Spektrum der Wissenschaft - 08.2019

(Ron) #1

Spektrum der Wissenschaft 8.19 53



Als 1982 die neu gewählte Reagan-Administration
umfangreiche Kürzungen bei der US-Weltraumfor-
schung beschloss, erschütterte das die gesamte
Abteilung für Planetologie am Massachusetts Institute of
Technology. Eines der Opfer war die seinerzeit geplante
NASA-Mission Venus Orbital Imaging Radar. Doch schnell
kratzten die Wissenschaftler bereits vorhandene Teile
zusammen, die von anderen Missionen übrig geblieben
waren, und schmiedeten damit Pläne für eine preiswerte-
re Raumsonde, die nur noch 680 Millionen US-Dollar
kosten sollte.
Der so konzipierte Magellan-Orbiter startete 1989 zur
Venus, 1990 war er am Ziel. In den darauf folgenden fünf
Jahren lieferten die Instrumente planetenumspannende
Radarbilder, Daten der Schwerkraft und eine topografi-
sche Karte der Venus. Magellan war die jüngste in einer
langen Reihe sowjetischer und US-amerikanischer Missi-
onen zu unserem Nachbarplaneten. Doch nachdem die
Sonde 1994 planmäßig auf die Oberfläche der Venus
gestürzt war, endete mit ihr auch das Interesse der NASA
an weiteren Flügen zu dem erdgroßen Himmelskörper.
Seither haben Planer gut zwei Dutzend Vorschläge für
neue Missionen eingereicht, doch keiner wurde geneh-
migt. Die von Magellan gesammelten Daten liefern bis
heute das beste Kartenmaterial.

Auf Basis von Radarscans der Raumsonde Magellan
lassen sich am Computer dreidimensionale
Ansichten der Venusoberfläche erstellen (hier das
Grabensystem der Region Dali Chasma).

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AUF EINEN BLICK
UNGLEICHER ZWILLING

1


Zur Zeit ihrer Entstehung herrschten auf Venus und
Erde vergleichbare Bedingungen. Doch während
Letztere Ozeane und eine lebensfreundliche Atmosphä-
re entwickelte, wurde Erstere äußerst unwirtlich.

2


Unser Nachbarplanet weist noch immer Vulkanismus
auf, es gibt Hinweise auf eine beginnende Platten-
tektonik. Die Oberfläche steckt allerdings unter einer
dichten Atmosphäre und ist schwer zu erforschen.

3


Die Antworten auf die Frage, warum sich die Venus
so anders entwickelt hat, könnten auch Informationen
über die vielen Felsplaneten um ferne Sterne liefern.

NASA / JPL (PHOTOJOURNAL.JPL.NASA.GOV/CATALOG/PIA00268)

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