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ie Gemetzel im Amtsbezirk
des Bischofs Sebastião Lima
Duarte begannen vor zwei
Jahren, in einer Sonntag-
nacht. In der Dunkelheit des
- April 2017 marschierte
ein Mob aus 200 Menschen
auf ein Grüppchen von etwa 30 Indigenen zu. Die
Angreifer trugen Stöcke, Macheten, Steine und
Gewehre. Sie hackten zwei Opfern die Hände ab,
fünf weitere ließen sie mit Schusswunden zurück.
Das kleine indigene Volk der Gamela, das heu-
te noch rund 1200 Menschen zählt, sollte sein
Siedlungsgebiet aufgeben: Platz machen für Rin-
derweiden und Ackerflächen im brasilianischen
Amazonasgebiet. Die Gamela hatten zuvor eine
Ranch besetzt, die mitten in ihrem Siedlungsgebiet
liegt, das sie zurückhaben wollen. Denn seit dem - Jahrhundert werden die Gamela in offiziellen
Dokumenten als die Herren dieses Stückes Land
genannt. Doch das schützte sie nicht vor dem Hass
der Bauern und anderer Landnehmer.
»Bis heute ist keiner der Schuldigen bestraft wor-
den«, empört sich der Bischof, ein kleiner energischer
Mann. »Die Ureinwohner werden weiter bedroht und
bekommen von der Regierung keinen Schutz.« Dom
Sebastião ist 55 Jahre alt, er wurde 2010 unter dem
deutschen Papst Benedikt XVI. Bischof. Heute gehört
er zum progressiven Flügel seiner Kirche, der den
argentinischen Papst Franziskus unterstützt.
Duarte war nach dem Überfall auf die Gamela als
einer der Ersten zur Stelle. Sein damaliger Bischofssitz
lag in der Nähe, in der 50.000-Einwohner-Stadt
Viana, wo man Duarte seit Jahren als Verteidiger der
Indianerrechte kennt. Er sagt, der brutale Überfall sei
typisch für seine Heimat Maranhão, einen brasilia-
nischen Bundesstaat am östlichen Rand des Amazo-
nasgebiets. Der ist etwa so groß wie Deutschland, das
Pro-Kopf-Einkommen beträgt ein Fünfzehntel. Einer
der wenigen Wege zum Wohlstand: Bäume fällen,
Weiden anlegen, indigene Völker vertreiben.
Bischof Duarte hat im Augenblick mehr denn je
zu tun. Die Zahl gewaltsamer Zusammenstöße zwi-
schen Amazonasvölkern und Landwirten, Gold-
gräbern und Holzfällern nimmt seit Monaten rapide
zu. Im August maß die brasilianische Weltraum-
behörde per Satellit, dass die Abholzungsrate um
222 Prozent über dem Vorjahresmonat lag. Die in-
digenen Völker, die ihren Lebensraum verteidigen,
sind oft das letzte Bollwerk gegen die Abholzung.
Und Kirchenmänner wie Duarte sind oft die Einzi-
gen, die ihnen beistehen. So mehren sich Anschläge
gegen indigene Anführer und ihre Helfer, allein im
Jahr 2017 wurden nach Zählung des katholischen
Missionswerkes CIMI 110 Indigene ermordet. Am
vergangenen Wochenende kam heraus, dass ein
Mitarbeiter der Indianerschutzbehörde Funai im
Amazonaswald erschossen wurde.
