Der Stern - 12.09.2019

(Sean Pound) #1

Lisa Hembach steht im roten Kleid auf dem
Dach eines Hochhauses. Barfuß. Der Blick leer
und doch irgendwie entschlossen. Ein Schritt
noch, dann ist sie befreit, erlöst. Sie geht die-
sen Schritt – und stürzt in die Tiefe.
Mit dieser Traumsequenz lässt Thorsten Näter
(Buch und Regie) seinen intensiven Pyscho-
thriller „Jenseits der Angst“ beginnen. Kein
Vorspiel, kein Einsingen, sofort Gänsehaut pur.
Thriller marsch. 90 Minuten Zeit. Die Geschich-
te, schnell erzählt: Eine erfolgreiche Modedesi-
gnerin scheint am Ende ihrer
Kräfte. Sie ist fahrig, macht
Fehler, hört Stimmen, trinkt.
Ihr Mann steht ihr zur Seite.
Hilft, tröstet und beruhigt.
Doch dann sieht sie, wie die-
ser Mann sie in einem Auto
mit einem der Models betrügt.
Da muss man ja wahnsinnig werden.
Anja Kling spielt die Rolle der immer mehr in
den Irrsinn abdriftenden Modedesignerin Lisa
Hembach. Das übrigens mit großem körper-
lichen Einsatz. Von der oben beschriebenen
Traumsequenz erzählt sie: „Es war ein Sonntag,
minus 14 Grad. Es war so klirrend kalt, echt
hart.“ Tja, Schauspielerschicksal. Oder eben:
Regieanweisung. Schon im Thriller „Verhäng-
nisvolle Nähe“ hat Kling mit Thorsten Näter
zusammengearbeitet. „Zum Glück ist Thorsten
keiner, der zwanghaft an jeder geschriebenen
Zeile hängt“, erzählt sie. Auch, wenn er durch-
aus schon vorab eine ziemlich genaue Vorstel-


lung von jeder Szene hat. Aber: „Die Arbeit mit
ihm ist ein schönes Miteinander“, so Kling.
Praktisch, dass die zweite Hauptrolle dann
auch noch von einem guten Bekannten ge-
spielt wird: „Wir kennen uns persönlich, sind
befreundet und haben uns total gefreut, dass
wir das miteinander machen durften“, so
Anja Kling über ihren Kollegen und Film-Ehe-
mann Benjamin Sadler. Welche Rolle der nun
wirklich im Film spielt, bleibt lange Zeit un-
klar. Auch der Part von Lisas bester Freundin,
gespielt von der einstigen
„Stromberg“-Geliebten Milena
Dreißig, ist zunächst schwer
durchschaubar. Und die Rolle
des ständig um Lisa herum-
scharwenzelnden IT-Fach-
manns Stefan (Moritz Grove)
ist an Undurchsichtigkeit lan-
ge nicht zu überbieten. Irgendwann aber lich-
tet sich der Nebel, und der Showdown kann in
aller Unruhe seinen Lauf nehmen.

Neue Krimireihe im Anflug
Für die viel beschäftigte Anja Kling ist Näters
Thriller nur ein weiterer kleiner Stein in ihrer
Krimikarriere. Am 12. Oktober ist sie zusam-
men mit drei Kollegen im neuen Format „Das
Quartett“ zu sehen (ZDF, 20.15 Uhr). „Der lan-
ge Schatten des Todes“ heißt ihr erster Fall.
Wenn genug zusehen, wird eine Reihe draus.

Montag, ZDF, . Uhr

„Es war ein Sonn-
tag, es war minus
 Grad, so klirrend
kalt. Echt hart.“

In Thorsten Näters Psychothriller „Jenseits der Angst“


spielt Anja Kling eine Frau, die nicht mehr weiß, wem


sie trauen kann. Eine clevere Inszenierung


Wahnsinnig werden


Oben: Lisa (Anja Kling) ist verzweifelt. Kann sie dem
IT-Mann Stefan (Moritz Grove) vertrauen?
Unten: Lisa und ihr Mann Ronald (Benjamin Sadler)
Ganz unten: Anja Kling in „Das Quartett“ – Anton
Spieker, Annika Blendl und Shenja Lacher (v.l.)

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Titelfoto: ZDF/Hans-Joachim Pfei er | Fotos: ZDF/Pfei er (), ZDF/Oliver Vaccaro | Text: A. Herden

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