Süddeutsche Zeitung - 06.09.2019

(Michael S) #1
München–Wie sie da so hing, hoch über
dem alten Rondell desMünchner Karlsplat-
zes,wardieseWerbung das Relikt aus ei-
ner anderen Zeit. Der Osram-Schriftzug
„Hell wieder lichte Tag“blieb immer
gleich, 60Jahre lang, undwenn so etwas so
lange irgendwo hängt,dannkönnte man ir-
gendwannfest daran glauben, dass es für
immer ist.
Ok,Osram hat sichverändert in diesen
Jahrzehnten. Gehörte mal zu Siemens,
dann wieder nicht,verkaufte seintraditio-
nelles Lampengeschäft an Chinesen, baute
alles um,wechselte seine Chefs aus, suchte
nach neuen Einnahmequellen,wollte ir-
gendwann lieber ein High-Tech-Unterneh-
men sein als einGlühlampenhersteller.
Dann kamen dieGewinnwarnungen,was
für Aktionäreund Analystenvorallem be-
deutete, dass es nicht mehrsogut lief mit
Osram. Den meistenMenschen aberkonn-
te das egal sein, so lange am alten Stachus
dieser alte Schriftzug hing. „Hell wie der
lichteTag“.
Seit dieserWoche ist die Leuchtreklame
nicht mehr da, und dass sieausgerechnet
in diesen Tagenverschwand, istwomög-
lich reinerZufall. Aber wie es manchmal so
ist mitZufällen: Dieser hier passt perfekt
in dieseWochen, in denen zwei amerikani-
sche Finanzinvestoren und ein kleiner ös-
terreichischer Chiphersteller dasMünch-
nerUnternehmen kaufenwollen.
Hinter denKulissen tobt ein Übernah-
mekampf, der am Ende sogar das Ende
vonOsram einläutenkönnte, und am Sta-
chus schrauben siedie 60 Jahrealte Osram-
Leuchtreklame für immer ab–wenn das

malkein seltsamerZufall ist! Bei Osram
heißtes, das Ganze habe technische Grün-
de: Für dieWerbung wurden seit jeher
Leuchtstoffröhrenverwendet, und dieletz-
ten, die dort hingen,waren mal wieder reif
für einen Ersatz und eineGeneralüberho-
lung.Wenn man so will:Ja,das,wasda
überm Stachus hing,wardas alte Osram,
und es wurde demKonzern irgendwann zu
unbequem und auch zu teuer.
Also beschloss man in derMünchner
Zentrale, mit dem Schriftzug dahin zu ge-
hen,woman den Rest desKonzerns eh

schonverortete: In dieModerne.Neue,
sparsame und klimafreundlichereLED-
Technik sollte diealten Röhren ersetzen,
wasleichter klingt als es ist. Denn für die
StadtMünchen ließ sich eine neue LED-Re-
klame aus Gründen des Denkmalschutzes
wohl nichtvon heuteauf morgen genehmi-
gen–auchweil LED-Lichteben anders
leuchtet als traditionelleLeuchtröhren, da-
mit wohlauchdas gesamte neobarockeEn-
semble in einem anderen Licht erschienen
wäre.Ein offenbar schwieriges undkompli-
ziertesGenehmigungsverfahrenwäre die

