiger als andere Menschen?
Beeck: Würde ich nicht sagen. Als ich das erste Mal
eigenverantwortlich viel Geld bewegen durfte, habe
ich ganz schön gezaudert. Aber dann habe ich mir
gesagt: Holger, trau dich, nimm das Risiko in Kauf,
zu scheitern. Vielleicht hat die Bereitschaft, Fehler
zu machen, etwas mit meiner Herkunft zu tun.
ZEIT: Sie wurden in Halle an der Saale geboren.
Beeck: Jeder bringt aufgrund seiner Geschichte
etwas mit, das ihn ausmacht. Bei mir war es der
Mut. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie mit
sechs Kindern. Meine Familie war – ich sage das
jetzt mal vorsichtig – staatstreu. Ich war aber kein
vorbildlicher DDR-Bürger.
ZEIT: Sie haben 1984 die DDR und Ihre Familie
verlassen.
Beeck: Damals war ich 25 Jahre alt, verheiratet,
hatte einen fünf Jahre alten Sohn und eine Frau,
die im neunten Monat schwanger war. Wie wir da
als Kleinfamilie am Bahnhof in Köln ankamen,
war alles, nur nicht glamourös. In dieser Zeit war
ich gezwungen, stabile Netzwerke aufzubauen und
diese zu pflegen. Das hilft mir bis heute sehr. Kein
Chef überlebt ohne Unterstützer unter den Ge-
schäftspartnern und den Mitarbeitern. Wahr-
scheinlich kommen Sie erst gar nicht nach ganz
oben ohne das Talent.
ZEIT: Wie verlief Ihre Flucht?

»Ich wollte nie derjenige sein, der folgt«


Foto: Daniel Delang für DIE ZEIT


26 WIRTSCHAFT 12. SEPTEMBER 2019 DIE ZEIT No 38


ANZEIGE

Kapi talab €50.000,-
Investitions-/Mezzanine-Kapital,
stimmrechtslosesBeteil.-Kapital
von50 T€–200Mio.€,
Te l.:0551-99964240,Fax:-20549217
[email protected]
http://www.finanzierung-ohne-bank.de

DAS HAUS DES MONATS


Ein beeindruckendes Wohnerlebnis im Bauhausstil
EIN BEITRAG VON
RENSCH-HAUS

Das neue Musterhaus »Victoria« von RENSCH-
HAUS ist die konsequente Erweiterung der
Hauslinie Trendline R, die für geradlinige,
zugleich imposante Flach- und Pultdach-
häuser steht. Das gestalterische Grund-
konzept des Flachdachhauses zeigt eine
Definition des klassisch-modernen und doch
traditionellen Bauhausstils. »Victoria« hat
Charme:
Anbauelemente wie die Terrassen- oder
Eingangsüberdachung verschmelzen durch
ihre Linienführung mit dem Hauptbaukör-
per. Optisches Highlight der Außenfassade
sind die in Rostoptik gehaltenen HPL-Kom-
paktplatten, die aus hochdruckverpressten
harzimprägnierten Kraftpapieren bestehen.
RENSCH-HAUS präsentiert bei diesem Haus-
typ einen avantgardistischen Grundriss mit

Holz als primärem Baustoff. Die Nähe zur
Natur ergibt sich durch zwei Freisitze und
umfangreiche Verglasungen im Erdgeschoss.
»Victoria« ist ein Haus für Menschen, die
großen Wert auf anspruchsvolle Wohn-
erlebnisse legen.
Mit einer Wohnfläche von fast 190 m²
bietet »Victoria« beeindruckend viel Platz
für die ganze Familie. Klare und großzügige
Wohnräume, damit verbunden lange Sicht-
achsen im Haus, schaffen ein wohnliches,
zugleich großartiges Lebensgefühl.
In dem Effizienzhaus 40 Plus kommt die
eigens entwickelte Dämmvariante »thermo-
around natur« zum Einsatz. Die diffusions-
offene Holztafelbauweise sorgt für ein an-
genehmes und nachhaltig energieeffizientes
Wohnerlebnis. Optimal ist das Musterhaus
»Victoria« mit der kinderleicht zu bedienen-
den Smart-Home-Technologie »RENSCH-
HAUS i-tec« ausgestattet.

Kontakt
RENSCH-HAUS GMBH
Mottener Straße 13
36148 Kalbach-Uttrichshausen
Tel. (09742) 91-0
[email protected]
http://www.rensch-haus.com
Mehr Informationen
zu RENSCH-HAUS, den
bundesweiten Muster-
häusern und Verkaufsbüros
sowie viele weitere Hausbau-
Ideen finden Sie unter
http://www.rensch-haus.com

2Zi-WhgSoltauin Seniorenanlage
"Haus im Park",auc hfür Menschenmit Han-
dicap,50 m², EG,barrieref rei, No tfallsys-
tem,renoviertFamili eSantos +494 094855099
500+1 20 NKPrivat.Detailsfinden Sieauf:
http://www.zeit.immowelt.de
unter ID: 2RMQN4N

IMMOBILIEN^


GELD UND
ANLAGE^

3-Zimmer-Wohnung in Gostenhof

Wfl. ca. 70 m², Zimmer 3, Kaufpreis
€ 210.000. Provisionsfrei.

zeit.immowelt.de – ID: 2R88X42

Helle und großzügige 3/4-Zimmer-
Wohnung mit Loggia in Nürnberg
Wfl. ca. 93 m², Zi. 4, Kaufpreis
€ 330.000. Ohne Makler.
zeit.immowelt.de – ID: 2RJEH4L

B A Y E R N^


Gepflegte Eigentumswohnung als
Kapitalanlage in Köln-Porz-Grengel
Wfl. ca. 58 m², Zimmer 2, Kaufpreis
€ 167.000. Ohne Provision.
zeit.immowelt.de – ID: 2RNAK4L

NORDRHEIN-
WESTFALEN^

S O L T A U^


jetzt
kostenfrei
anmelden!

die bundesweite initiative für den mittelstand

michael gassmann · 069 79 40 95 65 · [email protected]
http://www.convent.de/smu · #smartKMU
http://www.facebook.com/smartermittelstand

köln, 1. oktober 2019


sartory-säle


offizieller druckpartner:
initiatoren:

in kooperation mit:

premium-partner:

förderer:

aussteller:

offizieller app-partner:

Kontakt für Anzeigenkunden

040 / 32 80 454


A


Beratung und Verkauf

(^) [email protected]
(^) 040 / 32 80 472

Free download pdf