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LESERBRIEFE
INTELLIGENZ ALS SACKGASSE?
Unser Kolumnist Michael Springer erörtert einen
neuen Erklärungsansatz zur alten Frage, warum wir
nichts von anderen intelligenten Lebensformen mit-
bekommen – selbst wenn diese in der Milchstraße
verbreitet sein sollten. (»Aliens sind überall«, Spektrum
April 2019, S. 27)
Oswald Feix, Kummerfeld: Michael Springer erwähnt gute
Gründe für die Unwahrscheinlichkeit einer Begegnung mit
Außerirdischen. Mir scheint aber, es gibt noch einen weite-
ren: Es ist eine chauvinistische Haltung, die uns lange Zeit
glauben machte, der Mensch stelle die Krone der Schöp-
fung dar. Mehr noch, es spricht vieles dafür, dass der Zweig
des Homo sapiens eine Sackgasse der Evolution ist. Der
Verbrauch der verfügbaren Ressourcen in unserem Lebens-
raum übersteigt schon heute deutlich die verfügbaren
Kapazitäten. Eine durchaus wahrscheinliche Folge davon ist
die Vernichtung dieses Lebensraums. Nach einigen Millio-
nen Jahren könnte dann eine andere Spezies die Regie
übernehmen.
Es klingt hart und demütigend, eine solche Perspektive
zu erörtern. Aber aus der Sicht der Gesundheit des Planeten
ist es eine Krankheit, mit Intelligenzen belastet zu sein.
Nehmen wir an, dass auch die vielen Kandidaten für beleb-
te Planeten sich von solchen Leiden kurieren, dann gibt es
wenig Chancen, dass wir auf extraterrestrische Intelligen-
zen stoßen. Wohlgemerkt, ich bin heilfroh, ein Element
dieser pathogenen Viren zu sein. Als Schimpanse könnte
ich nicht Springers Einwürfe lesen.
Hans-Joachim Dasting-Hussner, Koblenz: Auf der Erde
gab es in der Vergangenheit – teils durch biogene Aktivitä-
ten – mehrere Massenauslöschungen von Arten, und wir
arbeiten gerade mit Hochdruck daran, dass es ein weiteres
Massensterben gibt, das uns einschließen könnte. Nicht zu
vergessen sind auch die geologischen, interplanetaren und
kosmischen Katastrophen (Flächenvulkanismus, giganti-
sche Asteroideneinschläge, nahe Supernovae et cetera),
die uns hinwegraffen könnten. Mit all diesen Problemen
haben sicher auch Außerirdische zu kämpfen, weshalb es
gar nicht so unwahrscheinlich wäre, dass wir deswegen
keine Aktivitäten beobachten, weil die meisten von ihnen
schon ausgestorben sind und andere sich noch nicht so
weit entwickelt haben.
Auch zu berücksichtigen wäre, dass alle chemischen
Elemente, die für komplexes Leben notwendig sind, im All
erst nach ungefähr 6 bis 8 Milliarden Jahren zur Verfügung
standen. Setzt man voraus, dass intelligente Spezies zirka
4 Milliarden Jahre Evolution benötigen, könnten die ersten
intelligenten Lebewesen erst 10 bis 12 Milliarden Jahre
nach dem Urknall aufgetaucht sein. Dieser fand aber vor
kaum 14 Milliarden Jahren statt. Mit anderen Worten: So
viele Aliens können es gar nicht sein.
ÜBERSEHENE MACHT
DER KULTUR
In dem genetischen und kulturellen Austausch
mit konkurrierenden Frühmenschenarten
könnte der Schlüssel für den evolutionären
Erfolg unserer Spezies liegen. (»Die Letzte ihrer
Gattung«, Spektrum April 2019, S. 30)
Frank Wohlgemuth, Tornesch: Das herausragende
Merkmal des Homo sapiens ist kein anatomisches, son-
dern eine viel weitergehende Errungenschaft. Jeder ande-
ren Art steckt die Nische, die sie besetzt, im Genom. Der
Mensch dagegen muss nicht nur individuell lernen, wie er
seinen Lebensunterhalt bestreitet, er muss sogar lernen,
was ihm schmeckt. Unsere Art verlagert das Wissen über
die Welt vom Genom in die Kultur und erweitert hier die
genetische Evolution um eine kulturelle. Damit kann Homo
sapiens die Nische wechseln, ohne auf eine Mutation
warten zu müssen.
Auf der Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisatio-
nen beobachten spezielle Teleskope (hier das Allen
Telescope Array in den USA) vor allem den Radiobereich
des elektromagnetischen Spektrums.
SETH SHOSTAK/SETI INSTITUTE