Folge gewesen, und Osram beschloss, den
Schriftzug nach 60Jahrenkomplett zu ent-
fernen. Der Schriftzug, der seit den Fünfzi-
gerjahren über demPlatz hing, soll nun sa-
niert und anschließend in einer firmeneige-
nenAusstellung in derNordschwabinger
Konzernzentrale wieder aufgebaut wer-
den.
Die alte Stachus-Reklame endet also als
Licht-Installation in einem modernen Bü-
rokomplex,und daswäre an sich womög-
lich nicht mehr als ein Stück städtischer Ar-
chitekturgeschichte–wenn sich nicht gera-
de TausendevonOsram-Mitarbeitern fra-
gen würden, wie undwoihrKonzern dem-
nächst landet.Zwei amerikanischeFinanz-
investoren, Bain und Carlyle, wollen Os-
ramfür 35 Eurodie Aktie übernehmen; der
Sensoren- und Chiphersteller AMS aus der
GegendvonGrazbietet 3,50 Euromehr.
Bis AnfangOktober sollte dann entschie-
den sein, ob die Aktionäre mitziehen,ver-
kaufen und weramEnde zum Zuge
kommt. So oder so:Wenn Finanzinvesto-
renoder auchKonzerne Milliarden für ein
Unternehmen ausgeben, dann geht es ih-
nen in der Regel darum, mit dem Deal Geld
zu verdienen. Finanzinvestorenwollen zu
einem höheren Preisweiterverkaufen;Un-
ternehmen wieAMS suchen sogenannte
„Synergien“: Sieschauen,wo sich Ge-
schäftsbereiche und Büros zusammenle-
gen undGelder einsparen lassen. So oder
so also stehen Osram imFalleeinesVer-
kaufs schwierigeMonate bevor. „Hell wie
der lichteTag“,das wäre in diesenZeiten
vielleicht ein ganz schönesMotto gewesen.
thomas fromm München

DEFGH Nr.206,Freitag ,6.September2019 HMG 17


Sie gehörte seit den Fünfzigerjahren zumMünchner Stadtbild, in dieserWoche ka-
men dieHandwerker: Die Osram-Leuchtreklame amKarlsplatz. FOTO: IMAGO

vonharald freiberger

V


ereinzelt gibt es das schon in
Deutschland, dass sich die alten Ri-
valen eine Filialeteilen. In Greven,
Bigge und Bocholt zum Beispielkönnen so-
wohl Kundender Volksbank alsauchKun-
den der Sparkasse in einemGebäude Geld
abheben oderKontoauszügeausdrucken.
Wasnun aber im Taunus passiert, geht
weit darüber hinaus: Die Frankfurter
Volksbankund dieTaunus-Sparkassepla-
nen 26 gemeinsame Filialen.Neun davon
sind Selbstbedienungsstellen, in17 sitzen
auch Berater,abwechselndvonder Volks-
bank und der Sparkasse.
Der Schritt ist erstaunlich. Schließlich
konkurrieren beide Finanzgruppen seit
mehr als 150Jahren in Deutschland mit-
einander und machen bisher kaum ge-
meinsame Sache. Es ist so, als würden
Daimler und BMW in einerFabrik gemein-
samAutos bauen oder Aldi und Lidl in ei-
nem Haus gemeinsamWarenverkaufen.
Trotzdem folgt der Schritt einer zwingen-
den Logik in einer Zeit, in der sich dieBan-
kenwelt grundlegendverändert. Er kann
und sollte Schulemachen–zumWohl der
beiden Finanzgruppen, der Kunden und
des ländlichen Raums.


Sparkassen undGenossenschaftsban-
kenverfolgen ein ähnliches Geschäftsmo-
dell, ihreKunden sind Privatleute und mit-
telständische Firmen, ihreStärke ist die
Präsenz in der Fläche, in jedem Stadtteil,
in jedem größeren Dorf. IhreErfolgsge-
schichte hat viel mitNähe und persönli-
chen Beziehungen zu tun. Früher kam der
Mannvonder Sparkasse oder derVolks-
bankkurz nachder Geburt des Kindesper-
sönlich bei den Elternvorbei und über-
reichte für den neuen Erdenbürger ein
Sparbuch mit fünfD-Mark Guthabendar-
auf. DieKundenbeziehung hielt oft ein Le-
be nlang. So sah modernes Marketingvor
dem Zeitalter des Internets aus.
Doch die Zeiten haben sich geändert.
Heute erledigen vieleMenschen ihreBank-
geschäfte am Computer oder am Smart-
phone,sie kommen kaummehr in dieFili-
ale.Die Kunden laufen davon, dieKosten
aberbleiben da. Das hat dazu geführt,
dass sich gerade kleineZweigstellen auf
dem Land nicht mehr rentieren.Heute
gibt es in Deutschland noch knapp 28 000
Niederlassungen, auf demHöhepunkt, im


