Die Welt Kompakt - 11.09.2019

(Darren Dugan) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH, 11. SEPTEMBER 2019 LIFESTYLE 25


DER WÖCHENTLICHE


BEZIEHUNGSCHECK


Und dann


so was!


N


achdemes ja in der ver-
gangenen Woche an
dieser Stelle schon da-
rum ging, was man aus Trash-
TV-Sendungen wie dem „Som-
merhaus der Stars“ für Bezie-
hungen im wahren Leben ler-
nen kann, möchte ich heute das
ganze Thema abschließen – da-
bei noch mal auf die Bacheloret-
te und ihr missratenes Staffelfi-
nale eingehen. Denn auch ihre
Sendung hat uns in den vergan-
genen Wochen einiges gelehrt.
Etwa: Das alte Spiel um ver-
meintliche Unnahbarkeit funk-
tioniert nach wie vor. Von Folge
eins an mitgeschleppt wurde
Polizist Tim, dessen Unwohl-
sein und Schüchternheit Gerda
mit geheimnisvoller Zurückhal-
tung verwechselt. Sie wollte ihn
„knacken“, ihn öffnen, hinter
die Fassade schauen.
Meine These: Da war und da
ist nicht viel, die „Bacheloret-
te“-Kulissen mit Kerzen und
Seychellen täuschten darüber
gerade noch hinweg. Aber all
der Reiz wäre sofort verflogen,
sobald sie mit ihm schweigend
in Kirchheim unter Teck auf
dem Sofa sitzt. Aber das Getue
um Tim zeigte: Spiele „schwer
zu haben“, und du kannst sogar
auf die Frage „Willst du diese
Rose haben?“ mit „Ähm“ ant-
worten, ohne dass dir Frau sel-
bige sofort um die Ohren haut.
Wie dann alles endete, wissen
wir: Tim ging tatsächlich frei-
willig, es gab erstmals ein Fina-
le mit nur einem Kandidaten.
Und mal ehrlich: Da bist du ein-
mal im Leben Bachelorette,
machst all die Bungee-Sprünge
und Picknicks mit Martini mit –
und dann hast du nicht mal EIN
ORDENTLICHES FINALE?
Aber dafür mit Keno eine große
Liebe, wie Gerda nun eifrig auf
Instagram beteuert. Übrigens
hat sich Gerda mit Keno für ei-
nen Ingenieur „entschieden“,
also entscheiden müssen, wo-
mit sie total im Trend liegt. Die
Jobsuchmaschine Adzuna hat
analysiert, mit welchem Job die
Kandidaten die meisten Rosen
bekommen. Und: Ingenieure
haben im Schnitt die größten
Chancen auf die letzte Rose! In-
fluencer hingegen die schlech-
testen, was bedeutet: Erst
musst du Ingenieur werden, um
bei der Bachelorette zu gewin-
nen - dannerst darfst du dein
Geld als Influencer verdienen.
Also noch was gelernt.

VON
NICOLA ERDMANN

genwart des betreffenden Kol-
legen anspricht oder besser hin-
terher unter vier Augen mit
dem Auftraggeber – insbeson-
dere, wenn es etwas mit Hierar-
chie oder der Kompetenz des
Chefs zu tun hat. Denn der hat
sich unter Umständen etwas
Konkretes dabei gedacht, den
AAAuftrag jemand anderem zu uftrag jemand anderem zu
geben.


In großer Runde stellen Sie Ih-
re Ideen für das nächste Mee-
ting vor. Plötzlich unterbricht
man Sie mitten im Satz, man
übergeht einfach, dass und was
Sie gerade erzählt haben.
Auch hier hängt es von der Situa-
tion ab. Ist es der Vorgesetzte,
der einen unterbricht, gibt er das
Klima vor, dann wäre es der fal-
sche Ort, den Kampf vor den an-


deren auszufechten. Ist es ein
Kollege, der unterbricht, darf
man durchaus seine Position be-
haupten, sich seinen Raum wie-
der nehmen. Eine Variante,
wenn man spricht und ein ande-
rer hineingrätscht, wäre, etwas
lauter weiterzusprechen. Wurde
man komplett unterbrochen,
sollte man selbstbewusst lachen
und etwas sagen wie: „Kriegen
Sie mit, wie wichtig mir das The-
ma ist?“ oder „Bitte lassen Sie
mich noch diesen Punkt been-
den.“ Es ist situationsabhängig:
Manchmal ist es wichtig, sein Re-
vier zu behaupten. Ein anderes
Mal ist es klüger, das nicht zu
tun.

Wochenlang haben Sie mit an
einer neuen Idee gearbeitet,
nun soll sie vorgestellt werden.

Doch der Kollege, mit dem sie
zusammengearbeitet haben,
verkauft Ihre Idee als die seine.
Der charmanteste Weg wäre, den
anderen unterschwellig merken
zu lassen, dass man das Ausboo-
ten sehr wohl mitbekommen hat.
Am besten gelingt das, wenn
man das Thema mit einem eige-
nen Punkt erweitert. Etwa mit
dem Satz „Tolle Idee, aber bitte
beachte noch, Punkt XY zu er-
gänzen“ hinein zu grätschen.
Wenn man Ahnung von dem
Thema hat, sogar die Grundidee
hatte, kann man seine Erweite-
rung leicht draufsetzen, das
Thema so wieder zum eigenen
machen.