Das Missionswerk und viele Menschenrechts-
organisationen beschuldigen Jair Bolsonaro, Präsi-
dent und erklärter Freund der Landwirte, die Gefahr
noch zu verschärfen. Tatsächlich hatte Bolsonaro im
Wahlkampf die brasilianische Bischofskonferenz als
»verrotteten Teil der katholischen Kirche« be-
schimpft. Die Bischofskonferenz wiederum nennt
sein Handeln »unverantwortlich«. Bei einem Treffen
der bischöflichen Kommission für Amazonien wur-
de ein Brief unterzeichnet, der die Einmischung der
Regierung in Kirchenbelange geißelt: »Wir bedauern
sehr, dass unsere Kirchenführer als Feinde des Vater-
landes kriminalisiert werden. Zusammen mit Papst
Franziskus verteidigen wir unbeirrt das Amazonas-
gebiet und fordern dringende Maßnahmen der Re-
gierungen gegen die irrationalen Aggressionen wider
die Natur.«
Lateinamerika hat zwei neue Antipoden: Bolsona-
ro gegen Bergoglio, Präsident gegen Papst. Letzterer
plant seit zwei Jahren eine große Amazonassynode,
die am 6. Oktober im Vatikan beginnt und jene Pro-
bleme verhandelt, die der Präsident ignorieren will:
Vertreibung der armen Landbevölkerung, Verschwin-
den indigener Traditionen. Nach Rom reisen nicht
nur die Amazonasbischöfe aus Bolivien, Brasilien,
Ecuador, Peru, Kolumbien, Venezuela, Französisch-
Guayana, Guayana und Suriname, sondern auch die
Spitzen von sieben Bischofskonferenzen, dazu die
Leitung des Panamazonien-Netzwerks Repam.
Dagegen blies Bolsonaro schon im Februar zum
Sturm: Der brasilianische Geheimdienst Abin werde
die Vorbereitungen der Synode »überwachen«, er-
klärte sein Sicherheitschef, General der Reserve Au-
gusto Heleno Ribeiro Pereira. Später wiederholte der
Präsident das selbst. Diese Woche belegte die Tages-
zeitung Estadão mit Dokumenten aus dem Sicherheits-
ministerium, dass die Überwachung weitergeht – man
infiltriere die Kirche nicht, er mittle »bis jetzt« nur
»offene Quellen«. Ziel sei es, »potenzielle Schäden für
Staat und Gesellschaft« durch die Synode zu prüfen.
So ist auch Bischof Duarte, ohne dass er sich das
ausgesucht hat, zum Gegenspieler des Präsidenten
geworden. »Wir können nicht Amen sagen, wenn die
Regierung keine Indianergebiete mehr ausweisen
will.« Vor wenigen Monaten, im Mai, hatte der Bi-
schof eine lange Reise angetreten: sieben Stunden im
Bus über die löchrigen Straßen des Amazonasgebiets,
drei Stunden Flug und noch mal drei Stunden mit
dem Bus. Sein Reiseziel war der Wallfahrtsort Apare-
cida im 3000 Kilometer entfernten Bundesstaat São
Paulo, zehn Tage lang waren dort fast 500 aktive und
emeritierte Bischöfe aus Brasilien versammelt.
Sie kamen im Auftrag von Papst Franziskus, um
die Synode vorzubereiten. Doch in Aparecida konn-
te jeder sehen, wie angespannt die Lage war: Anders
als sonst blieben die Bischöfe auf Abstand zu den
Menschen vor Ort. Das Konferenzzentrum war
hermetisch abgeriegelt, die Hotels für die Bischöfe
wurden scharf bewacht. Wer Priester ansprach, wurde
meist misstrauisch abgewiesen. Bischofsgewänder
waren kaum zu sehen, man trug gebügelte Straßen-
hosen, kurzärmelige Knöpfhemden, Blazer.
Brasiliens Kirche ist zum Streitfall geworden. Und
nicht alle Bischöfe stehen ja hinter dem Papst. Auch
wenn die Bischofskonferenz momentan geschlossen
auftritt, gibt es eine Fraktion, die den Präsidenten
stützt. Vor einigen Kirchen demonstrierten Bolsonaro-
freundliche Gläubige gegen die »Kommunisten« an
der Spitze der Kirche. Gemeint sind auch die »India-
nerfreunde«. Vor einigen Tagen, erneut zu Franziskus
befragt, wich Bolsonaro zwar aus: »Ich will mich mit
den Katholiken nicht anlegen.« Hart bleibt er aber
gegenüber den Indigenen, die »keinen Zentimeter«
Siedlungsgebiet mehr bekommen sollen. Die Mittel
der Indianerschutzbehörde Funai und der Umwelt-
schutzbehörde Ibama wurden empfindlich gestutzt.
