GEO - 09.2019

(Nancy Kaufman) #1

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HEINZ SIELMAN N STIFTUNG

Julian, 11, freut
sich über die
Beute, die
Anika, 10, in eine
Schüssel leert.
Den Kamberkrebs
sehen sie sich
genau an, bevor
er zurück in
den Bach darf

Einen guten Fang gelll acht

Sechs jugendliche Nachwuchsforscher stehen im Bach und keschern
Krebse, Fische und Larven: eine Entdeckungstour mit Erkenntnisgewinn

M

IT VIEL zu großen Gummi­
stiefeln und einem Kescher
steht Johannes, 11, im Bach
und lauert auf ein Zeichen
von Sebastian. "Drei, zwei, eins" zählt
der 14-Jährige und reißt den Stein mit
einem Ruck hoch. Mit dem Kescher we­
delt Johannes durch das aufgewühlte
Flussbett. Die Jungs starren in das Ge­
wühl aus Matsch, Blättern und Zweigen.
"Ich hab einen!", ruft Johannes und
stakst zurück ans Ufer. Vor dem Aqua-
rium blickt er fragend zu Sebastian: Wie
den Krebs aus dem Kescher nehmen,
ohne gekniffen zu werden? Sebastian
greift zwischen Kopf und Rumpf des
Tieres und versenkt es im Aquarium. Es
ist ein aus Nordamerika eingeschlepp­
ter Kamberkrebs, Überträger der Krebs­
pest, die einheimische Flusskrebse an
den Rand der Ausrottung gebracht hat.
Ihr erster Fang an diesem Tag. Im Lau­
fe der nächsten drei Stunden werden

sie mit weiteren Kindern das Aquarium Jüngeren weitergibt. Die zehnjährige
am Kaltenbrunnertal nahe Neustadt an Anika, ziert sich zuerst, den Krebs zu
der Weinstraße mit allerlei Tieren fül- berühren -dann traut sie sich doch:
len. Wanderer bleiben stehen und stau­
nen, was sich alles so im Bach tummelt.
Sebastian ist"Nachwuchs-Teamleiter"
bei "Sielmanns Natur-Ranger", der Ju­
gendorganisation der Heinz Sielmann
Stiftung, die den GEO-Tag der Natur
großzügig fördert. Seit seinem sechsten
Lebensjahr aktiv, hat Sebastian schon
viel Wissen erworben, das er nun an die

"Der ist ja ganz rau!" "Was fressen die?",
fragt Julius. "Bachflohkrebse, kleine Fi­
sche und Aas", antwortet Sebastian und
lässt alle durch eine Lupe gucken.
Nach einer Weile triumphiert Julian:
"Ich hab Gold gefunden!" Sebastian kor­
rigiert: "Ich vermute, das ist Glimmer
aus einem Granitbrocken."
Es ist Zeit, die Striche auf dem Papier
neben dem Aquarium zu bilanzieren:
Die Gruppe hat 7 Krebse, 6 Forellen,
2 Saiblinge, 1 Köcherfliegenlarve und zig
Bachflohkrebse gefangen- und entlässt
sie wieder in die Freiheit. Tilman Wörtz

Julian prüft im
Kaltenbrunnertalbach,
was ihm da ins
Netz gegangen ist

Heinz
Sielmann
Stiftung

GEO 09 2019
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