Die Zeit - 22.08.2019

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  1. August 2019 DIE ZEIT No 35


M


it 17 Niederlassungen von
Hongkong über Athen bis
Beverly Hills regiert Larry
gagosian das größte gale-
rienimperium auf Erden.
Zu seinem Netzwerk, das
er selbst einmal als »Mons-
trosität« bezeichnet hat, zählen ein knapp 800
Quadratmeter großer Neubau in London, ein ma-
kellos renoviertes historisches gebäude in san
Francisco und sogar ein vom stararchitekten Jean
Nouvel umgestalteter Hangar am Pariser Flugha-
fen Le Bourget.
Der in Los Angeles aufgewachsene sohn arme-
nischer Einwanderer hatte seine Karriere einst mit
dem Verkauf von billigen Kunstpostern begonnen.
1999 kaufte gagosian dem New Yorker gambino-
Mafiaclan ein stützenfreies Industriegebäude im
stadtteil Chelsea ab und konnte so mit einem
sensationellen Ausstellungsplatz von noch nie da
gewesenen Dimensionen auftrumpfen. Zu gago-
sians wichtigsten Kunden gehörten schon früh der
Philanthrop und Museumsgründer Eli Broad, der
40 Prozent seiner sammlung mithilfe des uner-
müdlichen galeristen mit dem spitznamen
»gogo« erwarb, wie auch der britische Werbe-
magnat Charles saatchi sowie der kürzlich ver-
storbene Verleger s. I. New house.
Während andere galeristen in junge talente in-
vestieren, bevorzugt gagosian den einträglichen
Handel auf dem sekundärmarkt. Zum Erfolg des
Egomanen mit dem eisigen Charisma trägt bis heute


eine von ihm erfundene, einst unerhörte Methode
maßgeblich bei: Er lässt sich in sammlerdomizile ein-
laden und fotografiert in einem unbeobachteten
Moment die Kunstwerke der gastgeber, um sie dann
anderen Kunden anzubieten. Vor den beachtlichen
Preisen kapitulieren dann auch meist die Eigentümer
der vermeintlich unentbehrlichen Werke. »Niemand
braucht ein gemälde«, sagte gagosian 2016 dem Wall
Street Journal. Dank seines legendären visuellen Er-
innerungsvermögens weiß er genau, in welchem Park-
Avenue-Apartment ebenjenes Bild hängt, für das ein
anderer Kunde ein Vermögen opfern würde.
Viel bedeutsamer als die Erweiterung von ga-
gosian Inc. um weitere Zweigstellen ist deshalb die
Nachricht, dass er nun eine eigene Kunstbera-
tungsfirma gegründet hat: gagosian Art Advisory
LLC soll sammlungen ergänzen und organisieren
sowie Nachlässe verwalten, bewahren und schät-
zen, also die Klienten der galerie in allen Angele-
genheiten ihres Kunstbesitzes betreuen.
gagosians neue Firma wird in den prächtigen
Dreißigerjahre-Bau an der Madison Avenue ziehen,
in dem schon das Hauptquartier des unternehmens
residiert. Als Leiterin wurde Laura Paulson auserko-
ren. Nach fast 20 Jahren als global Chairman für
zeitgenössische Kunst bei Christie’s bot sie gagosian
ihre Fachkenntnis an, nachdem ihr das Auktionshaus
die Kontrolle über die ihr anvertrauten sammlungen
aus der Hand nehmen wollte. gagosian war sofort
von dem neuen geschäftsmodell überzeugt. Zwar
hat die neue Firma pro forma einen separaten Ein-
gang und eigenen Mitarbeiterstab, aber gagosians

spionageaktivitäten in den Wohnungen fremder
sammler dürften sich durch die gründung von Art
Advisory LLC auf elegante Weise erübrigen.
und während der private Kunsthandel einst eine
höchst verschwiegene Angelegenheit war und auch
heute noch Preise geheim gehalten werden, reagierte
gagosians Kundschaft auf seine Indiskretion nie so
empört, wie man vermuten könnte. Vielmehr akzep-
tierte sie den sogenannten gagosian-Effekt: samm-
lungen, zu denen unweigerlich ein Damien Hirst, ein
twombly, ein Ruscha und ein Koons gehören. Die
Besitzer einer »Larry Collection« fühlen sich in ihrem
feinen Club gut aufgehoben.
gagosians Angewohnheit, fremdes Eigentum
als latente Handelsware zu betrachten, wird mitt-
lerweile sogar von Auktionshäusern als effektive
strategie an Praktikanten vermittelt. Der Kunst-
journalist und Buchautor tim schneider nahm als
student an der Führung durch ein Auktionshaus
teil. »Die Expertin propagierte gagosians Metho-
de als wertvolles Instrument, um die sammler
besser beraten zu können«, sagt er. schneider sieht
die toleranz gegenüber dem Diebstahl früher sorg-
fältig gehüteter Informationen als teil einer ge-
samtgesellschaftlichen Verhaltensänderung: »Wir
haben den Willen, unsere Privatsphäre der Be-
quemlichkeit zu opfern, eindeutig unter Beweis
gestellt, ob bei Amazon, google oder gagosian.«
Bequem ist es auch, sich auf die Exklusivität der
Marke gagosian zu verlassen: ob es sich um seine
grandiosen galerien in aller Welt handelt – Ed
Ruscha sprach einmal von »heroischen Räumen« –,

