Neue Zürcher Zeitung - 13.09.2019

(Romina) #1

24 WIRTSCHAFT Freitag, 13. September 2019


Im Labor von Nestlé wirdnachrezyklierbarenVerpackungen geforscht. D.BALIBOUSE / REUTERS

Nestlé will bis 2050 «grün» werden


(awp/sda)· Nestlé will einen Beitrag zur
Reduktion der CO 2 -Emissionen leisten.
Der Nahrungsmittelkonzern will etwa
mitderEntwicklung von Produkten,
die einen besseren «ökologischenFuss-
abdruck» haben, im Klimaschutz Punkte
sammeln, heisst es in einer Mitteilung.
Im Grundsatz geht es um eine ausge-
wogenere Ernährung, wozu dieLancie-
rung pflanzlicher Lebensmittel wie etwa
der kürzlich eingeführteVeggie-Bur-
ger zählt.Auch das Getränkeangebot
soll in diese Richtung weiterentwickelt
werden.Das bedeute nicht, dass Nestlé
dasWachstum bei ihren traditionellen
Lebensmitteln aufgeben werde. So sollen
etwa Milchprodukte aus ökologischer
Sicht «effizienter» hergestellt werden.

Geplant seien auch Projekte zurWie-
deraufforstung zuvor landwirtschaftlich
genutzter Flächen.Das naheLausanne
neu eröffnete Institut fürVerpackungs-
technik nimmt sich derweil des Abfall-
problems an. Nestlé verpflichtet sich,
bis 2025 alleVerpackungenrezyklierbar
oder wiederverwendbar zu machen.
Wie viel Geld Nestlé auf demWeg zur
Klimaneutralität in die Hand nehmen
will, gab derKonzern nichtpreis.Nebst
den Investitionen in neue Produkte oder
in dieLandwirtschaft setzt derKonzern
auch auf die Senkung desEnergiebedarfs
und die Nutzung erneuerbarer Energien.
InFabriken, Büros oder in Logistik-
zentren soll die Energie künftig zu 100%
aus erneuerbaren Quellen stammen.

USA und China ge hen im
Handelskrieg aufeinander zu
(dpa)· Die US-Regierung will die für
Anfang nächsten Monat angekündigte
Anhebung der Strafzölle auf chinesische
Importe im Umfang von 250 Mrd. $ um
zweiWochen auf Mitte Oktober ver-
schieben.Das kündigte US-Präsident
Donald Tr ump am Mittwochabend
(Ortszeit) als Geste des gutenWil-
lens aufTwitter an.Auf Bitten des chi-
nesischen Vize-Premierministers Liu
He und angesichts derTatsache,dass
dieVolksrepublik am1. Oktober ihr
70-jähriges Bestehen feiere,sei verein-
bart worden, die geplante Anhebung
der Zölle für dieseTr anche vom1. auf
den15.Oktober zu verschieben.Tr ump
reagierte damit auf ein Signal der Ent-
spannung, das zuvor dieRegierung in
Peking ausgesendet hatte. China legte
eine Listevon US-Produkten vor, die
von Strafzöllen ausgenommen werden
sollen. Es geht um 16 Arten von Pro-
dukten, wie ChinasFinanzministerium
amMittwoch mitteilte, darunter Medi-
kamente, medizinischeAusrüstung und
Chemikalien.WeitereAusnahmenwür-
den geprüft, hiess es.

IN KÜRZE Straumann gründet ein
Joint Venture in Hongkong
(awp)· Straumann gründet mit dem Pro-
thetik-Anbieter Modern Dental Group
ein Gemeinschaftsunternehmen in
Hongkong. Geplant ist derAufbau einer
Vertriebsgesellschaft, die ab dem vier-
ten Quartal die Dentalbranche in Hong-
kong undMacau bedienen soll.Finan-
zielle Details wurden in einer Mittei-
lung vom Donnerstag nicht publiziert.
Das GemeinschaftsunternehmenPeak
Dental Solutions solle eines der brei-
testen Angebote an Zahnersatz-, den-
talenRestaurations-,Korrektur- und
Digitallösungen aufweisen undKunden
beider Unternehmen bedienen, teilte
Straumann weiter mit. DieBasler wür-
den dabei 40% amJointVenture halten,
Modern Dental Group 60%. Dental-
produkte von Straumann wurden bisher
in Hongkong über den lokalenPartner
Advance Dental Consulting (ADC) ver-
trieben. Nun seien aber weitere Inves-
titionen in denVertriebskanal notwen-
dig. Daher werde das neue Unterneh-
men denVertrieb übernehmen.


