Frankfurter Allgemeine Zeitung - 14.09.2019

(Elle) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Politik SAMSTAG, 14. SEPTEMBER 2019·NR. 214·SEITE 5


WASHINGTON, 13. September


H


ouston, wir haben ein Problem“,
rief Amy Klobuchar gleich zu Be-
ginn der jüngsten Debatte der Be-
werber um die Präsidentschaftskandidatur
der Demokraten. Auch wenn die Senato-
rin aus Minnesota die berühmte Meldung
der Astronauten der Apollo-13-Mission an
das Nasa-Kontrollzentrum auf Donald
Trump bezog und dessen Art, das Land
wie eine „Gameshow“ zu regieren, ließ
sich das Zitat doch weiter fassen. Das Be-
werberfeld, das sich für die Fernsehdebatte
am Donnerstagabend in der texanischen
Metropole qualifiziert hatte, ist inzwi-
schen auf zehn Kandidaten geschrumpft.
Die Diskussion folgte trotzdem in Teilen
der traurigen Logik, die schon die ersten
zwei Begegnungen geprägt hatte.
Joe Biden, der in den Umfragen führen-
de Kandidat, war wieder der Gejagte. An-
fangs schien er einen guten Abend er-
wischt zu haben, wirkte konzentriert,
schlagfertig und argumentierte sogar rela-
tiv konkret. Doch wieder wurde er aus
dem Kreise derjenigen, deren Kampagne
bisher partout nicht abheben will, scharf
attackiert. Diesmal kamen die Angriffe
nicht von Kamala Harris und Cory Boo-
ker, den beiden afroamerikanischen Be-
werbern. Und es ging auch nicht um die
Rassenfrage. Diesmal schlug Julian Castro
zu – gemäß der Logik: Dies ist womöglich
meine letzte Chance, Punkte zu machen.
Er drehte an einer Stelle Biden, der für sei-
ne moderate Linie in der Gesundheitspoli-
tik geworben hatte, das Wort im Mund um
und suggerierte, der 76 Jahre alte frühere
Vizepräsident sei nicht mehr im Vollbesitz
seiner geistigen Kräfte: „Hast du schon ver-
gessen, was du vor zwei Minuten gesagt
hast?“, fragte der einzige Latino im Bewer-
berfeld mit gehässiger Gestik.


Das war ein Schlag unter die Gürtelli-
nie. Biden lief rot an, verzichtete aber auf
einen Gegenschlag. Pete Buttigieg, der
Bürgermeister aus Indiana, intervenierte:
Dies sei genau das, was die Leute an der Po-
litik in Amerika hassten. Castros Verteidi-
gung, das sei nun einmal ein Wahlkampf,
verhallte. Und Biden, der bis dahin für sei-
ne Verhältnisse hellwach gewirkt hatte, of-
fenbarte am Ende doch wieder Merkwürdi-
ges. So riet er in der Debatte über das Erbe
von 400 Jahren Sklaverei Eltern, die sich
um den Wortschatz ihrer Kinder sorgten,
sie sollten abends noch den „Plattenspie-
ler“ für ihre Kinder anmachen. Das war
der „Uncle Joe“-Moment von Houston.
Auch das große Aufeinandertreffen Bi-
dens mit Elizabeth Warren, der linken Se-
natorin aus Massachusetts, die zuletzt in
einigen Umfragen dem Sozialisten Bernie
Sanders Platz zwei streitig gemacht hatte,
hielt nicht, was sich viele erhofft hatten.
Auch wenn Biden in dem Schlagabtausch
mit der früheren Harvard-Professorin, die
in der Gesundheitspolitik Sanders’ Forde-
rung nach einer „gesetzlichen Versiche-
rung für alle“ übernommen hatte, seine
stärksten Momente hatte: „Ich weiß, dass
die Senatorin sagt, sie sei für Bernie“,
setzte er an – und fügte dann hinzu, was
er sich erkennbar zurechtgelegt hatte:
„Also, ich bin für Barack.“
In den zurückliegenden Monaten schien
es so, als sei das ständige Beschwören der
Obama-Ära Bidens strategische Achilles-
ferse. Doch die Versuche der linkeren Kan-
didaten, den damaligen Vizepräsidenten
wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit
zu karikieren, scheiterten. Obama ist wei-
terhin der beliebteste Demokrat in Ameri-
ka (sieht man von seiner Frau Michelle
ab). Und die Mehrheit der Anhänger der
Partei steht in der Mitte und nicht links. Bi-

