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Sie zwingt die Natur, eine der denkba-
ren Möglichkeiten zu realisieren.
Vermeidet man hingegen den
Kontakt zur Umwelt, sollte es möglich
sein, gegensätzliche Zustände simul-
tan zu erzeugen. Zu Schrödingers
Zeiten war die experimentelle Physik
dazu noch nicht fähig. Doch das
änderte sich am Ende des 20. Jahrhun-
derts. Physiker haben seitdem ver-
schiedene Analogien zu Schrödingers
Katze im Labor umgesetzt. Dabei
versuchen sie, sich immer näher an die
klassische Welt heranzutasten, also
Quantenobjekte mit möglichst leicht
erfassbaren, eindeutigen Eigenschaf-
ten zu verwenden. So haben die
Forscher das Revier von Schrödingers
Katze zunehmend erweitert.
Beispielsweise verschränkten sie
zwei mikroskopische Zustände eines
Teilchens mit zwei konträren klassi-
schen Eigenschaften desselben. Als
Erstes gelang das 1996 einem Team
um den späteren Physik-Nobelpreisträ-
ger David Wineland vom International
Institute of Standards and Technology
in Boulder, Colorado. Es verschränkte
zwei Zustände der Elektronenhülle
eines Ions mit zwei scharf festgelegten
Aufenthaltsorten desselben. Eine klare
Lokalisierung ist ein typisch klassi-
sches Merkmal. Dadurch befand sich
das Ion gleichzeitig an zwei definierten
Plätzen, deren Abstand fast 1000-mal
so groß war wie das Atom selbst.
Es folgten weitere Experimente.
Immer beliebter wurden »Katzenzu-
stände« in Form von Licht, wie sie nun
auch Rempes Team verwirklicht hat.
Mit ihnen lässt sich gewissermaßen
klassische Physik in Reinkultur studie-
ren: Licht als Welle hat immer eine
klar definierte Phase, welche die
momentane Wellenhöhe beschreibt.
Bei einer Wasserwelle legt die Phase
zum Beispiel fest, ob das Nass gerade
bis zum Knie steht oder bis zum Hals.
Würden die Gesetze der Quanten-
welt am Badestrand gelten, könnte
eine Welle einem Menschen gleichzei-
tig bis zum Knie und bis zum Hals
reichen. Solch eine Welle wäre ein
Beweis, dass die Quantenwelt in die
klassische Welt hineinwirkt. So weit
sind Physiker natürlich noch nicht.
Aber mit Lichtwellen ist dem Garchin-
ger Team um Bastian Hacker nun ein
ähnliches Experiment geglückt.
Eine Lichtwelle übernimmt die
Rolle der Katze
Die Physiker ließen letzlich einen
Laserpuls mit zwei überlagerten
Phasenzuständen drei Meter frei
durchs Labor fliegen. »Die größte
Herausforderung dabei war, dass
niemand hinsieht«, sagt Rempe. Der
fliegende Puls musste also von seiner
Umwelt isoliert bleiben. Dafür sorg-
ten optische Bauteile wie Spiegel oder
Linsen höchster Qualität, die Licht
so gut wie nicht absorbierten oder
streuten.
Der Versuchsaufbau der Garchinger
Forscher war dabei auf den ersten
Blick recht einfach. Zwei Spiegel
standen einander in einem Abstand