Ausgerechnet in Brasilien, wo 60 Prozent des ama-
zonischen Regenwald liegen und wo mehr Katholiken
leben als in jedem anderen Land. Nach Zahl der Tau-
fen sind es 27,5 Prozent aller Katholiken weltweit (zum
Vergleich: 21,8 Prozent leben in Europa, 17,8 Prozent
in Afrika, 11,1 in Asien). Doch besonders im Amazo-
nasgebiet verliert die katholische Kirche, während die
evangelikalen Kirchen gewinnen. Die schüren die
Paranoia, Bodenschätze des Amazonas könnten von
ausländischen Unternehmen ausgebeutet werden.
Einige Bischöfe in Aparecida reisten denn auch
mit Polizeischutz, weil sie Morddrohungen erhalten
hatten. Erwin Kräutler zum Beispiel, ein 80-jähriger
Ex-Bischof aus Österreich, der inzwischen Brasilianer
geworden ist und im Amazonasstaat Pará lebt. Kräut-
ler gehört zur Planungsspitze der Synode, im Gegen-
satz zu vielen anderen Bischöfen ist er ein Freund
deutlicher Worte. In Aperecida sagte er: »Wir können
dieses Stück Erde nicht einfach an die skrupellosen
Ausbeuter übergeben!« Sein Freund Duarte nickte
dazu. Zwei andere Bischöfe aus Kräutlers Amazonas-
bundesstaat Pará erhielten ebenfalls Morddrohungen:
Dom José Luiz Azcona Formoso do Marajó und Dom
Flavio Giovenale. Die Bischofskonferenz erstattete
im Namen der drei Bischöfe Anzeige.
Aber nicht alle Bischöfe fühlen sich Kräutler
und Duarte verbunden. Ein Kreis erzkonservativer
Bischöfe, viele aus dem wohlhabenden Süden des
Landes, verhält sich derzeit wohl nur deshalb still,
weil bei der Wahl zum Vorsitzenden der Bischofs-
konferenz kürzlich ein moderater Versöhner ge-
wann: Walmor Oliveira de Azevedo, Erzbischof
von Belo Horizonte. Nach dem Amazonas brand
im August bemühen sich nun alle um Diplomatie.
Auch Bischof Joel Portella Amado aus Rio de
Janeiro, der »jede Annäherung« an das Bolsonaro-
Lager abgelehnt hatte, sagt jetzt: »Ich könnte,
wenn nötig, auch mit einem Baum verhandeln.«
Die Katholiken wollen einen, nicht spalten.
Denn es geht jetzt nicht nur um die Natur, nicht
nur um die Ureinwohner, es geht um die eigene
Existenz. Allein in den vergangenen zehn Jahren
schrumpfte die Zahl der brasilianischen Katholi-
ken um zwölf Prozent. Bleiben immer noch 60
Prozent, doch die Pfingstkirchen liegen bereits bei
22 Prozent. Nicht zufällig war es Bolsonaro, der
im Wahlkampf die evangelikalen Pastoren für sich
gewann. Er griff ihre kulturkonservativen Positio-
nen auf, etwa die Verteidigung des traditionellen
Familienmodells gegen homosexuelle Lebensent-
würfe. Seine Präsidentschaft stellte er unter das
Motto »Gott über Allen«. Obwohl als Katholik
aufgewachsen, ließ Bolsonaro sich publikums-
wirksam von einem brasilianischen Pfingstkir-
chen-Pastor im Fluss Jordan in Israel wiedertaufen.
Bischof Duarte weiß, was das heißt: Schon jetzt
fehlen Padres, die die Amazonasvölker vor Ort unter-
stützen. Deshalb diskutierten sie in Aparecida über
die Ordination verheirateter Männer: Vielleicht
könne man Ausnahmen einführen für Priester, die aus
indigenen Völkern stammen. Auch müsse man in
Rom über die Ordination von Frauen reden. Duarte
erinnert sich wehmütig an die Kirche seiner Kindheit:
In den Siebzigern, nach dem Reformkonzil in Rom,
herrschte Aufbruchstimmung. Am Amazonas wollten
sie eine Kirche, die sich stärker für weltliche Belange
einsetzt. In Brasilien erstarkte die Befreiungstheologie.
Junge Priester zogen in abgelegene, arme Gegenden.