um die von Koryphäen wie dem emeritierten MoMA-
Kurator John Elderfield und dem Picasso-Biografen
John Richardson zusammengetragenen Ausstellungen
oder um die gelehrten Kataloge: Immer garantiert
der stempel gagosian Museumsqualität. gagosian
darf sich nicht nur als Pionier unverfrorener ge-
schäftspraktiken, sondern auch als Vorreiter der
Nicht-Verkaufs-Ausstellung betrachten. seine Klien-
tel geht kein Risiko ein, und die exorbitanten Preise
verleihen zusätzlich die gewissheit, zu den reichsten
0,01 Prozent dieser Welt zu gehören.
»gagosian wird es ewig geben«, sagte
der kinderlose galerist einmal nur halb
im scherz. Mittlerweile ist er 74. Der
Hollywood-Mogul und gagosian-Kunde
David geffen sieht dessen stellung als
einzigartig: »Larry ist in einer Position,
die noch niemand hatte – he is the guy!«
Offenbar kann allein ein industriell struk-
turiertes unternehmen die irgendwann
von gagosian hinterlassene Lücke füllen.
so wurde gerade ein 24-köpfiger Beirat
mit dem gagosian-Vertrauten Andrew Fabricant –
Laura Paulsons Ehemann – gegründet, was ein
gewitter von gerüchten über die Nachfolge des
Meisters entfachte.
schon im vergangenen Jahr setzte gagosian mit
der Rekrutierung eines Chief technology Officer
von der Matratzenfirma Casper ein si gnal. Nun
demonstrierte er mit der Berufung von sebastian
Cwilich, gründer des Online-Kunstmagazins Artsy,
seine Wertschätzung für die digitale Welt.

Dabei besitzt der mit legendärer Energie aus-
gestattete, unentwegt telefonierende und simsende
superdealer keinen Computer, wohl aber einen
Bombardier-Jet, mit dem er von einer Kunst-
metropole zur nächsten reist. Der Künstler Cy
twombly, den der kühle, gelegentlich als Hai be-
zeichnete gagosian wohl tatsächlich platonisch
liebte, durfte darin zwischen Italien und dem us-
Bundesstaat Virginia hin- und herfliegen, die ein-
zige Aktivität, die er am Ende seines Lebens neben
dem Malen noch genoss.
Mit diesem Verkehrsmittel ist gago-
sian der Elite von Privatjetsettern eben-
bürtig, die nicht nur seine Ware, sondern
das ganze spektakuläre »gogo«-Paket
schätzen. schließlich gilt der Kunst-
handel als oberste stufe des Luxussektors,
und die topgalerien fungieren inzwi-
schen zunehmend als erlesene Lifestyle-
Brands. Die galerie Hauser & Wirth hat
nicht nur ein akademisches Forschungs-
zentrum in Manhattan errichtet, sondern
auch ein Hotel eröffnet.
»galerien offerieren die verfeinerte Vision eines
Lebensstils, dem sich ihre Kunden schon längst ver-
schrieben haben«, sagt der Autor tim schneider. In
einer zunehmend monopolistischen gesellschaft
gelte das gebot winner takes all. Mit einem Jahres-
umsatz, der Medienberichten zufolge eine Mil liar de
Dollar übersteigen soll, und einer eigenen sammlung
voller giacomettis, Picassos und Francis Bacons hält
sich gagosian strikt an diese Devise.

So geht der perfekte Deal


Der New Yorker galerist Larry gagosian hat mit dreisten Methoden ein Imperium aufgebaut – jetzt wird seine Masche kopiert VON CLAUDIA STEINBERG


KUNSTMARKT


WIRTSCHAFT 23


Ausstellung des Künstlers Michael Craig-Martin
in der Londoner Gagosian-Galerie im Mai 2019

Der Kunst-
unternehmer Larry
Gagosian

Fotos: J. Brady/dpa; E. Franks/Intertopics; R. Tang/dpa; J.-C. Marmara/Le Figaro/laif (u.)
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