In einer Präsentation werden
dem Team anhand von Beispie-
len Fehler in einem Projekt ge-

zeigt – auf dem Großbild-
schirm. Der Chef erklärt an-
hand dessen, wie es nicht geht,
worauf Sie künftig besser ach-
ten sollten. Namen werden
zwar nicht genannt, aber jeder
weiß, dass es Ihr Projekt war.
WWWenn man tatsächlich Fehlerenn man tatsächlich Fehler
gemacht hat, sollte man dazu
stehen und das annehmen. Ein
guter Chef kritisiert nicht zu
stark und führt einen schon gar
nicht vor anderen vor. Wurde
man zu Unrecht kritisiert, soll-
te man sich wehren, es anspre-
chen. Etwa sagen: „Hey, geht’s
hier nicht um etwas ganz ande-
res?“ beziehungsweise „Sollten
wir uns nicht auf das eigentli-
che Thema konzentrieren, statt
hier irrelevante Fehler heraus-
zusuchen?“

Sie sollen die Zahlen aus dem
letzten Quartal erläutern, doch
die Hände zittern und schwit-
zen, Ihr Gesicht läuft rot an, Sie
verhaspeln sich beim Sprechen.
Mit diesem Problem kommen
viele Kunden zu uns, das ist ein
wichtiger Bereich. Zuerst muss
man reflektieren – woran liegt
es, dass man aufgeregt ist? Gut
vorbereitet in die Präsentation
zu gehen ist der erste Punkt.
Hinzukommt, dass man seine
Position verändern muss – weg
vom Schüler, der abliefern muss,
hin zur Person, die kompetent
ist, die mehr weiß als ihr Publi-
kum. Gerade am Anfang gibt es
bestimmte Reaktionen im Kör-
per, Erröten oder zitternde Hän-
de durch das Lampenfieber oder
den steigenden Stresspegel. Die-
sen ersten Moment sollte man
einfach ignorieren. Wenn das
nicht geht, kann man seine Auf-
geregtheit im äußersten Fall
auch offen ansprechen – am bes-
ten begründet man es damit,
dass einem das Thema so wich-
tig ist. Dieses kurze Ansprechen
löst die Anspannung. Zumal ein
Körpersignal wie zitternde Hän-
de, wenn es überhaupt wahrge-
nommen wird, etwas Sympathi-
sches hat – jeder kennt es, an-
fangs gestresst zu sein. In der
Regel hört es nach den ersten
Sätzen auch auf und dann ist
man drin.

Emotional
hoch her geht
es auch in der
TV-Anwalts-
serie „Suits“ –
selten sind
alle happy

NBCU PHOTO BANK VIA GETTY IMAGES

/USA NETWORK

rungen von anderen Frauen: Eine
meiner Freundinnen geht oft
schwimmen und ist davon gen-
ervt, dass Männer sich auch dann
noch ins Becken dazuquetschen,
wenn es bereits viel zu voll ist. Ei-
ne Frau, mit der ich schon Sport
gemacht habe, beschrieb mir die
Situation bei den Powerplate-Ma-
schinen in ihrem Fitnessstudio.
Häufig konnte sie daran nicht wie
geplant trainieren, weil sich Män-
ner zur Entspannung ausgiebig
von den vibrierenden Platten
massieren ließen – wofür sie gar
nicht gedacht sind.
Eine Kollegin geht sogar aus
Prinzip nicht in den Hantelbe-
reich ihres Fitnessstudios. Der sei
offensichtlich für Männer gestal-


tet (schwarze Decke, schwarzer
Boden, große Spiegel für Body-
builder) und werde auch fast nur
von Männern genutzt. „Ich emp-
fffinde es als bedrohliche Situation,inde es als bedrohliche Situation,
in einen dunklen Raum zu kom-
men, in dem lauter halb nackte,
muskelbepackte Männer trainie-
ren“, hat sie mir erzählt. Natür-
lich können die Männer nichts für

die Raumgestaltung, wohl aber
dafür, einen kompletten Bereich
wie den ihren zu behandeln.
Auch Männer fühlen sich übri-
gens von Frauen beim Sport ge-
stört – aber nicht etwa, weil die
sich rücksichtslos benehmen,
Wege versperren oder Geräte be-
legen. Sondern, ich zitiere einen
Bekannten: „Sie nehmen oft zu
leichte Gewichte, das lohnt dann
ja gar nicht.“ Außerdem würden
sie ständig auf ihr Smartphone
schauen. Ein anderer Bekannter
sagte: „Mich stört, wenn sie lust-
los an Maschinen sitzen und bloß
nicht ins Schwitzen kommen
wollen.“ Männer nervt also eher,
wenn Frauen nicht ernsthaft ge-
nug trainieren. Das sollte eigent-

lich keinen Einfluss auf ihr Trai-
ningserlebnis haben, aber für
mehr Verständnis zwischen den
Geschlechtern kann man es mal
zur Kenntnis nehmen.
Das Phänomen der Sportmän-
ner, die nur an sich denken, er-
klärt das natürlich nicht. Da hilft
vielleicht eine Umfrage unter
23.000 Teilnehmern weiter, bei
der sich Frauen und Männer
selbst einschätzen sollten. „Ich
bin jemand, der rücksichtsvoll
mit anderen umgeht“ – diese
Aussage treffe voll auf sie zu, er-
klärten 46,6 Prozent der Frauen.
Bei den Männern waren es 28,8
Prozent. Offenbar finden sich al-
so nicht mal die Männer selbst
besonders rücksichtsvoll.

Das Fitnessstudio gehört euch nicht allein, Männer!


GETTY/WESTEND61

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