Auch Sebastião Duarte, Sohn einer frommen Bäue-
rin und eines Fischers, eines von zwölf Kindern, fühlte
sich von dieser Kirche angezogen. Er besitzt noch Bilder
der schilfgedeckten Hütte, in der er aufwuchs. Für
einen wie ihn gab es damals nur zwei Möglichkeiten:
Militär oder Kirche. Er entschied sich für Letzteres.
Ein Diener der Armen wollte er sein. Heute sagt er:
Landkonflikte und Morde an indigenen Ältesten gab
es damals schon. 1975 gründeten brasilianische Bi-
schöfe die sogenannte Landpastorale, die die Rechte
indigener Völker und landloser Bauern verteidigt.
Und jetzt? In seinem Bistum will Duarte eine
»Schule für den Glauben und für politische Fragen«
eröffnen. »Wir haben eine spirituelle Kirche im
Orient, eine intellektuelle in Europa und eine prak-
tisch orientierte in Lateinamerika. Das ist unser
Pfund!« In Aperecida kam Bischof Duarte einmal sehr
aufgewühlt aus einer der Sitzungen, er umklammer-
te mit einer Hand das bronzene Kreuz, das an einer
Kette von seinem Hals baumelte. »Wir müssen unse-
re Fehler eingestehen«, sagte er. Die Chance der
Kirche sei es nun, Buße zu tun. – Auch für die Ver-
brechen der Missionare? Das muss sich in Rom zeigen.
In Aparecida einigten sie sich auf ein Schreiben an die
Synode, wonach die brasilianischen Bischöfe sich auch
um die »Vielfalt der Völker, Kulturen und Religionen«
im Amazonasgebiet sorgen. Bischof Duarte ist zu-
frieden mit dieser Formulierung, mahnt aber an, dass
nur Taten überzeugen. Er selbst hat monatelang die
Gamela unterstützt, die immer noch im Gerichts-
prozess stecken: Sie verteidigen ihr Land jetzt vor ei-
nem Bundesgericht gegen die vorrückenden Groß-
bauern, konnten soeben einen Teilerfolg verbuchen.
Duarte hat in dem immer feindlicheren Umfeld ver-
mittelt. Warum? »Weil ich diesen Menschen dienen
will.« Das passt zum Lieblingssatz von Papst Franzis-
kus: »Die wahre Macht ist der Dienst.« Doch noch ist
der Machtkampf nicht entschieden. Inzwischen muss
Duarte jedes Mal, wenn er die Gamela besucht, viele
Stunden in einem rumpelnden Bus zurücklegen. Er
wohnt nicht mehr in ihrer Nähe, weil er an einen
anderen Standort versetzt wurde. Warum und von
wem, dazu schweigt er beharrlich, deutet nur an, dass
er seine politischen Widersacher ebenso wie die Ver-
antwortlichen für die Versetzung verärgert hat.
Bischof Duarte lebt jetzt in Caxias, immer noch
im Amazonasstaat Maranhão, aber 300 Kilometer
von den Gamela entfernt. Seine politischen Aktionen,
sagen hinter vorgehaltener Hand einige Padres der
Region, hätten provoziert. Die Padres lassen durch-
blicken, dass sie das für ungeschickt halten in so
schwierigen politischen Zeiten. Duarte sagt dazu nur,
er wäre gerne am ursprünglichen Einsatzort geblie-
ben. Aber egal wo: Er tue weiter seine Pflicht.
Aus dem Portugiesischen von Thomas Fischermann
- SEPTEMBER 2019 DIE ZEIT No 38
Foto: Alessandro Falco für DIE ZEIT
GLAUBEN & ZWEIFELN
Ich bin in der DDR aufgewachsen. Unsere Kinder waren
die Einzigen in ihren Klassen, die nicht den Pionieren, der
staatlichen Jugendorganisation, angehörten, sondern in die
Christenlehre gingen. Gern hätten wir in der Schule etwas
mehr Achtung vor unserem Glauben erfahren. Als ich den
Artikel von Ruth Zeifert las, kam mir das wieder in den
Sinn. Wieso macht ein Vater den kindlichen Glauben
seiner Tochter lächerlich und damit alle gläubigen Christen?