Teamviewer plant grössten
Tech-Börsengang seit 2000
(Bloomberg)·Die Eigentümer des Soft-
wareherstellersTeamviewerAG wol-
len mit der Platzierung von Aktien bis
zu 2,31Mrd.€indie Kasse holen und
planen damit Deutschlands grössten
Technologie-Börsengang seit fast zwei
Jahrzehnten. Die Private-Equity-Gesell-
schaftPermira wird bis zu 84 Mio.Aktien
zu€23.50 bis 27.50 ausgeben, wie sie am
Mittwoch mitteilte. Die Bücher sind bei
vollemVolumen bereits überzeichnet,
wie Bloomberg vorliegende Unterlagen
zeigen. Der Handelsstart an derFrank-
furter Börse ist für den 25. September
angesetzt. Der letzte IPOeines Schwer-
gewichts im Sektor ist schon fast zwei
Jahrzehnte her:InfineonTechnologies
AGbetrat imJahr 20 00 das Handels-
parkett.Teamviewer ist daeinLichtblick
für die Börsen Europas, für die der IPO-
Markt 20 19 bisher einer der schwächsten
seitJahren ist. Die angekündigteIPO-
Preisspanne würde dem Unternehmen
einen Marktwert zwischen 4,7 Mrd. und
5,5 Mrd. € verleihen.

Dormakaba er zielt


weniger Umsatz


(awp)· Das Schliesstechnik-Unterneh-
men Dormakaba hat imvergangenen
Geschäftsjahr einen etwas tieferen Um-
satz ausgewiesen. Betriebs- undRein-
gewinnkonnten hingegen zulegen. Die
Dividende fällt etwas höher aus, und der
Ausblick ist trotz den bestehenden Un-
sicherheiten positiv. Konkret erzielte
Dormakaba im per 30.Juni beendeten
Geschäftsjahr 2018/19 einen um 0,8%
tieferen Umsatz von 2,82 Mrd.Fr. Der
Verkauf von Unternehmenseinhei-
ten und negativeWährungseffektehat-
ten hier einen Einfluss, wie es in einer
Medienmitteilung vom Donnerstag
hiess. DasWachstum aus eigener Kraft
betrug 1,3% und war damit etwas ge-
ringer als vom Unternehmen angepeilt.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibun-
gen und Amortisationen (Ebitda) stieg
indes um 3,9% auf 448 Mio. Fr. Der
Reingewinn wuchs um 5,8% auf 252,5


Leistungsschutzrecht
für Verlage nicht anwendbar
(dpa)· Das 2013 eingeführte deutsche
Leistungsschutzrecht für Presseverlage
is t vom Europäischen Gerichtshof ge-
kipptworden. Es ist nicht anwendbar, da
dieBundesregierung den Entwurf nicht
vorab an die EU-Kommission über-
mittelt hatte, wie die Richter am Don-
nerstagfeststellten. Suchmaschinen wie
Googlekönnen damit vorerst wieder
Fragmente aus Medieninhalten anzei-
gen, ohne dafür zu bezahlen. In diesem
Jahr wurde mit der EU-Urheberrechts-
reform ein ähnlich gelagertes europäi-
sches Leistungsschutzrecht beschlossen,
das bisJuni 2021 in nationalesRecht
umgesetzt werden muss. DeutscheVer-
legerverbände riefen die Gesetzgeber
nach dem Urteil auf, schnell zu handeln.

Mio. Fr. Die Aktionärekönnen sich
über eine höhere Dividende freuen:
DieAuszahlung wird um einen auf 16
Fr. je Anteilsschein angehoben. Mit den
Zahlen hat das Unternehmen die Schät-
zungen der Analytiker auf allen Ebenen
leicht verfehlt. Die Experten hatten im
Durchschnitt mit einem Umsatz von
2,85 Mrd. Fr., einem Ebitdavon 457,8
Mio. und einemReingewinn von 266,8
Mio.gerechnet. Dormakaba spricht von
einer gebremstenWachstumsdynamik
im zweiten Geschäftshalbjahr.
«Reflexe», Seite 34

