Spektrum der Wissenschaft 5.19 27
ANDREA KANE/INSTITUTE FOR ADVANCED STUDY
jedem Schritt weniger elastische
Spannung hat.
1964 fanden Palais und Smale
jedoch heraus, dass der wiederholte
Verformungsprozess nur dann zu
einem Gleichgewichtszustand führt,
wenn die betreffende Energieglei
chung eine gewisse Bedingung erfüllt.
Das eindimensionale Problem der
Dirichlet Energie, das ein Haargummi
über einer starren Oberfläche be
schreibt, erfüllt diese PalaisSmaleBe
dingung. Das heißt, man kann durch
wiederholtes Verformen immer einen
Gleichgewichtszustand finden. Wenn
die gummiartige Form aber höher
dimensional ist, etwa eine Kugel, dann
kann die PalaisSmaleBedingung
verletzt sein. Die allmähliche Verände
rung einer Abbildung führt daher nicht
immer zu einer harmonischen Lösung.
Damals verstand allerdings niemand,
was in solchen Fällen schiefläuft.
Als Uhlenbeck Mitte der 1970er
Jahre Professorin an der University of
Illinois in UrbanaChampaign war,
widmete sie sich dieser Frage. In ihren
fünf Jahren dort war sie nicht beson
ders glücklich. Da sie und ihr Mann
gleichzeitig einen Posten an der Uni
versität antraten, hatte sie das Gefühl,
in erster Linie als »Frau des Profes
sors« gesehen zu werden. Doch in
dieser Zeit begegnete sie auch dem
damaligen Postdoc Jonathan Sacks,
mit dem sie wichtige wissenschaftli
che Erfolge erzielen sollte.
Da man harmonische Abbildungen
zweidimensionaler gummiartiger
Oberflächen nicht über wiederholte
Verformungen finden kann, überlegten
sich Uhlenbeck und Sacks einen
Umweg. Anstatt die DirichletEnergie
direkt zu betrachten, konzentrierten sie
sich auf eine Folge anderer Energie
gleichungen, welche die PalaisSmale
Bedingung erfüllen, sich dabei aber
der DirichletEnergie immer weiter
nähern. Uhlenbeck und Sacks fragten
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Spektrum der Wissenschaft
UNSPLASH / TRAIL (https://unsplash.com/photos/qL_Dbjg3jLs)
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Karen Uhlenbecks Forschung prägte
nicht nur die Mathematik, sie brachte
auch große Fortschritte in der Physik.