Die Welt Kompakt - 11.09.2019

(Darren Dugan) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,11.SEPTEMBER2019 WIRTSCHAFT 13


D


ie Deutsche Bahn
will grüner, größer
und günstiger wer-
den. Der Plan des
Konzerns: Die Fahrgastanzahl
soll sich verdoppeln, die Gleise
sollen ausgebaut werden und
die Ticketpreise trotzdem sin-
ken. Sichtbar machen soll das
Image als umweltfreundliches
Verkehrsmittel auch ein neues
ICE-Design, kündigte die Bahn
am Dienstag an. Der rote Strei-
fen auf dem ICE wird künftig
grün. Zudem soll ein grüner
Stecker zeigen, dass der ICE
mit 100 Prozent Ökostrom
fährt. „Dass Bahnfahren akti-
ven Klimaschutz bedeutet, er-
kennt man künftig schon beim
Blick auf die Züge“, gab das Un-
ternehmen bekannt.


VON JONAS SCHUMANN

Den neuen Anstrich sieht Ale-
xander Eisenkopf, Verkehrswis-
senschaftler an der Zeppelin-
Universität Friedrichshafen, je-
doch kritisch: „Dieses grüne De-
sign ist eine reine Marketingstra-
tegie und hat keinen direkten
Nutzen – es ist nichts weiter als
eine große Show.“Denn klima-
neutral ist die Bahn noch lange
nicht. Sie kauft nur so viel Öko-
strom ein, wie sie für den Fern-
verkehr braucht. „100 Prozent


Ökostrom entsprechen nicht der
Realität“, sagt Eisenkopf mit Ver-
weis auf Zahlen aus 2018. „Die
Deutsche Bahn benutzt selbst-
verständlich noch Kohle- und
AAAtomenergie. Der Ökostroman-tomenergie. Der Ökostroman-
teil im gesamten Zugverkehr
liegt bei 57 Prozent.“ Der Rest

stammt demnach aus Kohle- und
Kernkraftwerken. Zudem fahren
aaauf Nebenstrecken noch Diesel-uf Nebenstrecken noch Diesel-
loks. Erst 2038 will das Unter-
nehmen in allen Bereichen mit
1 00 Prozent Ökostrom fahren.
Eine klimaneutrale Bahn soll es
2 050 geben.

In seiner neuen Konzernstra-
tegie setzt das Unternehmen
voll auf das Klimaschutzargu-
ment – das Thema, das die
Deutschen laut einer Eurobaro-
meter-Umfrage aus dem Früh-
jahr als wichtigstes ansehen.
„Deutschland wird seine Klima-
ziele nur erreichen, wenn es im
kommenden Jahrzehnt gelingt,
massiv Verkehr auf die Schiene
zu verlagern“, argumentiert
DB-Chef Richard Lutz in dem
Strategiepapier mit dem Titel
„Starke Schiene“, das er dem
Aufsichtsrat bereits im Juni
präsentiert hatte. „Die starke
Schiene hilft unserem Land.“
Demnach will es vor allem in
Mitarbeiter, neue Züge und In-
frastruktur investieren. Die Ka-
pazität des Schienennetzes soll
um 30 Prozent steigen – auch
durch Digitaltechnik, mit der
die Züge dichter fahren können.
Die Zahl der Fernverkehrszüge
soll von rund 460 auf bis zu 600
wachsen.
Verkehrswissenschaftler Ei-
senkopf bezweifelt, dass die
Pläne umgesetzt werden kön-
nen. „Für die Infrastruktur ist
der Staat verantwortlich, und
die Mittel reichen gerade für
den Erhalt, aber nicht für Er-
weiterungen“, sagte er. Ähnlich
äußert sich der Sprecher für
Bahnpolitik der Grünen, Mat-

thias Gastel. Der Bundesver-
kehrswegeplan quille immer
noch vor lauter Straßenneu-
bauprojekten über. „Im aktuel-
len Entwurf des Bundeshaus-
halts 2020 sollen die Investitio-
nen für den Neu- und Ausbau
des Schienennetzes sogar sin-
ken.“ Gastel fordert: „Die Stra-
ßenbaupolitik der vergangenen
Jahrzehnte muss endlich über-
wunden werden – Schiene vor
Straße ist daher das verkehrs-
politische Gebot der Zukunft.“
Wie genau der verschuldete
Konzern, den Vorstoß finanzie-
ren will, ist unklar. „Zukunft
gibt es nicht zum Nulltarif“,
sagte Bahnchef Lutz am Diens-
tag. Politik und Bahn müssten
die Verkehrswende als gemein-
samen Kraftakt verstehen. Ei-
ne geplante Mehrwertsteuer-
senkung könne einen wertvol-
len Beitrag leisten, die Fahr-
gastzahl im Fernverkehr zu er-
höhen. „Den finanziellen Vor-
teil würden wir mit günstige-
ren Fahrpreisen eins zu eins an
unsere Kunden weitergeben“,
versprach Lutz. Darüber, auch
bei Fahrten über 50 Kilometer
nur noch den reduzierten Satz
von sieben statt 19 Prozent
Mehrwertsteuer zu verlangen,
berät das Klimakabinett der
Bundesregierung in der nächs-
ten Woche. mit dpa

Grün statt rot: Die Bahn lackiert ihre Züge um

DPA

/CHRISTOPHE GATEAU

So grün ist die


Bahn wirklich


ICEs kriegen neue Farbe, um zu zeigen,


dass sie mit Ökostrom fahren. Doch


klimaneutral ist der Konzern lange nicht


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