Jahr 1997,waren es 63 000. Esistabseh-
bar,was passiert,wenn beide Finanzgrup-
pen ihr Filialnetz immerweiter ausdün-
nen: Sie berauben sich ihrer Stärke,der Nä-
he zu den Leuten. Mit jeder geschlossenen
Zweigstelle gehen auch Kundenverloren.
Warum sollen sienoch bei einer Bankblei-
ben,wenn diese nicht mehr da ist, falls sie
sieeinmal brauchen, zum Beispiel für ei-
ne Baufinanzierung oder für diePlanung
der Altersvorsorge. Am Endeverlieren die
Institute so ihreExistenzberechtigung.
In dieserSituation müssen sieneueWe-
ge gehen. Dieungewöhnliche Allianz, die
beideGeldhäuser inHessen nun schmie-
den, kann helfen, denNegativtrend aufzu-
halten. Sie sparenKosten, indem sieGe-
bäudeflächen gemeinsam nutzen, gleich-
zeitigliefern sie demKundenein Argu-
ment, ihnen treu zubleiben.
Das Experiment imTaunus wirdnicht
nurwohlwollend aufgenommen, gerade
dieVerbände der beiden Finanzgruppen
beäugen es skeptisch:Sie fürchten, dass
sich die eigene Markenicht mehrausrei-
chendvonder Konkurrenz abhebt. Doch
würden diebeiden Marken, jede für sich,
nicht auch soverblassen,wenn sienichts
gegen ihren Niedergang unternehmen?
Deshalbwäre es zu begrüßen,wenn viele
Sparkassen undGenossenschaftsbanken
überPläne nachdenken, wiesie nun im
Taunusverfolgtwerden.
Im Übrigen würden beide Finanzgrup-
pen damit auch der Gesellschaft einen
Dienst erweisen. Das flache Land dünnt
zunehmend aus, gleichzeitig überhitzen
dieBallungsräume, es ist eines der großen
Probleme der Zeit.Aufder einen Seite ist
das Leben immer weniger lebenswert,
weil es an der Grundversorgung fehlt, an
Geschäften, an Ärzten–und an Bankfilia-
len. Aufder anderen Seite ist es nicht
mehr lebenswert,weil dieGroßstädte im
Verkehr ersticken und Immobilienpreise
sowie Mietenexplodieren.
Es ist eine wichtigeAufgabe aller gesell-
schaftlichen Gruppen, den ländlichen
Raum attraktivzuhalten oder wieder zu
machen. Sparkassen und Volksbanken
leisten dazu einen wichtigen Beitrag,
wenn sie in denKommunen ihreZweig-
stellen alsTeil des öffentlichen Lebens ge-
öffnet halten. Dass dort künftig an einem
TagMitarbeitervonder Sparkasse sitzen
und am nächstenTagsolchevonder Volks-
bank, dürfte zu den kleineren Sorgen der
Menschen auf dem Land gehören. Haupt-
sache, es gibt dieFilialenoch. DieKunden
kommen heute vielleicht seltener als frü-
her,aber das ist immer noch besser,als
wenn siegar nicht mehrkommen.