dens Argument, es sei erfolgversprechen-
der, zur Gesundheitsreform Obamas zu-
rückzukehren und diese auszubauen, an-
statt mehr als 100 Millionen Amerikanern
ihre private Krankenversicherung zu neh-
men, hatte schon Harris dazu verleitet,
ihre (taktisch gewählten) radikalen Positio-
nen wieder aufzugeben. Elizabeth Warren
wackelt bisher nicht, doch versuchte sie,
den Versicherten deren Ängste zu neh-
men: Niemand müsse bei einer Pflichtver-
sicherung fürchten, nicht mehr zu seinem
Arzt oder in sein vertrautes Krankenhaus
gehen zu können. Sie sah sich ebenso wie
Harris und Booker genötigt, klarzustellen,
dass man Obama für alles sehr dankbar
sei, zumal für „Obamacare“.
Auch in der Einwanderungspolitik
scheint der zwischenzeitlich vorherrschen-
de linke Überbietungswettbewerb der Ver-
gangenheit anzugehören. Glaubten einige
Kandidaten in der ersten Debatte noch,
sich durch die Forderung hervortun zu
müssen, alle Migranten (auch illegal ins
Land gekommene) sollten umfassenden
Krankenversicherungsschutz genießen
(den viele Amerikaner selbst nicht besit-
zen), scheint nun einigermaßen Konsens
darüber zu herrschen, dass dies nicht das

geeignete Rezept ist, Trump zu schlagen.
Als Biden gefragt wurde, ob er es bereue,
dass es in der Obama-Ära drei Millionen
Abschiebungen gegeben habe, wich er
aus: Unter Obama seien Migranten nicht
in Käfigen gehalten worden – und Famili-
entrennungen habe es auch nicht gege-
ben, sagte er lediglich. Vor der Sommer-
pause hätten seine Mitbewerber diese (ver-
meintliche) Angriffsfläche gewiss noch ge-
nutzt. Diesmal blieb es bei wohlklingen-
den Allgemeinplätzen: „Einwanderung be-
reichert uns“, sagte Warren nur. Im Übri-
gen sei sie dafür, die Möglichkeiten für le-
gale Migration zu verbessern.
Ein Bewerber, der anfangs als Hoff-
nungsträger gestartet, zwischenzeitlich
aber ziemlich ins Straucheln gekommen
war, meldete sich in Houston zurück:
Beto O’Rourke hatte sich im August, nach
dem Schusswaffen-Angriff in seiner Hei-
matstadt El Paso, in der Frage einer Re-
form des Waffenrechts als zentraler Ge-
genspieler Trumps profiliert. Nun wurde
er auf seine Forderung angesprochen,
dass die Regierung von Waffenbesitzern
deren Sturmgewehre „zurückkaufen“ müs-
se. Ob dies nicht eine Konfiszierung sei?
O’Rourke: „Aber hallo!“ Das seien Kriegs-