Wie richtig dargestellt, ist der Besuch des Schulgottes-
dienstes keine Pflicht. Wenn ein Kind hingehen möchte,
sollten die Eltern es nicht respektieren? Dass sich einer
Mutter »die Nackenhaare aufstellen«, nur weil ihr Kind
fröhlich ist und christliche Lieder singt, das scheint das
eigentliche Problem zu sein. WOLFGANG KRAUSS, COBURG
Der Beitrag von Ruth Zeifert zeigt anschaulich, wie sehr
auch heute noch konformistisches Verhalten in Bayern
erwartet wird, wenn es um die Durchsetzung kirchlich-
religiöser Belange geht. Umso bewundernswerter ihr Mut,
jahrelange Zurückweisungen und Diskriminierungen zu
offenbaren. GÜNTER BERGMANN, BAYREUTH
Es wäre wünschenswert, schon in der Grundschule statt
Religion das Fach Ethik zu unterrichten. Dennoch halte
ich es für sehr polemisch, von Indoktrination zu sprechen,
wenn ein Kind am Schülergottesdienst teilnimmt, das kon-
fessionslos ist oder einer anderen Religion angehört. Ich
wurde katholisch erzogen, musste jeden Sonntag in die
Kirche. All diese »Indoktrination« konnte nicht verhindern,
dass ich aus der Kirche ausgetreten bin und mir meine eige-
ne Meinung über die Welt gebildet habe. Daher plädiere
ich für mehr Gelassenheit in Bezug auf fremde Religionen
und vor allem für Vertrauen in unsere Kinder, weil diese
ihren Weg schon selber finden. G. HUMMEL, KONSTANZ
Dieser Bericht macht mich wütend! Die Überschrift sollte
lauten: »Wo hoch die Kanzel, niedrig der Verstand, da ist
das bayerische Oberland.« Nicht Ehrfurcht vor Gott, son-
dern Selbstwertgefühl muss unseren Kindern heute ver-
mittelt werden! RUTH SCHÜTZ-MITTERHUSEN, PÖCKING
Mit großem Interesse und viel Empathie haben wir Ihren
Artikel gelesen, denn unsere Familie musste Ihre Geschichte
ganz ähnlich vor 15 Jahren ebenfalls an einer Aubinger
Grundschule erleben. STEFAN HIRSCHAUER, BAYERN
Als jemand, der zum Thema »Schulgottesdienst« geforscht
hat, kann ich mit Sicherheit behaupten, dass die benannten
Erfahrungen alles andere als repräsentativ sind. Der redak-
tionelle Kommentar, dass es sich um »keine Ausnahme«
handelt, grenzt an Wirklichkeitsverzerrung. Nicht nur wird
die Freiwilligkeit der Teilnahme an religiösen Veranstaltun-
gen in öffentlichen Schulen in aller Regel strikt beachtet.
Viel öfter sind freiwillige Schulgottesdienste gegen Mehr-
heiten in den Kollegien, auch gegen Schulleitungen, nicht
durchsetzbar. PROF. BERNHARD DRESSLER, SEELZE
Wer die Ansicht vertritt, dass in deutschen Schulen Gott
angebetet und Kindern eine Religion eingeimpft wird, der
muss sich nicht wundern, wenn er sich mangelhaft integriert
vorkommt. WINFRIED GRABITZ, BAD WESTERNKOTTEN
Sie sprechen mir aus der Seele. Ein Institution wie die
Schule darf keinen Religionsunterricht anbieten. Religion
ist eine Privatangelegenheit. Nach all den Kriegen, Hass
und Gewalt, die Religion (welche auch immer) sät, wäre
es das Beste, verschiedene Religionen als Teil der mensch-
lichen Kultur in einem Fach wie praktische Philosophie zu
behandeln. NATALIE PAULSEN, NORDRHEIN-WESTFALEN
»Dieser Bericht macht mich wütend!«
Schulgottesdienst – muss das sein? Der Artikel von Ruth Zeifert in der vorigen Woche provozierte widerstreitende Reaktionen. Wir drucken gekürzte Auszüge
Der Widerständler
Ein Bischof verteidigt die indigenen Völker und wird zum Gegenspieler seines Präsidenten. Wie
Brasiliens Katholiken sich auf die Amazonassynode des Papstes vorbereiten VON MARIA DA LUZ MIRANDA
Bischof Sebastião Lima Duarte, 55, setzt sich für die Rechte der brasilianischen Ureinwohner ein