TadashiYanai ist es gewohnt, dass sich an-
dereüber sein EndeGedanken machen. Im
Februar istder allmächtige Gründer desja-
panischen HandelshausesFast Retailing
70 geworden, und immer noch herrscht er
allein über dieFirma, dieunter anderen
dasweltweit tätige Bekleidungsunterneh-
menUniqlo besitzt.VorvielenJahren hat
Yanai mal gesagt, dass er mit 65 kürzertre-
tenwolle. Aber das klappte dann nicht,
weil es aus seiner SichtkeinegeeignetePer-
son für seinenPosten als Geschäftsführer
gab. Die Frage nach derNachfolge ist seit-
her spannend geblieben. Da wirkt es wie ei-
ne kleine Sensation,dass TadashiYanai
laut der NachrichtenagenturBloomberg
jetzt zumindest dasGeschlecht der ge-
wünschten Leitfigur nennt: weiblich.Gera-
de mitBlick aufUniqlo findetYanai: „Der
Jobist für eine Frau besser geeignet.“
Für einenVertreter der japanischen
Wirtschaft ist daskeine alltäglicheAussa-
ge.Undeskann durchaus sein, dass man-
che Analysten damit wenig anfangen
können. In der männerdominierten High-
tech-Nation ist es für viele immernoch ein-
leuchtender,dass Kühlschränkesprechen
können, als dass eine Frau die Spitze eines
Milliarden-Unternehmens übernimmt.
In Zeiten sinkenderGeburtenzahlen
und alternder Bevölkerung dämmert es
zwar mittlerweile selbst erzkonservativen
Politikern, dass sie ihrealten Rollenbilder
überarbeiten müssen. Premierminister
Shinzo Abe sagt ausdrücklich, dassFrauen
helfen sollen, den Arbeitskräftemangel zu
beheben. Seine Regierung hat einen eige-
nen Plan zurGleichstellungvorgelegt, der
unter anderemvorsieht, dass die nationa-
lenUnternehmen bis 2020 den Frauenan-
teil in ihrenVorständenvon4,1 Prozent
(2018)auf zehn Prozent steigern. Aber
Gleichstellung ist das noch lange nicht. In
der jüngsten Gendergap-Rangliste des
WeltwirtschaftsforumsliegtJapan nurwe-
nig besser als2017: aufPlatz 110 statt 114.


In diese Stimmung hineinsagt also Ta-
dashiYanai, eineFrausolle sein Erbe antre-
ten beiFast Retailing/Uniqlo, immerhin
dem größten Kleidungsvertrieb Asiens.
Das ist ein Signal. Hier spricht ein aufge-
klärterKönig, der dieZeichen der Zeitver-
steht. Oder?Yanais Ruf alsweitsichtiger
Querdenker hat gelitten durch denUm-
stand, dass er sich seitJahren für unersetz-
lich erklärt. Kritiker bezeichnen ihn als au-
toritär undvonseinen guten Wirtschaftsin-
stinktenverlassen.Yanai selbst schwört
auf die Lehren der eigenenFehler und
sagt: „Wer sich nicht ändert, überlebt
nicht.“Dasklingtklug–allerdingsauchet-
waskokett für einen, der die Alleinherr-
schaft nichtloslassen kann.
Vielleicht ist dieses Zaudern aberauch
das gute Recht des Firmengründers, und
Yanais Geschichte endet mitder fortschritt-
lichsten Personalentscheidung der japani-
schen Wirtschaftsgeschichte. Seine Karrie-
re erzählt jedenfallsvoneinem, derletzt-
lichimmerrichtiglag.IndenSiebzigerjah-
renstieg er in die Schneiderei seinesVaters
in Ube,Yamaguchi, ein und eröffnete 1984
in Hiroshima sein„UniqueClothingWare-
house“, sozusagen dieKeimzelleder heu-
tigenWeltmarkeUniqlo. Zeitgeist-Mode
für jedermann, preiswerte Eleganz ohne
Schnörkel–damitwarererfolgreich.Heu-
te istYanai lautForbesder reichste Mann
Japans mit einemVermögenvon24,9 Milli-
arden Dollar.Die Zahl derUniqlo-Läden ist
weltweit bei etwa2000 angelangt. 2018ha-
ben sie 18,9 Milliarden Dollar eingenom-
men–Tendenz steigend,vorallemwegen
internationalerNeueröffnungeninMärk-
ten wie China oder den USA.UndYanai hat
noch Ziele. Bis 2020 soll seine Firma der
größteKleidungsverkäufer derWelt sein.
Ob ervorher dieGeschäftsführung ab-
gibt? Vielleicht an Maki Akaida, 40, Chefin
vonUniqlo Japan?„Möglich“, antwortetTa-
dashiYanai. Das richtigeGeschlecht hätte
siejedenfalls. thomas hahn

