W
enn wir Menschen in Not oder in
Bedrängnis sehen, wünschen wir
uns alle, dass den Leidenden mög
lichst schnell geholfen wird. Wenn wir Un
gerechtigkeiten erleben oder gar mit Gräuel
taten konfrontiert sind, werden wir gerne laut,
um diese anzuprangern. Doch sobald es um
Taten geht, finden wir meist hundert Gründe,
warum wir selber gerade nichts tun können.
Die sieben Personen, die wir Ihnen in unse
rer Titelgeschichte zum Prix Courage 2019
(ab Seite 14) vorstellen, begnügen sich nicht
mit Wünschen oder Worten. Sie verfügen
über dieses besondere Etwas, diesen inneren
Imperativ zur Tat, der sie über den Durch
schnitt hinaushebt und der sie für uns alle zu
Vor bildern macht: Sie haben Zivilcourage.
Sie waren bereit, einzugreifen, ein Risiko
einzugehen, ein aussergewöhnliches Engage
ment auf sich zu nehmen, um anderen zu
helfen oder um einen Beitrag für eine bessere
Welt zu leisten. Solchen Mut bezeichnen wir
als Edelmut. Denn er ist, wie das Gold unter
den Metallen, von besonderem Wert.
Aristoteles schrieb, wer ein «sittliches Gut»
verteidigt, «schlimmen Lagen gegenüber
standhält» und das tut, was «Pflicht und
Vernunft gebieten», zeige die edelste Seite
des menschlichen Charakters.
Aristoteles nannte das «mannhaft». Heute
wissen wir natürlich, dass solcher Mut nicht
durch das Geschlecht, sondern durch den
Charakter bestimmt wird.
Und so ist es eine Frau, Carla Del Ponte,
die der Beobachter in diesem Jahr allen voranehren möchte für ihren beharrlichen, nimmer
müden und couragierten Einsatz für eine
gerechtere Welt. Für ihren Kampf gegen
Mafiabosse und für die Anliegen der Opfer
von Kriegsverbrechern scheute sie kein
Risiko. Auch wenn sie 30 Jahre lang damit
rechnen musste, selber Opfer eines
Anschlags zu werden.Unermüdliches Engagement. Carla Del Ponte
hat ihr halbes Leben in den Dienst der
Gerechtigkeit gestellt. Sie war Chefanklägerin
des Internationalen Strafgerichtshofs für das
ehemalige Jugoslawien und trug wesentlich
dazu bei, dass Kriegsverbrecher wie Radovan
Karadzic am Ende zu lebenslanger Haft ver
urteilt werden konnten. Sie ermittelte gegen
Menschenrechtsverletzungen in Ruanda und
sammelte Beweise über die Monstrositäten im
Syrienkonflikt. Durch ihren Einsatz gab sie der
Welt ein Stück Zuversicht. Deshalb zeichnet
sie der Beobachter mit dem Prix Courage
Lifetime Award aus.
Carla Del Ponte wird den Preis am 1. No vem
ber in einem feierlichen Rahmen in Zürich
entgegennehmen. Am gleichen Tag wird Jury
präsidentin Susanne Hochuli, oberste Patien
tenschützerin der Schweiz, auch bekannt
geben, wer den Prix Courage 2019 erhalten soll.
In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die sechs
Nominierten vor, die uns mit ihrer Zivilcourage
überzeugt haben.
Und nun, liebe Leserinnen und Leser, ist es
an Ihnen, Ihr Votum abzugeben, das wie im
mer hälftig ans Juryvotum angerechnet wird.Edition
Wer sich mit dem Thema
Invalidität auseinander-
setzen muss, ist auf um-
fassende und verlässliche
Informationen angewie-
sen. Der Beobachter-Ratgeber «IV –
Was steht mir zu? Das müssen Sie über
Renten, Rechte und Versiche rungen
wissen» erklärt die Invalidenver sich e-
rung und das Zusammenspiel mit
Krankenkasse, Pensions kasse, dritter
Säule sowie Ergänzungsleistungen.
Er gibt Rat im Um gang mit Behörden
und Versicherungen und zeigt, welche
Rechte und Pflichten Betroffene haben.
Siehe beobachter.ch/buchshopBeobachter.ch
Zucker Der Zuckeranteil in
Lebensmitteln sei gesunken,
verkündet der Bundesrat.
Die Realität sieht anders aus.
beobachter.ch/bersetundzucker
Fall Quadroni Die Bündner
Staatsanwaltschaft hat ein
Strafverfahren gegen den
Regionalgerichtspräsidenten
Orlando Zegg eingeleitet.
beobachter.ch/fallquadroni
Parkbusse Auch wenn es viel
Platz hat – sein Auto vorschnell
auf der Wiese abstellen kann
ordentlich ins Geld gehen.
beobachter.ch/parkenaufderwiese
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NEWSAUS DER BEOBACHTER-WELTwww.guider.ch/mitglied.Chefredaktor
Andres Büchi,
«Sie waren
bereit,
ein Risiko
einzugehen,
um anderen
zu helfen.
Solchen
Mut nennen
wir
Edelmut.»
Ihr Einsatz gibt uns Zuversicht
EDITORIAL
Beobachter 19/2019 3