GEO - 09.2019

(Nancy Kaufman) #1

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INDIEN

Erschwingliche Prothesen für die Welt

Beine aus Plastikröhren, Füße aus Kunststoff: Dank günstiger und dennoch medizinisch ausreichender Ersatz­
Gliedmaßen können Millionen Menschen wieder gehen. Nun hilft die indische Organisation auch in Syrien

aber elastischen Fuß aus Kunststoff entwickelte. 1971 stell­
te Sethi die Prothese britischen Orthopäden in Oxford vor­
und veränderte fortan das Leben vieler Menschen in Kriegs­
gebieten oder minenverseuchten Regionen wie Afghanistan.
Denn der Gummifuß ist funktionstüchtig und günstig.
Während Prothesen westlicher Hersteller mehrere Tausend
Dollar kosten, zahlen Betroffene für einen "Jaipur Foot" nur


  1. Auch ganze Beinprothesen produziert der Hersteller:


ln Nepal arbeitet der indische Hersteller am
Aufbau einer Station für Prothesenanpassungen

Durch Erhitzen werden die hautfarbenen Wasserrohre aus
Plastik weich, so können sie exakt an den Abdruck eines
Beinstumpfes angepasst werden. Inzwischen gibt es sogar
ein künstliches Kniegelenk-das die meisten Fahrradwerk­
stätten reparieren können. Experten sehen keinen medizi­
nischen Nachteil in den indischen Prothesen: Die Träger
können rennen, auf Bäume klettern oder in einem Bolly­
woodfilm mitspielen. Mehr als 1,3 Millionen Menschen in
Indien, dazu in Kenia, Kambodscha und Nicaragua tragen
"Jaipur Foot"-Prothesen. Seit 2018 verhelfen sie auch Bür­
gerkriegsopfern in Syrien wieder zu mehr Selbstständigkeit.

Alles begann vor mehr als 50 Jahren, als der damals noch
junge Chirurg Pramod Karan Sethi gemeinsam mit einem
Handwerker in der indischen Stadt Jaipur einen robusten,

MEXIKO

Der Tanz der


Asphalt­


Ballerinas


»Schwanensee« als Pausenfüller: Mit
kurzen Tanzeinlagen vertreibt ein
Ensemble den Verkehrsteilnehmern
in Mexiko-Stadt die Wartezeit

Kaum springt die Ampel auf Rot, da
übertönt Orchestermusik das Hupkon­
zert von Mexiko-Stadt. Tänzerinnen
und Tänzer formieren sich vor den hal­
tenden Autos: 58 Sekunden lang federn
sie in ihren präparierten Spitzenschu­
hen über den Asphalt: Für die Dauer ei­
ner Rotphase zeigt die Tanzkompanie
"Ardentia" seit vergangenem Sommer
kurze Choreografien von Tschaikowskis
"Schwanensee" oder tanzt zu Michael
Jacksons Song "Rock with you". Nach

Eine rote Ampelphase lang schweben die Tänzerinnen in Tüllröcken über das
asphaltierte Parkett zur Musik von »(armen« oder »Rock with you«

einer Stunde zieht das Ensemble zur Menschen für das Tanztheater begeis­
nächsten Kreuzung. Die Stadtverwal- tern, die damitsonstnicht in Berührung
tung unterstützt das Projekt, es soll kommen würden.

Kosmos GEO 09 2019
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