vonmaxhoppenstedt
und simonhurtz

München –Der Datensatz hätte auf einen
gewöhnlichen USB-Stick gepasst, für Kri-
minellekönnteerein Jackpotsein: 419 Mil-
lionenTelefonnummernvonFacebook-
Nutzern lagen ungesichert auf einemInter-
net-Server.Das berichtet Sicherheitsfor-
scher SanyamJain, der sie gefunden hat.
Der Serverist mittlerweile offline.FallsKri-
minelledie Datenvorher gefunden haben,
müssen MillionenMenschen künftig sehr
gut auf ihreOnline-Konten aufpassen.
Die meisten Opfer sollen aus Großbri-
tannien, den USAund Vietnam stammen.
Derzeit sieht es aus, als seien deutsche
Nummernzumindest nicht in großem Stil
betroffen.Facebook sagt, der Datensatz
enthalte viele Duplikate, insgesamt gehe
es eher um 200 Millionen als um mehr als
400 MillionenNummern.Werdie Daten
beiFacebook abgegriffen hat, ist unklar.
DieAngreifer nutzten dabei mutmaßlich ei-
nenZugang aus, denFacebook bis April
2018 offen hielt.
Die meistenMenschen denken beim
SchutzvorHackernwohl an sicherePass-
wörter.Tatsächlich kann es aber schon ge-
fährlichwerden,wennjemandeineTele-
fonnummer und denNamen ihres Besit-
zerskennt. Im aktuellenFall ließen sichdie
Namen zu denNummern über dieFace-
book-IDermitteln, die der Datensatz zu-
sätzlich enthielt.Vondieser öffentlichen,
vonFacebookvergebenenNummer lässt
sich mitwenigen Klicks auf das dahinter-
stehendeFacebook-Profil schließen. Kri-
minellekönnten mit diesen Informationen
verschiedene Arten digitaler Angriffestar-

ten, zum Beispiel, um Bankkonten leer zu
räumen, Lösegeld zu erpressen oder priva-
te Accounts ihrer Opfer zu hacken.
DieAttacken beginnen meist mit soge-
nanntem Sim-Swapping. Dabei lassen An-
greifer dieHandynummer des Opfersauf
eine Sim-Karte übertragen, die ihnen ge-
hört. Dazu braucht es in manchenFällen
nicht viel mehr als einige Klicks im Online-
Portal derMobilfunkanbieter.Dann be-
kommen siealleSMS und Anrufe auf ihrTe-
lefonweitergeleitet.ErstdieseWoche wur-
de bekannt, dass KriminelleinDeutsch-
land per Sim-Swapping hunderttausend
Euroerbeutet haben sollen.

Die Opfer bemerken den Angriff viel-
leicht,weil siekeinen Empfang mehr ha-
benundnichttelefonierenkönnen.Wo-
möglich sind da längst dieKonten leer ge-
räumt: Da die Angreifer dieHandynum-
merkontrollieren,können sie den SMS-
Code abfangen, der beim Online-Banking
mit dem sogenanntenmTAN-Verfahren
vorjeder Überweisung eingegeben werden
muss. Das Verfahren soll Bankkonten
schützen, ist bei Sim-Swapping-Angriffen
aber wirkungslos.
VieleOnline-Dienste fragen auch nach
Telefonnummern, um dasKonto zu si-
chern:Nutzerkönnen ihr Smartphone zu-
sätzlich zumPasswort als zweiten Sicher-
heitsfaktor bei der Anmeldungverwenden
und sich Einmal-Codes per SMS zuschi-
cken lassen.Wenn Kriminelleaber dieHan-