waffen. Er werde den Leuten ihre AR-
und AK-47 wegnehmen.
Vieles spricht dafür, dass auch diese De-
batte nichts Wesentliches an der Aufstel-
lung des Bewerberfeldes und der Themen-
lage bei den Demokraten geändert hat.
Das „I-Wort“ fiel bemerkenswerterweise
nicht. In Washington hatte wenige Stun-
den zuvor der von den Demokraten kon-
trollierte Justizausschuss im Repräsentan-
tenhaus das Regelwerk für ein mögliches
„Impeachment“, also ein Amtsenthe-
bungsverfahren gegen Trump verabschie-
det. Ein Schritt, der vor allem den Druck
auf Nancy Pelosi, die „Sprecherin“ der ers-
ten Kammer, erhöht. Sie hält ein Amtsent-
hebungsverfahren angesichts der Mehr-
heitsverhältnisse im Senat für einen Feh-
ler. Etwa die Hälfte ihrer Fraktion mar-
schiert inzwischen in Richtung Impeach-
ment. Pelosi gab sich weiterhin entspannt
und hob hernach hervor, es werde nichts
überstürzt. Sollte sie die Dynamik in ihrer
Fraktion nicht kontrollieren können, ist
zumindest eines klar: Die Sprechzettel
der Bewerber zur Gesundheits- und Ein-
wanderungspolitik sowie zum Waffen-
recht wären dann recht wertlos. Der Wahl-
kampf hätte nur noch ein Thema.

sat./cmei. WASHINGTON/FRANK-
FURT, 13. September. Nach Außenmi-
nister Mike Pompeo hat auch der ame-
rikanische Präsident Donald Trump be-
stätigt, dass Möglichkeiten für ein Tref-
fen zwischen ihm und dem iranischen
Präsidenten Hassan Rohani Ende Sep-
tember in New York eruiert werden.
„Ich kann Ihnen sagen, dass Iran ein
Treffen will“, sagte Trump am Don-
nerstag im Weißen Haus. Zuvor hatte
Pompeo bestätigt, dass Trump zu ei-
nem solchen Treffen „ohne Vorbedin-
gungen“ bereit sei.
Rohani wird in der übernächsten Wo-
che zum Auftakt der Generaldebatte
der UN-Vollversammlung erwartet.
Kürzlich noch hatte Rohani ein bilatera-
les Treffen mit Trump ausgeschlossen.
Denkbar seien allenfalls Verhandlun-
gen im Rahmen der Sechsergruppe, die
das Atomabkommen von 2015 ausge-
handelt hatte, sagte er; zudem müsse
Trump zuvor die Sanktionen gegen Iran
aufheben. Das Ausscheiden John Bol-
tons als Nationaler Sicherheitsberater
Trumps war in Teheran indirekt gelobt
worden. Bolton hatte im Frühsommer
Trumps Entscheidung kritisiert, auf ei-
nen Vergeltungsschlag für den Ab-
schuss einer amerikanischen Drohne
durch Iran zu verzichten. Trump demen-
tierte im Übrigen Berichte, er werde
Pompeo zusätzlich zu dessen Amt als
Außenminister auch die Leitung des Na-
tionalen Sicherheitsrats übertragen.
Das Außenministerium beschuldig-
te Iran unterdessen, seine Zusage ge-
brochen zu haben, dass das Öl an Bord
des Tankers Adrian Darya 1 nicht nach
Syrien geliefert werde. Eine Spreche-
rin äußerte am Donnerstag, den Verei-
nigten Staaten lägen Beweise dafür
vor. Das Schiff war, damals noch unter
dem Namen Grace 1, Anfang Juli von
der britischen Marine vor der Küste Gi-
braltars festgesetzt worden. Die Regie-
rung in London verdächtige Iran, Öl
nach Syrien liefern zu wollen, was ge-
gen EU-Sanktionen verstieße. Nach-
dem Iran eine anderslautende schriftli-
che Versicherung abgegeben hatte,
wurde das Schiff nach etwa sechs Wo-
chen freigegeben. Anfang der Woche
teilten die iranischen Behörden mit,
die Ladung des Schiffes sei auf hoher
See an eine Privatfirma verkauft wor-
den. Zuvor hatte der Tanker im östli-
chen Mittelmeer offenbar seine Or-
tungssignale ausgeschaltet.

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Trump: Iran will


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die übrigen Bewerber ab.Von Majid Sattar


Schmeiß den Plattenspieler an:Joe Biden und Elizabeth Warren am Donnerstagabend in Houston Foto Reuters

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