Spektrum der Wissenschaft - 08.2019

(Ron) #1

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EMILY COOPER / SCIENTIFIC AMERICAN DEZEMBER 2018; BEARBEITUNG: SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT


Kaltstart für Supervulkane


Die größten Vulkane der Erde speisen sich nicht aus ständig brodelnden Magmakesseln. Nach neuen Erkennt-
nissen besitzen sie vielmehr ein relativ kaltes Innenleben aus nahezu festem Gestein. Wissenschaftler postulie-
ren zwei Mechanismen, wie dieses sich binnen Kurzem so stark erhitzen kann, dass es zur Explosion kommt.

Aufsteigender Manteldiapir Zerberstende Blasen

1


Einige Supervulkane, etwa derjenige unter dem Yellowstone-
Park im Westen der USA, sitzen über einem Diapir aus
aufsteigendem Magma. Näher an der Oberfläche befindet
sich ein kühleres Reservoir aus vorwiegend kristallinem
und zu einem kleineren Teil glutflüssigem Magma.

1


Vulkankomplexe wie die Laguna del Maule in Chile
liegen über zwei kollidierenden Krustenplatten, die
tief im Erdinnern heißes Magma erzeugen. Darüber
liegt ein Reservoir aus kaltem Kristallbrei mit einer
klebrigen Gesteinsschmelze aus Rhyolith.

2


Gesteinsschmelze aus dem Manteldiapir strömt im Lauf von
Jahrtausenden allmählich nach oben, kommt in Kontakt mit
der kleineren Kammer nahe der Oberfläche und erhitzt diese.

2


Wenn flüssiges Magma mit dem Reservoir in Kontakt
kommt, schmelzen die dortigen Kristalle durch die Hitze.
Während die Schmelze in der Kammer steigt, entweichen
Wasserdampfblasen und drängen nach oben. Binnen
Jahrzehnten können Hitze und aufsteigende Blasen den
flüssigen Rhyolith nach oben und herausdrücken, wodurch
es zu kleineren Eruptionen kommt.

3


Die erhitzten Kristalle schmelzen rasch, möglicherweise
binnen Jahrzehnten, und bilden eine explosive Masse, die in
einer gigantischen Eruption an die Oberfläche schießt.

3


Die Blasen sammeln sich an der Spitze des Reservoirs
und drängen noch mehr Rhyolith in die Gesteinsporen.
Gelangt die Schmelze dicht unter die Oberfläche,
dehnen sich die Blasen durch den Druckabfall rasch
aus. Heftige Eruptionen, unter Umständen in supervul-
kanischen Größenordnungen, können die Folge sein.

kühles
Magma-
reservoir

Manteldiapir

eindringendes Magma

nach oben
quellender
Rhyolith

kühles
Magma-
reservoir

50 %
Gesteins-
schmelze

subduzierte
Ozeanplatte

geschmolzenes
Magma

Brei (95 % kristallin,
5 % flüssiger Rhyolith)

Hitze (rot) und aufsteigende
Blasen (blau)

vorwiegend glutflüssiges Magma
vorwiegend kristallines Gestein
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