dynummer per Sim-Swapping übernom-
menhaben, ist dieseForm dieserZwei-Fak-
tor-Authentisierung(2FA)wertlos.
Hacker können solche Sicherheits-
Codesauch anders abgreifen,weil SMS un-
verschlüsselt sind. DieAngreifer schalten
sich dannzwischen Absender undEmpfän-
ger und lesen dieNachricht mit.Auch des-
halb sollte man bei 2FAstatt auf SMS eher
auf Apps wie denGoogleAuthenticator
oderAuthysetzen. Dannkommt der Code
nicht per SMS, sondern wird mit der App er-
zeugt. DieseMethode bieten auch viele
Banken an.
Kriminellekönnten eine Handynum-
mer auch missbrauchen, um dasPasswort
des Opfers zurückzusetzen. BeiFacebook
reicht ein Klick auf „Kontovergessen?“.
Googleund E-Mail-Anbieter wieWeb.de
bieten ähnliche Optionenan. DieKontowie-
derherstellung bietet auch noch weitere
Schwachstellen: Teils werden E-Mail-
Adressen angezeigt, die mit Sternchen un-
kenntlich gemacht sind.WerdenNamen
desNutzerskennt, kann oft auch die ganze
Adresse erraten. In anderenFällenverschi-
cken dieAnbieter Einmal-Passwörter per
SMS, dieHacker mitlesen oder abfangen
können. Bei manchen Diensten ist es sogar
möglich, denAccount ausschließlich per
SMS zu übernehmen. Instagram ermög-
licht es etwa, die Handynummer einzuge-
ben, um das Passwort zurückzusetzen.
Der aktuelleFall ist nicht das erste Mal,
dassFacebooks laxerUmgang mit Handy-
nummern auffällt. Im März deaktivierte
dasUnternehmen eineOption, mitder Nut-
zerverhindernkonnten,dass Fremde ihr
Konto über dieTelefonnummer finden.
Nach heftiger Kritik revidierteFacebook

seine Entscheidung.Nutzerkönnen sich
wiedervoranderen„verstecken“, dieihre
Telefonnummerkennen.
Die Handynummerist für denKonzern
wertvoll, weil sieFacebook noch mehrMög-
lichkeiten gibt,Nutzer zu tracken und Da-
tenbestände miteinander zukombinieren.
UndFacebooksetztdieMobilfunknum-
mer als zentralesIdentifikationsmerkmal
über allePlattformen hinwegein: DasUn-
ternehmenverknüpftKontaktinformatio-
nenvonInstagram, Whatsapp, demMes-
senger undFacebook. Dasverbindende
Element ist dabei oft die Handynummer.
Es gibt wirksameVorkehrungen,umdie
eigenenAccounts gegen Angriffe über die
Telefonnummer abzusichern.Nutzer soll-
ten für alle Online-Kontenkomplexe und
ausreichend langePasswörter benutzen,
am besten schützen zufällig generierte.
Falls es der Anbieter erlaubt, dasKonto mit
einem zweitenFaktor zuversehen, sollten
siedie 2FAaktivieren.Idealerweise nicht
dieper SMS, sondern perAuthentisie-
rungs-App.
Zuden Grundregeln der IT-Sicherheit
gehörtauch, dasselbePasswort niemals
für mehrereAccounts zuverwenden. So
lässt sichverhindern, dass Hacker mehre-
re Konten knacken,wenn sie Log-in-Daten
im Darknet kaufen.Passwörter müssen
nicht regelmäßig geändert werden–essei
denn, eine Sicherheitslückeoder ein Daten-
leckwerden bekannt.Zusätzlichkönnen
Nutzer sich gegen Sim-Swapping schüt-
zen, indem sie ein sicheresKundenkenn-
wort bei ihremMobilfunkanbieterfestle-
gen. Dann kann niemandinihremNamen
bei der Kunden-Hotline des Providersbe-
antragen, dieRufnummer zu übertragen.

WIRTSCHAFT

Facebook-ChefMark Zuckerberg versprachschon mehrfach, dass seinUnternehmen inZukunft sensibler mitNutzerdaten umgehenwerde. FOTO:MARCIO JOSESANCHEZ/AP

NAHAUFNAHME


„DerJobist
für eine Frau besser
geeignet.“
TadashiYanai
FOTO: AFP

BANKFILIALEN

AttraktiveAllianz


DasLicht ist aus


Die alte Osram-Reklame „Hell wie der lichteTa g“ am MünchnerStachus wurde abgenommen–ausgerechnet jetzt


Chefingesucht


Der Gründer derTextilketteUniqlo will eineFrau an derSpitze


Nummer weg, Geld weg


ImNetz ist ein großer Datensatzmit HandynummernvonFacebook-Nutzern aufgetaucht.
Kriminellekönnendamiteiniges anstellen.DochesgibtTricks,die gegenAngriffehelfen

Sparkassen undVolksbanken


nutzenZweigstellen gemeinsam–


das ist besser,als sie zu schließen


Angreiferkönnen auch
Sicherheits-Codesfür
Banküberweisungen abfangen
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