HERAUSGEGRIFFEN


Äthiopische Schuhputzer


sehen Aufstiegschancen


David Signer,Adama· Mifta Hasen ist ein 20-jähriger Schuh-
putzer in der äthiopischen StadtAdama. Zusammen mit seiner
15-jährigen Schwester Amina sitzt er amRand einer belebten
Strasse im Zentrum und wartet aufKundschaft. Amina ver-
kauft Kämme und Haarbürsten aus Plastik sowie Nagelknip-
ser und Flaschenöffner, die sie auf einemTuch am Boden aus-
gebreitet hat. Sie haben beide die Schule früh verlassen, weil
die Eltern die Gebühren für alle neun Kinder nicht mehr auf-
brachten. Sie erzählen, dass sie ausWolisokommen.Das ist
eine Stadt, die etwa 200 Kilometer vonAdama entfernt liegt.
Sie ist bekannt fürihre Blumenproduktion, aber abgesehen
davon bietet sie offenbar nicht viele Beschäftigungsmöglich-
keiten. Also kamen die beiden Geschwister nachAdama.
«Hier ist das Business besser», sagt Mifta.Für denReform-
präsidenten Abiy findet er nur lobendeWorte: «DasLand ist
gut unterwegs; er ist der Beste.»
Einmal Schuhputzen mit Crèmekostet 10 Birr, das sind 30
Rappen. Putzt Miftadie Schuhelediglich mit einem feuchten
Lappen, ohne Crème, verlangt er die Hälfte. Seine Schwester
Amina kauft ihreWaren jeweils bei einem Grosshändler. Sie
muss bar bezahlen. «Den ganzenTag unter der Sonne zu ste-
hen,istetwas hart», sagt sie. «Aber ich habekeineWahl.» Sie
verdient rund 50 Birr proTag, also 1Franken 50. «Ich verdiene
ein bisschen mehr», sagtihrBruderstolz, ohne eine Zahl zu
nennen. Mit demVerdienstkönnen sie sich ein Zimmer leis-
ten. Am Abendkocht Amina jeweils für beide. «Das Leben
hier ist gut, verglichen mitWoliso», sagt Mifta.
Die beiden Geschwisterkönnten stellvertretend für die bit-
tereArmut stehen, die in Äthiopien trotzWirtschaftswachs-
tum nach wie vor weit verbreitet ist. Aber wenn man mit ihnen
spricht, ändert sich das Bild. Sie sind stolz auf dasErreichte, sie
sehen sich alsAufsteiger.Auf dieFrage, ob er Zukunftspläne
habe, antwortet Mifta: «Ich arbeite hart,und in ein paarJahren
eröffne ich meineneigenen Shop.»Wir fragen den Übersetzer,
ober dieses Ziel alsrealistisch oder illusorisch einschätzt. «Er
könnte es durchaus schaffen.»

Dormakaba in Zahlen
Geldwerte in Mio. Fr. (Swiss-GAAP-FER)
Juli bis Juni 17/18 18/19 ±%
Umsatz 2841,0 2818,3 –1
Betriebsergebnis Ebit 364,3 375 3
Ebit-Marge (%) 12,8 13,3 –
Konzernergebnis 238,7 252,5 6
Cashflow aus Geschäftstätigkeit 268,9 280,7 4
Eigenkapitalquote (%) 9,4 13,5 –
Nettoverschuldung 701,2 651,4 –7
Personalbestand 16 433 15 811 –4

British Americ an Tobacco
will 2300 Stellen streichen
(dpa)· DerTabakkonzern British Ame-
ricanTobacco (BAT)muss sparen und
plant, 2300 Stellen zu streichen.Das
teilte das Unternehmen am Donners-
tag in London mit.BAT kämpft wie die
meistenKonkurrenten mit einem rück-
läufigenVerkauf von klassischen Ziga-
retten und sucht nach neuen Erlösquel-
len.Das Unternehmen will das durch
die gestrichenen Stellen eingesparte
Geld fürWachstum in neuen Berei-
chen wie E-Zigaretten ausgeben. Der
Konzern geht davon aus, die Stellen bis
JanuarkommendenJahres gestrichen zu
haben.Davon betroffen sein soll auch
jeder fünfteJob im Management.Jack
Bowles, der Chef vonBAT,will den
unter Druck stehendenKonzern um-
bauen und dieKostenreduzieren. 2018
waren mehr als 55 000 Mitarbeiter in
der Zigarettenherstellung tätig.

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