Der Stern - 12.09.2019

(Sean Pound) #1

D


ie Garage von Gunnar,
dem Icemaker, ist
immer noch da. Doch
das Drumherum am
Ortsrand des nord-
schwedischen Städtchens Arjeplog
ist nicht wiederzuerkennen. Aus der
rostrot gestrichenen Holzhaus-
Werkstatt mit drei weißen Rolltoren
ist seit der Jahrtausendwende eine
Art Gewerbegebiet geworden, das
den Ingenieuren von Porsche in der
Nähe des Polarkreises als Winterla-
ger dient. Zwischen Dezember und
März ist es hier zuverlässig bitter-
kalt und das Eis der vielen Seen
ringsherum bis zu einen Meter dick.
Der Icemaker – jede Autofirma
hier oben beschäftigt so einen ein-
heimischen Spezialisten – macht
mit schwerem Gerät aus der dicken
Schneedecke eine befahrbare Test-
strecke. In den Anfangsjahren der
elektronischen Fahrhilfen wurden
auf den Seen rings um Arjeplog

Antiblockierbremsen und das Sta-
bilitätsprogramm ESP entwickelt.
Heute ist der Ingenieur Bernd Propfe
hier mit einer seltsam mattschwarz
beklebten Sportlimousine unter-
wegs. Propfe ist beim neuen Elek-
tro-Porsche verantwortlich für die
Plattform, die mit dem klassischen
Porsche nur noch wenig gemein hat,
weil wesentlicher Bestandteil eine
600 Kilogramm schwere Lithium-
Ionen-Batterie ist. Propfe befindet
sich gewissermaßen auf dem Weg in
eine neue Ära der Mobilität.
Vor vier Jahren, im September
2015, präsentierte der damalige Por-
sche-Chef Matthias Müller auf der
Autoausstellung IAA in Frankfurt
am Main seine Vision, wie ein zu-
künftiges Produkt seiner Firma aus-
sehen könnte. Das Fahrzeug trug
den Namen Mission E – wie elek-
trisch. Ein Porsche ohne Auspuff.
Für viele Fans war so ein großer
Schritt kaum vorstellbar. 4

In Nordschweden
testen Porsche-
Ingenieure die
Fahrstabilität des
Taycan auf einem
zugefrorenen See

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