lich wurde das vermutlich, weil sich die Unterschiede
zwischen den feuchten und trockenen Regionen durch
Veränderungen der Monsunwinde und des Kohlendioxid-
gehalts der Atmosphäre abschwächten, so dass die Dino-
saurier zwischen beiden Zonen leichter hin- und herwan-
dern konnten.
Aber sie hatten noch einen langen Weg vor sich. Die
besten Belege für die ersten Wüsten bewohnenden Dino-
saurier stammen aus Regionen, die heute wiederum Wüs-
ten sind, wie den farbenprächtigen Ödlandschaften im
Südwesten der Vereinigten Staaten. Seit mehr als einem
Jahrzehnt gräbt eine Gruppe junger Wissenschaftler syste-
matisch im Hayden Quarry, einer fossilienreichen Fund-
stätte in New Mexico. Die Forscher entdeckten hier eine
Fülle von Skeletten: riesige Amphibien, die eng mit dem
portugiesischen Metoposaurus verwandt sind, primitive
Krokodile sowie eine ganze Reihe seltsamer schwimmender
oder von Baum zu Baum springender Reptilien. Auch Dino-
saurier gab es im Hayden Quarry, allerdings nicht viele:
Wenige Arten räuberischer Theropoden sind jeweils nur
durch einige Fossilien repräsentiert; Pflanzenfresser fehlen
ganz. Weder die urtümlichen Arten mit langem Hals, die in
den feuchten Zonen so verbreitet waren, noch die Vogel-
beckenvorfahren von Triceratops ließen sich aufspüren.
Zahlenmäßig unterlegen
Die Wissenschaftler führen die geringe Zahl von Dinosauri-
ern abermals auf das Klima zurück: In den Wüsten herrsch-
ten instabile Umweltbedingungen mit stark schwankender
Temperatur und heftigen Niederschlägen, verheerenden
Waldbränden zu manchen Jahreszeiten sowie hoher Feuch-
tigkeit in anderen. Da auch Pflanzen nur schwer stabile
Lebensgemeinschaften bilden konnten, fehlten den Herbi-
voren eine zuverlässige Nahrungsquelle. Somit hatten die
Dinosaurier 20 Millionen Jahre nach ihrem Auftritt immer
noch keine globale Revolution eingeleitet.
Egal welchen Teilabschnitt der Trias man betrachtet –
vom Auftauchen der ersten Dinosaurier vor rund 230 Mil-
lionen Jahren bis zum Ende der Periode vor 201 Millionen
Jahren – die Geschichte ist immer gleich: Nur wenige
Dinosaurier waren in der Lage, manche Teile der Welt zu
besiedeln, und wo sie auch lebten – in feuchten Wäldern
oder sonnenversengten Wüsten –, sahen sie sich von allen
möglichen größeren, weiter verbreiteten, vielgestaltigeren
Tieren umgeben. Im argentinischen Ischigualasto-Reservat
zum Beispiel machten die ersten Dinosaurier nur ungefähr
10 bis 20 Prozent des gesamten Ökosystems aus. Ähnlich
sah die Situation in Brasilien und einige Jahrmillionen später
im Hayden Quarry aus. In allen Fällen blieben die Dinosaurier
den Vorfahren der Säugetiere, den großen Amphibien sowie
anderen Reptilien zahlenmäßig unterlegen.
Vor allem aber wurden die Dinosaurier der Trias von ihren
engen Verwandten überflügelt: den Pseudosuchia, dem
Krokodilzweig der Archosaurier. So stand in Ischigualasto
Saurosuchus mit seinen scharfen Zähnen und großen Kiefer-
muskeln an der Spitze der Nahrungskette. Hayden Quarry
beherbergte etliche Pseudosuchia-Spezies: Neben halb im
Wasser sitzenden Tieren mit langer Schnauze fanden sich
gepanzerte Pflanzenfresser, und es gab sogar zahnlose
Arten, die auf den Hinterbeinen liefen und verblüffend man-
chen Dinosauriern aus der Gruppe der Theropoden ähnelten,
mit denen sie zusammenlebten.
Als Masterstudent erschien mir Ende der 2000er Jahre,
als viele dieser Fossilien entdeckt wurden, eine solche
Verteilung seltsam. Während ich die Welle neuer Fossilfunde
verfolgte, las ich ebenfalls die klassischen Studien von
herausragenden Paläontologen wie Robert Bakker (* 1945)
und Alan Charig (1927–1997), der leidenschaftlich die Ansicht
vertreten hatte, die Dinosaurier seien hinsichtlich Laufge-
schwindigkeit, Ausdauer und Intelligenz so hervorragend
angepasst gewesen, dass sie ihre krokodilartigen Vettern
und andere Konkurrenten während der Trias schnell ver-
In der Trias waren die Dinosaurier eine
unbedeutende Gruppe im Schatten von
Krokodilverwandten wie dem bis zu
neun Meter langen Saurosuchus (oben).
Etwa gleichzeitig lebten Amphibien wie
Metoposaurus mit einem Schädel von
zirka einem halben Meter Länge (unten).
1 RICARDO MARTÍNEZ, INSTITUTE AND MUSEUM OF NATURAL SCIENCES (IMCN), UNIVERSITY OF SAN JUAN;
2 TOMASZ SULEJ, INSTITUTE OF PALEOBIOLOGY, POLISH ACADEMY OF SCIENCES