Die Welt Kompakt - 10.09.2019

(ff) #1
Debakel in Monza, unter den
AAAugen aller wichtigen Zeugenugen aller wichtigen Zeugen
und potenziellen Befürworter:
seinem Rennstall und den Ferr-
rai-Fans. Ungünstiger hätte die-
ses Wochenende für den bei Fer-
rari noch Ungekrönten nicht
laufen können. Mehr noch, um
im Bild zu bleiben: Ihm ist ein
weiterer Zacken aus seiner Kro-
ne gebrochen.
Denn während Leclerc den
schwierig zu fahrenden Boliden
mit dem labilen Heck und der
problematischen Lage in Kurven
mittlerweile gut beherrscht, hat
Vettel mit der Grundcharakteris-

tik des Autos weiterhin seine
Probleme. Beim Schleudern auf
den Grünstreifen der Strecke war
das einmal mehr zu sehen. Dazu
kam, dass ihn Leclerc im Vorfeld
der Chance beraubte, sich besser
als auf Platz vier am Start einrei-
hen zu können. Teamintern war
abgesprochen, dass Vettel im ers-
ten Teil der Qualifikation Leclerc
Windschatten geben sollte, im
zweiten Teil Leclerc dann Vettel.
Das hatte der 21 Jahre alte Fran-
zose jedoch unterlassen, sich
stattdessen rausgeredet: Es sei
einfach nicht möglich gewesen.

Bilder beweisen das Gegenteil,
dessen waren sie sich auch bei
Ferrari bewusst. „Wir haben dir
heute wegen deiner guten Leis-
tung verziehen“, sagte Teamchef
Mattia Binotto nach dem Rennen
zu Leclerc.
Es ist davon auszugehen, dass
Leclerc eiskalt seinen Vorteil ge-
sucht und bewusst den Nachteil
von Vettel in Kauf genommen
hat. Auf den ersten Blick sieht
der Jüngling wie die Unschuld in
Person aus. Hat er aber den
Helm auf, spielt er alles aus, was
er an Waffen im eigenen Arsenal
hat: Stärke, Intelligenz, Ent-
schlossenheit – und Rücksichts-
losigkeit. Er wird deswegen
schon mit Niki Lauda verglichen,
einem gnadenlosen Pragmatiker
und Opportunisten im Cockpit,
immer auf seinen eigenen Vor-
teil bedacht. Monza war für Lec-
lerc die günstigste Gelegenheit,
um doppelt und dreifach dicke
Pluspunkte in eigener Sache zu
sammeln.
Es wird nunmehr Redebedarf
bei Vettel geben, die Vorgänge
sind ihm sauer aufgestoßen. Die
Frage für die Zukunft wird sein,
wie kooperationsfähig sich Lec-
lerc verhalten wird und wie sein
unbändiger Ehrgeiz mit dem
Teamgedanken vereinbar ist.
Denn bisher galt, dass beide sich
unterzuordnen haben und je
nach Rennsituation der eine oder

fffür Vettel nur beiläufiger Spott.ür Vettel nur beiläufiger Spott.
Eine halbe Ewigkeit trug er die
Hoffnungen der Scuderia, fünf


Jahre sind es nun schon, mit ei-
nem WM-Titel aber erfüllte er
sie nie. Und jetzt auch noch das

andere einen Vorteil eingeräumt
bekommt. Das steht nunmehr
zur Disposition, von Leclercs
Kalkül wohl bewusst aufs Spiel
gesetzt. Er hat hoch gepokert
und durch den Sieg gewonnen.
Leclerc ist viel zu clever, um sei-
ne neue Rolle allzu demonstrativ,
genussvoll und vor allem vor Vet-
tel zur Schau zu stellen. Doch
Vettels Status als Nummer eins
wackelt gewaltig, vielleicht hat
Leclerc ihn sogar schon vom
Thron gestoßen.
Vettels Kontrakt bei Ferrari
endet im nächsten Jahr. Er muss
trotz aller Fehlschläge keine
Konsequenzen wie etwa einen
Rauswurf fürchten. Ferrari er-
füllt Verträge mit loyalen Fah-
rern, und Vettel ist äußerst loyal.
Es gilt zudem als sicher, dass er
bei Ferrari weitermachen will, ei-
nen potenziellen Ersatz seines
Kalibers gibt es weit und breit
nicht. Der Name Mick Schumaa-
cher fiel zuletzt häufig, Ferrari
beschäftigt ihn im Nachwuchs
der Formel 2. Der 20-Jährige hat
Talent, das beste Team der Serie,
liefert aber nicht die entspre-
chenden Resultate. Ihn ohne Er-
fahrung in der Formel 1 neben
Leclerc einzubauen, wäre für ein
großes Risiko. Denn Ferrari hat
viele hausgemachte und auf Sicht
kaum zu bewältigende Probleme
mit den Autos. Vettel kann ein
Lied davon singen.

Sebastian Vettel gratuliert
Monza-Sieger Charles Leclerc.

AFP

/ MIGUEL MEDINA

DIE WELIE WELIE WELT KOMPAKTT KOMPAKT DIENSTAG, 10. SEPTEMBER 2019 SPORT 29


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